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Stille Geburt und Schuldgefühle

Thema: Stille Geburt und Schuldgefühle

Ich habe meine Tochter in der 22 SSW verloren, das ist über 3 Monate her. Bis zu letzten Vorsorgeuntersuchung lief alles perfekt, außer dass mir immer schlecht war und mein Blutdruck so niedrig war. Das Herz hat einfach aufgehört zu schlagen. Ich bin zum Arzt, weil ich Kindsbewegungen vermindert gespürt habe. Wie lange sie schon tot war, wusste auch keiner - vom entwicklungsstand 20 ssw, ich glaubte sie in der 21 ssw noch gespürt zu haben. Eine Ursache wurde so nicht gefunden, es steht zwar gefäßverschlüsse in der plazenta drin, als ursache kann man es aber wohl kaum ansehen. Keine Infektionen, Gerinnungsstörungen, nichts beim Baby. Seit dem mache ich mir furchtbare sorgen dass ich dem baby geschadet habe durch zu viel stress. In der 20 ssw gab es einen streit mit meinem mann und auch sonst habe ich mich ab und zu angespannt gefühlt oder wurde lauter. Aber kein Dauerstress oder was schlimmeres. Dennoch gehe ich ständig jeden tag durch und schwanke zwischen dem Glauben dass es der Stress war und der Überlegung dass so was schlimmes doch nicht von ein paar Streitigkeiten bei denen es um die Dinge des alltäglichen lebens ging und nur kurzzeitig waren, kommen kann. Ging es euch auch so? habt Ihr Euch dann auch so verrückt gemacht und euch so schuldig gefühlt. Ich weiss nicht mehr weiter und bin so traurig. Der Gedanke mich nicht immer fehlerfrei benommen zu haben macht mich wahnsinnig.. Kennt Ihr das? Wart Ihr immer schön ausgeglichen in der SS? Ann

von Annfee am 20.04.2018, 16:46



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Hallo Annfee, es tut mir sehr leid, dass deine Schwangerschaft vorzeitig enden musste! Aber nein, es kann definitiv nicht von einem "normalen" Alltagsstress kommen. Dazu gibt es auch Studien, die das belegen. Nach meiner Fehlgeburt in der 11. Woche hatte ich auch erstmal Angst, dass ich mich irgendwie falsch verhalten habe. Verschiedene Frauenärzte meinten aber, ein gesundes Kind hätte den - natürlich manchmal anstrengenden - Alltag mit Beruf etc. ausgehalten. Ich denke, das Suchen nach Ursachen kommt davon, dass es so schwer ist, einfach zu akzeptieren, dass die Natur bzw. dein Körper wegen eines - oft nicht nachzuvollziehenden - Defekts die Schwangerschaft beendet hat. Rede doch auch mal in Ruhe mit deinem Gyn oder einer Hebamme darüber! Alles alles Gute!

von Charlotte7 am 20.04.2018, 17:38



Antwort auf Beitrag von Annfee

Dein Verlust tut mir von Herzen leid!! Ich selber wurde schwanger zum Monster! Nix ausgeglichen und fröhlich.... teils ängstlich, gereizt, ungeduldig und unter dauerstrom... Auch wenn dich das nicht tröster: wo Menschen sind wird gemenschelt! Es ist alles menschlich und gehört dazu. Sehr viele Frauen haben ein absolutes hormonchaos gerade in der Schwangerschaft. Du hast deinem Kind sicherlich nicht geschadet!! Ganz ganz ehrlich! Mach dir keine Vorwürfe. Der Verlust ist schon schwer genug. Du musst dich nicht selber noch Strafen. Ok? Ganz viel Kraft!

von Tämelebäbchi am 21.04.2018, 09:19



Antwort auf Beitrag von Annfee

Liebe Ann, Herzliches Beileid zu deinem, eurem Verlust. Zu deinen Fragen: nein, ich glaube auch nicht, dass Unausgeglichensein zum Tod eines Ungeborenen führt. Vielleicht solltest du es einfach andersrum denken. Deine seelische/körperliche Verfassung hat dir schon Signale gegeben, dass irgendwas nicht stimmt. Als ich letztes Jahr unsere Tochter verloren habe, ging es mir in den Wochen mit ihr häufiger schlecht, im Verhältnis zu meinen anderen Schwangerschaften deutlich schlechter. Ich kann deine Gedanken aber dennoch nachvollziehen, auch ich frage mich, welchen Anteil trage ich an der Fehlgeburt. Ich denke, davon kann sich fast keine Frau frei machen. Nichts desto trotz müssen wir einsehen, dass wir nicht alles in der Hand haben, da müssen wir einfach der Natur vertrauen. Ich wünsche dir alles Gute und dass du es schaffst, bald wieder nach vorn zu schauen. LG

von good4nothing am 21.04.2018, 13:18



Antwort auf Beitrag von Annfee

Hallo Nein ich war auch nicht ausgeglichen,mein Mann hat es bei der dritten daran gemerkt das Chaos schwanger bin weil ich dann launisch und zänkisch bin. Wenn Stress so schnell zur Fehlgeburt führen würde dann würden ja z.b.inKriegsgebieten oder anderen Elendsgebieten gar keine Babys mehr überleben. Das was passiert ist kann man nicht erklären,das ist leider ganz häufig so wenn das Herzchen einfach aufhört zu schlagen,das wichtigste ist dass du dich davon frei machst das Süß unter Umständen Schuld bist,es ist ein Unglück ähnlich wie bei einem Unfall,es passiert auch wenn alle bestmöglich aufpassen, manchmal ist es trotzdem nicht zu verhindern. Vielleicht hilft es Dir in eine Selbsthilfegruppe zu gehen,oder eine Therapie zu machen,du gibst dir die Schuld am etwas was Du nicht verhindern konntest.

Mitglied inaktiv - 21.04.2018, 13:53



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Liebe Ann, mein tiefes Beileid zum Verlust deiner kleinen Tochter. Der Tod des eigenen Kindes reißt einem den Boden unter den Füßen weg und tut einfach nur entsetzlich weh. Schuldgefühle in der Trauer sind leider völlig normal, es gibt eigentlich keine Trauer ohne auch das Thema Schuld zu streifen. Ganz egal wie alt derjenige war um den man trauert. Das mit dem Stress..... Das schlag dir mal ganz ganz ganz schnell aus dem Kopf. Es ist medizinisch so nicht möglich. Erstens ist Stress als Ursache suuuper selten und dann muss es schon deutlich (!) mehr als viel Stress sein. Und zweitens - und das ist das entscheidende bei dir - verursacht Stress dann nicht den Herztod des Babys sondern führt zu vorzeitigen Wehen und einer hormonell bedingten Aufweichung des Muttermundes. Die Plazentainfarkte bei dir finde ich dagegen durchaus auffällig. Das würde ich definitiv in einer Gerinnungsambulanz abklären lassen. Und ansonsten, ja, die Schuldgefühle hatte ich auch. Heute ist der Verlust meiner ersten Tochter 4,5 Jahre her und ich habe nahezu komplett meinen Frieden damit gemacht. Es ist ein steiniger und schmerzhafter Weg und ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Kraft und Mut für die weiteren Monate und liebevolle Menschen an deiner Seite! Stille Grüße, Hannah

von Hannah79 am 21.04.2018, 23:28



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Hallo Hannah, vielen Dank für deine lieben Worte. Auch den anderen Mädels, ich danke Euch - es hat mir gut getan es zu lesen. Dass Ihr Euch alle die Zeit genommen habt das habe ich gar nicht erwartet. Und hat mir ermöglicht das ganze auch mal aus einer anderen Sicht zu sehen. Liebe Hannah - woher weißt du dass mit dem Stress und den Wehen. Ich hab das nämlich meinen Arzt auch gefragt und Er hielt sich da sehr bedeckt, wobei Er auch sagte dass mein Schicksal nicht vom Stress kommt. Trotzdem wache ich jeden Morgen mit Bauchweh auf und denke was hast du bloß deinem Kind angetan. In der Gerinnungsambulanz war ich, sie haben Nichts gefunden. Sie haben mir nur gesagt es könnte trotzdem sein, dass in der SS die Gerinnung gestört war- Empfehlung Aspirin für nächste SS. Es ist alles so schwer, als ob eine nächste SS irgendwas wieder gut machen könnte. Ich trauere um diese kleine Tochter.. DANKE vom Herzen Ann

von Annfee am 23.04.2018, 08:03



Antwort auf Beitrag von Annfee

Hallo Ann, es tut mir sehr Leid, dass du diese schlimme Erfahrung machen musst. Vielleicht hilft es dir ein wenig mit deinen Schuldgefühlen umzugehen, wenn du alles in einem Brief an deine Tochter aufschreibst und es dir so von der Seele schreiben kannst. Ansonsten hat mir nach den zwei Fehlgeburten jedes Mal sehr geholfen, dem Kind trotzdem einen Namen zu geben und auch auf dem Friedhof eine Namensplakette anbringen zu lassen - das war für mich irgendwie der Beweis an alle, dass Aaron und Emily existiert haben und ein Recht darauf haben, dass man sich an sie erinnert. Ich rede auch oft in Gedanken mit den beiden. Das klingt vielleicht komisch, aber mir hat das sehr geholfen und hilft mir noch immer, wenn mal wieder alles hochkommt. Ich habe auch viel mit meinem Mann über all meine Ängste, Schuldgefühle und Gedanken gesprochen. Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft in dieser schweren Zeit und alles Gute für die Zukunft! Dorothee

von Dorothy_in_Oz am 23.04.2018, 11:37



Antwort auf Beitrag von Annfee

Hallo Ann, in äußerst seltenen Fällen kann es tatsächlich auch dazu kommen, dass Stress den Tod des Kindes auslöst. ABER dabei reden wir nicht von Streitereien, angespannt sein, Diskussionen mit dem Partner, depressiven Verstimmungen o.ä. - auch wenn sie noch so zermürbend sein können! Es geht dabei wirklich um schlimmen Stress z. B. um Kriegssituationen oder akute Bedrohungen des eigenen Lebens. Stress, der Wehen auslöst ist etwas häufiger (aber zum Glück auch sehr sehr selten). Da sorgen die Stresshormone im Blut eben für die Wehen bzw. die Erweichung des inneren Muttermundes. Ich kann mehr als genug nachvollziehen, dass du verzweifelt nach Gründen suchst. Und ich kann auch verstehen, dass du bei dir oder deinem Körper nach Gründen suchst. Aber es gibt einen riesen Haufen schwangerer Frauen, die keineswegs dauerstrahlend durch die Schwangerschaft gehen. Die liest und hört man natürlich seltener als die, die sich im 7. Himmel fühlen, da dies viele als eine Art Makel empfinden oder sich für diese Gedanken schämen. Trotzdem bekommen sie gesunde und lebende Kinder. Diese Suche nach den Gründen ist normal. Und ja auch irgendwie richtig. Nicht nur wenn man eine Folgeschwangerschaft plant sondern auch um irgendwie ansatzweise zu begreifen was da passiert ist. Bei mir wurde auch keine Gerinnungsstörung festgestellt, ich sollte aber in der nächsten Schwangerschaft prophylaktisch Heparin spritzen. Ich weiß nicht ob das eine bessere Alternative zu ASS ist oder warum dir ASS prophylaktisch empfohlen wurde. Die Gerinnungsambulanz meinte, es gäbe ja vielleicht Gerinnungsstörungen, die eben noch nicht bekannt sind. Vielleicht bist du so ein Fall. Meine FA damals hielt sich auch völlig bedeckt zu den Gründen. Ich hatte auch den Eindruck sie verfolgt das nicht weiter wieso weshalb und warum das passieren konnte. Das fand ich furchtbar. Denn man will doch einfach um jeden Preis wissen warum! Wurdest du getestet auf Toxoplasmose, Chlamydien, Zytomegalie? Bakterien wurden auch keinerlei gefunden? Einen großen Zuckertest könntest du machen lassen, ein unentdeckter Diabetes kann manchmal auch verantwortlich sein. Aber wahrscheinlich ist das nicht..... Manchmal gibt es auch Erkrankungen beim Baby, die noch nicht erforscht sind, bestimmte Herzfehler. Wie gesagt, ich kann sehr gut verstehen, dass du verzweifelt suchst. Mir ging es genauso. Nur die Schuld bei dir, die sehe ich absolut null. Wirklich!! Zumindest von dem was du schreibst natürlich. Lass dich nicht entmutigen. Hol dir notfalls mal eine Zweitmeinung ein. Wechsel den FA oder frage nach, ob auch eine Kinderwunschklinik sich damit beschäftigt. Ich hatte neben der späten Geburt auch noch einige frühe Fehlgeburten und habe erst viel viel später und wegen einer anderen Sache erfahren, dass auch eine Kiwu-Klinik ggf zuständig sein kann. Oder lass dir von denen sagen wer sich auskennen könnte mit dem Thema. Ich finde es frustrierend, dass die niedergelassenen FA da manchmal zu wenig suchen. Jedenfalls war es bei mir so. Jetzt habe ich dich ganz schön zugetextet... Ich hoffe, das kommt nicht blöd rüber. Liebe Grüße. Dieser Schmerz - es wird irgendwann besser. Hannah

von Hannah79 am 23.04.2018, 22:33