Kleine Engel

Forum Kleine Engel

Totgeburt ohne Einleitung Erfahrung?

Thema: Totgeburt ohne Einleitung Erfahrung?

Hallo, ich suche Frauen, die mir mit ihrer Erfahrung zu einer Totgeburt ohne Einleitung weiterhelfen können. Ich bin aktuell in der 37. SSW, laut Ultraschall hat unser Baby in SSW 26 aufgehört zu wachsen. Die Diagnose IUFT wurde in SSW 28 gestellt. Ich habe mich mit allem, was ich hatte, gegen eine Einleitung und gegen ein Krankenhaus gewehrt. Seither warte ich (mit enger ärztlicher Begleitung, nach langer Suche habe ich einen Arzt gefunden, der bereit war, meinen Weg mitzugehen) auf den spontanen Geburtsbeginn. Es passiert aber gar nichts, alle "Hausmittel" (mit Ausnahme von Rhizinus) probiere ich konsequent seit Wochen. Es passiert nichts. Blutwerte sind alle prima, es geht mir (soweit möglich, von der psychischen Belastung abgesehen) gut. Das Fruchtwasser bildet sich nicht zurück, das Baby ist noch immer genauso groß und schwer wie bei der ersten Diagnose, eigentlich sollte das laut Arzt anders sein. Dass eine spontane Geburt noch so lange ausbleibt, hat weder der Arzt noch meine Hebamme je erlebt. Kann mir jemand weiterhelfen, der sich auch gegen eine Einleitung entschieden hatte? Vielen Dank für Tipps!

von Claudialorena am 26.02.2022, 22:08



Antwort auf Beitrag von Claudialorena

Es tut mir sehr leid, was du gerade durchmachst! Ich habe in dieser Hinsicht keine persönliche Erfahrung, möchte dir aber viel Kraft wünschen! Bei mir gingen die Geburten jeweils von alleine los, aber ich hätte irgendwie auch immer in Betracht gezogen ansonsten medinisch helfen zu lassen. Denn irgendwie ist es zwar natürlich toll, wenn man den eigenen Körper machen lässt, aber manchmal braucht er dennoch ein wenig Unterstützung. Und ich hätte es auch nicht ertragen, zu wissen, dass mein Baby im Bauch tot ist und ich aber so noch wochenlang weitermachen muss. Aber das ist natürlich eine individuelle Entscheidung von jedem und jeder macht es anders bzw. geht auch anders damit um. Meine beiden Sternenkinder sind einmal in der 18.SSW still zur Welt gekommen und eines ist nach einer extremen Frühgeburt 6 Wochen nach der Geburt wieder gegangen. Bei meinem ersten Sohn fing die Geburt von selbst an und bei meiner letzten Schwangerschaft, in der ich zu Zwillingen schwanger war, bekam ich dann nach einem vorzeitigen Blasensprung eine Infektion, die sich auch mit beginnenen Wehen bemerkbar gemacht hatte und die einen Kaiserschnitt erforderte. Meine Kinder waren da gerade bei 25+2 SSW, als sie geholt wurden. Ich würde dir wünschen, dass es von alleine losgeht, würde an deiner Stelle aber dennoch in Betracht ziehen, vielleicht doch eine Einleitung vornehmen zu lassen. Du bekommst dein Kind ja dennoch selbst und da es ja leider schon verstorben ist, ist es für das Kind völlig egal, wie lange es noch im Bauch ist. Für dich wäre es aber entlastend, wenn das alles endlich einmal vorbei ist bzw. es zu einem Ende kommt. Es ist doch schon ein extremer psychischer Druck, dem man in so einer Situation ausgesetzt ist. Du könntest dich dann endlich verabschieden und der Trauerprozess kann dann erst so richtig beginnen. Solange du in der Situation bist, kannst du ja noch nichts verarbeiten und steckst fest und das zehrt und braucht noch mehr Kraft. Ich weiß schon, dass man sein Kind nicht hergeben will, dass das irgendwie auch so eine Schutzreaktion des Körpers ist. Bei mir stand die Geburt bei meinem ersten Kind dann auch irgendwann still, weil mein Körper einfach nicht bereit war, das Kind loszulassen und herzugeben, weil ich mich innerlich natürlich dagegen gesträubt habe. Aber ich war da bereits mitten in der Geburtsphase und die Geburt wurde dann auch mit ärztlicher Überwachung weiter angetrieben, immerhin hilft es ja nichts, es muss hinaus, wenn so etwas passiert, auch wenn es das ist, was eine Mutter auf keinen Fall möchte. Und so traurig es ist, aber dein Baby ist schon lange gegangen, es ist leider, leider nicht mehr da und schon seit Wochen bei den Engeln, sodass du seinen Körper ruhig hergeben und betrauern darfst. Dein Baby wird immer in deinem Herzen sein und du wirst immer daran denken, auch wenn du seinen Körper nicht mehr in deinem Bauch trägst. Du bist seine Mama und wirst es immer lieben und niemals vergessen. Du kannst dein Baby beerdigen, sobald es geboren wurde, du kannst ihm dann Briefe schreiben, du kannst ihm einen schönen, letzten Ruheort gestalten, aber dazu musst du dich frei machen, um es loszulassen und tatsächlich gehen zu lassen und wenn dein Körper es alleine nicht schafft, dann ist es auch nicht schlimm medizinisch helfen zu lassen. Ich denke ganz fest an dich und dein Sternenkind und wünsche dir ganz viel Kraft, um das alles durchzustehen! Stille Grüße!

von sunnydani am 27.02.2022, 11:40



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Hallo sunnydani, vielen Dank für deine lange Antwort und deine guten Wünsche. Leider habe ich mit den medizinischen Möglichkeiten schon so meine schlechten Erfahrungen gemacht, hatte 2018 schon einmal eine Einleitung nach einer missed abortion (damals in SSW 13). Wirklich nur im alleräußersten Notfall noch einmal, da ist alles andere, was ich tun kann, risikoärmer. Nach der Geschichte war ich für 9 Monate so traumatisiert, dass ich vielleicht medizinisch gesehen in dem Zustand war, den Ärzte wollen, psychisch aber nicht fähig war, am normalen Leben teilzunehmen. Ärzte und Krankenhaus taten ihr Übriges, mich zwar trotz Einleitung auch noch ausgeschabt und ohne Baby ansonsten aber vollkommen krank nach Hause zu schicken. Vertrauen in diese Einrichtungen habe ich seither nicht mehr. Inzwischen habe ich zwei noch recht kleine Kinder (die nicht im Krankenhaus zur Welt kamen) - ich kann es einfach nicht riskieren, nochmal 9 Monate völlig irre durch die Welt zu laufen. Das Problem war damals schon nicht der Verlust des Babys. Ich bin sehr ländlich groß geworden, auf dem Land geht man mit vielen Dingen sehr bodenständig um. Wenn die Natur beschließt, dass die Schwangerschaft nicht beendet werden soll, dann bricht sie vorher ab. Natürlich war ich sehr traurig, heute auch. Aber ich hatte nicht das Problem, dass ich das nicht wahrhaben will oder mich nicht verabschieden möchte. Es wird schon einen sinnvollen Grund haben, auch wenn ich den weder kenne noch verstehe. Ein Körper weiß dann schon, was er tut. Auch jetzt ist nicht die Trauer das Problem. Leben und Tod gehören zusammen, das eine geht nicht ohne das andere. Wie viel Zeit wir selbst haben und wieviele Zeit wir mit den Menschen haben, die uns besonders nahe sind und die wir besonders lieben, liegt nicht in unsere Macht. Wir können nur dankbar sein für jeden Tag und immerhin hatten wir 7 Monate zusammen. Und auch nach der Beerdigung bleibt das Baby ein Teil unserer Familie, eben nur ein bisschen anders. Mein Trauerprozess ist vermutlich sehr anders, als der der meisten Betroffenen. Die Geburt schließt ihn ab, sie beginnt ihn nicht. Inzwischen bin ich auch schon innerlich so auf "dann ist es endlich abgeschlossen" eingestellt, dass ich nicht annehme, dass die Psyche der Faktor ist, der den Geburtsbeginn verhindert. Dann muss es wohl etwas anderes sein - ein Körper würde nicht Energie in ein System stecken, das aus seiner Sicht keinen Sinn mehr macht, wenn es nicht einen anderen Grund gibt, warum es wenigstens vorläufig wichtig ist. Danke Dir, dass Du Deine Erfahrungen so ausführlich mit mir geteilt hast! Ich wünsche Dir und deinen Kleinen alles Liebe und Gute!

von Claudialorena am 27.02.2022, 14:54



Antwort auf Beitrag von Claudialorena

Liebe Claudialorena, ich danke auch dir für deine Erklärung und kann deine Einstellung dazu nun sicher besser nachvollziehen und verstehen. Und es freut mich, dass du einen Umgang dazu gefunden hast, der dir sicher hilft gut da durch zu kommen. Wenn du es selber so siehst, dass du es dann hinter dir hast, dann behindert dich die Psyche vielleicht wirklich nicht. Aber irgendeinen Grund kann es ja dennoch geben, den du gerade noch nicht weißt, warum der Körper nicht erkennt, dass da was schief gelaufen ist und die Geburt von selbst einleitet. Wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat, will man diese natürlich vermeiden. Aber gibt es denn keine andere Lösung, als entweder gar keine Medizin oder das Gleiche wie beim letzten Mal? Wenn du mit anderen Ärzten über deine Erfahrungen sprichst, könnten sie dir vielleicht ja andere Möglichkeiten aufzeigen. Eine Einleitung kann man ja auf unterschiedlichen Wegen machen. Oder du wendest dich an eine Hebamme und gehst in ein Geburtshaus oder etwas Ähnliches? Was wäre denn die Alternative? Wie lange denkst du zuwarten zu können bzw. was willst du machen, wenn die Geburt auch in den nächsten Wochen nicht losgeht? Ich denke auch, dass man der Natur bei vielen Fällen mehr ihren Lauf lassen sollte bzw. eben Vertrauen in seinen Körper haben sollte. Aber dennoch finde ich, weiß die Natur nicht alles und gibt es nicht für alles eine Begründung. Denn ansonsten wären früher nicht so viele Frauen und gesunde Kinder bei Geburten gestorben, als es die medizinischen Möglichkeiten noch nicht gab, wenn die Natur immer gewusst hätte, was sie tut. Und ich denke auch, dass sich schlimme Ereignisse nicht unweigerlich wiederholen müssen. Auch wenn beim letzten Mal vieles bei dir falsch gelaufen ist, bedeutet es nicht, dass es noch einmal ganz gleich ablaufen wird. Ich habe wegen meinem Frühchen schon sehr viele Erfahrungen mit unterschiedlichsten Ärzten und Stationen im KH gemacht und wir hatten genauso schlechte Erfahrungen dabei, aber wir haben auch sehr gute, tolle Personen kennengelernt, die uns sehr weitergeholfen haben und ohne die Medizin und die vielen Ärzte wäre auch mein Kleiner heute nicht bei mir. Deshalb finde ich, man darf nicht alles nur schwarz oder weiß sehen und muss den Dingen manchmal auch einfach noch eine zweite Chance geben. Ich wünsche dir wirklich von ganzem Herzen, dass du den passenden Weg für dich findest und es bald zu einem guten, würdigen Abschluss kommt, der dir nicht traumatisch in Erinnerung bleiben muss!

von sunnydani am 27.02.2022, 17:44



Antwort auf Beitrag von Claudialorena

Ich kann dir etwas von meiner stillen Geburt erzählen. Ich hatte Wehen, die Fruchtblase war geplatzt und es tat sich - nichts. Fast vier ganze Wochen habe ich mich gegen eine Einleitung gewehrt, weil ich dachte "Es muss doch von alleine losgehen", eben weil die Fruchtblase geplatzt ist und ich Wehen hatte. Schließlich war nach drei Wochen der Muttermund fingerdurchlaessig. Dann tat sich wieder eine Woche lang nichts. Dann stiegen meine Entzündungswerte und ich habe es nicht mehr geschafft (psychisch) das Unvermeidbare noch weiter hinauszuzoegern und habe mich fuer eine Einleitung entschieden. Ich hatte Angst vor einem Not Kaiserschnitt. Ich nahm drei Tage lang alle vier Stunden 400mg Cytotec. Es tat sich wieder nichts. Ich hatte Wehen, aber mein GMH war immer noch bei 4cm unveraendert und der Muttermund auch nicht geöffnet. An Tag 4 entschied ich mich dann fuer Nalador per Infusion. Ich bekam diese 10h, hatte stärkste Wehen. Leider öffnete sich der Muttermund nur 2cm weit in dieser Zeit. Der Arzt meinte, wir muessten am naechsten Tag weitermachen. Ich dachte, dieser Albtraum geht nie vorbei. Dann, 1h nachdem man mich vom Wehen Tropf nahm, kam mein Sohn ganz plötzlich auf die Welt. Es ging dann alles ganz schnell... Ich zweifle auch jetzt noch oft, ob die Einleitung die richtige Entscheidung war. Schließlich wollte er anscheinend noch nicht gehen... Andererseits weiss ich, dass es fuer mich, fuer meine Psyche, meinen Koerper, der richtige Weg war. Er waere noch Wochen in mir geblieben und das Warten auf ein totes Kind war fuer mich schließlich tausendfach schlimmer als die eingeleitete Geburt. Ich kann aber deine Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Ich habe mir auch immer gesagt, er kommt, wenn er kommen will, es soll nicht meine Entscheidung sein.

von Lennax am 03.03.2022, 00:28



Antwort auf Beitrag von Lennax

Danke für Deine Geschichte! So ein Marathon - das ist wirklich auch sehr ungewöhnlich, dass trotz geplatzte Fruchtblase und Wehen nichts vorwärts ging. Wer weiß, ob Dein Sohn nicht auch ohne die Einleitung zu genau diesem Zeitpunkt geboren worden wäre. Natürlich kann man nicht mehr ewig warten, wenn die Blutwerte instabil werden. Bestimmt war es die richtige Entscheidung. In den Moment würde ich auch neu überlegen (müssen). Es ist natürlich schon anstrengend, so lang auf die Geburt zu warten. Andererseits ist für mich die Vorstellung Klinik viel belastender. Meine Idealvorstellung ist eine Hausgeburt ohne Einleitung, aber wenn es wirklich sein müsste, dann wenigstens mit Einleitung zu Hause. Danke für Deine Erfahrung! Es hilft mir auf jeden Fall zu wissen, dass auch andere Frauen den Weg gehen wollten - ob dann alles so funktioniert, wir wir uns das vorstellen, ist natürlich eine andere Sache. Ich wünsche Dir alles Gute!

von Claudialorena am 03.03.2022, 22:03