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Umgang mit FG in der Partnerschaft

Thema: Umgang mit FG in der Partnerschaft

Hallo ihr Lieben, zunächst erst einmal ein frohes Osterfest euch allen. Vielleicht verirrt sich trotz der Feiertage jemand in dieses eher traurige Eckchen und kann mir etwas Beistand geben. Ich habe gestern in der 9 SSW eine Fehlgeburt erlitten, nach 3 Tagen Blutungen. Am ersten Tag der Blutungen bin ich ins KH gefahren, dort hatte man mir bereits mitgeteilt dass sich die Schwangerschaft nicht weiter entwickelt hätte und keine Lebenszeichen / Herzschlag vorhanden wäre. Für mich ein Schock, da ich mich ziemlich schwanger gefühlt habe mit allen Anzeichen. Ich sollte mich dann entscheiden ob ich eine Ausschabung möchte oder einen natürlichen Abgang abwarten. Ich bin erstmal nach Hause um in Ruhe zu überlegen wie es weiter gehen soll, auch war die Vorstellung des Eingriffs an sich eher abschreckend, auch wenn das Krankenhauspersonal dort sehr mitfühlend war. Halt in dieser Situation hatte ich mir eigentlich von meinem Partner versprochen und erhofft, dieser hatte sich ebenfalls auf das gemeinsame Kind gefreut. Leider erlebe ich das komplette Gegenteil und weiß damit gar nicht umzugehen. Er scheint mit der Situation nichts anfangen zu können und tritt bislang jedes Mal die Flucht an, zeigt von Trauer keine Spur, er macht einfach so weiter als wäre nichts gewesen. Gestern dann der Höhepunkt, als ich die eigentliche Fehlgeburt hatte und die Krämpfe (Austreibungswehen) eingesetzt haben, und das ganze Blut und Gewebe rauskam, ist er mit den Hunden Gassi gegangen und anschließend einkaufen gefahren. Er sei im Notfall über das Handy erreichbar. Dabei hatte die Ärztin im KH davor gewarnt dass es ziemlich heftig werden kann mit den Blutungen und Schmerzen, was oft zu Kreislaufproblemen und Ohnmacht führen kann. In diesem Fall sollte ich sofort ins Krankenhaus kommen. Das wusste er alles, und dann sowas...? Also saß ich gestern dann mit unmenschlichen Schmerzen und meinen Ängsten zwei Stunden auf der Toilette während alles rauskam, und mein Partner ließ mich mit meiner 8 jährigen Tochter (aus erster Ehe) 2 Stunden alleine sitzen. Selbst jetzt wo ich es nieder schreibe bin ich immer noch ganz fassungslos über sein Verhalten. Heute sind die Blutungen weniger, die Schmerzen erträglich, ich hoffe es ist gestern alles raus gekommen, und ich brauche keine AS. Am größten ist aber der Schmerz über den Verlust meiner kleinen Erdnuss, auf die ich mich so gefreut hatte und welche ich bereits aus vollsten Herzen geliebt habe. Auch wenn wir nur zwei Monate zusammen hatten, war sie für mich eben schon mein kleines. Ich kann gar nicht so zur Tagesordnung übergehen als wäre nie was gewesen. Ich liege im Bett und bin am weinen, und mein Partner kommt rein und fragt: Was ist denn los? Was los ist? Ich habe meine kleine Erdnuss verloren. Gestern. Und ich bin traurig. Mich zerreißt es. Und ich verstehe sein Verhalten nicht. Das macht das ganze noch erheblich schwerer für mich. Jetzt stelle ich zusätzlich noch meine Partnerschaft infrage, was ich gerade gar nicht brauchen kann. Hattet ihr auch Probleme in der Ehe / Partnerschaft nach einer FG? Ist das normal? Oder habe ich ein selten dämliches Exemplar hier zu Hause hocken? Liebe Grüße eure Kerstin

von Erdnuss1 am 21.04.2019, 11:03



Antwort auf Beitrag von Erdnuss1

Es tut mir schrecklich leid, dass du dein Kleines verloren hast. Ich denke, Männer gehen damit oft anders um. Sie bekommen, gerade am Anfang, noch nicht viel von der Schwangerschaft mit und viele denken da auch rationaler. Er meint, es sicher nicht böse. Vielleicht weiß er aber auch gar nicht, wie er damit umgehen soll oder wie er dir helfen könnte. Männer verdrängen oft lieber, als darüber zu sprechen. Sie ziehen sich zurück, suchen Ablenkung. Auch das ist eine Form der Trauer. Oft passen die verschiedenen Formen der Trauer nicht zueinander. Das Wichtigste ist aber, dass man sich gegenseitig respektiert und jeden seine Trauer so leben lässt, wie er es gerade braucht. Und viele Männer versuchen so zu tun, als wenn nichts gewesen wäre, weil der normale, gewohnte Alltag einfach Sicherheit gibt. Versuche mit ihm zu reden. In einem ruhigen Moment. Nicht vorwurfsvoll oder anklagend, sondern einfach wie es dir damit geht und was du dir von ihm wünschen würdest. Vielleicht fragst du ihn auch, wie es ihm damit geht. Und sag ihm direkt, was du gerne hättest. Sag ihm, dass dich der Verlust sehr getroffen hat, dass die Vorstellungen, die du mit dem kleinen Zwerg hattest, nun nicht in Erfüllung gehen können und dass dich das unsagbar traurig macht und sag ihm direkt, was er tun könnte, dass er dir hilft. Männer brauchen oft klare Anweisungen, die können sich teilweise nicht so in uns hineinversetzen und brauchen es dann, dass man ihnen ganz direkt sagt, was sie tun sollen. Dass er dich während der Fehlgeburt allein gelassen hat, ist natürlich nicht schön. Aber vielleicht konnte er es einfach nicht mitansehen, vielleicht hätte er es nicht ertragen, dich so leiden zu sehen. In so einem Fall ist es oft gut, wenn man seine Mama oder Schwester oder gute Freundin bei sich hat, das ist oft eine größere Stütze. Aber das ist jetzt natürlich schon zu spät. Wir haben bereits zwei Kinder verloren. Mein erstes Kind hab ich im Juli 2012 in der 18.SSW still zur Welt gebracht. Da war mein Lebensgefährte bei der Geburt mit dabei. Er war aber auch nicht so eine große Hilfe, da er selber sehr geschockt war und es sehr schwer für ihn war. Obwohl er dabei war, hab ich mich da auch eher allein gelassen gefühlt. Er hat sich da auch eher zurückgezogen. Ebenso ist er schnell wieder in den Alltag über gegangen. Man hat zwar gemerkt, dass es ihm sehr weh tut, aber viel darüber geredet hat er auch nicht. Er hat dann oft Lichter gebastelt für das Grab und manchmal kamen völlig unerwartet Sätze von unserem Sohn. So nebenbei, im Alltag, hat er ihn dann erwähnt. Elf Monate nach der stillen Geburt war ich dann wieder schwanger und habe unseren zweiten Sohn im Februar 2014 bekommen. Er kam, nach einer ebenso nicht ganz so leichten Schwangerschaft, aber zum Glück gesund und munter, auf die Welt. Und letztes Jahr war ich zu Zwillingen schwanger. Da bekam ich leider bei meinem führenden Zwilling in der 20.SSW einen vorzeitigen Blasensprung und dachte zuerst auch, das war es wieder und ich verliere beide. Ich hab es dann aber noch sechs Wochen weitergeschafft, dann kam aber leider die gefürchtete Infektion und die zwei mussten bei 25+2 geholt werden. Mein führender Zwilling Nico hat nach sechs Wochen kämpfen den Kampf um sein Leben leider verloren. Und auch da tat sich mein Partner sehr schwer damit seine Gefühle zu zeigen oder darüber zu reden. Er hat gesagt, er will nicht noch einmal zusehen, wie sein Kind stirbt und ist deshalb in Nicos letzten, schweren Stunden nicht mitgekommen. Er ist bei unserem größeren Sohn daheim geblieben. Und ich war ihm nicht böse. Ich habe es akzeptiert, dass er es nicht will/schafft und habe dann meine Mama mitgenommen, die hat mir beigestanden. Mein zweiter Zwilling Tim hat zum Glück weitergekämpft und ist mittlerweile 9 Monate alt. Es war eine schwere Zeit, auch noch die lange Zeit, die Tim auf der Neo liegen musste und die Ungewissheit, wie er die ganze Sache überstehen wird und wir sind beide anders damit umgegangen. Aber wir haben uns nicht gestritten. Wir haben die verschiedenen Wege der Trauer und der Ängste akzeptiert und respektiert. Und uns haben unsere Verluste noch mehr zusammen geschweißt. Es hat uns gezeigt, wie schnell es zu Ende sein kann, wie wertvoll das Leben ist und was für ein Geschenk es ist, Kinder zu haben und wie froh wir sein müssen, dass wir uns beide/unsere Familie haben. Es tut uns beiden weh und manchmal reden wir auch zusammen darüber. Genauso wie unsere zwei Sternenkinder zu unserer Familie gehören und es Bilder und Erinnerungsecken von ihnen im Haus gibt. Aber mein Partner geht trotzdem anders damit um. Er wollte auch hier viel schneller wieder in den gewohnten Alltag zurück. Das Arbeiten gehen hat ihn abgelenkt und ihm Sicherheit gegeben und auch zu Hause wollte er sich immer beschäftigt wissen. Er hat sehr viel im Haus und Garten herumgewerkelt. Ich denke einfach, um abgelenkt zu sein. Ich habe ihn einfach gelassen. Er ist dann irgendwann eh von sich aus wieder zu mir gekommen. Das Grab von unserem Nico haben wir zusammen schön gemacht. Aber auch dabei waren wir eher still und jeder für sich und trotzdem war es eine angenehme Stille, weil wir wussten, wir tun gemeinsam etwas für unseren Sohn und wir sind ihm in diesem Moment zusammen als Eltern ganz nahe. Vielleicht machst du dir eine Box, wo du alle Erinnerungen an dein Baby hineingeben kannst. Vielleicht schreibst du Briefe an dein Baby und legst sie dann in die Box dazu oder du malst etwas für dein Baby. Ich weiß ja nicht, ob dir das liegen würde. Aber es gibt so viele Dinge, wie man seine Trauer verarbeiten kann und es ist ganz wichtig, dass du es hinauslässt und nicht hinunterschluckst. Alles, was dir selber gut dabei tut, ist in Ordnung. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, dass du den Verlust überstehen kannst und ich wünsche dir liebe Menschen, die für dich da sind. Vielleicht gibt es ja eine Freundin, mit der du darüber reden kannst und die dich versteht. Ich habe auch immer eher mit meiner Mama und meiner Freundin darüber geredet. Und ich hoffe, dass ihr beide als Paar wieder zueinander findet und einen gemeinsamen Weg findet, mit dem Verlust eures Babys umzugehen. Alles Gute, Dani

von sunnydani am 22.04.2019, 07:59



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Liebe Dani, vielen Dank dass du dir die Zeit für eine Antwort genommen hast. Und dabei so aufrichtig und offen warst. Es hilft enorm zu wissen dass man nicht so ganz alleine in dieser Situation ist, wie man vielleicht denkt. Ich habe unheimlich viel Respekt vor jeder Frau / jedem Paar welches nach solchen Schicksalsschlägen den Mut und die Kraft findet die Familienplanung weiter zu führen. Und ich bin sehr froh zu hören dass es Paare gibt, die sowas zusammen durch stehen und dich dabei nicht verlieren. Ich werde deinen Rat beherzigen und werde in einer ruhigen Minute Mut fassen und mit meinem Partner reden. Auf Dauer ist dieses sich aus dem Weg gehen und nur über Belanglosigkeiten sprechen auch nicht auszuhalten. Liebe Grüße und euch noch einen schönen Ostermontag!

von Erdnuss1 am 22.04.2019, 09:23



Antwort auf Beitrag von Erdnuss1

Hallo Es ist so wie Sunny schreibt Männer trauern anders. Gerade dann wenn das Baby noch nicht greifbar war.ich hab 4 Fg gehabt von 2 Männern. Beide haben ähnlich reagiert nämlich mit Ablenkung und Flucht in den Alltag. Mein Mann jetzt ist losgestürmt und hat ein Anbau abgerissen und dann 1 Jahre lang wieder aufgebaut. Er spricht gar nicht über unsere Tochter auch nicht über unsere zweites Sternchen. Und auch aktuell wo unser kleiner Sohn Leukämie hat geht er ganz anders damit man könnte glauben der hat nur ein Schnupfen. Und er hat echt viele Komplikationen und Co mitgenommen. Auch jetzt wo Samstag sein Vater gestorben ist. Hat er es mir erst Sonntag gegen halb 11 geschrieben völlig nebenbei. Und Nachmittag als er da war und ich mit dem großen nochmal in der Notaufnahme war sein arm ist nun doch gebrochen das würde Freitag in der Klinik bei uns zuhause nicht gesehen. Hat er mit der einen Familie hier Kaffee getrunken und Charlie war total geschockt. Sie wusste es ja von mir was passiert ist. Sie meinte es war nicht zu merken das gerade sein Vater gestorben ist. Ich bin gespannt wann da ne Reaktion kommt. LG nita

von nita83 am 30.04.2019, 21:55



Antwort auf Beitrag von Erdnuss1

Auch ich will Dir sagen.. Männer trauern bzw empfinden das ganz anders. Mein Mann konnte nicht wirklich fühlen wie es mir geht. Ich wollte es mit mir selbst ausmachen. Er hat zwar gemeint wenn du darüber reden willst dann machen wir das. Aber irgendwie.. .. Verliere nicht den glauben an deinen Körper. Das empfand ich als Hauptproblem . Warum hat mein Körper das zugelassen. Heute sage ich mir eventuell war da was nicht in Ordnung. ES SOLLTE SO SEIN. dein Körper weiß nun wie es geht.. Und dann könnt ihr entspannt das auf's neue angehen. Hab vertrauen in dich

von Smudo am 02.05.2019, 23:03