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Geschrieben von Janeway am 30.04.2008, 23:27 Uhr

@Hexhex

Ich hab dir unten noch geantwortet, hier nochmal:

Doch ich hab "das kompetente Kind" von Juul gelesen und fand es- sorry- nur Gelabere.
Und klar weist er schuld zu. Wenn er das auch nicht so direkt sagt, zwischen den Zeilen kann man das deutlich lesen.

Ich halte meine Tochter weder für unsozial noch bockig.
Ich weiß, dass sie ein neugieriges, willensstarkes Mädchen ist (und bin froh darüber). Und weil ich weiß, dass sie gerne in der Spielzeugabteilung stöbert, habe ich extra viel Zeit eingeplant. Hätte ich geahnt, dass das nicht reicht, hätte ich sicher anders geplant. Sie geht gewöhnlich guter Dinge von schönen Orten weg, wenn sie sich ausgespielt hat, und/oder eine attraktive Sache auf sie wartet. Was durchaus ihr Bett sein kann, der Zug wäre es in jedem Fall gewesen.
Bis zu dem Moment, als ich ihr vorschlug, den Katalog für die Schleichtiere mitzunehmen (um ihn im Zug anzugucken), war ich sicher, dass es kein Problem sein würde.
Aber SIE wollte eben bleiben. Ich frage mich, wieso ein kleines Kind nicht einfach von sich aus irgendetwas wollen oder nicht wollen sollte. Kinder sind viel mehr als nur Spiegelbilder von uns!

Im übrigen bin ich gerade von dem fasziniert, was kleine Kinder alles schon können. Z.B. wie selbstverständlich meine Tochter nach ein paar Gumminbärchen die Tüte zur Seite legt, und ein andermal weiterisst (von mir hat sie das nicht...).
Und gerade weil mich das fasziniert, traue ich meiner Tochter eben auch eigene Wünsche zu, eigene Vorstellungen. Solange die nur mit meinen Wünschen aneinanderstoßen, gelingt es mir meist, eine Lösung zu finden. Vor Sachzwängen muss ich aer kapitulieren.
Auch das gehört zum Leben dazu. Zumal ich ihre Wut auch gut verstehen kann. Wenn ich zum Zahnarzt muss, würde ich mich auch gerne so auf den Boden werfen.....

Aber jetzt mal konkret:
Welcher deiner Punkte meinst du denn, hätte auf unsere Kaufhaus-Situation zugetroffen?
- unterschätzen
- ihnen zu wenig zutrauen
- ihnen zu wenig Eigenverantwortung übertragen (aus Eile)
- sie nicht sehen, wie sie SIND, sondern wie wir sie gern hätten
- ihr Verhalten ständig bewerten (angenehm, nicht angenehm, unerträglich, stressig, provokativ, nervig etc.)
- ihnen aggressiv, gereizt, ungeduldig begegnen

Und welcher dieser Punkte weist den Eltern keine Schuld zu?

Die kann es natürlich auch geben-keine Frage-aber trotzig kann ein Kind auch von ganz alleine sein. Schließlich will es die Welt auf seine eigene Art entdecken.

Und schließlich: Wenn sich das Kind schreiend auf den Boden wirft, und du dringend zum Zug musst- was machst du dann? Aufheben und wegtragen war schlicht aus praktischen Gründen nötig, beruhigen konnte ich sie erst im Zug, nachdem ich wieder zu Atem gekommen war. (fällt mir nicht mehr leicht, sie zu tragen...)

Gruß J.

 
2 Antworten:

Re: Hallo Janeway!

Antwort von Hexhex am 01.05.2008, 11:56 Uhr

Hallo,

Juul verneint ja nirgends, dass es nicht prima und absolut nötig ist, dass Kinder ihre Welt erkunden. Und dass sie nicht einen eigenen Willen haben dürfen und sogar müssen. Er schreibt auch nirgends, dass sie nur Spiegelbilder von uns seien! Ich weiß also nicht genau, was Du jetzt mit diesem Argument sagen wolltest... Vielleicht erinnerst Du Dich einfach nicht mehr an das Buch.

Was die Kaufhaussituation angeht, ist sie natürlich (durch unser ständige Eile und feste Planung) sehr wohl hausgemacht. Juul schlägt überdies in seinem Buch genau zu so einer Situation eine Alternative vor. Statt dem Kind zu erklären, dass man nicht länger bleiben kann und es herauszutragen, rät er sinngemäß: Dem Kind erst sagen, dass man gut versteht, dass es noch bleiben möchte. Wo es doch hier so spannende und tolle Dinge gibt. Und dass es ab jetzt auch noch fünf Minuten damit spielen darf, bis der Zeiger auf Mamas Uhr bis hier und hier vorgerückt ist. So kann sich das Kind schonmal innerlich auf den Abschied einstellen. Dann soll man dem KIND die Verantwortung für die Situation übergeben, indem man es fragt, was es in diesen fünf Minuten noch tun könnte (z.B. der Mama helfen, die anprobierten Kleidungsstücke zurückzutragen, wenn es möchte etc.). Echte Mithilfe (nicht nur Spiel) lehnen Kinder fast nie ab, sie WOLLEN nützlich sein.

Nach Ablauf der Zeit zeigt man den Zeiger, und dass er nun sichtlich vorgerückt ist. Wenn man nun dem Kind anbietet, die Tüte mit den gekauften Sachen zu tragen, gibt es wohl meist keinen Aufstand. Bei uns hat es schon geklappt.

Weißte, es gibt für JEDE Situation verschiedene Reaktionsmöglichkeiten. Wir Erwachsenen sind aber schon meist so festgefahren, dass uns meist nur eine einfällt (Kind z.B. mit Argumenten überzeugen wollen, sodann bei weiterem Widerstand raustragen) - und zwar leider immer dieselbe und eine total genervte.

Ich finde nicht, dass ein einziger Fachmann ALLE Erziehungsfragen lösen kann. Ich habe von Juul mitgenommen, dass man IMMER auch ANDERS als bisher reagieren kann. Schon allein diese Bereitschaft entschärft viele Situationen ganz von selbst.

Ich will Dich aber gar nicht überzeugen oder missionieren. Wenn Du mit Deinem Alltag rundum zufrieden bist und Dich nicht genervt fühlst, umso besser. Falls doch - versuch' doch mal was Ungewohntes, eh?

Grüßle

Hexe

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Re: Hallo

Antwort von Janeway am 02.05.2008, 19:32 Uhr

Hallo,

nee, deine Deeskalationsvorschläge greifen hier leider nicht.

Zuerst hab ich ihr erklärt, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, weil wir ja verabredet waren, und den Zug kriegen müssen. (sie geht dort sehr gern hin, zug fährt sie auch gern). Dann hat sie noch eine Weile gespielt, dann hab ich sie gefragt, ob sie noch einen Katalog von den Schleichttieren mitnehmen will, den wir dann im Zug angucken können. Wollte sie, dann hab ich ihr erklärt, dass wir jetzt unsere Sachen bezahlen, und dann zum Zug gehen. Sie hat ihre neue Hose zur Kasse getragen, hingelegt, zugeguckt, mit der Kassiererin geredet, und als ich sie fragte, ob sie Rolltreppe oder Aufzug fahren will, sagte sie, dass sie spielen will. Ich sagte, dass das leider nicht geht, und dann warf sie sich auf den Boden. Zum Noch-ein-bißchen-spielen war keine Zeit mehr, reden hatte keinen Sinn (hätte eh brüllen müssen, um sie zu übertonen) und so hatte ich keine Wahl.

Meistens gerlingt es uns, Konflikte zu entschärfen, sie hilft gern mit, versteht schon viel, und ist auch kompromissbereit.

Aber hier wollte sie nunmal unbedingt weiterspielen, und das überwog für sie eben alles andere. Bei Kleinkindern passiert das eben. (Hmm, beim Durchlesen muss ich mir widersprechen. Das passiert bei Erwachsenen auch)

Mir geht es in dieser Diskussion darum:
Du hast eine Liste aufgestellt, was bei Kindern zu Trotzanfällen führen kann. Und zwar in dem Sinne, wenn man das vermeidet, gibts keine Trotzanfälle.

Du hast jetzt aber wohl ebensowenig wie ich einen Punkt gefunden, der bei uns hier zugetroffen hätte, und damit ist diese Liste widerlegt.

Mich erleichtert dass, denn geradezu unmenschlich fände ich es, wenn wir immer alle Wutanfälle unserer Kinder verhindern könnten. Diese Macht will ich nicht über mein Kind ausüben!
Ich will ja, dass meine Tochter in innerer Freiheit aufwächst.
Dazu gehört auch, dass sie wütend werden darf. Auch so wütend, dass sie sich auf den Boden wirft, und ich sie keuchend (bin hochschwanger) zum Zug tragen muss.

Diese innere Freiheit fehlt mir bei Juul. Auch ist er schnell dabei pauschale Verurteilungen auszusprechen.

Ansonsten bevorzuge ich auch verschiedene Ideengeber, sowohl aus der Literatur, als auch aus dem realen Leben. Und aus dem Netz (warum sonst sollte man auch hier diskutieren?) und was bei uns im Alltag herauskommt ist ein bunter Mix, mit dem wir bisher ganz gut gefahren sind.

Gruß J.

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