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Geschrieben von moni und nic am 22.08.2004, 10:19 Uhr

3 klassen

hallo,

also nix für ungut, aber ich denke schon, das jeder es sich selber aussuchen sollte, ob er ohringe tragen möchte oder nicht. ob ein mann der einen ohring trägt gleichzeitig in die "unterschicht" gehört oder nicht ist eine sache. ich persönlich denke bis er sich SELBER dafür entscheidet, wird auch seine lebenssituation deutlicher sein. eine entscheidung aus vollem bewustsein.

ein 18 monate altes kind kann nicht entscheiden und da finde ich es auch eher sozial schwach, wenn eltern sowas machen. egal ob junge oder mädchen. wobei es bei mädchen wohl eher tolleriert wird. ich habe ohringe mit 6 monaten bekommen. ohrlochentzündung etc. danach habe ich erst mit 14 wieder ohringe haben wollen, aus eigener entscheidung!!

bei kleinen jungs war es vor 20 jahren mal cool, wenn die ohringe trugen, aber die zeiten sind wohl etwas vorbei. zum glück. ich fand das damals auch süß, aber da war ich selber noch kind.

sehe ich heute einen kleinen jungen mit ohring und sehe die eltern dazu oder höre wie dort gesprochen wird, sorry, dann ist es oft genug sozial schwach.

aber diskussionen mit 3 klassen sind immer schwer zu führen. denn wer fühlt sich schon wo hingehörig? das ist wie mit namen. (diskussion gab es hier auch schon). es gibt namen in in 3.klassen mehr vertreten sind wie andere. und andere finden sich eher in 1. klassen. es ist nunmal so.

geht mal ins "ghetto" und hört und seht euch um. und dann geht in eine "reiche" gegend und guckt euch dort um.
ausnahmen gibt es immer. aber auffällig finde ich es schon.

soweit meine meinung.

lg
moni

 
9 Antworten:

Re: Gehts noch?

Antwort von drahtseil am 22.08.2004, 13:02 Uhr

Was ist denn jetzt hier los? Arm, reich, mittelklasse - muß man sich jetzt für seine "Klasse" entscheiden oder wie? Und alles nur wegen der Frage, ob man einem 18Monate alten Jungen ein Ohrloch stechen sollte. Das hat Morgenröte ja toll hingekriegt, mit einem kleinen Satz wieder mal Grundsatzdiskussionen auslösen - hatten wir ja lange nicht. Ich hab hier bisher weder Probleme mit "Armen" noch mit "Reichen" und umgekehrt. Ist doch Schwachsinn, was hier jetzt wieder vom Zaun gebrochen wird. Vg chris

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Was ist denn?

Antwort von Antonia17 am 22.08.2004, 13:10 Uhr

Also ganz negieren kann man die Häufung bestimmter Merkmale und z.B. - wie eben erwähnt - Vornamen in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen (und die sind nun einmal eine Tatsache) leider wirklich nicht.

Und über die Einteilung des statistischen Bundesamtes oder ähnlicher Einrichtungen nach Aspekten wie "Einkommensklassen", "Bildungsgrad" etc. (die ja irgendwo auch an andere Merkmale gekoppelt sind) regt sich doch auch keiner auf.

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Nachtrag: Hier übrigens noch ein Hinweis zum

Antwort von Antonia17 am 22.08.2004, 13:46 Uhr

unten von M. genannten Buch. In der Tat - ein höchst interessantes Werk.

Titel: Die feinen Unterschiede (Erstausgabe 1979)
Autor: Pierre Bourdieu (1930 - 2002)

Bourdieu gilt als einer der bedeutendsten Soziologen unseres Jahrhunderts.

"Bourdieus Analyse des kulturellen Konsums und des Kunstgeschmacks ist trotz der hohen Anforderungen, die sie an den Leser stellt, für alle von Interesse, die geneigt sind, ihre eigenen, meist als selbstverständlich aufgefaßten kulturellen Vorlieben und Praktiken zu prüfen. Der Reiz und das Verdienst des Buches liegen darin, daß Bourdieu immer im Kontakt zum konkreten Alltag bleibt. Die Lektüre der Feinen Unterschiede wird ein spannender Selbsterfahrungsprozeß.

Und hier noch eine Lesserrezension:

"Blick hinter die Kulissen unserer sozialen Welt

(19. November 1999, Rezensentin/Rezensent: Benjamin Jörißen, FB Erziehungswissenschaft & FB Philosophie der FU Berlin)

In welcher Welt leben wir eigentlich?

In der Tat, wir wissen es zum größten Teil nicht. Obwohl wir in einem fein koordinierten sozialen Zusammhang mit anderen leben, sind wir uns der stattfindenden Koordinationsleistungen, wie der Philosoph Leibniz schon erkannte, zu drei Vierteln nicht bewußt.

Bourdieu konstruierte zur Erklärung genau dieses Koordinationsvermögens seinen Begriff des 'Habitus'. Unser Habitus erlaubt uns eine weitgehende Orientierung in der Alltagswelt, indem er ein 'praktisches Wissen' bereit stellt, welches schon unsere kleinsten Gesten und Bewegungen, Akzentuierungen der Aussprache, aber auch Geschmacksurteile konstituiert, ohne daß wir uns dessen bewußt wären.

Der Habitus aber, so zeigt der frühere Ethnologe und jetzige Soziologe, ist ein klassenspezifisches Erzeugunsprinzip sozialer Praxis. Er erlaubt nicht nur die Koordination innerhalb einer Klasse oder Schicht, sondern hat insbesondere auch die Funktion, höhere Klassen von niedrigeren zu unterscheiden - gerade durch die 'feinen Unterschiede' wie etwa den Gebrauch des Fischbestecks, eine bestimmte sprachliche Intonation, bestimmte Arten der Begrüßung etc.

Wie weit der Habitus das Alltagsleben und den Geschmack der verschiedenen Schichten durchzieht (und innerhalb einer Schicht auch uniformiert), führt Bourdieu in dieser ausgreifenden, von vielen Beispielen durchzogenen Untersuchung vor.

Niemand wird dieses Buch lesen können, ohne dabei einen großen, weitgehend unbekannten Teil von sich selbst - in kritischer Perspektive - zu entdecken."

Grüsse, Antonia17

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etwas bessere Differenzierung wäre angebracht

Antwort von marit am 22.08.2004, 19:45 Uhr

Diejenigen unter ech, die Bourdieu wirklich gelesen haben, sollten aber auch wissen, daß diese Abgrenzungen sich nicht über Einzelmerkmale funktioniert, sondern über das gesamte Feld. so ein einzelnes Merkmal wie "Ohring oder nicht" sagt da gar nichts aus, eher schon kommt es darauf an, welche Ohrringe wie getragen werden (wobei 18 Monate für mich auch nicht zur Disposition stünde). Daß z.B. Kultur und Subkultur in einem komplizierten reziproken Verhältnis stehen - und somit auch deren Protagonisten dürfte doch auch allgemein bekannt sein. Immer mal wieder wandern bestimmte Merkmale durch verschiedene Schichten (übrigens auch Namen)und es wäre einfach lächerlich anzunehmen, daß das über das gesamt Leben der Kinder gleich bleibt. Mein Bruder trägt mit 19 jede Menge Ohrringe - einfach weil es zu seiner "Szene" gehört, hat aber schon Jugendfilm-Wettberwerbe gewonnen. Ich trage Piercings (an eher unauffälligen Stellen) und bin damit an der Uni auch unter Lehrenden keine Ausnahme, mein Steuerberater ist tätowiert - einfach weil er eine wilde Pubertät hatte - geschadet hat ihm das noch nie.
Klar können Namen ein Kind total brandmarken - und das läßt sich schwerer abstreifen, als einen Ohrring, aber das ganze ist wohl ein wenig komplizierter, als das hier suggeriert wird.

Jemand, der sich angemessen in verschiedenen Situationen benimmt, eloquent reden kann, gebildet und fleißig ist, den wird ein Ohrring sicher nicht hindern, etwas aus seinem Leben zu machen.

Übrigens ist auch umgekehrte Anpassung manchmal wichtig. Louise findet (wir wohnen in einem sozial problematischen Stadtteil)Klamotten schön, die ich ihr nur ungern gelegentlich erlaube. Würde ich hier keine Zugeständnisse machen, würde ich in Kauf nehmen, daß sie sozial ausgegrenzt wird und in ihrem Umfeld nicht bestehen kann. Kompetent werden Kinder nicht dadurch, daß man von ihnen immer "Oberschicht-Verhalten" verlangt, sondern viel eher dadurch, daß die Kinder lernen, zwischen Codes zu switchen.

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Re: etwas bessere Differenzierung wäre angebracht

Antwort von moni und nic am 22.08.2004, 20:21 Uhr

hallo,

diskusionsforen sind nunmal zum diskutieren da..

ich möchte niemadnen angreifen, dann hätte ich namnetliche erwähnungen machen können.

ich rede auch nicht von schichten kleiner kinder. die werden eben so hineingeboren, wo die eltern gerade stehen. ich fidne es toll, wenn es dann eine geistige weiterentwicklung gibt. das ganze hat auch nichts mit arm oder reich zu tun. aber wenn ich mir nunmal menschen ansehe, die eine bestimmte art worte gebraucht, dann sind das auch oft die, die geistig sehr schwach sind, was oft auch mit finanzieller schwäche einhergeht. es gibt immer gruppen, die hier oder dort hin gehören.

ich habe nicht gesagt, das ich eine "sorte" ausgrenze. leben und leben lassen, aber ich muss deswegen ja nicht toll finden, was andere machen und genau das kann ich hier offen sagen.

wenn sich jemand bewußt für etwas entscheidet, dann ist es was anderes, als wenn er als kind durch dritte (eltern?) "gebranntmarkt" wird. wir eltern machen das aus unseren kindern, was sie später sein werden. einfach weil wir ihnen viel mit auf dem weg geben. unser zutun wird irgendwann von gleichaltrigen abgelöst, aber bis dahin hat sich ein kind in meinung und benehmen gefestigt. wenn es dann sagt, ja ich möchte piercing oder tatoos, ok, dann geht es dennoch seinen weg und zwar bewußt in unterschiedlichen "klassen" (ist vielleicht ein blödes wort).

und was die namen angeht.. fragt mal die lehrer, sonderschullehrer etc. es gibt einfach häufungen. wobei das nicht heißen soll, das ein kind mit diesem oder jenem namen "abgestempelt" sein soll.

es ist ja nicht grundsätzlich so, aber häufingen sind nunmal da.

so, das ist einzig meine meinung. ich möchte mich hier nicht streiten, das bringt niemanden was, aber ich wollte das gesagt haben, eben nur eine meinung vertreten, wozu ein forum da ist.

lg
moni

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Ersetzt doch das Wort "Klassen" mal durch "Schichten"...

Antwort von tinai am 22.08.2004, 20:26 Uhr

...Klassen sind so unüberwindbar, Schichten durchaus und das es bestimmte Bildungsschichten gibt und bestimmte Einkommensschichten, weiß auch jeder, dass das eine mit dem anderen zwar zusammenhängt, aber nicht unüberwindbar ist, weiß auch jeder.

Klassengesellschaft gibts ganz stark in England "Upper Class" und "Lower Class" da kommt man fast nicht raus! Selbst der größte Trottel ist "Upper Class" mit entsprechendem Elternhaus und muss nicht allzu viel tun, um nicht abzurutschen. Während einer aus der "Lower Class" selbst wenn er sich wie blöd abstrampelt, wenig Chance hat, aufzusteigen. Bei uns ist das zum Glück anders.

Diese "Schichten" sind auch ganz einfach an harten Kriterien auszumachen (Bildung, Einkommen). Ob jetzt wirklich in den unteren Bildungsschichten mehr oder weniger Ohrringe gestochen werden, möchte ich nicht beurteilen. Ich halte es für Humbug und habe kein Verständnis dafür, aber würde es tolerieren (das Stechen, aber nicht das zuordnen aufgrund von Ohrlöchern).

Toleranz fängt übrigens erst da an, wo ds Verständnis aufhört.

Klar gibts Namen, die eher in den unteren Bildungsschichten vorkommen und Namen die eher in höheren Bildungsschichten. Kein Name ist deswegen schlechter oder besser oder ein Kind automatisch einer dieser "Schichten" zuzuordnen.

Ich finde das irgendwie eine hanebüchene Diskussion.

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Mal ne andere Frage...

Antwort von lupa am 23.08.2004, 12:13 Uhr

... ich mein, vielleicht bin ich da zu blöd, aber welche Namen kommen in welcher "Schicht" denn häufiger vor? Okay, mal abgesehen von den vielen Alis, Fatimas oder Mehemets, die ich früher in der Mathenachhilfe zu betreuen hatte. Mir gehts hier mal um die Namen deutscher Kinder. Gibts da wirklich Unterschiede in der namenswahl, die vom sozialen Status abhängen? Interessiert mich jetzt auch mal studienhalber.

Was ist denn so ein "upper class" Name und was gehört eher zu sozial schlechter gestellten Gruppen?

Wär euch dankbar für Antworten, das würde jetzt nämlich noch gut in meine Seminararbeit passen.

LG,
lupa

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Jetzt setz ich mich mal in die Nesseln

Antwort von Antonia17 am 23.08.2004, 13:01 Uhr

rein als sachliche Auskunft zur Frage und ohne persönliche Wertung oder Kommentar (muss man hier ja immer dazusagen, sonst gibts Schläge ;-)

Die folgenden Namen meinen einige Personen in bestimmten Schichten häufiger zu hören. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität erhoben, auch werden keine statistischen Untermauerungen herangezogen (*ichmichlieberabsichere*).

Upper-Class: z.B. Charlotte, Elisabeth, Sophia, Friedrich, Maximilian, Alexander, Konstantin, Julius, ..
- häufig traditionelle, altbekannte (auch adelige) Namen.

Lower-Class: z.B. Kevin, Jason, Chayenne, Shakira, Mike, Jennifer, ... - häufig alles modisch, exotisch oder frisch erfunden anmutende.

Das gilt übrigens nur für Deutschland. Selbst in der Schweiz verhält es sich aufgrund der 3 bzw. 4-Sprachigkeit schon völlig anders.

Natürlich gibt es auch gaaaaaaaaanz viele Ausnahmen.

Schau mal ins Vornamen-Forum, da wurde die Frage schon des öfteren erörtert. So, jetzt gehts hier gleich los.
*ichduckmichschonmal*

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Re: Danke!

Antwort von lupa am 29.08.2004, 10:23 Uhr

Aha, so soll das also sein, dachte ich mir schon fast.

Na dann hat unsere Süße wohl einen upper-class-Namen, obwohl ihre Eltern dem Arbeiter-und bauern-Milieu entstammen, inzwischen aber studierte leute sind *WaseinAufstieg*

Nee, mal im Ernst, es kann schon sein, dass sich dieses Namens-Schema so abzeichnet, wenn man mal auf die verschiedenen "Sprachregister" guckt, die sprachwissenschaftlich ja millionenfach belegt sind. Ausnahmen gibt es da aber immer wieder.

Nunja, so ist das halt. Zum Glück dürfen wir die Namen für unsere kinder ja immer noch frei auswählen und müssen uns nicht entsprechend unserer Herkunft auf wenige Möglichkeiten beschränken.

In diesem Sinne alles Liebe,
lupa

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