Hallo Frau Neumann,
meine Tochter ist 11 Monate alt und ich möchte sie jetzt gerne langsam aber sicher an das Famielessen gewöhnen. Bisher war ich immer sehr vorsichtig und habe meiner kleinen noch nicht sehr viel von unserer Kost mit angeboten. Irgendwie fehlte mir immer ein bisschen der Mut und ich hatte Angst das ihr etwas nicht ganz bekommt. Wie kann ich jetzt am besten starten um sie und ihre Verdauung nicht zu überfordern? Seid einigen Wochen bekommt meine kleine jeweils abwechselnd zum Frühstück oder zum Abendbrot eine halbe Scheibe Brot, natürlich in mundgerechten Stücke geschnitten, mit Butter. Heute habe ich ihr zum ersten Mal auch ein Stück Brot mit Frischkäse angeboten. Das scheint ihr auch geschmeckt zu haben. Ich würde mich über Tipps von Ihnen freuen, wie ich meine Tochter bis zu ihrem ersten Geburtstag weiter in die Familienkost einführen kann. Und hätten Sie vielleicht auch einen Tipp was ich zum Geburtstag (14.07.) für alle man zu essen kochen und backen könnte, von dem meine Tochter schon mitessen kann? Ich bedanke mich jetzt schon recht herzlich für Ihre Bemühungen und wünsche ein schönes Wochenende!
LG Audrey81
von
Audrey81
am 21.06.2013, 12:12
Antwort auf:
Gewöhnen an das Familienessen
Hallo Audrey81
wenn deine Kleine bisher keine all zu großen Probleme mit der Beikost hatte und das meiste auch hier schon gut vertragen hat, wird sie kleine Mengen Familienkost bestimmt auch gut tolerieren können.
Das Einführen der Familienkost ist ein Prozess, der ruhig langsam vonstatten gehen kann. Es ist nicht Ziel der Familienkost, bereits im 1. Lj die ganze Palette an Speisen statt der üblichen Breie zu geben. Familienkost darf dauern. Und sie sollte immer ans individuelle Tempo deines Babys angepasst sein. Butterbrot morgens und abends ist eine verlässliche Basis, die auch sättigt. Dazu die obligatorische Portion Milch. Mittags gibt es weiterhin Brei. Es ist möglich, die Breizutaten als Stückchen zu geben, wenn Brei nicht mehr gegessen werden will. Obstmus oder wenn gewünscht Obststückchen als Snack reichen aus, dazu ggf auch Reiswaffeln, Hirsekringel etc zum Knabbern.
Wichtig ist, dass dein Kind eine eigene Neugier mit sich bringt, die sie dazu anregt, auf eigene Faust alles probieren zu wollen. Und lass sie auch selbst essen.
Familienkost ist Erlebnis! Lass dein Kind ruhig auch mal "nur" riechen, lass sie kosten, matschen, picken, , kauen, lecken, abbeissen, bei dir mitessen, u.v.m.
Den Übergang von der Babykost zur Familienkost kannst du ganz gemächlich gestalten. Bekannte Speisen geben deinem Kind die nötige Sicherheit beim Essen. Die Neugier eures Kindes veranlasst zum Probieren.
Um das Angebot mit selbst gekochtem Essen zu erweitern, kannst du Basics kochen: Kartoffeln kochen und als Fingerfood neben dem gewohnten Brei anbieten. Gemüsestückchen oder Gemüsesticks garen, in Öl oder Butter schwenken. Fleischklößchen herstellen.
Obst kannst du ruhig auch mal roh, geraspelt, gemust, zerdrückt anbieten
Dabei sind ganz elementar: ein eigener Teller/schüssel und Besteck.
Den GOB kannst du durch Obst ersetzen. Einfach mal Apfel roh fein reiben. Jetzt im Sommer hast du eine super Auswahl an Obstsorten, die du roh geben könntest. Lass sie einfach mal probieren und schaue, was ihr schmeckt.
Ab dem 10. Lm ist das Kennenlernen und erste Annäherungen an die Familienkost schon besonders wertvoll, weil Babys diesen Alters noch neugierig sind. Diese Neugier weicht mit fortschreitendem Alter einer Skepsis. Deshalb ist es wichtig, dass die Kleinen jetzt schon viel Gelegenheiten bekommen neue Geschmacksrichtungen, Aromen etc kennenzulernen. Dafür reichen kleine Mengen. Dein Kind darf mitessen - aber es muss keine üppigen Portionen von dem neuem und unbekannten Gericht essen, Dein Kind kann diese Esserfahrungen zunächst noch als spielerischen Anreiz nehmen, um Essen mit allen Sinnen zu erfahren und sich vorerst noch an den üblichen Breien (oder Stückchen) satt essen. So kann dein Kind die unterschiedlichen Geschmäcker und Konsistenzen unterschiedlicher Nahrungsmittel kennen lernen.
Schon mit etwa 10Lm ist die Zeit des schnellen Wachstums allmählich vorbei und die Zunahme stagniert. Das äußert sich häufig jetzt schon in verringertem Appetit, wie auch viele Eltern berichten.
Die Stagnation im Längenwachstum, merkt man alsbald auch an den Kleidergrößen, weil die inzwischen über längere Zeiträume passen. Und weil ein Kind nicht mehr so schnell wächst und dadurch weniger Kalorien benötigt, ist auch der Appetit evtl vermindert und evtl Nahrungsdefizite machen sich auch nicht so schnell bemerkbar. Hunger kommt vor allem dann, wenn sich die Kleinen ausgiebig bewegen.
Kuhmilch als Bestandteil eines Gerichtes wie Kartoffelbrei (abgekocht) ist okay. Kiri und Frischkäse eignen sich als Brotbelag.
Mit 10 Lm nun, kannst du dein Kind langsam an Neues heranführen. Wenn du nicht aus medizinischer Sicht auf etwas komplett verzichten musst, kannst du kleine Probiermengen von fast Allem geben.
Eine gute Überleitung von Babybrei zum normalen Essen kannst du erreichen, indem du solche Sachen kochst, die dir schmecken und einigermaßen kleinkindgerecht sind.
Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Es basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kind bei euch Großen sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte sie dem nacheifern.
Hast du einen Kartoffelstampfer?
Die Anschaffung lohnt sich. Damit kannst du prima Kartoffelbrei machen. Oder auch eine Mischung aus Kartoffel mit Karotte (Butter). Das wird orange und dem Gericht kannst du einen kreativen Namen geben, der zu euch passt. Manche nennen das Pumucklkartoffeln, heutzutage wären "die Sendung mit der Maus -Kartoffeln" alias MAUS-Kartoffeln als Name evtl passend...Statt Möhren auch mal Hokkaidokürbis mit Kartoffeln mischen.
MIt dem Stampfer kannst du bspw auch Apfelmus unkompliziert ohne Püriergerät herstellen. Bleibt zwar stückiger, ist dennoch weniger Aufwand.
Kartoffel schälen, waschen, klein schneiden, in Wasser (plus Salz) weich kochen, dauert etwa 15-20 min, je nach Größe. Wasser abschütten, etwas Butter in den Topf, Kartoffeln leicht mit Milch bedecken, warm werden lassen, mit dem Stampfer zu Brei zerdrücken. Würzen. Fertig!
Kennst du Couscous?
Es ist eine Art Weizengrieß, der üblicherweise über Wasserdampf gegart wird. Es gibt neben der herkömmlichen Variante eine Art Instantcouscous. Letzterer wird sehr schnell gar. Nebenbei ein bisschen Gemüse dünsten oder vorbereitetes Gemüse aus TK entnehmen. Fix gezauberte Beilage :-)
Möhrengulasch
für 4 P
500g Möhren
250g Zwiebeln
500g Rindergulasch
30g Butter
1 EL mildes Paprikapulver
1Prise Pfeffer
1 TL Salz
1/2l Wasser
100g saure Sahne
Möhren grob raspeln, Zwiebel würfeln, Fleischwürfel in ca 2 cm grosse Stücke schneiden.
Butter im Topf erhitzen, Gemüse zugeben und unter ständigem Wenden anbraten. Paprikapulver zugeben. Fleischwürfel salzen und pfeffern und unter Rühren anbraten.
Deckel aufgeben. Bei mittlerer Hitze so lange schmoren lassen is der Fleischsaft verkocht ist. Alles beginnt nun anzusetzen. So karamelisiert das Gulasch und ekommt das Aroma. Das Wasser angießenund ca 45 min weiterschmoren lassen. Zum Schluss die saure Sahne zugeben und abschmecken.
Rezept aus dem mindestens 13 Jahre alten Kochbuch "Was Kinder gerne essen" von Dagmar von Cramm Verlag GU, s.o. :-)
Erbsensosse/suppe
TK-Erbsen in leicht gesalzenem Wasser kochen. Nach dem Kochen pürieren und anschliessend noch mal durch ein Haarsieb streichen. Mit Sahne nochmals aufkochen, abschmecken (Zucker, ganz wenig Salz) - Toll! Erstens knallgrün, zweitens lecker, und in kleinen Mengen auch gut verdaulich. Die blähenden Häutchen sind entfernt.
Kohlrabiosse:
Kohlrabi kleinschneiden und in reichlich Wasser kochen. Die Kohlrabi abschütten und die Flüssigkeit auffangen. In einem Topf Butter zerlassen und Mehl einrühren. Eine klassische helle Mehlschwitze eben. Dann die Flüssigkeit zugeben. Und schliesslich den Kohlrabi(und nach Geschmack) auch die roh grünen kleingehackten Blätter zugeben.
Noch schneller gehts wenn du in die Flüssigkeit schlichtweg etwas Butter und Sahne gibst und dann hellen Sossenbinder einrührst.
So eine Gemüsesud-Sosse kannst du auch mit Arrow root andicken.
Bei den Fertigsossenbindern handelt es sich normalerweise um speziell gekörnte Stärke, die ohne zu verklumpen in die kochende Flüssigkeit gerührt werden kann.
Pfeilwurzelmehl (arrow root) ist ein sehr gutes Bindemittel für Suppen, Saucen oder Pudding, da es keinen unangenehmen Beigeschmack hat und die Saucen viskös und undurchsichtig/weisslich werden lässt. Es handelt sich dabei um ein pulverfeines, rein pflanzliches Stärkemehl. Gewonnen wird es aus Wurzeln und Knollen tropischer Pflanzen. Gibt es im Naturkostladen oder Reformhaus. Es wird kalt angerührt und dann in die vorhandene, kochende Gemüsebrühe eingerührt, kurz geköchelt, bis es dickflüssig ist.
Gemüse kannst du darin soßig, fettarm und trotzdem schmackhaft sowie gut schluckbar servieren.
Bei Blumenkohl geht das genau so. Blumenkohl dünsten, Garflüssigkeit abbinden, mit frischem Zitronensaft, Gemüsebrühe, Salz, Zucker würzen. Sahne zugeben. Fertig. Evtl Curry zu.
Paprika-Möhrensosse zu Nudeln oder Couscous
gewürfelte und geschälte Paprika (mit dem Schälmesser einfach schälen) zusammen mit kleingeschnittenen Möhren garen und anschliessend pürieren, nach Bedarf Sahne zum Abschmecken zugeben.
Evtl Mozzarellakäse dazugeben.
Die Sosse lässt sich auch einfrieren.
Und jetzt noch zu deiner Frage wegen dem Geburtstagskuchen:
Damit der Text im Posting hier nun nicht zu viel wird, verweise ich dich hier hin:
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=35091&suche1=schaumzucker&seite=1
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=37394&suche1=schaumzucker&seite=1
Wenn du nicht recht fündig wirst, aber schließlich konkrete Ideen im Hinblick auf Zutaten, Form, Art etc äußern kannst, dann melde dich wieder. Ich habe dann bestimmt noch ein paar Ideen :-)
Viele Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 22.06.2013