Nährstoffversorgung Baby vegetarische Ernährung

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Nährstoffversorgung Baby vegetarische Ernährung

Hallo Frau Neumann, Meine Tochter ist 9,5 Monate alt und mag kein Fleisch und keinen Fisch. Schon am Anfang der Beikost nicht, dann eine Zeit lang schon, aber eher schlecht als recht, jetzt seit ca. 6 Wochen gar nicht mehr. Sie bekommt Gläschen, am Anfang habe ich selbst gekocht, das wollte sie aber nicht. Bei Hühnchen oder Bolognese schaffe ein paar Löffelchen, bis sie es merkt, beim Rind, Kalb oder gar beim Fisch bleibt der Mund einfach zu. Auch pur- nicht im Brei- verweigert sie das alles. Außerdem hat sie sich vor ca. 6 Woche. Selbst abgestillt und mag aber keine Milchnahrung ( pre, 1er, 2er, verschiedene Marken, Flasche, Becher, gelöffelt, als Milchbrei mit und ihne Obst, alles, schon probiert, sie will es einfach nicht). Ich habe die "ungeliebten" Lebensmittel wirklich täglich mehrere Wochen lang angeboten, was nur dazu führte, dass sie beim Essen geweint und schon beim Anblick des Hochstuhls rumgezickt hat. Sie weint sonst nie. Sie wollte dann auch keine Sachen, die sie normalerweise mag, von mir annehmen, jemand anderer musste füttern. Wenn ich einige Tage nur das gebe, was sie mag, ist alles super und wir haben gute Laune beim Essen- bis zu meinem nächsten "Fehltritt". Sie isst gern jedes Obst (frisch und Gläschen), Brot, Breze, Vollkornsemmeln, fast alle Gemüsebrei, Vollmilch-Getreide-Brei (Halbmilch nicht so gern), Obst-Getreide-Brei. Sie bekommt in der früh Milch-Getreidebrei, dann Obst-Zwischenmahlzeit, dann ein Vegetarisches Gläschen, etwas Butterbrot und Obst zu Mittag, nachmittags Obst-Getreidebrei und abends wieder Villmilch-Getreidebrei. Beim Getreide nehme ich immer verschiedene Sorten, sie mag alle (Instant-Flocken) und ich ergänze alle Brei durch Rapsöl oder Butter. Dazu Wasser oder Tee. Aufgrund ihrer Vorlieben mache ich mir Sorgen um ihre Nährstoffversorgung (Eisen, Calcium, Jod, Omega-3-Fettsäuren, zu viel Kuhmilch etc.). Ich werde natürlich Fleisch und Fisch auch weiterhin anbieten, weiß aber nicht ob ich uns das so oft antun möchte. Was würden sie mir zum Speiseplan raten, um alle wichtigen Nährstoffe zu sichern? Soll ich etwas weglassen oder etwas verstärkt geben? Ich freu mich auf Ihre gerne auch ausführliche Antwort und bedanke mich schon jetzt vielmals!

von Okt.baby am 20.07.2016, 15:09



Antwort auf: Nährstoffversorgung Baby vegetarische Ernährung

Hallo Okt.baby im Prinzip ist die Beikost deiner Tochter in Ordnung. Das Fehlen von Fleisch und Fisch ist okay. Du hast es versucht und auch nach wiederholten Versuchen kann sich deine Kleine nicht dafür begeistern. Stattdessen gibt es eine Getreidevielfalt ausserdem eine bunte Gemüsemischung. Fingerfood und Familienkost und deine Kleine hat durchaus Spaß an der Beikost. Du könntest ggf auch weisses Mandelmus in den Plan integrieren. Es eignet sich gut als Brotbelag. Auch Avocado ist wunderbar. Kennst du gepoppten Amaranth? Du könntest ihn in die Breie einrühren. Ich empfehle dir vor allem vermehrt Haferflocken zu verwenden oder 4-bzw 7-Kornmischungen (Instantflocken). Mische jeweils 2 Gemüsesorten mit Kartoffeln und verwende spezielles Beikostöl (es ist extra reich an Omega-Fettsäuren) sowie Orangensaft als Saftzusatz im Brei. Das hierin enthaltene Vit C unterstützt die Eisenresorption optimal. Isst du denn selbst Fleisch/Fischgerichte? Hast du diese während der Schwangerschaft und Stillzeit gegessen? Wenn ja, dann wird deine Kleine irgendwann von alleine anfangen davon zu essen, wenn du es im Rahmen der Familienkost bereit stellst. Lass sie ihr Essen noch häufiger selbständig und alleine essen. Die Akzeptanz neuer Nahrungsmittel steigert sich, wenn die Kleinsten die Gelegenheit haben, Essen mit allen Sinnen und in ihrem Tempo kennen zu lernen. Gemeinsame Mahlzeiten sind dazu genau richtig. Sie haben den Zweck, Kindern zwanglos unsere Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren. Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. schmecken und erleben, desto besser. Kinder sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, am besten ohne Zwang wohl aber durch eigene Neugier und das in ihrem eigenem Tempo. Sie sollten dabei die ihnen bekannten Speisen (bspw Brot, Nudeln) bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen. Kinder müssen Geschmackseindrücke sammeln, bewerten, neue Konsistenzen akzeptieren. Und das braucht Zeit und gute Vorbilder am Esstisch. Morgens wäre statt eines Breies jetzt eine Brotmahlzeit ideal Dazu Trinkmilch. Und dabei komme ich zum nächsten Punkt: Was mir in der Beurteilung eures Planes allerdings nämlich schwer fällt, ist die Einschätzung bezüglich der Milch. Du schreibst, dass dein Baby außer Kuhmilch in einem Morgenbrei und einem Brei am Abend keine andere Milch mehr zu sich nehmen möchte. Ich bitte dich darum dazu, dass du dich hierzu noch mal von Frau Plath oder Frau Höfel, ggf Biggi Welter oder Herrn Dr. Busse bzw deiner Nachsorgehebamme oder eurem KiA beraten lässt. Ich wünsch dir was Grüße B.Neumann P.S. Eigenschaften der verschiedenen Getreidesorten: Weizen, Dinkel : sehr nahrhaft, Reis: hält weniger lange satt Hirse: sollte man besten mit Milch ergänzt werden, um optimal zu sättigen. Hafer: fett und proteinreich, hohe Nährstoffdichte Es gibt auch 4-Korn- bzw 7-Kornflocken als Instantflocken. Das ist jeweils eine Mischung aus mehreren Getreidesorten, wobei sich die Inhaltsstoffe ideal ergänzen.

von Birgit Neumann am 21.07.2016