Hallo,
mein Sohn, 9 Monate alt, hat im Moment folgenden "Speiseplan":
- morgens ca. 150 ml 2erMilch, danach Vollkorntoast oder Brot
- mittags Gemüsebrei (mit Fleisch)
- nachmittags noch Reisflocken mit Birne, evtl. Apfelschnitz mit Zwieback
- abends Brot mit Biobutter und vor dem Schlafengehen 180 ml 2er Milch
dazu trinkt er tagsüber abgekochtes Leitungswasser.
Er hat einen großen Bruder und ist dadurch sehr neugierig auf alle Arten von Essen und langsam habe ich das Gefühl, er will deutlich festere Nahrung und keine Breie mehr.
Nun meine Frage: darf er schon alles essen? Mit was muss ich noch vorsichtig sein? Er hat nämlich erst zwei Zähnchen...
Bei uns gibt es sehr viel mit hochwertigem Getreide und Bio-Obst und Gemüse, von daher bin ich glaub ich schon auf dem richtigen Weg.
Darf mein Sohn z.B. auch schon Roggenbrötchen und Dinkelnudeln essen?
Kann ich von HA-Nahrung dann auf die normale 2er-Nahrung umstellen?
DANKE
von
Irina81
am 24.02.2012, 13:54
Antwort auf:
Familienkost für Baby mit 9 Monaten
Hallo Irina81
dein Kind scheint sich prächtig zu entwickeln, was du an seiner Forderung nach fester Nahrung deutlich merkst. Dein Baby ist auf dem besten Weg zum Kleinkind und eifert seinem großen Bruder nach. Damit hast du eine gute Vorraussetzung für das Erlernen neuer Essgewohnheiten.
Ihr seid schon dabei auf dem besten Weg, euren Sohn an die übliche Familienkost heranzuführen.
Neue Esssitten und Rituale lösen in diesem Alter, alte Gewohnheiten ab.
Die Familienkost kann Einzug halten.
Achte auf einen strukturierten Tagesablauf, in die rhythmisch die Essenszeiten eingebunden werden. Finde einen sanften Übergang zu Tisch, den du mit einem Ritual (Tischgebet, Händewaschen, Kuscheln) einleitest.
Brot ist für den Anfang besonders gut geeignet. Auch mit mangelnder Bezahnung. Die Kauleisten übernehmen die Funktion der Zähne und reichen aus. Stückige Kost ist nur dann noch problematisch, wenn sich dein Kind zu häufig daran verschluckt. Statt der üblichen geschmacklosen Brei kannst du trotzdem mit Familienkost weitermachen und diese entsprechend aufbereiten.
Zerdrücken, pürieren, mischen...
Gib einfaches Mischbrot. Oder ein selbstgebackenes Brot, ein Kartoffelbrot etcetc sind für den Anfang gut geeignet. Als Belag reicht vorerst Butter oder Margarine. Das Brot kannst du in mundgerechte Häppchen (vorerst noch Rinde wegschneiden) schneiden. Das erleichtert das Essen und erfordert kaum Kauaufwand, der aber trotzdem erwünscht ist. Die Kaumuskeln sollten trainiert werden und ebenso die Feinmotorik.
Wichtiges Kriterium der Familienkost ist es, dass ein Kind nun als vollwertiges Familienmitglied behandelt wird. Es bekommt einen eigenen Teller und eigenes Besteck.
Auch bei den anderen Mahlzeiten kannst du selbst gekochte Gerichte und einzelne Zutaten servieren. Das Essen darf gewürzt sein.
Familienkost kann Einzug halten, denn der Reifeprozess ist vorangeschritten und die Babys sehr neugierig. Sie wollen selber essen, wollen am Familienleben teilhaben, wollen ihr Essen erkunden und freuen sich über neue Geschmackserlebnisse. Auch als Eltern freut man sich über neue Essgewohnheiten, dass die Babys selbständiger werden und man nicht mehr so aufpassen muss. Erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten.
Auch wenn dein Kind noch erst über wenig Zähne verfügt, kannst du die Familienkost weiter einführen. In diesem Alter sind die Kleinen noch neugierig und wollen probieren. Das ist gut und wichtig. Ein wenig kannst du auf die mangelnde Bezahnung Rücksicht nehmen, und statt roher Möhren bspw einen frischen Kartoffelbrei kochen und separat bspw noch frisch gekochtes Möhrenmus, oder zerdrückte Möhren auftun.
Familienkost ist Erlebnis! Lass dein Kind riechen, kosten, matschen, picken, kosten, kauen, lecken, abbeissen, bei dir mitessen, u.v.m.
Lass dein Kind aktiv am Essen teilhaben. Gib einen Teller oder eine Schüssel, in die du Basics füllst. Die Dinge kann dein Kind auch erst mal nur zunächst spielerisch erkunden, was auch, oder eben bevorzugt in diesem Alter, mit dem Mund geschieht.
Du kannst das Essen auch grob mit einer Gabel zerdrücken oder durch die Kartoffelpresse drücken. Auch so wird die Nahrug gut essbar ohne zu viel Kauaufwand zu fordern. Zum Kennenlernen neuer Geschmackseindrücke ist eine einzige Nudel oder Erbse , die du notfalls zusätzlich zum Brei gibst, schonmal ausreichend und führt ganz zaghaft an die Familienkost heran. Auch andere Speisen können statt Brei gegeben werden. Banane und andere Obstsorten bspw gerieben, zerdrückt, in Stückchen. Probier es aus. Und übt auch das Trinken aus anderen Gefäßen. Zusätzlich könntest du abgekochte Kuhmilch aus einem Becher, einer kleinen Tasse, o.ä. geben. Einfach zur Gewöhnung.
Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind die Bereitschaft zeigt, überhaupt zu probieren. Auch wenn es nur bspw eine einzige Erbse wäre. Beim nächsten Mal wären es dann zwei und so weiter.
Biete vermehrt gewöhnliche Lebensmittel und Speisen an, damit sich dein Kind daran gewöhnen kann. Macht die gemeinsamen Mahlzeiten zum Erlebnis. Farbenvielfalt, verschiedene Gerüche, die sich schon beim Kochen in der Wohnung verteilen, Kostproben direkt am Herd. All das macht Lust und Neugier auf Essen.
Gib mal kleine Nudeln und einen Hauch Tomatensosse darüber.
Beim Mittagessen gibt es einfache Speisen vom Tisch. Das können Nudeln oder gekochte Kartoffeln sein, auch Gemüsestückchen und Fleisch. Besonders gut ist Fingerfood, weil das Selberessen hier einhergeht und dadurch das Essen spielerisch erlebt wird, was die Akzpetanz erhöht, Essmengen steigern kann und zusätzlich die Feinmotorik schult.
Schön ist es, wenn ihr gemeinsam esst und dein Baby jetzt bereits schon seinen eigenen Teller und Besteck bekommt.
Ab dem 10. Lm ist die Familienkost, besonders wertvoll, weil das Baby noch neugierig ist. Diese Neugier weicht mit fortschreitendem Alter eher einer Skpesis. Deshalb ist es wichtig, dass die Kleinen jetzt schon viel Gelegenheiten bekommen neue Geschmacksrichtungen, Aromen etc kennenzulernen. Es muss keine üppigen Portionen von Neuem essen, sondern dies einfach als "Spielerei" annehmen und sich an den üblichen Breien satt essen. So kann dein Kind die unterschiedlichen Geschmäcker und Konsistenzen unterschiedlicher Nahrungsmittel kennen lernen.
Biete deinem Jüngsten Brei an, den er essen kann. Biete zusätzlich die gewöhnliche Familienkost, die du ihm hübsch auf einem Teller arrangierst. Wenn er gesehen hat, dass es das gleiche ist, wie alle essen, kannst es in seinem Beisein so zerdücken und zerschneiden, wie es für ihn eine akzeptable Konsistenz ergibt, die er gut essen und schlucken kann.
Also dann
Viele Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 26.02.2012