Frage: Essen ab 1 Jahr

Liebes tolles Team Vielen Dank, dass sie immer so toll aushelfen. Dieses Forum hat mir schon so viel gebracht, es ist großartig, dass er sich diese Mühe machen. Mein Sohn wird demnächst ein Jahr alt. Er ist mittlerweile alles, was wir auch essen. Ich achte bis lang darauf, dass ich ihm seine Portionen immer extra koche, weil ich sie wieder zu stark würzen noch überhaupt Salzen möchte. Was ändert sich nun für uns ab einem Jahr? 1. darf ich ihm eigentlich ab jetzt Leitungswasser anbieten? Natürlich nur solches, bei dem der Nitratgehalt stimmig ist. 2. darf er nun Honig essen? 3. darf ich sein Essen nun etwas salzen? Funktionieren seine Niere nun vollumfänglich? 4. darf ich ihm statt seiner Fläschchen mit Ha Pre nun einfach Milch anbieten? Dürfte dies auch laktosefreie Milch sein? Wir haben im Haushalt eine Laktoseunverträglichkeit und deshalb selten normale Milch da. 5. kann ich ihm nun Leberwurst und normale Wurstwaren anbieten? Auch Wienerle? Oder meine eigentliche Frage mal sehr allgemein formuliert: ab wann können unsere kleinen eigentlich genauso essen, wie wir das können? Also alles? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe.

von Sophia Emilia am 06.10.2017, 11:02



Antwort auf: Essen ab 1 Jahr

Hallo Sophia Emilia dein Kind kann jetzt am Tag ca 300 ml Kuhmilch/Milchprodukte bekommen. Da Kuhmilch mehr Protein und mehr Calcium enthält, wird zu einer geringeren Menge geraten, als Babys üblicherweise gewohnt sind Säuglingsmilch zu trinken. Damit die Kleinen nicht zu viel Kuhmilch konsumieren, wird empfohlen von der Flasche auf ein anderes Trinkgefäß umzusteigen oder die Kuhmilch mit Wasser zu verdünnen. Damit die Umstellung eher sanft vonstatten gehen kann, darfst du das Fläschchen mit Pre-Milch einmal am Tag (abends oder nachts) auch vorerst noch beibehalten. Ob Pre-Milch oder Kuhmilch mit Beginn des 2- Lj besser sei - darüber lässt sich diskutieren. Eine Mischform ist für den Anfang ganz passabel. Den allmählichen Übergang zur Kuhmilch sowie auf ein neues Trinkgefäß, darfst du auf jeden Fall anstreben. Beginne bspw morgens mit einem Frühstück, bestehend aus Brotstückchen und einer Portion lauwarmer Kuhmilch in einer kleinen Tasse oder oder einem Trinklernbecher. Das Brot (bestehend aus Getreide) ersetzt das Getreide aus dem gewohnten GOB. Als Trinkmilch empfehle ich dir für deinen Kleinen eher eine gewöhnliche Kuhmilch mit Laktose. Laktose wird im Körper durch das körpereigene Enzym Laktase gespalten. Die daraus entstehenden Zuckerarten Galaktose und Glukose können vom Körper sehr gut verwertet werden. Bei Kindern ist dieses Enzym i.d.R. (noch) ausreichend gut vorhanden. Wenn der kindliche Körper über einen längeren Zeitraum keine Laktose zur Verdauung mehr erhält, kann die Fähigkeit zur Laktoseverdauung (durch verminderte Enzymbildung) längerfristig abnehmen. In Verbindung mit der üblichen Familienkost, also wenn Kuhmilch in Gerichte eingearbeitet wird, kannst du die laktosefreie Variante wählen. Joghurt ersetzt Trinkmilch 1:1. Auch ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), oder ca.30-40g Frischkäse ersetzen 100 ml Trinkmilch im Hinblick auf den Calcium- und Proteingehalt. Im 2. Lj sind jetzt auch Honig und verschiedene andere Brotbeläge wie bspw auch mal Lebenswurst und Co* in Ordnung. Leitungswasser selbstverständlich auf jeden Fall! Auch Salz ist in moderaten Mengen okay. Die Kost sollte im 2. Lj weiterhin möglichst sparsam gesalzen werden, sollte aber nicht komplett salzfrei sein. Bis ca zum 3. Geburtstag bedarf es bei der Speisenauswahl für Kleinkinder noch ein bisschen Rücksichtnahme. Das betrifft die Speisenauswahl als auch die Zubereitungsform. Aufgrund des nicht vollständigen Gebisses, darf die Kost/manche Speisen noch mehr oder weniger zerkleinert angeboten werden, damit die Speisen gefahrenfrei gegessen werden können. Hier musst du dein Kind beobachten, wie gut es mit den Angeboten umgehen kann. Beim Zerkleinern darfst du Hilfestellung geben. Hilfreich kann es für den Anfang sein, wenn du Kombinationen aus breiigen Speisen mit festen Speisen/Stückchen gibst. Wenn dein Kind zu viel Kauaufwand benötigt, kann es sonst passieren, dass die Mahlzeit vorzeitig beendet würde. Hier ist noch eine kleine Auflistung: * Nur bspw gepökelte Wurstwaren, bzw Schinken, Salami, Rohwurst oder Rohmilchkäse sind noch nicht optimal geeignet. Ebenso kritisch in der Babykost sind: Kernchen bei Himbeeren können im Mundraum stören und irritieren, beim Verschlucken ggf Probleme machen. Es ist empfehlenswert, evtl Kernchen vor Verzehr zu entfernen (Marmelade, Eis, Joghurt besser ohne). Es sollte aber kein Problem sein, wenn deine Tochter ein paar Himbeeren pur isst - da kommt es einfach darauf an, wie sie individuell das empfindet. Leinsamen/Chiasamen ist wegen des enormen Quellvermögens noch nicht gut. Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A., sowie Toxoplasmose, Salmonellen) ist es ähnlich wie bei Schwangeren - Kinder sind kleiner und dadurch schneller anfällig, und ihr Immunsystem ist noch nicht gut ausgereift. Nicht jeder Rohmilchkäse hat Listerien - die Wahrscheinlich ist hierbei nur höher. Vorsicht auch bei Rohkost - diese immer super gut waschen, waschen, waschen! Wenn du Rohmilchkäse durcherhitzt, besteht keine Gefahr mehr und dein Kind kann mitessen. Bei Weichkäse wie Brie oder Camembert kannst du die Rinde wegschneiden, dann verringerst du das Risiko enorm Listerien wachsen nicht ins Käseinnere. Salami ist sehr würzig und eignet sich für die tägliche Ernährung noch nicht optimal. Probieren oder Minimengen auf Pizza bspw aber erlaubt! Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut. Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: (Baby-)Hirseflocken. Zwiebel, Knoblauch sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung :-) Chili meiden. Fertiggerichte sind häufig sehr würzig und deshalb nicht optimal. In reichlich Fett gebratene Speisen sind etwas schwerer verdaulich, weshalb sie für die Kleinsten vor allem abends weniger gut bekömmlich sind. Besonders Fleisch sollte deshalb schonend gebraten werden. Rohe Möhre (Kohlrabi) und roher Apfel sind noch zu hart und größere Stücke könnten abbrechen. Diese eher härteren Obst/Gemüsesorten eignen sich als Rohkost, wenn sie fein geraffelt angeboten werden. Die Paprikahaut ist schwer verdaulich, weshalb Paprika (rot =süß) meist gut akzeptiert wird, wenn sie geschält angeboten wird. Heidelbeeren kannst du ggf zerdrücken, bevor sie dein Kleine aufnimmt und sich in den Mund steckt. Die Gefahr der Aspiration ist bei Kleinkindern etwas höher und so ein kleines rundes Obststückchen könnte in die Luftröhre gelangen. Das sind alles Horrorszenarien - ich weiß - aber ich versuche einfach nur die vielfältigen Warnhinweise etwas zu erklären. Aus diesem Grund sind auch Nüsse nicht geeignet - nur gemahlen oder als Mus. Keinen rohen Fisch (kein Sushi). Mit evtl Schwermetallen belastete Fische (Tunfisch bspw) eher selten geben Keine rohen Eier. Kein Chili u. ähnliche scharfe Sachen. Etwas Vorsicht bei der Speisenauswahl ist durchaus angemessen, aber übertreiben musst du es nicht. Kleinkindgerechte Speisen sollten gut kau - und schluckbar sein. Wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann gib deinem Kind erst mal nur wenig davon und nicht täglich. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 09.10.2017