Frage: Speiseplan

Hallo, wie fast jede Mutter, stelle ich mir die Frage, ob ich meinem Kind die richtigen Dinge zu essen gebe und in ausreichender Menge. Meine Tochter ist jetzt 17 Monate alt. Deshalb mal hier unser Speiseplan: beim aufwachen ( 5- 6 Uhr ) 200ml Pre Milch, gegen 8- 9 Uhr eine halbe Scheibe Graubrot/ Körnerbrot mit Leberwurst oder Frischkäse. Alternativ ein Gläschen ( 190g ) Frucht- Jogurt/ Quark. Zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr ißt Sie ein Menü ( 1- 3 Jahre ) von 250g, ißt Sie es nicht auf, bekommt Sie den Rest nach dem Mittagsschlaf gegen 14 Uhr/ 15 Uhr. Anschließend frisches Obst je nach hunger. Ab und zu auch ein Obst- Getreide Gläschen, davon ißt Sie meist die Hälfte ( 125g ). Gegen 17 Uhr bekommt Sie entweder noch mal eine halbe Scheibe Brot oder ißt bei Mama und Papa vom Mittagessen mit. Nur das was Sie mag. Leider ißt Sie mein selbst gekochtes Essen fast gar nicht, aber ich probiere alles aus. Manchmal bekommt Sie gegen 18 Uhr ein Griesbrei ca. 190g, wenn Sie um 17 Uhr nicht so viel gegessen hatte. Vorm zu Bett gehen meist zwischen 18:30 Uhr und 19:30 Uhr trinkt Sie ein Fläschchen Pre Milch von 120ml. Das Fläschchen Abends gehört zu unserem Abendritual. Zu jeder Mahlzeit und zwischendurch trinkt Sie stilles Wasser, ca. 500-700ml am Tag. Natürlich gibt es auch unterwegs mal ein Brötchen auf die Hand, ein Quetschbeutel, frisches Obst oder einen Getreideriegel, das zähl ich aber nicht dazu. Gebe ich zu viel Milchfläschchen? Ich weiss nicht, ab wann ich mit der Pre Milch aufhören soll. Wie kriege ich meine Tochter dazu, mein gekochtes Essen anzunehmen? Was kann ich verbessern? Vielen Dank für Ihre Ratschläge! LG

von JessicaEmily am 11.05.2018, 19:42



Antwort auf: Speiseplan

Hallo JessicaEmily was mir an eurem Plan auffällt ist, dass euer Essplan noch sehr viele Breie, Milchfläschchen, breiartige Speisen, Gläschen und wenig "echte" Speisen enthält. Gewöhne deine Tochter an gewöhnliche Lebensmittel und schleiche Milchfläschchen und Breie immer weiter aus eurem Plan aus. Gesunde und altersgerecht entwickelte Kindern brauchen in diesem Alter keinen Babybrei/milch mehr. Deine Tochter sollte Essen jetzt in großer Vielfalt kennen lernen. Sie sollte ihr Essen selbständig essen, kauen, erleben und mit allen Sinnen erfahren. Das schult auch den Geschmackssinn und das Kauen fördert die Mundmotorik. Der erzieherische Auftrag liegt darum zunächst vor allem darin, dass dein Kind am Esstisch immer wieder und wieder Vielfalt und Geschmack erleben kann. Esst darum möglichst häufgi gemeinsam, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete erkennbar, sich wiederholende Essanreize. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen essen (oder sogar wieder ausspuckt) wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel. Das Ziel ist es, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Durch Beobachten und das Sehen der angebotenen Speisen, durch die anderen mit Appetit essenden Esser bei Tisch, durch den Duft, der Speisen, die Atmosphäre bei Tisch, schaffst du Neugier und ein Gefühl, das zum Mitessen anregt. Das beste Mittel um Kinder, auch Kleinkinder im Alter deines Kindes, an neue Lebensmittel zu gewöhnen, ist es, wenn du deinem Kind die verschiedenen Speisen und Nahrungsbasics immer wieder anbietest. Dein Kind muss die Speisen bzw die neuen Lebensmittel immer wieder zunächst einfach sehen. Man nennt dies "mere exposure effect". Je öfter man etwas sieht, desto bekannter wird es. Je bekannter etwas wird, desto eher wird es akzeptiert und probiert, angefasst. Beim Essen ist der optische Eindruck - das immer wieder sehen und wieder erkennen - darum sehr wichtig. Danach kann dein Kind das Essen erforschen. Deine Tochter kann es mit den Händen greifen und befühlen, bewerten. Die Bewertungskriterien sind bspw auch die Temperatur, die Textur und erst anschließend kann deine Kleine über den Geschmack urteilen. Das Urteil fällt direkt und unmittelbar, Entweder das Gemüse/das Gericht ist für sie angenehm im Mund oder nicht angenehm im Mund. Letzteres führt dazu, dass es ausgespuckt wird. Angenehm ist eine Gemüsesorte dann, wenn sie sich im Mund zunächst gut anfühlt und in das Akzeptanzmuster passt. Das Akzeptanzmuster bei Kindern ist bspw: süßes wird meist akzeptiert. Bitteres wird i.d.R. abgelehnt. Um Beispiele zu nennen: viele Gemüsesorten haben einen leicht bitteren Beigeschmack., auch wenn du das selbst gar nicht (mehr) schmecken kannst. Es liegt nun an dir, Wege und Rezepte zu finden, wie du neuen Speisen in den Plan deiner Tochter einfügen kannst, wie du sie schmackhaft und angenehm präsentieren kannst. Das wiederholte Anbieten schafft Akzeptanz. Auch das Beobachten der Mitesser bei Tisch ist bestens. Je häufiger ihr Eltern (u.a. Personen) die typischen Familiengerichte genussvoll im Beisein eurer Tochter esst, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie mit essen wird. Lass dein Kind darum immer und immer wieder bei euch probieren und sei mit kleinen Probiermengen zufrieden. Es ist der Anfang. Erwiesenermaßen sind zwischen 8 -15 Probierlöffel über mehrere Tage, Wochen, Monate(durch wiederholtes Anbieten) wichtig, damit etwas Neues wirklich gut akzeptiert wird. Biete ihr die ihr bekannten Gerichte und gib Neues dazu. Erweitere den Speiseplan peu à peu. Durch Widerholungen und mit vielen Momenten, in denen deine Tochter Neues probiert. Das kann auch mal abseits vom Esstisch sein. Wenn Essen in einer anderen Situation, in einem anderen Umfeld angeboten wird, steigt die Lust aufs Probieren. Und nur durchs Probieren, durch Gustieren kann deine Tochter neue Geschmackserfahrungen machen. Nur durch Geschmackserfahrungen kann sie Lebensmittel hinsichtlich ihrer nutritiven Aspekte bewerten. Das macht der Körper ganz automatisch. Und dies ist die Basis für Appetit, der mit hilft, den Körper gut zu ernähren. Und darum ist das Kennenlernen von Nahrungsvielfalt wichtig. Es hilft dem Körper zur Selbstregulierung. Die Speisen sollten möglichst naturbelassen* (selbstgekocht) sein, damit der Körper sich darauf eichen kann. Hast du schon beobachten können, wann die Bereitschaft Neues zu probieren bei deiner Tochter besonders groß ist? Nutze es aus. Manche Kinder lernen mit festen Ritualen. Wenn sie bspw einen Probierlöffel haben, mit denen immer Neues probiert wird, dann wird das Probieren ganz normal. Manche Kinder essen einfach, wenn es auf ihrem Teller liegt. Manche Kinder probieren lieber, wenn es direkt auf Papas Löffel liegt. Manche Kinder akzpetieren bestimmte Formen lieber als andere. Manche Kinder essen nur an "ihrem" Essplatz, mit "ihrem" Teller. Reserviere oder kaufe für deine Tochter ein hübsches Essgeschirr. Es ersetzt ihre momentan Fixierung auf die gewohnten Gefäße wie Breiglas, Menüschale, Fläschchen oder Quetschbeutel und nehmt euch ausreichend Zeit zum Essen. Grüße Birgit Neumann * https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=37719&suche1=asap&seite=1

von Birgit Neumann am 14.05.2018