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FFF-Aussteiger rechnet mit Klimabewegung ab

Thema: FFF-Aussteiger rechnet mit Klimabewegung ab

https://www.focus.de/perspektiven/nachhaltigkeit/clemens-traub-im-interview-fridays-aussteiger-fordert-klimabewegung-braucht-weniger-arzttoechter-und-mehr-lkw-fahrer_id_12492937.html

von SassiStern am 01.10.2020, 12:30



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Was meinst du denn (so ganz persönlich) zum Thema? Die Problematik "Klimaschutz als sozialer Sprengstoff zwischen abgehobenen Eliten und entnervten Unterprivilegierten" scheint also auch dich zu beschäftigen. Hast du das Buch gelesen? Das ist ja schon seit ein paar Monaten auf dem Markt...

Mitglied inaktiv - 01.10.2020, 15:49



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Nein habe ich nicht gelesen. Traubs Meinung über FFF hatte ich doch sowieso schon. Allerdings teile ich nicht seine Meinung darüber dass der Klimawandel menschgemacht ist und somit wir daran was ändern könnten, wenn wir nur unsere Lebensweise umstellen. Inwiefern es "sozialen Sprengstoff" birgt wird sich erst zeigen wenn ärmere Schichten wirklich materiell von der Klimapolitik betroffen sind. Soweit ist es zum Glück noch nicht. Wird aber vermutlich nicht mehr lange dauern.

von SassiStern am 01.10.2020, 21:18



Antwort auf Beitrag von SassiStern

Ich glaube nicht, dass Traub deiner Meinung ist. Er ist Aussteiger aus FfF, weil er die dortigen Klimaproteste zu elitär findet, nicht weil er gegen Klimaschutz oder Klimapolitik generell wäre. Und der soziale Sprengstoff ist für ihn, dass bei FfF Menschen für Klimaschutz protestieren, von denen sich andere soziale Gruppen (die man auch für Klimaschutz interessieren müsste) distanzieren, weil sie sie als Luxuskids wahrnehmen und eine vollkommen andere Lebensrealität haben. Sodass die Protestierenden von FfF für sie keine Identifikationsfiguren sind und sie in diesem Zuge auch die Klimaschutzforderungen ablehnen. Ich stimme ihm übrigens nicht zu, soziale Gerechtigkeit beim Klimaschutz ist auch bei FfF ein großes Thema - allerdings soziale Gerechtigkeit nicht nur deutschland-, sondern weltweit. Das erfordert natürlich ein sehr grundlegendes Umdenken in politischen und wirtschaftlichen Strukturen, und natürlich stößt das auf große politische und diplomatische Hindernisse, weil Deutschlands Reichtum grob gesagt auf teuren Exporten und billigen Importen basiert. Es ist natürlich nicht so einfach, wie man das in der Theorie formulieren und fordern kann. Trotzdem sind die entsprechenden Weichenstellungen wichtig, und es ist wichtig, das nicht mehr ewig auszusitzen. "Ärmere Schichten" haben doch längst ein Problem mit (fehlender) Klimapolitik. Was meinst du denn, wie es zu Dürren, Überschwemmungen, Missernten, Heuschreckenplagen und Unwetterkatastrophen kommt? In deren Folge es dann zu Armutsmigration kommt? Für die ostdeutsche Land- und Forstwirtschaft sind die Dürren in dieser Region übrigens auch schon länger ein Problem; Ernteausfälle hat es auch dort schon gegeben. Dein Blick beschränkt sich allein auf steigende Preise für fossile Brennstoffe. Ganz so einfach ist die Thematik aber leider nicht.

Mitglied inaktiv - 02.10.2020, 10:41



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Die sogenannten Naturkatastrophen die es schon immer gab kommen sicher nicht von einem Klimawandel der von Menschenhand eingefädelt wurde, insofern wird der Mensch auch nichts daran ändern können. Auch bittere Armut gab es schon immer und wird es auch immer geben. Mit billigen Importen und teuren Exporten hat dies übrigens Null zu tun, denn die Preise auf dem Weltmarkt entstehen zu größten Teilen immer noch durch marktwirtschaftliche Prinzipien und nicht auf der Basis von "Wünsch Dir was).

von SassiStern am 04.10.2020, 08:05



Antwort auf Beitrag von SassiStern

Da könnte man jetzt viel dazu schreiben, weil Traub so viele Einzelfälle kritisiert. Ich bin z.B. über diesen Punkt gestolpert: Wieso muss Verbannung von Plastikgeschirr aus der Mensa bedeuten, dass man den Himbeerkuchen aus der bloßen Hand isst? Ich habe in meinem Leben mehrere Mensen oder Cafeterien besucht. In keiner gab es Plastikgeschirr und in keiner musste man den Obst-Kuchen von der Hand essen. Außerdem irrt Traub m.E in einem wesentlichen Punkt: Traub meint, wie z.B. auch von FDP- oder Unions-Politikern gerne behauptet, wenn man nur in genügend (technische) Innovationen investiert, könnte man ohne Verzicht klima- und umweltfreundlich agieren. Da sehe ich ein großes Aber: Die Innovationen mögen zwar zu einem gewissen Teil unseren ökologischen Fußabdruck senken. Bei der wachsenden Weltbevölkerung, in der die bisher unterprivilegierte Hälfte stark nach dem gleichen Wohlstand drängt, wie ihn die Industrienationen haben, ist klimaneutrales Wirtschaften und Leben mit gleichem Wohlstand für alle ohne Verzicht kaum möglich. All die gerne angeführten Innovationen schrauben immer nur unseren ökologischen Fußabdruck etwas nach unten, ohne dass man - bei gleichem Ressourcenverbrauch und Emmissionen für alle Weltbürger - damit auf unserer endlichen Erde noch Jahrtausende weiterleben könnte wie bisher.

von fritzi3 am 01.10.2020, 16:49