Frage: Kind 1 Jahr isst immer noch fast nur Brei

Guten Tag, ich habe zwei verschiedene Anliegen. Meine Tochter ist 12,5 Monate alt und wird derzeit morgens und abends noch gestillt. Dies möchte ich aber in absehbarer Zeit langsam verringern. 1. Sie isst am liebsten immer noch Brei und einfach nichts von unserem normalen Essen. Egal was, Nudeln, gekochte Kartoffel, gekochtes stückiges Gemüse, Brot oder Toast klein geschnitten ... Sie nimmt es in den Mund, manchmal wird noch bissl gekaut und dann wieder ausgespuckt. An Obst isst sie nur Banane und Birne. Apfel geht neuerdings auch nicht mehr, Melone mag sie auch nicht ... Gurke ebenfalls nicht. Wie lange kann das denn dauern bis sie sich an stückiges Essen gewöhnt? Kann ich ihr irgendwie noch helfen? 2. Ich möchte bald die morgendliche Brust abstillen, sie ist eh nicht mehr lange dran und ich glaube es kommt auch nicht mehr viel raus. Was kann ich der kleinen Maus denn zum Frühstück machen? Wie oben beschrieben isst sie derzeit noch kein brot oder so ... Was sie isst ist Kinderknäckebrot von 'Freche Freunde' und ab und zu auch normales Roggenknäcke ... Aber das bekommt sie halt auch schon vormittags/nachmittags als Zwischensnack, ebenso das o.g. Obst ... Ab und zu bekommt sie auch Grießbrei mit Obstpüree zwischendurch. Aber mehr klappt halt nicht. Ich kann ihr doch nicht 3x am Tag nur Obst und knäcke geben oder? Und ich möchte eigentlich, dass sie morgens etwas selbstständig isst damit wir zusammen frühstücken können. Vielen lieben Dank für Ihre Rückmeldung. Mit freundlichen Grüßen, Saskia Brümmer

von Saskia B. am 18.11.2018, 10:58



Antwort auf: Kind 1 Jahr isst immer noch fast nur Brei

Hallo Sakia B. deine Tochter braucht noch ein bisschen mehr Zeit für die Umgewöhnung. Versuche Stückchen für Stückchen deine Tochter an mehr Vielfalt zu gewöhnen. Das ist dir bereits mit kleinen Mengen auch schon gut gelungen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Kleinsten das in den Mund gesteckte Essen wieder ausspucken. Das ist zwar nicht schön anzusehen aber nicht vermeidbar. Auf diese Weise gewöhnen sich Baby/Kinder an neue Speisen. Dein Kind muss sich im Besonderen an ein neues Mundgefühl gewöhnen. Das braucht manchmal etwas Zeit. Während Babys beim Breiessen eher passiv essen, d.h. das im Mund platzierte Essen einfach nur schlucken müssen, erfordert das selbständige Essen viel mehr Erfahrung. Gib deinem Kind darum jetzt genügend Gelegenheiten, damit sie diese Erfahrungen und bewerten und sammeln kann. Lass deine Tochter weiterhin, wie bisher, viele verschiedene und selbständige Esserfahrungen machen. Lass sie das Essen entdecken - und zwar mit allen Sinnen. Lass sie eure Familienmahlzeiten in authentischer Weise miterleben. Denn Kinder lernen essen durch Gewöhnung, durch eigene Erfahrungen mit den Speisen, durch Spiel, durch Beobachtung und Nachahmung der anderen Mitesser. Regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch sind eine gute Voraussetzung dafür, dass eure Tochter bald mit Spaß und Freude mit isst. Überlege dir, welche Speisen eure typischen Familienspeisen sind, welche ihr auch in Zukunft regelmäßig essen wollt. Daran kannst du sie langsam, in kleinen Schritten, durch wiederholtes anbieten gewöhnen. Achte auf erlebnisreiche Mahlzeiten bei Tisch, die deinem Kind das Mitessen ermöglichen. Lass sie ein Teil eurer Essgemeinschaft werden, in dem du ihr die Möglichkeit gibst einfach mit zu essen. Das geschieht zunächst durch das Beobachten der bei Tisch/auf dem Teller zur Verfügung stehenden Speisen und durch die anderen Personen ringsum, welche ebenfalls etwas essen. Lasst eure Tochter immer und immer wieder an euren Speisen riechen, lasst sie diese befühlen, lasst sie schmecken. Kinder müssen sich an Vielesim wahrsten Sinn des Wortes - langsam herantasten. Es geht jetzt um Genuß und Gewöhnung, Entdecken, Geschmack, Neugier, Kauen üben und vieles mehr. Koche leckeres Essen und gestaltet die Mahlzeiten erlebnisreich. Biete stückige Kost und breiige Speisen an. Lass deine Kleine selbständig essen und nimm dabei in Kauf, dass sie manche Speise zerpflücken und runterwerfen und manche Speise in den Mund nimmt um sie alsbald wieder auszuspucken. Das sind vollkommen normale Entwicklungsprozesse. Essen lernen erfordert viel Einfühlungsvermögen seitens euch Eltern. Vom Kind wiederum wird "Anpassung" verlangt. Und das klappt nonverbal besonders gut. Dein Kind muss sehen, wie andere Personen ringsum essen, damit sie imitieren und ebenso beherzt zugreifen kann. Sie lernt auf diese spielerische Art neue Konsistenzen kennen - und wird sie langfristig akzeptieren lernen. Der Mund ist die Eintrittspforte für das Essen. Im Mund wird das Essen weiterhin auf Eignung geprüft. Mit den Geschmacksknospen und dem Tastsinn im Mundraum - was gefällt wird auch geschluckt. Alle Kinder mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw ein Grießbrei ist darum eine ideale Kost für Essanfänger. Damit dein Kind aber auch lernt andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack zu mögen, muss sie andere Speisen in den Mund nehmen und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Aber: beim nächsten Mal gefällt die Speise häufig schon viel besser akzeptiert - es sind mitunter sogar bis zu 10 dieser Kontakte nötig, um Kinder an Neues zu gewöhnen. Kleine Mengen neuer und/oder stückiger Kost sind für den Anfang darum schon einmal wirklich prima. Wenn sie das Essen selbständig in den Mund nimmt, wird sie die Speisen lernen zu kauen und dann zu schlucken. Biete die Stückchen bereits vorzerkleinert an. Evtl in kleineren Stückchen wie bisher. Probiere es aus. Wen du abstillen möchtest brauchst du eine Ersatzmilch. Ca 300 ml Kuhmilch wären am Tag stattdessen empfehlenswert. Als Obst kannst du weiterhin die Banane und Birne geben und lass sie gemeinsam mit dir neue Obstsorten entdecken. Was isst du besonders gerne? Reibe Apfel ganz fein und fütttere sie ggf damit, presse einen Mandarinensaft und lass sie trinken. Schneide die Mandarine in Scheiben und schneide die Schale mit einem scharfen Messer ringsum großzügig weg. Übrig bleibt eine runde, saftige Mandarinenscheibe. Drück ihr die Scheibe in die Hand und warte ab, was sie damit anstellt. Magst du Mango? Halbiere kernlose Trauben, drücke Heidelbeeren platt, Kiwistücke. Schneide bei einerm normalen Hausbrot die Rinde weg, bestreiche die Scheibe dünn mi Butter und schneide aus der Scheibe ca 1 cm goße Würfel. Lass sie die Würfel mit den Fingern picken. Koche Grißeschnitten - Fingerfood par excellence . KochenSalzkartoffeln, stampfe sie mit Butter zu Brei. Aus dem Brei kannst du kleine Bällchen formen - prima Fingerfood. Gib ihr Goudastückchen, Avocado. Backe Babymuffins - zuckerreduziert. Lass sie bei dir mitessen, lass sie gewöhnliche Speisen essen und biete ihr als Anreiz viel Geschmack. Das wird schon. Finde jeweils Kompormisse aus stückiger Kost, die deine Tochter selbständig essen, kauen und schlucken kann. Biete ihr im Anschluß an die Fingerfoodmahlzeit etwas Brei und ersetze Mumi durch Kuhmilch, zur gegebenen Zeit. Also dann viel Spaß am Familientisch Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 19.11.2018