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Und immer wieder das warum

Thema: Und immer wieder das warum

Hallo zusammen, Vor einem Monat ist das passiert was ich in meinen schlimmsten träumein nicht erwartet habe. Ich war schon in der 28. Ssw als ich keine kindsbewegungen mehr spürte. Wir fuhren in die Klinik nachdem ich versucht hatte den kleinen dazu zu bringen sich zu bewegen. Nichts klappte... Trotzdem dachte ich noch naja sie werden mir dort sagen dass er schläft oder vielleicht habe ich zu wenig getrunken. Leider war dies nicht der Fall und kurze Zeit später stand fest dass der kleine total unterversorgt war und sofort geholt werden musste. Unser Leopold hat eine Stunde gekämpft, die Ärzte auch aber die unterversorgung war schon soweit voran geschritten dass sie ihm nicht mehr retten konnten. Eine Welt brach für uns zusammen. Gestern dann haben wir das Ergebnis der Obduktion erhalten. Die unterversorgung kam von meiner total verkalkten und etwas zu kleinen plazenta. Meine Frauenärztin meinte nur dazu, dass sie so etwas noch nie in so einer frühen schwangerschaftswoche hatte und sie sich das nicht erklären kann. Vor allem weil die verkalkung und unterversorgung schon 4-6 wochen bestehen musste aber beim feinscreening war alles ok laut ihrer Aussage. Ich war eine Woche zuvor in der Klinik in der ich gebären wollte, da ich eine Blutung hatte. Die Ärztin dort hat plazenta, muttermund und Kind gründlich geschallt aber keinen doppler gemacht. Sie meinte aber alles prima und sie sieht nicht woher die Blutung kommt aber es wäre nicht tragisch. Hätte denn sie auch ohne doppler die verkalkungen sehen müssen??? Hätte man dann vielleicht noch etwas tun können weil er vielleicht noch nicht ganz so geschwächt gewesen wäre? Warum wurde es nicht früher erkannt? Warum war meine plazenta so früh so stark verkalkt? Ich habe noch nie geraucht, bin gesund und bei meiner Tochter gab es überhaupt keine Probleme mit der plazenta... Ich verstehe gerade gar nicht warum er uns genommen wurde. Es ist so schrecklich!

von yvonne-1s am 27.04.2018, 14:46



Antwort auf Beitrag von yvonne-1s

Hallo liebe Yvonne, wie es dir geht kann ich sehr gut nachempfinden. Mir ist es vor 4 Monaten so ähnlich passiert - ich war in der 22 SSW und gerade zwei Wochen davor beim feindiagnostikultraschall. Die Kleine war sehr gut entwickelt, sogar eine woche weiter als sie muss- hat man zu mir gesagt. Doppler hat man nicht gemacht. Laut Aussage meines Aztes machen Sie es nicht wenn dazu kein Anlass besteht (wie z.B. Kind zu klein) und in der frühen woche auch nicht. Auch ich habe mir die ganzen Fragen gestellt, immer wieder und wieder und wieder - bis zur Erschöpfung und Zusammenbrüchen mit Heulkrämpfen. Ich verstehe es bis heute Nicht. In der Plazenta wurden Gefäßverschlüsse gefunden -Verdacht auf Durchblutungsstörung und Unterversorgung. War dies der Grund? Hier hat mir z.B. im Expertenforum der Dr. geantwortet es wäre ein üblicher Befund nach einer Fehlgeburt. Und so gingen meine Grübeleien weiter und weiter - es war der Stress (Horrorvorstellung dass ich selbst meinem Kind so geschadet haben soll), es war der niedriger Blutdruck, die tabletten gegen Übelkeit - Nichts habe ich ausgelasssen. Letzte Woche dann wurde mein Mädchen mit einem Gottediesnst verabschiedet auf dem Schmetterlingsfeld. Irgendwie hat das in meine Verwirrung etwas Ruhe gebracht - ich habe verstanden dass ich irgendwan diese Gedanken und meine tochter loslassen muss. Denn man kann die Vergangenheit nicht mehr ändern. Ich hoffe dass es auch noch besser wird wenn am Montag der tag rum ist, an dem Sie zu Welt kommen sollte. Du befindest dich noch in der schlimmsten Zeit der Trauer und die Fragen nach dem Warum hat Keiner was gesehen werden sich noch oft stellen, aber ich glaube es wird besser. Zu deiner Frage noch ob man hätte was sehen können - ich weiss es nicht genau. Mein Arzt meinte nur - Gefäßverschlüsse/ denke auch Verkalkung kann man nicht "behandeln". Man kann Sie nur früher holen- bei mir wäre es zu früh, ob dein Sohn bessere Chancen hätte wenn Sie ihn früher geholt hätten wird keiner sagen können. Ich weiss alles so unbefriedigend.. Ich drücke Dich Anna mit Amelie im Herzen

von Annfee am 28.04.2018, 09:30



Antwort auf Beitrag von yvonne-1s

Es tut mir schrecklich leid, dass du deinen kleinen Sohn gehen lassen musstest. Es ist einfach das Schlimmste, das einer Mama passieren kann und die Frage nach dem Warum ist immer wieder quälend. Ich habe meinen ersten Sohn im Juli 2012 in der 18.SSW still zur Welt gebracht. Ich bekam plötzlich Wehen und Blutungen. Im KH hat man festgestellt, dass mein Gebärmutterhals komplett verstrichen war, der Muttermund bereits geöffnet und die Fruchtblase war vorgefallen und hing über den Muttermund heraus. Mein Sohn hat zu diesem Zeitpunkt jedoch noch gelebt, er ist mit seinen Beinchen aber schon ganz tief hinuntergerutscht, hat beim Ultraschall aber gezappelt. Durch diesen Befund konnten die Ärzte jedoch nichts mehr machen, um die Geburt aufzuhalten. Ich hatte die ganze Nacht lang Wehen und vormittags kam er dann still zur Welt. Natürlich hat sein Herzchen die Strapazen der Geburt nicht mitgemacht und er ist noch im Laufe der Geburt gestorben. Ich habe mich auch lange mit dem Warum gequält. Warum ist es keinem früher aufgefallen? Warum war ich nicht noch einmal beim Arzt? Warum habe ich überhaupt Wehen bekommen? Eine Woche vor seiner Geburt war ich bei der letzten Kontroll-Untersuchung und da war der Gebärmutterhals noch 3 cm lang und so weit alles in Ordnung. Dann hab ich im Laufe der Woche immer wieder so einen seltsamen Druck nach unten gespürt. Ich habe noch nachgefragt beim Arzt, mich aber nicht mehr untersuchen lassen, weil ich mir gedacht habe, es wird schon alles in Ordnung sein. Jetzt im Nachhinein bereue ich diese Entscheidung. Hätte ich doch noch einmal drauf schauen lassen, vielleicht hätte man ihn noch retten können. Wir haben ihn auch obduzieren lassen, weil wir einfach nicht verstanden haben, warum der Körper in so einem frühen Stadium bereits selbst eine Geburt einleitet. Mein Sohn war kerngesund und ich wusste immer noch keinen Grund dafür. Erst in meiner zweiten Schwangerschaft kam ich auf den Grund. Mein FA hat mir vorsorglich in der 15.SSW eine Cerclage gelegt (ein Bändchen, das um den Muttermund genäht wird, damit dieser nicht aufgehen kann). Trotz der Cerclage und der Schonung hatte ich schon bald wieder einen verkürzten Gebärmutterhals und eine innere Trichterbildung. Ebenso hatte ich die ganze Schwangerschaft über einen unruhigen, harten Bauch. Mein FA hat mir gesagt, dass ich eine Gebärmutterhalsschwäche habe. Mein Gebärmutterhals ist einfach nicht in der Lage, das Gewicht des Babys und allem anderen standzuhalten. Die Cerclage war die Rettung für meinen zweiten Sohn. Ohne dieser hätte ich ihn vermutlich ebenso verloren. In der 33.SSW bekam ich dann auch vorzeitige Wehen und lag 3 Wochen lang im KH am Wehenhemmer. In der 36.SSW hat mein FA dann die Cerclage gelöst und von da an ging mein Muttermund von Tag zu Tag ohne schmerzhafte Wehen weiter auf und nur wenige Tage später kam mein zweiter Sohn innerhalb von zwei Stunden gesund zur Welt. Bei ihm hatte ich es geschafft. Und trotz der Freude darüber, war ich sauer auf meinen eigenen Körper. Warum dieser es nicht schafft ohne Hilfsmittel ein Kind normal auszutragen. Hätte ich schon früher davon gewusst, hätte mein erstes Baby nicht sterben müssen. Irgendwann jedoch habe ich mich mit diesem Schicksal versöhnt. Ich habe mir gesagt, es ist nun mal so, dass ich diese Schwäche habe. Es ist schrecklich und schlimm, dass mein erster Sohn deshalb sterben musste, aber ich musste mich nicht mehr täglich mit der Schuldfrage oder dem Warum herumschlagen. Ich konnte es irgendwann annehmen und bin froh, dass ich es mit Hilfe der Medizin geschafft habe, meinen zweiten Sohn so weit auszutragen. Es braucht einfach ganz, ganz viel Zeit, bis der Schmerz etwas erträglicher wird. Aber du kannst nichts dafür, es ist ein schlimmes Schicksal, aber vermutlich war es nicht abzuwenden. Genau wie es bei mir nicht abzuwenden war. Mein FA hat mir in den Zeiten meines Zweifels gesagt, selbst wenn ich noch einmal bei ihm gewesen wäre, hätte es vermutlich nicht geholfen. Wenn es schon mal so weit fortgeschritten ist, kann man in so einer frühen Woche nichts tun. Und im besten Fall hätte ich Monate im KH mit absoluter Bettruhe liegen müssen und hätte womöglich ein Extrem-Frühchen bekommen, wo wir auch nicht gewusst hätten, ob er es überlebt hätte und wenn ja, wie er es überlebt hätte. Es hat unglaublich weh getan, denn ich hätte alles dafür gegeben und auf mich genommen, dass mein Sohn überlebt hätte, aber ich habe später auch eingesehen, dass es vermutlich nicht anders gegangen wäre. Dein Sohn war schon etwas älter, aber trotzdem hätte er auch sterben können, wäre er etwas früher geholt worden. Dieses Was, wäre, wenn bringt einen beinahe um den Verstand, deshalb hab ich irgendwann versucht nicht mehr darüber nachzudenken. Ich habe mir gesagt, es ist leider so, wie es ist. Keiner weiß, was passiert wäre, wäre es anders gekommen, aber wir werden es leider auch nie erfahren und ich konnte es irgendwann einfach akzeptieren, auch wenn es lange gedauert hat und unglaublich schwer fällt. Bei dir ist alles noch so frisch, ich kann verstehen, dass das in dem Moment für dich noch nicht möglich ist. Aber vielleicht gelingt es dir in einigen Monaten auch, dass du deinen inneren Frieden damit findest und dich zumindest nicht in Schuldgefühlen wälzen musst. Denn niemand kann etwas dafür, was deinem kleinen Sohn passiert ist. Es ist ein schrecklicher Zufall, dass es genau dir und deinem Sohn passieren musste. Mit hat es sehr geholfen viel darüber zu reden, meinem Sohn Briefe zu schreiben, eine Erinnerungsbox und eine Gedenkecke für ihn zu gestalten und er gehört auch heute noch zu unserer Familie dazu und sein lebender Bruder weiß, dass er einen "großen" Bruder hat, der bei den Sternen wohnt, weil er leider viel zu früh auf die Welt kam. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viel, viel Kraft genauso dass du liebe Leute um dich hast, die dich in deiner Trauer auffangen und für dich da sind, genauso wie du es gerade brauchst. Das Wichtigste ist ehrlich zu sich zu sein und seine Gefühle genau so anzunehmen, wie sie gerade sind. Und irgendwann wird es dann ganz plötzlich etwas leichter und heller, auch wenn man das in den dunkelsten Stunden nicht glauben kann. Alles Gute, Dani

von sunnydani am 28.04.2018, 14:18



Antwort auf Beitrag von yvonne-1s

Leider hast auch du sehr schlimmes erleben müssen. Nie sollte eine Mutter ihr Baby verlieren. Die Frage nach dem Warum und auch: was wäre wenn, hilft leider nicht. Vermutlich wird es darauf auch nie eine wirklich zufrieden stellende Antwort geben. Es ist einfach nur schrecklich. Fühl dich in den Arm genommen. Ich musste unsere Kleine vor sieben Wochen still zur Welt bringen, in der 37.SSW. 2 Tage vorher war alles in Ordnung! Die Frage Warum, begleitet mich seit diesem Tag. Und es gibt keine Antwort darauf. Die Kleine war gesund, nur ohne Herzschlag. Auch die Obduktion hat nichts herausgefunden. Wenn sie 2 Tage vorher geholt worden wäre, dann könnte ich sie sehr wahrscheinlich im Arm halten. Aber ohne Grund wird kein Baby bei 36+2 geholt und bei 36+4 war es zu spät. Ich kann die Stunden der Tränen nicht zählen. Sie wird aber immer unser kleines Mädchen bleiben und für immer in unseren Herzen wohnen. Sie fehlt uns so sehr!

von Reh77 am 28.04.2018, 19:49



Antwort auf Beitrag von yvonne-1s

Vielen lieben Dank für Eure Antworten. Es hilft darüber zu reden und zu sehen, dass anderen auch diese Fragen im Kopf herum gehen...natürlich wünsche ich wirklich NIEMANDEM dass er das durchmachen muss, was wir erlebt haben. Einige Tage sind schon wieder besser, andere dann wieder ganz schlimm. Meine Tochter hilft mir sehr wieder auf die Beine zu kommen aber sie leidet auch sehr. Sie ist 5 und hat sich so sehr auf ihren Bruder gefreut. Auf einmal war er nicht mehr in meinem Bauch und ist zu den Engeln geflogen. Da kommen dann natürlich auch die Fragen warum durfte ich meinen kleinen Bruder nicht behalten? Warum darf er mit mir nicht die Natur erkunden? Warum kann ich ihm nichts beibringen? Wer passt denn jetzt da im Himmel auf ihn auf? Mein Mann trauert etwas anders als ich. Er möchte am liebsten mit niemandem darüber reden außer mit mir. Ihm kommen auch immer wieder die Tränen wenn wir alleine sind. Verstehen können wir es alle drei noch lange nicht. Und ich glaube ganz ehrlich auf das Warum werde ich auch nie eine Antwort finden, die mich zufrieden stellt. Und zwischen diese Warums und die Trauer mischt sich dann auch noch meine Wut. Die Wut auf die Ärztin im anderen Krankenhaus, die einfach nichts gesehen hat oder sehen wollte oder keine Lust hatte etwas zu sehen...ich bin so enttäuscht von dem Krankenhaus (also das wo ich eine Woche vor der Geburt gewesen bin wegen der Blutungen, die Ärzte in dem Krankenhaus in das wir eine Woche später gefahren sind und wo sie den Kleinen sofort geholt haben damit er vielleicht noch eine kleine Chance hat, dem mache ich keinen Vorwurf. Die haben meiner Meinung nach alles getan was ihnen möglich war!). Aber wahrscheinlich ist es wirklich sinnlos einen Schuldigen zu suchen aber es macht einen ganz krank so hilflos gewesen zu sein bzw. so voller Vertrauen in die Ärzte und dann ist man so tief gefallen und so enttäuscht worden. Ich denke immer auch wenn man es früher gesehen hätte und wir zumindest etwas darauf vorbereitet gewesen wären, dass er es vielleicht nicht schafft weil die Versorgung viel zu früh zusammen gebrochen ist, hätte das unsere Familie nicht in so ein tiefes Loch gerissen. Laut den Ärzten kam das ja nicht plötzlich sondern bestand schon seit mindestens 4 Wochen wenn nicht sogar schon länger. Es wäre schlimm genug gewesen zusehen zu müssen, dass man nichts machen kann. Oder hätte er es dann vielleicht doch als extremes Frühchen in der 25. SSW schaffen können? Was wäre gewesen, wenn ich nicht erst dort in der Klinik die Lungenreifespritze bekommen hätte sondern man noch 1-2 Tage Zeit gehabt hätte bis man ihn geholt hätte? Hätte das vielleicht sein Leben retten können? Ich weiß ich schreibe von hätte, hätte, hätte....es bringt ihn einfach nicht zurück und wir sind so traurig!!!

von yvonne-1s am 29.04.2018, 14:25