Hallo zusammen,
unsere Tochter ist 11 Monate alt und ihr Essenplan sieht folgender Maßen aus:
08:00 Uhr 230 ml Flasche Säuglingsnahrung
12:00 Uhr Mittagsbrei
15:30 Uhr Getreide Obst Brei
19:00 Abendbrei oder Brot mit Säuglingsnahrung
Nach dem Abendessen geht sie ins Bett und schläft durch.
Unsere Frage ist, ob wir den Abendbrei durch unser Essen ersetzen dürfen oder ob der der Abendbrei wichtig ist. Die Abendmahlzeit ist die einzige Mahlzeit am Tag die wir gemeinsam mit Papa einnehmen können.
Welche Gewürze (z.B. Zwiebeln) sind erlaubt bei der Zubereitung?
Unsere Maus ist was Essen angeht sehr interessiert und möchte auch immer etwas abhaben wenn Mama und Papa essen. Wir sind uns aber immer sehr unsicher was sie haben darf und was nicht.
Vielen Dank schon mal für die Antwort und liebe Grüße. :)
von
Hannah0217
am 12.01.2018, 12:24
Antwort auf:
Einführung Familientisch
Hallo Hannah0217
Beginnt morgens mit kleinen Brotstückchen und lasse dafür den GOB am Nachmittag weg. Zum Mittagsbrei gibst du gegarte Gemüse-Kartoffel-Stückchen plus Familienkost zum Entdecken, nachmittags weiche Obststückchen plus Hirsekringel, erste Muffins und Co und abends entweder wieder Brot wie morgens (plus Milch), ggf Brei als Fingerfood.
Auch abends kannst du das Essensangebot um eure Familienkost (kleinkindgerecht) erweitern.
Ab dem 10. Lm können Babies an ein normales Frühstück herangeführt werden. Zusätzlich zur üblichen Morgenmilch gibt es etwa eine halbe Scheibe Butterbrot, ohne Rinde, in kleine Stückchen geschnitten. Mischbrot oder ein sehr feinvermahlenes Vollkornbrot ohne grobe Körner ist geeignet.
Zu Anfang reicht schlicht Butter. Auch Frischkäse oder Mandelmus oder Avocado, etvtl pflanzliche Brotaufstriche kannst du aufgeben.
Wegen der Verschluckungsgefahr solltest du keine zu harten Lebensmittel geben. Der Übergang zur Familienkost ist ein schleichender Prozess. Während manche Babys schon sehr früh ganz selbstverständlich mitessen wollen, was Mama, Papa oder Geschwister essen, sind manche Babys hingegen sehr zögerlich und akzeptieren kaum Neues. Wie gut die Familienkost klappt, hängt von mehreren Faktoren ab. Bspw vom Gebiss (wie viele Zähne?), von den motorischen Fähigkeiten, von der allgemeinen Entwicklung, vom Angebot, u.v.m.
Familienkost löst die Breie nicht unmittelbar ab, sondern ergänzt die übliche und gewohnte Kost. Dein Kind sollte mit Freude und spielerischer Neugier, am besten durch eigenen Antrieb, Neues kennen lernen.
Babys und Kinder lernen essen durch Gewöhnung, wenn sie alt genug sind: durch eigene Erfahrungen mit den Speisen, durch Spiel, durch Beobachtung und Nachahmung anderer Mitesser.
Regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch sind eine gute Voraussetzung dafür, dass eure Tochter bald mit viel Spaß einfach mit isst. Überlege dir, welche Speisen (gesund und frisch :)) ihr als Familie in Zukunft essen wollt. Daran kannst du sie langsam, in kleinen Schritten, durch wiederholtes Anbieten, gewöhnen.
Mit diesem Potpourri an Möglichkeiten, wird euer Kind bald gerne mit essen wollen. Die Kost sollte stets so aufbereitet sein, dass sie ohne "Gefahr" gegessen kann.
Gemeinsame Mahlzeiten sind ab jetzt ein elementarer Bestandteil der Ernährungserziehung. Sie zeigen deinem Kind eure Esskultur und das hilft eurem Baby beim Essen lernen. Besonders gut und wichtig ist dabei, dass ihr sie das Fingerfood selbständig essen lasst. Dieser erste Kontakt mit der Nahrung schafft eine sanfte Annäherung und ist unbedingt gewünscht. Biete ihr dazu viele Anreize.
Richte mittags zum Brei, auf einem Teller, seinem Teller, ein paar weich gekochte Gemüse/Obst/Kartoffelhäppchen.
Biete viele Speisen zum Entdecken an, damit sie sich mit Neuem auseinandersetzen kann und sich über das Erfühlen mit den Händen und den Lippen, durch vorsichtiges Spüren mit der Zunge, an einen neuen Geschmack und an eine neue Konsistenz, gewöhnen kann.
Als grobe Orientierung für die künftigen Mahlzeiten kann folgende Aufstellung für dich hilfreich sein:
morgens: Brot und Milch
oder Kindermüsli
oder nur Milch
neu ist jetzt, dass der Start in den Tag mit einer Beilage zur Milch begonnen werden kann/sollte. Ideal ist dazu ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot oder Getreide als Müsli.
Es geht auch darum, dass du dein Kind langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst. Morgens ist die Bereitschaft zum Kauen noch hoch. Kauen ist wichtig für die Ausbildung einer kräftigen Kaumuskulatur.
ZMZ: Brot oder Obst
je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot.
Mittag:
ggf gewohnter Brei, dazu Mittagessen - entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie (alle Zutaten separat, breiig oder stückig, oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost
neu ist jetzt, dass neben dem üblichen Brei und bekanntem Fingerfood auch vermehrt Familienkost und vermehrt stückige Nahrung und das selbständige Essen, das Erlebnis ganz besonders im Vordergrund der Mahlzeit stehen.
Nachmittag/ZMZ:
Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, Waffeln etc
nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht und auch diese Mahlzeit sollte milchfrei sein.
Milch als Bestandteil von Kuchen und Co ist o.k.
Abends:
Brot und Milch oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), Nudeln und Milch etc
die Kombination aus Getreide mit Milch fördert den guten Nachtschlaf.
dazu Obst/Gemüse ggf Rohkost
nachts ggf Milch
tagsüber zwischendurch bzw nach den Mahlzeiten:
Getränk (Wasser/Tee) anbieten, Dauernuckeln vermeiden
Die Familienkostphase ergänzt die übliche Beikost. Es geht jetzt ganz besonders um Genuß und Gewöhnung, Entdecken, Geschmack, Neugier, Kauen üben und vieles mehr. Koche leckeres Essen und gestaltet die Mahlzeiten erlebnisreich, dann klappt das mit der Umstellung langfristig gut.
Vorsichtig solltet ihr sein bei:
Kernchen bei Himbeeren können im Mundraum stören und irritieren, beim Verschlucken ggf Probleme machen. Es ist empfehlenswert, solche Kernchen vor Verzehr zu entfernen (Marmelade, Eis, Joghurt besser ohne). Es sollte aber natürlich völlig okay - und auch lecker - , wenn ein Kind ein paar Himbeeren pur isst - da kommt es einfach darauf an, wie es individuell das empfindet.
Größere Mengen an Leinsamen sind wegen des enormen Quellvermögens ebenfalls nicht optimal. Auch von Chiasamen wird abgeraten. Probieren ist okay :)
Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr. sowie Toxoplasmose, Salmonellen gilt i.A. das gleiche wir für Schwangere. Denn Kinder sind kleiner und dadurch schneller anfällig, auch ist ihr Immunsystem noch nicht gut ausgereift.
Aber: nicht jeder Rohmilchkäse hat Listerien - die Wahrscheinlich ist hierbei nur höher. Vorsicht ist außerdem diesbezüglich immer auch bei Rohkost angeraten! Rohkost vor der Verarbeitung darum immer super gut waschen, waschen, waschen!
Und : wenn man Rohmilchkäse durcherhitzt, besteht keine Gefahr mehr und dein Kind kann mitessen.
Bei Weichkäse wie Brie oder Camembert kann man die Rinde wegschneiden, dann verringert man das Risiko enorm. Denn Listerien wachsen nicht ins Käseinnere.
Salami ist sehr würzig und eignet sich für die tägliche Ernährung noch nicht optimal. Schinken ist ebenfalls noch nicht optimal geeignet, Probiermengen okay.
Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Roher Fisch, sprich Sushi oder geräucherte Fischprodukte (bspw Lachs) gelten als kritischer, wegen evtl Keimbelastungen.
Mit evtl Schwermetallen belastete Fische (Tunfisch bspw) eher selten geben
Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: (Baby-)Hirseflocken.
Zwiebel, Knoblauch sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung :-) Muss man testen.
Chili meiden.
Fertiggerichte sind häufig sehr würzig und deshalb nicht optimal. In reichlich Fett gebratene Speisen sind etwas schwerer verdaulich, weshalb sie für die Kleinsten vor allem abends weniger gut bekömmlich sind. Besonders Fleisch sollte deshalb besser schonend gebraten werden.
Rohe Möhre(Kohlrabi) und roher Apfel sind noch zu hart und größere Stücke könnten abbrechen. Diese eher härteren Obst/Gemüsesorten eignen sich als Rohkost, wenn sie fein geraffelt angeboten werden.
Die Paprikahaut ist schwer verdaulich, weshalb Paprika (rot =süß) meist gut akzeptiert wird, wenn sie geschält angeboten wird.
Heidelbeeren (auch Erbsen) kann man ggf zerdrücken, bevor sie dein Kleiner aufnimmt und sich in den Mund steckt. Die Gefahr der Aspiration ist bei Kleinkindern etwas höher.. Das sind alles Horrorszenarien - ich weiß - aber ich versuche einfach nur die vielfältigen Warnhinweise etwas zu erklären. Aus diesem Grund sind auch ganze Nüsse (vor allem Erdnüsse nicht geeignet - nur ganz fein gemahlen okay. Und: als Nussmuse wunderbar geeignet!
Keine rohen Eier. Kein Chili, Pfefferminze und ähnliche scharfe Sachen.
Abgeraten wird auch von zu großen Mengen Quark (bei regelmäßiger Ernährung), weil er sehr eiweißhaltig ist und vergleichsweise mit anderen Kuhmilchprodukten eher wenig Calcium enthält.
Etwas Vorsicht bei der Speisenauswahl ist durchaus angemessen, aber übertreiben muss man es nicht. Kleinkindgerechte Speisen sollten gut kau - und schluckbar sein. Wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann gib deinem Kind erst mal nur wenig davon und nicht täglich.
Ca 400-500 ml Säuglingsmilch gelten als empfehlenswerte Menge.
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 13.01.2018