Liebe Frau Neumann,
erstmal herzlichen Dank für ihre tolle Arbeit hier in diesem Forum. Ich bin momentan etwas unsicher bei der Ernährung meines neun Monate alten Sohnes. Kurz zum Hintergrund. Mit sieben Monaten fing mein Sohn an, sich langsam fürs Essen zu interessieren. Brei fand er nie besonders toll und mehr als fünf, sechs Löffel hat nie gegessen und ich habe da auch nie Druck ausgeübt, denn er soll Spaß und Freude daran haben. Nebenbei bekam er immer etwas Fingerfood. Seit zwei Wochen lehnt er Brei komplett ab. Er isst jetzt bei allen Hauptmahlzeiten mit uns zusammen, bekommt z.B. kleine Brothäppchen (Dinkel und Roggen) dünn mit Butter oder Mandelmuss bestrichen, Obststücke, Gurke und mittags Gemüsesticks und Nudeln oder etwas Kartoffel. Er probiert alles sehr gerne und kaut auch sehr schön. Wirklich viel essen tut er allerdings noch nicht. Viel landet noch auf dem Boden. Wir stillen deswegen auch weiterhin sehr häufig (was ich aber gar nicht schlimm finde).
Meine Fragen sind nun, was kann ich ihm noch anbieten? Darf er schon Kuhmilchprodukte, etwas Käse oder Joghurt? Milchprodukte sollen ja eigentlich erst mit einem Jahr gegeben werden? Und wie sieht es mit Brot aus? Darf er das schon? Letztlich ist da ja schon überall Salz enthalten. Und wie ist es mit Ei und Fisch?
Vielleicht haben sie ein paar Vorschläge, was ich ihm anbieten könnte in seinem Alter. Und meine letzte Frage, ist es okay, dass er noch so wenig isst? Oft wird ja erzählt, dass in diesem Alter schon mehrer Mahlzeiten ersetzt sein sollen, damit der Nährstoffbedarf gedeckt ist. Davon sind wir noch weit entfernt, deswegen bin ich etwas verunsichert, ob wir alles richtig machen.
Ich danke Ihnen schon mal im Voraus für ihre Hilfe und wünsche noch ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
JoMo88
von
JoMo88
am 18.07.2015, 22:00
Antwort auf:
Baby 9 Monate - Was darf es an Familienkost essen?
Hallo JoMo88
dein Baby entwickelt sich offensichtlich prächtig und ist auf der Zielgeraden, um dem Babystatus zu entwachsen, um nun ein Kleinkind zu werden. Er findet Breie langweilig und möchte vermehrt Familienkost. Da du deinen Kleinen auch noch nach Bedarf stillst, kannst du den Speiseplan großzügig erweitern und ihn fast alles mitessen lassen, was er gut kauen und schlucken kann, was kleinkindgerecht gewürzt ist. Salz ist im Rahmen der Familienkost in Ordnung, wenn es in nicht zu (übertrieben) großen Mengen zugesetzt ist. Fetrigpizza bspw ist zu salzhaltig. Beim Selberkochen kannst du weniger salzen. Salz im Brot ist in Ordnung. Es macht hauptsächlich durstig, wenn die Kost zunehmend mehr Salz enthält. Du kannst deinem Kleinen nun weiterhin die Lebensmittel und Zutaten ungewürzt und ungesalzen anbieten, die er aus den Breien kennt.
Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze sehr weich, schwenke sie danach in Butter oder Öl und richte das Gemüse hübsch af einem Teller oder in einer Schüssel für deinen Kleinen an. Mit diesem einfachen Fingerfood, plus evtl (kleingeschnittenen) Nudeln und Probierportionen vom Familienessen ist dein Kind eine Weile beschäftigt und kann sich satt essen.
Das Mittagessen kannst du bspw mit zerdrückten Kartoffeln richten - klappt auch als Fingerfood. Ddazu ein paar würfelgroße Gemüsestückchen plus Familienkost.
Auch Ei, Milch Käse kannst du im Rahmen der Familienkost geben. Die Mengen sollten einfach noch nicht überhand nehmen und die Grundernährung wie gewohnt aus einfachen Speisen und Mumi bestehen.
Einfache Speisen sind Basics wie Kartoffeln, Nudeln, Brot, Fleisch(brei), Gemüse, Obst.
Biete deinem Kleinen ein umfassendes Angebot zusammen mit Mumi. Damit wird dein Kleiner bestens ernährt. In der Mumi sind 1. viele wertvolle Inhaltsstoffe, 2. sind in der Mumi bestimmte Stoffe enthalten, die die Nährstoffaufnahme aus der Beikost teilweise verbessern. Nur beim Mineralstoff Eisen kann es im 2. Lebenshalbjahr hapern, weshalb man zur Ergänzung mit Fleisch(brei) rät. (Kuh)-Milch wiederum hemmt die optimale Aufnahme und Vit C verbessert sie. Mumi enthält das sog. Laktoferrin, das ebenso zur besseren Verwertung verhilft.
Du kannst Fleischbrei z.B. auch als Brotaufstrich nutzen.
Bei Familienkost geht es darum, dass dein Kind bei Tisch nun als vollwertiges Familienmitglied behandelt wird, mit eigenem Teller und Besteck und dass er fast alles mitessen darf, was alle essen. Kinder lernen vor allem durch Nachahmung. Und diese Phase beginnt ab dem 10. Lm - genau wie du es beschreibst. Das Kennenlernen und erste Annäherungen an die Familienkost sind jetzt besonders sinnvoll. Dein Kleiner bekommt ausreichend Mumi und isst dazu (nur) kleine Mengen Familienkost.
Um nun neue Geschmacksnuancen, neue Aromen etc kennenzulernen reichen ihnen anfangs kleine Mengen. Dein Kind darf mitessen - aber es muss keine üppigen Portionen von dem neuem und unbekannten Gericht essen, Dein Kind kann diese Esserfahrungen zunächst noch als spielerischen Anreiz nehmen, um Essen mit allen Sinnen zu erfahren und sich vorerst noch an den üblichen Breien (bzw einfaches Fingerfood und einfache Familienkost) satt essen.
Es ist auch möglich, jetzt schon Kuhmilch in Gerichte einzuarbeiten. Als Säuglingsmilchersatz bzw Mumiersatz ist sie in diesem Alter alldedings tatsächlich noch nicht optimal geeignet. Eine kleine Menge (bis zu 200ml am Tag bspw im Brei/Grießbrei) sind aber zusätzlich zur gewohnten Milch (bei euch Mumi) in Ordnung. Die Nährstoffe der Kuhmilch ergänzen sich mit dem Getreide sehr gut. Bei gestillten Babys aber nicht nötig. Beim Fisch musst du "nur" mit den Gräten aufpassen. Sonst ist Fisch durchaus 1/Woche empfehlenswert.
Familienkost ist jetzt vor allem noch Erlebnis!
Also dann
Viele Grüße
- und vielen Dank noch für dein nettes feedback -
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 20.07.2015
