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Umgang mit den Geschwisterkindern

Thema: Umgang mit den Geschwisterkindern

Hallo, ich lese immer mal wieder euere Mails mit. Ich habe zwei gesunde Kinder aber als ich fünf Jahre alt war, bekam meine Mutter frühgeborene Zwillinge, die kurz nach der Geburt verstarben. Ich habe das Erlebnis obwohl ich so klein war lange nicht verarbeiten können.Damals gab es keine Kinderpsychologen o.ä. Ich fing dann an Zwillingsbilder zu sammeln, mit Zwillingspuppen zu spielen, suchte mir die schönsten Engel in der Kirche heraus, nahm das Kerzenlicht mit und zündete die Kerze der Kinder an. Mit zehn Jahren habe ich meine Mutter solange bearbeitet, bis sie mir die Bilder der toten Babys zeigte. Daraufhin bekam ich Alpträume. Von meinen Eltern wurde ich später nicht unterstützt...das ist doch lange her! Ich habe mir vor einigen Jahren die Geburtsunterlagen besorgt, Ruhe habe ich nicht da mir die Bilder fehlen, denn diese haben meine Eltern und das Thema ist tabu. Obwohl ich die Kinder nie kennenlernte sind sie ein Teil von mir geworden und ich habe eine enge Beziehung zu ihnen. Auch meine Berufswahl der Kinderkrankenschwester haben sie beeinflusst. Ich möchte damit sagen, wie wichtig es ist auf die Geschwisterkinder trotz eigener Trauer einzugehen, vielleicht auch durch Trauergruppen oder anderer Hilfe. Sicher geht es nicht jedem Kind so, aber für mich hat dieses Erlebnis mein Leben geprägt. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Unterstützung für eueren schweren Verlust, ein Kind zu verlieren ist wohl das schlimmste, was einer Mutter passieren kann. Über Antworten würde ich mich sehr freuen!!! Kaktusengel

von kaktusengel am 12.09.2012, 11:14



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naja, dein Fall ist schon sehr extrem, so kennen wir das nicht. Als meine Tochter starb, war mein sohn knapp 3 jahre alt. ein jahr nach ihrem tot bekam ich nochmal eine gesunde tochter. wir haben immer unsere kinder mit zum friedhof genommen und über die kleine geredet. ich hatte nie den eindruck, meine kinder leiden darunter, im gegenteil. franziska gehört zu unserer familie dazu. ich kenne sowlas wie deinen fall nur von überlebenden zwillingen, also wenn einer von ihnen stirbt. daß sie ein leben lang das gefühl haben, ein teil von ihnen fehlt. auch haben solche zwillinge meistens einen unsichtbaren freund. der verstorbene zwilling gehört also zu deren leben dazu, egal in welcher form. mal eine frage: Wenn es doch schon so lange her ist, wie kommt man da an unterlagen ran? die werden doch nur eine bestimmte zeit aufgewart.

Mitglied inaktiv - 12.09.2012, 13:50



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Hallo Christine, ich denke, dass damals auch viel von meinen Eltern verdrängt wurde. Zu meiner Familie gehören die verstorbenen Kinder dazu, das siehst du sicher auch nicht anders, oder? Was mich am meisten beschäftigt hat war die Tatsache, dass man meiner Mutter damals sagte, wenn die Frühgeborenen zu diesem Zeitpunkt geboren werden, dann hätten sie kaum eine Chance. So wurde dann auch gehandelt, sie wurden in Bamberg geboren, nicht versorgt und über eine Stunde nach Erlangen gebracht. Erst dort wurde eine Behandlung eingeleitet, da waren die Lungen aber schon geschädigt. Meine Eltern überlegten damals kurz, die Ärzte zu verklagen aber das hätte die Zwillinge auch nicht mehr lebendig gemacht. Sie wurden 1976 in der 31. SSW geboren, auch damals hätten sie eine Lebenschange bei richtiger Versorgung gehabt. Die Unterlagen werden 30 Jahre aufbewahrt, ich habe sie angefordert kurz bevor diese Zeit vorbei war da ich wusste, danach ist alles weg. Viele Grüße Kaktusengel

von kaktusengel am 12.09.2012, 16:37



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Hallo Christine, bins nochmal. Die Aussage mit "Teil von mir" habe ich etwas falsch formuliert, ich meinte eher Teil von der Familie. Kaktusengel

von kaktusengel am 12.09.2012, 16:43



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30 jahre, das wußte ich nicht. aber ich finds gut, daß es so lange aufgehoben wird. meine tochter ist auch in erlangen gestorben 1994 :( und ja, sie gehört zur familie dazu wie meine lebenden kinder auch. klar gibt es bei mir nach fast 18 jahren tage, an denen denk ich nicht an sie. und es kann auch sein daß ich mal wochenlang nicht zum grab geh, aber sie gehört dazu und ich verleugne sie auch nicht. verdrängen ist schlecht, aber ich weiß, daß es zu dieser zeit so üblich war. in den 70 er jahren redete man nicht über tote kinder. wurden deine geschwister beerdigt? ich glaube fast nicht. damals wurden nur kinder beerdigt, die lebend zur welt kamen. Totgeburten und frühgeburten wurden bei einem verstorbenen erwachsenen unten in den sarg gelegt. das weiß ich von meiner mutter, die von 1973 - 1978 in einer pathologie /in oberfranken/ gearbeitet hat.

Mitglied inaktiv - 12.09.2012, 20:58



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Hallo Christine, das Mädchen hat einen Tag gelebt, der Junge drei Tage. Als das Mädchen gestorben ist, sagten sie meinen Eltern sie sollen noch mit der Beerdigung warten, der Junge ist noch nicht über dem Berg...ziemlich hart! Jedenfalls wurden sie zu zweit in einem Kindersarg beerdigt, meine Mutter war nicht dabei, sie war noch im Krankenhaus. Sie konnte also auch nicht Abschied nehmen. Aber wie gesagt, das Thema wurde immer verdrängt, bis heute haben wir nicht viel darüber geredet. Ich kann mich aber daran erinnern, als meine Eltern sagten, wir hätten nun zwei Engelchen im Himmel - ich war bei meiner Oma und schaute in den Himmel und dachte, ich sehe gar nichts. Den Namen vom Mädchen hatte ich übrigens ausgesucht - Sabine - keine Ahnung wie ich darauf gekommen bin. Die Babys wurden in Erlangen noch obduziert, das haben meine Eltern auch später erfahren, das Einverständnis haben sie nicht unterschrieben...dies wäre in Unikliniken immer so... Jedenfalls wurden sie zweimal notgetauft, einmal in Bamberg, dann in Erlangen. Viele Grüße Kaktusengel

von kaktusengel am 12.09.2012, 23:16



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das tut mir so leid um die beiden kleinen engelchen :( ja, notgetauft wurde meine tochter auch in erlangen. als sie gestorben ist, bekamen wir abends um 22 uhr einen anruf, und uns wurde ihr tot mitgeteilt. und im selben atemzug wurde auch gesagt, daß sie nochmal obduziert wird. ist wohl heute auch noch so. seufz hast du noch ein grab wo du hingehen kannst? ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich versteh dich so gut ..

Mitglied inaktiv - 13.09.2012, 03:37



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Hallo Christine, ich wohne schon lange nicht mehr in Bamberg aber vor drei Jahren bekam das Familiengrab einen neuen Grabstein, nach hin und her wurden die Namen und das Geburts/Todesjahr mit eingefügt. Meine Eltern haben eine Kerze mit den Namen/Geburts- und Sterbedaten zu Hause, die wird an diesen Tagen angezündet. Daran gedacht wird schon aber nie geredet... Für mich sind die Geburtsunterlagen wichtig, so habe ich das Gefühl etwas von den Frühgeborenen zu haben. Ich bin sehr froh über meine gesunden Kinder, bei meiner Tochter gab es verschiedene Probleme in der Schwangerschaft, sie sollte zur Sicherheit nach der Entbindung überwacht werden...aber sie wurde meinen Mann in den Arm gelegt (hatte Kaiserschnitt) und nicht weiter beobachtet... Dann hatte sie einen Atemstillstand, plötzlich kümmerten sich alle ...davor nicht...fast hätte sich alles wiederholt...wie soll man sowas verstehen?

von kaktusengel am 14.09.2012, 21:06



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man kann sowas nicht verstehen. ich hatte eine so tolle schwangerschaft damals mit Franziska. Wie aus dem Bilderbuch. Mir gings vom ersten Augenblick bis zur Geburt hervorragend. Das einzig negative war, daß wir an unserem Hochzeitstag termin hatten, das wat der 8.9.. aber sie kam nicht von selber. ich mußte dann jeden tag zum arzt, um zu kontrollieren, ob das fruchtwasser noch ok war. er meinte auch immer, durch die Untersuchung kann es losgehen. aber war nicht so. Erst dann am 13. im nachhinein denk ich zu wissen, wieso sie nicht auf die welt wollte. Sie wußte, daß sie krank ist und nicht lange leben wird und sie wollte so lang wie möglich bei mir sein. mag einbildung sein, aber ich glaub schon daß die natur da sowas wie einen schutzmechanismus eingerichtet hat. wir wußten ja bis einen tag nach der geburt nix von ihrem schweren herzfehler. erst als sie dauernd blau anlief, hieß es, vorsichtshalber mal den kinderarzt rufen. dann ging alles sehr schnell. sie wurde mit einem rettungshubschrauber nach erlangen geflogen. Entbunden hatte ich in Selb. hätte ich damals schon gewußt, daß sie nur zwei wochen leben wird und was sie alles durchmachen muss, ich hätte sie eingepackt und mit nach hause genommen. sie hätte auch zuhause in ruhe sterben können :( aber man wußte es ja nicht. die verwandtschaft redet nicht mehr über sie. auch jetzt an ihrem geburtstag dachten nur wir dran. ich will aber auch nicht anrufen und sie dran erinnern. ist nicht meine art. aber es tut weh. vor allem weil jetzt ihr 18. geburtstag gewesen wäre. aber das ist jetzt vorbei. gut, daß du noch ein grab hast, wo du hingehen kannst. das hilft schon etwas denk ich. und sie werden dann auch nicht vergessen. ich will unser grab auch nicht so schnell aufgeben, ich könnte das nicht. es ist ihr garten und der bleibt solange ich mich drum kümmern kann.

Mitglied inaktiv - 15.09.2012, 04:08