Frage: Mein Kind (14 Mo) will nur Muttermilch

Liebe Frau Neumann, mit meinen großen Kindern haben Sie mir schon sehr weitergeholfen, deshalb wende ich mich jetzt wieder an Sie. Meine kleinste Tochter ist jetzt 14 Mo alt und die Beikosteinführung (ab 6. Mo) lief völlig anders als bei den Großen. Sie mochte das Essen von Anfang an nicht besonders gerne, hat immer mal gelutscht und ausgespuckt oder damit gespielt, aber noch nie große Mengen gegessen. Brei sowieso nicht, wenn dann weiche Stückchen, aber auch hier nie zuverlässig, ein bisschen besser wurde es, als sie Gesalzenes essen durfte. Was sie einen Tag mal isst, rührt sie danach nicht mehr an, dann geht es einen Tag mal besser, danach isst sie wieder tagelang gar nichts usw.. Was sie manchmal isst, ist Gulasch, Frikadellen, Kartoffeln, Brokkoli, Streukäse. Allerdings haben wir immer noch keine Stillmahlzeit wirklich ersetzt und sie trinkt alle 90 min an der Brust, wobei ich vor den Mahlzeiten versuche die Abstände zu strecken und ihr nur dann etwas gebe, wenn sie auch Hunger hat. Lange können wir nicht mehr so weitermachen und deshalb wende ich mich an Sie mit der Frage, ob Sie Rezepte oder Tipps für Kinder parat haben, die nicht mit großer Lust essen? Vielen Dank und beste Grüße, s.marti

von s.marti am 01.02.2019, 11:07



Antwort auf: Mein Kind (14 Mo) will nur Muttermilch

Hallo s.marti vielen Dank für deine Anfrage. Jedes Kind ist anders und isst anders oder besser gesagt: jedes Kind entwickelt seine eigene Biographie in punkto essen lernen. Dein jüngstes Kind genießt das Gestilltwerden. Deine Tochter bevorzugt diese Methode um sich nachhaltig satt und zufrieden zu trinken. Sie genießt möglicherweise die gemeinsame und ruhige Zeit mit dir. Sie präferiert die sichere Methode, um nachhaltig satt und zufrieden zu werden. Ich möchte nur eben noch eine Frage voranstellen: der KiA sieht keine Probleme und dein Kind gedeiht und entwickelt sich gut? Was das Stillmanagement betrifft, könntest du dich ggf einmal an Biggi Welter im betreuten Stillforum hier bei rub wenden. Sie kann dich sicher beruhigen und dir Mut machen, ggf Lösungswege vorschlagen um künftig ggf seltener stillen zu müssen. Wobei "müssen" mit 14 Monaten rein physiologisch gesehen natürlich nicht zwingend notwendig wäre. Der erste Schritt in Richtung Umstellung wäre demnach: du bestimmst wie es weiter geht. Wenn du klare Strukturen und feste Uhrzeiten möchtest - dann tu es. Du als Mutter kannst den Rahmen vorgeben. Binde deine jüngste Tochter ruhig viel stärker in das tägliche Familienessritual mit ein und gib ihr viele Möglichkeiten um am gemeinsamen Esstisch einfach mitzumachen. Mitmachen heißt in dem Fall: decke den Tisch, gib deiner Tochter Teller und Löffel, ggf Kindergabel, gib ihr Essen auf den Teller und warte ab was sie damit anstellt. Solange du noch viel und häufig stillst und der Hunger zu den Mahlzeiten fehlt, wird sie nicht viel oder nichts mit essen können. Aber sie sieht die Nahrung und riecht und wird neugierig. Sie kann die Speisen mit den Händen, den Fingern betasten und so, auf diese Weise erste Bekanntschaft mit ihnen machen. Wenn dann irgendwann der Hunger kommt (bspw weil sie nicht mehr oder viel weniger gestillt wird, dadurch weniger Kalorien erhält), dann kennt sie die angebotenen Speisen bereits und wird eher einfach mit essen. Hier sind nun noch ein paar ganz allgemeine Fakten: Alle Kinder dieser Welt haben eine Präferenz für Speisen mit den folgenden Merkmalen: süß, fettig, weich, mild gewürzt, bunt, kohlenhydratreich, klare Formen, u.a Merkmale Für Kinder haben Speisen mit den genannten Kriterien ein sog. gutes sensorisches Level Beispiele: Toastbrot = weich, tendentiell süßlich. Quetschie = süß, klare Form. Nudeln = weich, kohlenhydratreich. Alle typischen Kindergerichte stimmen mit diesen (und anderen) Eigenschaften überein.* Kurz gesagt: Kinder präferieren diese Speisen. An diese Speisen sind sie sozusagen genetisch angepasst. Muttermilch passt ganz genau. Auch angepasst bzw durch die Mutter via Schwangerschaft und Stillzeit geprägt sind Kinder an den Geschmack von Speisen, die die Mutter in dieser Zeit sehr häufig konsumiert hat. Auf diese Weise werden Kinder in Geschmacksfragen meist auch kulturell vorgeprägt. Die Wahrscheinlichkeit, dass deine Tochter diese Speisen mag sind sehr hoch. Gib ihr darum eure gewohnte und bevorzugte Familienkost. Damit Kinder nicht in ihrer Geschmacksentwicklung stecken bleiben (nur Mumi oder Säglingsmilch trinken wollen oder nur saugen möchten) müssen und dürfen sie gefordert werden - und zwar im Einklang mit ihren persönlichen Fähigkeiten, unter Berücksichtigung ihrer individuellen Reife: physiologisch, psychologisch und motorisch. Babys/Kinder sollten die Möglichkeit erhalten (= Angebot) ihren individuellen Bedürfnissen entsprechende Kost zu essen. Ganz allgemein so: Bis zum 5.Lm gilt für alle Babys: Mumi oder Säuglingsmilch - saugen ab dem 5. Lm können Babys auch Beikost erhalten, und zwar Brei. als Mutter/Vater sollte man das Baby beobachten, die Beikostreifezeichen erkennen. Beikost kann, muss aber nicht (wenn das Baby noch nicht soweit ist) gegeben werden. Sollte wiederum gegeben werden, wenn das Baby soweit ist und deutliche Zeichen sendet. ab dem 7. Lm können Babys auch babygerechtes Fingerfood erhalten - bspw BLW statt oder ergänzend zu Brei - den individuellen Fähigkeiten (aufrechtes Sitzen, gezieltes Greifen etc) und Forderungen (Neugier) entsprechend. Fingerfood kann (wenn Baby Spaß daran hat und damit gut zurecht kommt) gegeben werden, muss aber nicht. ab dem 8. Lm kann der Brei stückiger werden (häufig sind Zähnchen am Durchbrechen oder bereits vorhanden, Babys wollen beißen, machen Kaubewegungen). Der Brei kann stückiger, gröber werden, muss aber nicht, wenn es das Baby seltsam findet. ab dem 10. Lm können Babys auch Familienkost (= leicht gewürzt, komplexer, leicht salzhaltig,...) bekommen. Sie sind physiologisch reifer (tolerieren kleinen Mengen Salz etc). Sie fordern regelrecht einfach mitzuessen was Mama/Papa isst. ab dem 1. Lj können Kleinkinder ihren Bedürfnissen entsprechend (Zähne, etc) angepasste (keine harten Stücke etc) Familienkost mit essen. Sie essen generell weniger, das Saugbedürfnis lässt nach. Kinder fordern mehr Eigenständigkeit. Das entscheidende Wörtchen heißt in dieser Auflistung jeweils: "kann". Die meisten Babys in diesen Altersstufen können so essen wie es in den Empfehlungen notiert wurde. Aber eben nicht alle. Manche sind regelrechte Spätzünder und manche sind schon eher so weit. Die allgemeinen Empfehlungen geben eine Orientierung. Das Konformgehen mit den Empfehlungen kann den optimalen Verlauf der Entwicklung bestätigen. Abweichungen von den Empfehlungen können aber auch verunsichernd wirken. Und ganz wichtig: die Empfehlungen können und sollen Eltern auch ermutigen. Ermutigen dazu ihrem Baby mehr zuzutrauen. Starke Abweichungen von den Empfehlungen dagagen sollten am besten mit dem KiA besprochen werden. Sie können normal sein, können aber auch wichtige Hinweise zum Gesundheitszustand etc geben. Wo siehst du deine Tochter? * Kinder müssen nun stetig dazu lernen und müssen lernen auch neue, d.h. ihnen noch unbekannte Speisen kennen - und mögen zu lernen. Sie sollten lernen auch andere Aromen und Konsistenzen zu akzeptieren. Sie sollten kontinuierlich lernen neue Lebensmittel mit verschiedenen sensorischen Eigenschaften und anderen Eigenschaften als die oben genannten (die mit dem guten, perfekten sensorischen Level) zu akzeptieren. Dies lernen sie in dem sie eine neue Speise immer wieder in kleinen Probiermengen kosten und sich an den neuen Geschmack und die neuen und unbekannten Eigenschaften (fest, knackig, gummiartig, bröselig, schleimig, kantig, bizzelig etc) der Speise gewöhnen. Sie müssen durch wiederholtes Probieren lernen auch neue und ihnen noch unbekannte Speisen/Lebensmittel zu mögen. Das ist ein fortlaufender Prozess und dauert Jahre. Und der Geschmack ist zunächst auch nur ein Kriterium zur Bewertung einer Speise. Erst wenn das Lebensmittel im Körper verdaut ist und den Körper nährt, kann das Kind (unbewusst) über Gefallen oder Nichtgefallen entscheiden. Wenn der Körper Gutes mit der verzehrten Speise erfährt, wächst der Appetit darauf, die Lust auf Wiederholung. Erst dann ist der Probierprozess der über Gefallen oder Nichtegefallen entscheiden abgeschlossen. Trotz allem ist die wichtigste Vorraussetzung dafür: deine Tochter muss ausreichend hungrig sein und die entsprechende Reife haben. Solange ihr noch viel stillt, kann deine Tochter keine großen Mengen und auch nicht regelmäßig mit großem Appetit mitessen. Es wäre ggf denkbar, dass deine Tochter gerade einen großen Wachstumsschub durchmacht und momentan häufiger Mumi fordert. Du bist die Mama und kannst am besten entscheiden, wie ihr jetzt weiter vorwärts geht. Mumi nährt deine Tochter auf jeden Fall. Frage ggf Biggi Welter nach ihrer Einschätzung. Stillmahlzeiten musst du nicht ersetzen. Stillen darfst du immer zusätzlich. Finde ggf Rituale oder feste Zeiten. Aber gewöhne deine Tochter auf jeden Fall an eure Tischkulitur, an eure Esssitten und gib ihr immer wieder Gelegenheiten um Essen und Geschmack kennen zu lernen. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 02.02.2019



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