Kinder dürfen mehrere enge Bezugspersonen haben

Hallo,

ich denke, Du musst Dich nicht so sehr sorgen. Kleine Kinder sind flexibel und anpassungsfähig. Und sie dürfen ruhig mehrere, intensive Bezugspersonen haben.

Du musst natürlich auch ein bisschen ehrlich zu Dir selbst sein: Du bist im Moment eine sehr wichtige Bezugsperson für Dein Enkelchen, und natürlich bist Du auch ein wenig eifersüchtig, wenn jetzt die andere Oma so einen großen Einfluss bekommt und sehr viel Zeit mit ihr verbringt. Das ist menschlich und ganz normal.

Es ist aber wichtig, sich das ehrlich klarzumachen. Denn dieses Gefühl verstellt Dir natürlich auch etwas den Blick. Es ist für ein fast zwei Jahre altes Kind nicht schädlich, wenn es mal acht Wochen bei der anderen Oma verbringt. Das ist zwar recht lang und sicher eine gewisse Herausforderung. Aber deshalb „vergisst“ es nicht seine Eltern. Es geht ja nicht um zwei Jahre, gell, und sie kommt auch nicht ins Heim, sondern zu ihrer Großmutter.

Natürlich wird sie dann nach ihrer Rückkehr ein bisschen „fremdeln“, den Eltern gegenüber und auch Dir gegenüber. Das ist sicher realistisch. Aber das ist nicht so schlimm, sie gewöhnt sich dann auch schnell wieder um.

Sei positiv und freue Dich mit Deiner Enkeltochter auf diese Gelegenheit, einmal richtig tief in die andere Familie reinzuschnuppern und auch dort nach Strich und Faden verwöhnt zu werden. Portugiesen sind sehr kinderlieb, sie wird es dort richtig gut haben!

Vor allem: Sei offen und geduldig, wenn Dein Enkelkind zurückkommt. Wenn sie ein bisschen fremdelt oder viel von der anderen Oma spricht, dann sage nicht: „Das habe ich mir gleich gedacht, dass sie mich jetzt nicht mehr kennt. Das ist alles so schlimm und schädlich.“ Sondern denke: „Es ist normal, dass sie jetzt auch eine enge Bindung zur anderen Oma hat. Ich weiß, dass ich eine gute Oma bin. Deshalb gebe ich ihr jetzt einfach die Zeit, die sie braucht, um wieder ganz vertraut mit mir zu werden.“ Und dann wird das auch ganz schnell gehen!

LG