9 Monate und mag keinen (Gemüse-)Brei / Fingerfood

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: 9 Monate und mag keinen (Gemüse-)Brei / Fingerfood

Hallo, ich versuche seit knapp drei Monaten den Gemüsebrei bei meinem mittlerweile 9 Monate alten Sohn einzuführen. Nach einigen wenigen Löffeln aß er mit 7 Monaten rd. 2 Wochen lang rd. 50 g Möhrenbrei täglich. Dann wollte er diesen plötzlich nicht mehr (verzog Gesicht, drehte Kopf weg). Nach einer Pause versuchte ich es dann mit Möhrenbrei aus dem Gläschen. Von diesem aß er zwei Tage ein halbes Gläschen. Ab dem dritten Tag wurde es dann schon wieder weniger. Nachdem sein Po durch den Gläschen-Möhrenbrei wund wurde, versuchte ich es noch einmal mit dem Selberkochen von Möhrenbrei. Leider lehnte er diesen wieder komplett ab. Das heißt, er will ihn nicht einmal versuchen. Somit stille ich weiterhin voll. Als Fingerfood habe ich ihm gedünstete Möhren angeboten. An diesen war er interessiert; zerdrückte sie mit den Fingern und warf sie zu Boden. Versuchsweise habe ich ihm ein zerdrücktes kleines Stück von einer Banane und Birne angeboten. Das isst er. Meines Erachtens lehnt er nicht grundsätzlich den Löffel oder Brei ab, sondern er schmeckt ihm einfach nicht süß genug. Was kann ich ihm noch anbieten? Könnte ich auch zuerst den Getreide-Obst-Brei einführen? Das wurde ja früher so gemacht, aber heute nicht mehr empfohlen, da die Babys dann sich nur schwer an Herzhaftes gewöhnen? Oder kann ich dem Gemüsebrei den empfohlenen Apfeldirektsaft beifügen damit er etwas süßer wird? Oder soll ich noch einmal eine kleine Pause (z.B. 1 Woche) machen und ihm dann nochmals Gemüsebrei anbieten? Meine größte Sorge ist nicht, dass er durch die Muttermilch zu wenige Nährstoffe erhält, sondern, die Frage, wie ich ihn für feste Kost begeistern kann. Zum jetzigen Zeitpunkt kann er leider auch noch nicht sitzen. Vielen Dank für die Antwort im voraus. Viele Grüße Luise

von Isa78 am 25.04.2018, 21:20



Antwort auf: 9 Monate und mag keinen (Gemüse-)Brei / Fingerfood

Hallo Luise Bei der Beikost (bei nach Bedarf gestillten Babys) geht es tatsächlich nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht auch darum, neue Geschmackseindrücke, eine neue Esstechnik, neue Rituale, neue Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und daran gewöhnen kann. Ziel ist es, (d)einem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Ob Beikost durch Brei oder direkt mit stückiger Nahrung eingeführt wird, - das ist eine Typfrage - je nach dem wie das Baby die Beikost besser akzeptiert. Mengen sind bei nach Bedarf gestillten Baby vorerst egal. Beim Stillen nach Bedarf hast du aber übrigens keine Kontrolle über die Kalorienmenge. Dein Baby kann nur essen, wenn es Hunger hat. Wenn dein Baby sehr viel Mumi trinkt, dann fehlt ihm schlicht der Hunger für den angebotenen Brei bzw das Fingerfood. Ggf kannst du hierzu Biggi Welter befragen. Ob ein anderer Stillrhythmus evtl sinnvoll wäre? Frage dazu: hat dein aby ausreichend Hunger, wenn du Beikost anbietest? Im Alter deines Sohnes jetzt kannst du dennoch auf Breie komplett verzichten und mit Fingerfood und Familienkost weitermachen. Und zwar so: biete weiche Stückchen (Obst, Gemüse, Kartoffel, Nudel) , die dein Kind selbständig erkunden kann. Zunächst reicht es, wenn dein Kleiner das Essen in Händen fühlen kann. Auch hier kann er Erfahrungen machen, ob die Speise kalt oder warm, matschig oder fester ist. Wenn er soweit ist, wird er beginnen, die Speisen selbständig zum Mund zu führen, um vorsichtig daran zu lecken und ggf vorsichtig daran knabbern. Der nutritive Aspekt ist dafür nicht so wichtig wie das Kennenlernen, das allgemeine HeranTASTEN an neue Lebensmittel an verschiedene Konsistenzen. Lass deinen Sohn das Essen selbständig von seinem Teller greifen, lass ihn "spielen" = erforschen. Damit du deinen Sohn jetzt für feste Kost begeistern kannst, wäre zunächst wichtig, dass dein Kind bei Tisch, in seinem Hochstuhl gut sitzt. Nur wenn dein Kleiner im Hochstuhl gut sitzt, kann er essen ohne vorzeitig zu ermüden. Die Füße müssen Kontakt zu einem Untergrund haben. Die Seiten kannst du mit zusammengerollten Handtüchern ausstopfen, so dass dein Kind nicht herumwackelt. Vielleicht kannst du hierzu einmal Frau Windisch im Nachbarforum befragen und dir ggf Tipps geben lassen. Wie ist denn sonst die allgemeine Entwicklung deins Sohnes? Ist der KiA zufrieden? Wenn dein Kind deutlich süß schmeckende Aromen bevorzugt, kannst du ggf parallel dazu mit Obstmus weiter machen. Das darfst du füttern. Banane, Birne - nachmittags - wunderbar. Banane und Birne sind deine Verbündeten. Mische sie mit anderen Obstsorten oder Gemüsesorten, Erlaubt, was deinem Kind schmeckt. Mit den akzeptierten Obstsorten kannst du jetzt experimentieren. Banane und und Birne darfst du deinem Baby jeden Tag, zur gleichen Uhrzeit, am gleichen Platz, vom gleichen Teller, in der gewohnten Form anbieten. Zu diesem bekannten Arrangement am Essplatz kannst du zusätzliche Möglichenkeiten geben. In kleiner Menge zum Kennen lernen: Banane mit etwas geriebenem Apfel gemischt, mal einen Hafer-Banane-Keks oder Birnenmus auf Brot, Versuche deinen Sohn langsam, aber kontinuierlich, gerne in kleinen Mengen, an neue Aromen, an neue Konsistenzen, zu gewöhnen. Das Gewöhnen dauert - häufig sind bis zu 10 Probierkontakte nötig Jedes LM fühlt sich m Mund anders an. Dein Kind muss lernen diese Konsistenz mit einem positiven Bauchgefühl in Einklang zu bringen. Wenn dies gelingt, wird das LM im sog. Geschmacksgedächtnis positiv eingespeichert und daraus bildet sich der der Appetit. Das Geschmacksgedächtnis muss gefüllt werden. Essen ist immer ein Zusammenspiel aus allen Sinneseindrücken. Gestalte eure Mahlzeiten schön. Ja, zelebriert sie regelrecht. Das fördert die Akzeptanz ganz besonders! Verteile leckeren Essensduft. Er ist die erste positive Einstimmung für dein Baby aufs Essen. Mische ggf etwas Mumi zu den Speisen - auch das wirkt oft Wunder. Koche Süßkartoffeln. Einen Teil pürierst du, einen Teil zerdrückst du und einen Teil servierst du als Fingerfood. Dazu einen Dip. Was magst du gerne dazu? Morgens könnt ihr Brot essen. Auch wenn dein Kleiner seine ihm angebotenen Brotstückchen noch nicht essen wird. Ganz egal - das Ritual zählt. Irgendwann wird er essen. Vielleicht nur ein einziges Stückchen - Bingo! So beginnen Essanfänger. Also dann Viel Spaß Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 26.04.2018



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