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Geschrieben von Bela66 am 29.07.2019, 9:27 Uhr

Widersprüchliche Signale ans Kind...

Huhu,

ich glaube, zuerst einmal musst Du für Dich klären, was Du genau möchtest. Denn im Moment machst Du Dir selbst etwas vor. Du schreibst: „An sich ist das für mich kein Problem“. Doch, das ist es. Denn Du schreibst danach: „Es ist wirklich einfach nur noch anstrengend und nervig.“

Du verleugnest also teilweise Deine eigenen Gefühle. Es ist aber wichtig, dass man als Mutter wahrnimmt, wie es einem mit einer bestimmten Situation geht. Denn Du sendest sonst auch an Deine Tochter widersprüchliche Signale, und das verunsichert sie. Sie spürt längst, dass Du das Kneten eigentlich nicht mehr willst, es aber widerwillig und ihr zuliebe noch zulässt. Dieser Widerspruch macht sie noch unruhiger, und sie klammert sich dann noch stärker an Deine Hand.

Lass für Dich also erst einmal die Wahrheit zu: Du möchtest nicht, dass Deine Tochter Dich abends ewig lang an ihr Bett bindet und eine Stunde lang Deine Hand knetet. Du darfst so empfinden, das ist normal und ginge jedem so! Eine gute Mutter erkennt man nicht daran, dass sie sich vom Kind mit Haut und Haaren vereinnahmen lässt. Oder dass sie Dinge tut, sie sie eigentlich gar nicht möchte. Eine gute Mutter kennt ihre eigenen Bedürfnisse. Sie sendet klare Signale und ist daher fürs Kind berechenbar.

Eine gute Mutter kann außerdem Konflikte mit dem Kind aushalten - weil sie nämlich weiß, dass Konflikte in diesem Alter normal sind. Ein Kleinkind hat längst nicht mehr die symbiotische Beziehung zu seiner Mutter, wie ein Säugling. Ein Kleinkind weiß bereits, dass es eine eigene Person ist. Und dass seine eigenen Wünsche und die der Mutter nicht immer identisch sind. Es kann diese Tatsache aushalten und verkraften. Es ist wichtig, dass Du Dir das klarmachst. Konflikte zwischen den elterlichen Wünschen und denen des Kindes sind jetzt altersgemäß und natürlich.

Wenn Du Dir also eingestehst, dass Du das ewige Handhalten nicht mehr willst, dann kannst Du auch gegenüber Deiner Tochter sicher und souverän auftreten. Du kannst z. B. sagen: „Ich halte Deine Hand noch, bis die Spieluhr mit der Musik fertig ist, aber dann muss ich loslassen, mir tut die Hand sonst weh.“ Wenn Ihr davor ein schönes Einschlafritual habt, zum Beispiel mit Vorsingen, Beten oder Bilderbuch gucken, dann ist es okay, das Handhalten kurz zu machen.

Natürlich wird Deine Tochter diese neue, für sie ungewohnte und sehr unbequeme Änderung nicht widerspruchslos akzeptieren. Sie wird protestieren, quengeln oder weinen. Das heißt nicht, dass sie Schaden nimmt. Es heißt nur, dass sie von dem Altgewohnten nicht abgehen und sich hier durchsetzen möchte. Zweijährige dürfen aber die Erfahrung machen, dass Mama nicht für alle Wünsche verfügbar ist.

Wenn Dir diese Abgrenzung schwerfällt, überlege auch mal, welche Botschaft Du Deiner Tochter beibringen willst. Soll es die Botschaft sein: „Auch wenn man etwas am eigenen Körper eigentlich nicht möchte, muss man es trotzdem dem Anderen zuliebe tun.“ Ist das eine gute Botschaft, gerade für ein Mädchen? Oder ist die Botschaft: „Wenn man etwas nicht mehr möchte, darf man das zeigen und darauf vertrauen, dass der andere Mensch das aushält“ nicht die gesündere für dein Kind?

Langer Rede kurzer Sinn: Halte den Konflikt aus, der entstehen wird, wenn Du die Abend-Routine änderst. Du kannst Deiner Tochter zum Einstieg einen „Knet-Ersatz“ schenken, damit die Neuerung positiv besetzt wird, zum Beispiel ein längliches neues Kuscheltier oder -tuch, dass sich angenehm anfühlt oder vielleicht sogar leicht knistert. „Schau mal, das Tier mag ganz doll von dir geknetet und gedrückt werden!“ Du solltest natürlich auch nach dem Hand-Loslassen nicht gleich weggehen, sondern erst allmählich die Bleibezeit am Bett verkürzen.

LG

 
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