Frage: Gesundes Essen

Hallo Frau Neumann, Die ganze Zeit hat mein Sohn ( 13 Monate ) sehr gut gegessen, außer das er ab und an mal ne Phase hatte in der er weniger gegessen hatte, hat er aber immer von allem gegessen, sprich Obst, Gemüse, Haferbrei, Grießbrei. Ich war total glücklich das er von allem gegessen hatte und wusste das er so auch seine Vitamine hat. Jetzt geht es aber schon seit Wochen so das er gar kein Obst mehr mag und auch keinen Brei mehr, auch kein Haferbrei den er sehr gerne gegessen hatte. Ich biete es ihm zwar immer wieder abwechselnd an aber er verweigert es ohne probiert zu haben. Ich versuche auch ruhig zu bleiben und esse vor ihm auch immer Obst das er es bei mir auch sieht. Hab sogar auch wieder zur Flaschen Nahrung gegriffen obwohl wir die schon fast ganz weg hatten. Er wird auch seit einigen Wochen wieder um 5 Uhr wach, da hatte ich ihm zuerst nur was zum trinken angeboten aber mein Mann meinte dann ich sollte doch mal die Milch wieder versuchen. Er nimmt aber beides ob Milch oder Tee. Aus Angst er ist mir zu wenig oder nicht gesund genug. Sein essensplan sieht im Moment so aus: Morgens um 5 Uhr die 250 ml Kindermilch Dann schläft er nochmal bis 8 oder 9 Uhr Dann gibts Frühstück Brot mit Avocado oder Butter und Wurst ( Käse mag er nicht ) dazu gibts noch Kuhmilch. Davon isst er schon sehr wenig. Zwischendurch wenn er Hunger hat gibt ne reiswaffel da er die sehr gerne isst. 11:30 Uhr gibts dann Mittag immer mit Gemüse und das isst er auch immer alles schön auf also auch ne gute Portion. Dann macht er Mittagsschlaf bis 14 oder 15 Uhr Danach gibts butterkekse oder von Hipp diese fruchtriegel, reiswaffel oder nen Joghurt oder fruchtbaren. Dann gibt es um 19 Uhr Abendbrot Brot wieder wie am Morgen mit Kuhmilch . Da isst er Auch nicht viel Zu trinken bekommt er Tee oder Wasser mit ausgebrester Zitrone, orange oder auch mal Kiwi das ich ihm so wenigstens etwas von den Vitaminen geben kann. Langsam weis ich aber echt nicht mehr weiter.

Mitglied inaktiv - 17.07.2018, 17:57



Antwort auf: Gesundes Essen

Hallo Luca dein Sohn hat einen großen Entwicklungsschritt hinter sich. Er ist jetzt ein Kleinkind. Seit seinem letzten Wachstumsschub in dem er an Größe und Gewicht zugelegt hat, stagniert das Längenwachstum und auch das Gewicht. Säuglinge,Babys wachsen in den ersten Lebensmonaten sehr schnell wachsen, d.h. sie wachsen in die Länge (= Größe) und sie nehmen viel Gewicht zu (auch "Fettreserven" werden angelegt). All das erfordert die Aufnahme von großen Kalorienmengen (durch Milch), was sich in "Hunger" äußert. Sie brauchen und trinken, saugen viel "Milch". Jetzt ist diese schnelle Wachstumsphase bei deinem Sohn nun abgeschlossen, auch das Saugbedürfnis lässt i.d.R. nach und das Gebiss will benutzt werden. Auch die (fein)motorischen Fähigkeiten sind i.d.R. nun soweit ausgebildet, dass das Kauen und Schlucken fester Partikel i.d.R. sehr gut funktioniert. Es reichen jetzt kleinere Nahrungsmengen, um trotzdem optimal versorgt zu sein. Stelle zu euren üblichen Mahlzeiten immer seinen eigenen Teller und seinen Becher ganz selbstverständlich hin, wenn ihr bei Tisch sitzt. Es geht jetzt auch um Gewöhnung, Entdecken, Geschmack, Neugier, Kauen üben und vieles mehr. Seid eurem Kind selbst ein gutes Vorbild und esst zusammen abwechslungsreich,lecker und gesund. Gestalte eure Mahlzeiten erlebnisreich. Serviere vermehrt Nahrungsbasics wie bspw gekochte Kartoffeln, leicht gewürzte, in Butter geschwenkte Gemüsestücke, ungewürzte Frikadelle etc. Obst, u.v.m. Lass dein Kind Begeisterung bei Tisch entwickeln. Gib gegarte Gemüsestückchen, wie Möhren, die mit ihrem satten orange auf dem Teller leuchten. Denn essen ist mehr als nur Sattwerden. Vor allem im Alter deines Kindes wird noch kaum zwischen Spiel, Erlebnis und Mahlzeit unterschieden. Alles gehört irgendwie zusammen. Manchmal reicht es, wenn dein Sohn deinen mit der Speise benetzten Finger ablutscht. Oder wenn du ihn direkt von deinem Teller etwas klauen lässt. Und manchmal reicht es auch, wenn er sieht, was und mit wie viel Genuss du (und Papa) etwas isst. Ein komischer und ungewohnter Geschmack kann für dein Kind manchmal sehr schrecklich sein. Auch ein seltsames und ungewohntes Mundgefühl kann ein Baby/Kleinkind zum Protestieren bringen. Manchmal wurde diese neue Speise dann einfach zum falschen Zeitpunkt angeboten. Probiere es also ruhig ein anderes Mal wieder, bevor du denkst, dass dein Kind etwas nicht mag. Es können mitunter bis zu 10 solcher Probiermomente nötig sein, bis euer Kind doch noch einen anfangs unbekannten Geschmackseindruck oder ein seltsames Mundgefühl akzeptiert. Probiere es bspw mit gedämpften Brokkoliröschen, die du mit ordentlich flüssiger Butter übergießen könntest, etwas Salz und Zucker drüber, ggf einen Hauch Muskatabrieb. Diese Brokkoliröschen schmecken lecker und können von deinem Kleinen auf eigene Faust entdeckt und erschmeckt, sowie langsam und vorsichtig im Mund erfühlt werden. Das macht Spaß und meistens Lust auf Mehr. Biete eine große Vielfalt an Speisen und esst immer zusammen, weil du (und Papa und andere Esser bei Tisch) das beste Vorbild bist. Familienkost solltest du so zubereiten, dass dein Kind gefahrenfrei mitessen kann. Beim Fleisch ist es hilfreich bspw Hack anzubieten oder das Fleisch so kleinzuschneiden, dass sie es gut schlucken kann. Gut und weich ist bspw Gulaschfleisch, Hühnchenschenkel oder Pute, Bratenfleisch oder Würstchen. Hackfleisch kann man auf vielerlei Arten zubereiten. Neben der klassischen Frikadelle gibt es noch weitere Möglichkeiten wie bspw in Sossen (Bolognese, Lasagne, Moussaka, Börek) oder als Füllungen. Eure übliche Familienkost kannst du vorübergehend einfach weniger salzen und vor allem gesund und reichhaltig gestalten. Dein Baby kann damit erste lustige Erfahrungen sammeln und neue Lebensmittel kennen-und lieben lernen. Sie kann sich mit kleinen Probiermengen einfach und langsam an die neue Aromen und Konsistenzen gewöhnen ohne überfordert zu werden. Gib ihr außerdem klassische Breizutaten - einfach gekocht und pur - in die Hand: Kartoffeln, Gemüsestücke u.v.m. Im 2. Lj jetzt ist fast alles erlaubt. Auch Joghurt, Sahne Frischkäse u.v.m. . Damit dein Sohn bei Tisch mitessen kann, muss er allerdings neugierig und hungrig sein. Hunger ist eine wichtige Vorraussetzung. 250 ml Kindermilch im Bett sind morgens schon ein richtiger Sattmacher. Kannst du die Kindermilch in anderer Weise in euren Tagesablauf einbauen?* Allgemeine Tipps: Zelebriert eure Mahlzeiten gemeinsam am Esstisch sitzend. Biete Farben, Formen, Muster, Düfte, Aromen, Geschmacks, Spaß! Essen lernen ist ein stetiger Prozess, der wie das Laufen lernen und das Sprechen ganz viel Übung bedarf. Die motorischen Fähigkeiten müssen verfeinert werden und auch das Essen fördert das Zusammenspiel der Muskeln und trainiert die Kraft - auch in der Kaumuskulatur. Es geht neben dem Nährwert der festen Nahrung auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln - wie fühlt es sich an, wie schmeckt/reicht es, wie hört es sich an und wie seiht es aus. Bei Tisch braucht dein Sohn einen guten Sitz im Hochstuhl, damit er nicht vorschnell beim Sitzen ermüdet, worunter sonst die Esslust leidet. Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. *300 ml Kindermilch/Kuhmilch gelten als Richtwert zur Mengenzufuhr. Und auch Butterkekse oder Fruchtriegel sind eher hochkalorische Produkte. Sie sind klein und haben kaum Volumen, wodurch schnell der Eindruck entstehen kann, dass die Mahlzeit eher klein ausgefallen sei. Versuche es nachmittags doch mit einem bunten, hübschen Obstteller zum selbständigen Entdecken neuer Obstsorten. Schneide Wassermelone in kleine Stückchen. Das rot der Wassermelone wird dein Kind entzücken und er wird essen. Serviere ruhig eine Woche lang nachmittags Melonenstückchen und eine andere Obstsorte. Was magst du besonders gerne? Kiwi? Oder presse ihm einen Saft aus frischen Orangen und lass ihn trinken. Lass ihn parallel dazu auch an einem Schnitz Orange lecken. Zeige ihm Banane oder streiche selbst zubereitetes Obstmus (Apfelmus, zerdrückte Banane) als Brotbelag auf Brot. Ich denke (aufgrund deiner Schilderung) nicht, dass dein Sohn zu wenig isst. Versuche ihn an nur noch mehr als bisher an neue Essgenüsse heranzuführen, so dass er viele neue Speisen kennen lernen kann. Je mehr er kennt, desto besser kann er wählen und essen. Versuche auch möglichst viele Nahrungsbasics anzubieten: besser häufiger frisches Obst statt Fruchtriegel oder Quetschies. etc...

von Birgit Neumann am 19.07.2018