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MA in der 10 SSW - wie die Trauer bewältigen

Thema: MA in der 10 SSW - wie die Trauer bewältigen

Hallo ihr Lieben, ich hoffe, dass mir das von der Seele schreiben hilft mit der Trauer irgendwie umzugehen. Mein Mann und ich wünschen uns seit Oktober 2017 Nachwuchs. Februar 2018 ein positiver Schwangerschaftstest, doch leider setzte Anfang März in der 6. SSW dann die Periode ein. Im Frühjahr 2019 suchten wir einen Urologen auf, es folgten zwei ernüchternde Spermiogramme und Überweisung in die KiWu Klinik. Mitte September 2019 das erste Beratungsgespräch, 4.1.2020 Therapiestart, Punktion am 15.1., Transfer am 20.1. und vor uns lagen nun zwei Wochen, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit. Eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. Natürlich konnte ich nicht warten und testete vor dem Bluttest schon zu Hause, viermal und alle positiv. Am Morgen des 7.2. dann der Bluttest und nachmittags der Anruf "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger". Das Gefühl einfach unbeschreiblich. Es lief alles gut, bis zu diesem Montag. Bei der Kontrolle am 2.3. stellte sich heraus, dass ich in der 9ten Woche bin, der Embryo, mit Herzschlag, größentechnisch jedoch grade mal in der 7ten. Die Ärztin bedauerte uns nahe legen zu müssen nicht mehr zu euphorisch zu sein. Dienstagabend dann eine leichte Schmierblutung, im Krankenhaus hieß es dann erneut es sehe nicht gut aus, Herzaktion nur noch zu erahnen. Gestern Abend dann eine stärkere Blutung mit Schlier, im Krankenhaus dann die traurige Nachricht, dass das Herz unseres Krümel's aufgehört hat zu schlagen. Dies wurde dann heute in der Kiwu Klinik bestätigt, mit Überweisung zur AS. Mein Kopf versteht, dass es so wohl besser zu sein scheint und wir unendlich glücklich sein können, dass der erste Versuch in einer Schwangerschaft geglückt ist. Aber auf der anderen Seite ist dann mein Herz, was das Ganze nicht verstehen will und kann. Das Herz kann also nicht verstehen, was der Kopf nicht fühlt. Jeder hat ja seine Art Trauer zu bewältigen, aber ich hoffe, dass ihr mir Tipps geben könnt damit umzugehen, weil ich das Ganze grade noch nicht wahr haben kann bzw. will und die Welt für mich seit gestern still steht. Corinna und Sternchen Krümel

von CorinnaA am 06.03.2020, 20:24



Antwort auf Beitrag von CorinnaA

Liebe Corinna, es tut mir sehr leid, dass du deinen Krümel gehen lassen musstest. Fühl dich feste gedrückt! Ich hatte selbst 2mal in Folge MAs (13. und 12. SSW), war aber beide Male auf natürlichem Wege und recht schnell schwanger geworden. Bei beiden Sternchen hat es mir bzw mir und meinem Mann sehr geholfen, ihnen einen Namen zu geben. Wir wissen beim 2. faktisch, dass es ein Mädchen war (wurde genetisch untersucht, weil die Entwicklung beide Male Ende der 11. SSW stehen geblieben war und meine FA einen systematischen Gendefekt ausschließen wollte), das 1. war gefühlt ein Junge und hat daher einen Jungennamen bekommen. Außerdem haben wir bei beiden eine kleine Gedenkfeier auf dem Friedhof gemacht, wo auch Namensplaketten an einer Trauerwand angebracht wurden. Man kann sein Sternchen auch "richtig" beerdigen lassen, aber das wussten wir damals leider nicht. Wenn du die AS noch nicht hattest und deinen Krümel beerdigen möchtest, sag das also den Ärzten einfach. Ansonsten haben wir als Paar viel über die beiden gesprochen. Und immer ehrlich gesagt, wie wir uns grade fühlen, denn der andere kann das ja nicht riechen. Wir waren auch jeweils ein paar Tage weg, einfach um durch einen Tapetenwechsel Abstand zu gewinnen. Mir persönlich hat auch der offene und ehrliche Umgang und Austausch hier im Forum sehr gutgetan, einfach weil ich dann nicht mehr das Gefühl hatte, damit alleine zu sein. Ich wünsche dir bzw euch alles Gute, dass da Menschen sind, die eure Trauer aushalten und euch auffangen, dass ihr nach und nach wieder die schönen Seiten des Lebens wahrnehmen könnt, und vor allem, dass auch ihr irgendwann euer Wunschbaby im Arm halten dürft. Stille Grüße, Dorothee mit Aaron & Emily im Herzen und Sophia (6,5 Monate) auf dem Arm

von Dorothy_in_Oz am 07.03.2020, 07:47



Antwort auf Beitrag von Dorothy_in_Oz

Liebe Dorothee, vielen Dank für deine lieben Worte. Auch mir tut es sehr leid, dass dir dies widerfahren ist. Das mit den Namen ist sehr schön. Ich habe, seit dem Wunsch Mama zu werden, ein paar Mal von einem Mädchen geträumt und der erste Name der mir gefiel war Amira. Mein Mann wünschte sich einen Jungen. Seit wir wussten ich bin schwanger hat sich dann aber der Spitzname Krümel festgesetzt und immer wenn ich mit ihr gesprochen habe, habe ich sie so angesprochen. Ich hoffe ich finde für mich noch den Weg um Abschied zu nehmen. Vor der AS am Montag habe ich auch ein Stück weit Angst, weil es ist so endgültig und das loslassen fällt mir so schwer. Auch wenn ich merke wie mein Körper schon anfängt zu "arbeiten", wahr haben will ich es noch nicht. Es scheint als würde Alles so sein wie immer, wenn die Mens kommt. Dabei frage ich mich wie ich es schaffen soll wieder in den Alltag zu kommen. Ich fühle mich in irgendeiner Art und Weise schuldig, wenn ich lebe wie bisher. Ich versuche mir zwar Mut zu machen und denke an den Kryo Versuch, den wir im Mai starten können, fühle mich aber auch widerrum schuldig unserem Krümel gegenüber. Mit meinem Mann habe ich auch schon viel gesprochen. Er hat sich die Woche beurlauben lassen, um bei mir zu sein. Er will stark für uns sein, sagt unser Kleines hätte nicht gewollt das wir so leiden und ist im Herzen für immer und ewig bei uns. Das stimmt, das Lesen hier im Forum hat mir schon geholfen mich darauf vorzubereiten ein Sternchen zu haben, zum Austausch fehlte mir bisher der Mut. Fühl auch du dich ganz feste gedrückt.

von CorinnaA am 07.03.2020, 11:58



Antwort auf Beitrag von CorinnaA

Es tut mir schrecklich leid, dass euer lang ersehntes Baby nicht bei euch bleiben durfte... Du brauchst ihm oder ihr gegenüber jedoch keinesfalls Schuldgefühle haben. Es wird immer euer Krümel bleiben, egal wie viele Kinder du noch bekommen wirst und auch wenn euer Alltag wieder eingetreten ist. Unsere Sternenkinder werden nie vergessen sein, auch nicht, wenn alles wieder wie gewohnt weiter geht. Wir werden immer an sie denken und sie sind immer in unseren Herzen, auch wenn wir Folgekinder haben. Ich habe mir immer gesagt, sie sind die Schutzengel für ihre Geschwister. Sie passen auf ihre Geschwister auf. Für mich war das ein tröstender Gedanke. Was mir auch geholfen hat, eine Erinnerungsecke im Wohnzimmer einzurichten, in der Fotos (meine Sternenkinder waren schon etwas älter) stehen und Kerzen, Engel, Gedichte. Ich habe eine Erinnerungsbox, in der alle Dinge drinnen aufbewahrt sind, die ich von meinen Sternenkindern habe, Ultraschallbilder, Namensbändchen, die erste Windel, die erste Hose, Briefe an meine Sternenkinder, Gedichte, Karten, etc... Vielleicht hilft es dir ja auch, Briefe an deinen Krümel zu schreiben oder eine kleine Kiste zu gestalten, in die du alles hineinlegst, was du an Erinnerungen hast bzw. in der du vielleicht tagebuchweise alles aus deiner Schwangerschaft aufschreibst, deine Gefühle, Fakten, Sehnsüchte, Wünsche, alles was dir einfällt. Oder vielleicht zeichnest du gerne und es hilft dir Zeichnungen für deinen Krümel zu machen. Wir haben auch einen Luftballon mit Wünschen für unser Kind in den Himmel steigen lassen. Vielleicht hilft es dir im Garten eine ganz besondere Blume oder eine besondere Pflanze im Gedenken an dein Kind zu setzen. Ich habe, als ich mein erstes Kind gehen lassen musste, von meinen Arbeitskollegen eine große Zimmerpflanze mit einem total innigen, wahnsinnig gefühlvoll formulierten Brief geschenkt bekommen. Die Pflanze steht heute noch in unserem Wohnzimmer (es ist mittlerweile 7 Jahre her) und ich denke immer an meinen ersten Sohn, wenn ich sie ansehe. Es ist irgendwie seine Pflanze. Alles, was dir hilft, ist möglich. Wichtig ist, dass du auf deine Gefühle achtest und dass du die Trauer zulässt. Die Trauer und alle anderen Gefühle auch, man kann auch in der Trauer mal Phasen haben, in denen man gute Gefühle verspürt, in denen man lacht oder Ablenkung sucht. Trauer bedeutet nicht, dass man ständig nur schlecht gelaunt und traurig sein muss, Trauer ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, oft für Außenstehende nicht nachzuvollziehen, aber wichtig ist, dass du sie so auslebst, wie es für dich gut ist und wie du es brauchst, um dann darüber hinweg kommen zu können. Wir vergessen unsere Kinder nie, aber wir lernen mit dem Verlust umzugehen und zu leben. Und unsere Kinder würden nicht wollen, dass wir aufgeben, deshalb ist es auch in Ordnung, wenn dann wieder ein Alltag einkehrt und ist es auch in Ordnung, wenn wir wieder glücklich werden. Unsere Kinder würden doch nicht wollen, dass wir jetzt bis an unser Lebensende unglücklich bleiben. Deshalb brauchst du keine Schuldgefühle haben. Jetzt geht es dir ohnehin schlecht und irgendwann darf es dir auch wieder besser geben. Du darfst wieder Hoffnung haben und du darfst dich darauf freuen, dass ihr an einem Geschwisterchen bastelt und darfst hoffen, dass euer Folgekind dann bei euch bleiben darf. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, vielleicht solltest du jetzt noch gar nicht so viel daran denken, sondern erst mal im Hier und Jetzt bleiben und all deine Gefühle so zulassen, wie sie kommen. Schritt für Schritt geht man dann weiter, Trauerarbeit geht nur in kleinen Schritten. Jeder Tag geht vorbei und dann kommt erst der nächste, nicht zu weit voraus denken, sich über jeden Tag freuen, den man geschafft hat und irgendwann kommt ein Tag, an dem es einfach leichter geht. Es kann auch wieder ein Tag kommen, der wieder schlechter ist, aber irgendwann überwiegen dann wieder die guten Tage und trotzdem sind unsere Sternenkinder immer in unseren Herzen und Gedanken. Mir hat am meisten geholfen, dass ich gut auf mich geachtet habe und versucht habe, das zu tun, was ich gerade gebraucht habe. Ob das reden, weinen, schweigen, schreiben, ablenken, zurückziehen, etc. war. Ich habe versucht auf mich zu hören, darauf, was mein Gefühl mir sagt, was jetzt für mich gut ist. Und mein zweiter Sohn war niemals ein Ersatz für meinen ersten Sohn, aber er hat mir trotzdem sehr geholfen, denn plötzlich war da ein kleines Wesen, dem ich all meine Liebe geben konnte und der mich gefordert und abgelenkt hat und durch den ich die Welt einfach wieder anders sehen und erleben konnte. Ich wünsche dir alles Gute für die Ausschabung am Montag und denke ganz fest an deinen kleinen Krümel! Ich wünsche dir auch ganz viel Kraft und hoffentlich hast du viele liebe Menschen um dich, die dich auffangen und für dich da sind. Und ich wünsche dir auch aus tiefstem Herzen, dass du bald euer sehnsüchtig erwartetes Wunschkind in deinen Armen halten kannst und dass euer nächstes Baby bald zu euch findet und bei euch bleibt! Alles Liebe!

von sunnydani am 07.03.2020, 12:59



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Liebe sunnydani, auch dir danke ich für die vielen lieben Worte. Das dir solch ein Schicksal widerfahren ist tut mir von Herzen leid. Deine Antwort hat mich auch bewegt und ich habe sie mehrfach gelesen, mit einem weinenden und einem lachenden Auge, weil auch Deine Nachricht mir Mut geschenkt hat nach vorne zu blicken. Das mit der Blume ist eine sehr schöne Idee, ich denke ich werde meine Gedanken und Wünsche für unseren Krümel in einem Brief verfassen und mit einer Erinnerungen unter die Blumen Pflanzen. Auch das mit dem Brief in den Himmel steigen lassen ist eine sehr schöne Idee, daran habe ich auch schon überlegt. Ich habe gestern die Internetseite Sternenkinder gefunden, dort kann man eine Nachricht für sein Kind verfassen und die Nachrichten gehen dann einmal im Jahr ins All, gespeichert auf einer SD Karte. Es ist wirklich so wie ihr sagt, man sollte das tun wonach einem ist, ob es schweigen, reden, schreiben oder dergleichen ist. Mit jedem Gedanken an unser Sternchen fühle ich mich ihm näher. Dir auch alles Liebe

von CorinnaA am 08.03.2020, 01:59



Antwort auf Beitrag von CorinnaA

Hallo Corinna, es tut mir sehr Leid, was Dir gerade widerfährt, ich kann das sehr nachfühlen! Ich war 2016, nach mehreren Jahren unerfülltem Kinderwunsch, plötzlich tatsächlich schwanger, die Euphorie war riesig, dauerte aber nur kurz, da sich bei der ersten Ultraschalluntersuchung herausstellte, dass der Embryo von der Größe und Entwicklung her schon in der 9. oder 10. Woche war (ich hatte die Schwangerschaft zunächst nicht bemerkt), aber kein Herzschlag und keine Bewegungen vorhanden waren. Von dieser Gesamtsituation war ich völlig überfahren. Habe dann die Ausschabung machen lassen, aber lange gebraucht, bis ich mich wieder "normal" fühlte; es ist so bitter, wenn man hergeben muss, was man sich so sehr gewünscht hatte, dazu die Sorge, ob man überhaupt nochmal schwanger werden wird, und die Hormone (ich habe wochenlang irgendwie innerlich gefroren, das lag wohl an der hormonellen Umstellung) tun ihr Übriges. Wir sind 1,5 Monate nach der Ausschabung relativ spontan in Urlaub gefahren, das tat gut, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Danach konnte ich einen Haken an die Sache machen und wieder nach vorne schauen. Leid tut es mir aber bis heute um den Krümel. Es ist also normal, wie Du Dich jetzt fühlst. Lass die Trauer zu.

von Mörchen17 am 07.03.2020, 18:28



Antwort auf Beitrag von Mörchen17

Danke Mörchen17 und auch mir tut es leid, was dir widerfahren ist. Genau so habe ich mich auch in dem Moment am Donnerstag Abend gefühlt, total überfordert und als wäre alles nur noch schwarz-weiss und die Welt ist stehen geblieben. Ich habe zwar mitbekommen was um mich herum passiert ist, aber ich konnte es nicht realisieren weil ich hatte das Gefühl nur ich habe es verstanden, was mit unserem Baby passiert ist. Und ich hatte es irgendwie schon befürchtet. Du sagst es, sein Baby, was man sich sehnlichst gewünscht hat, herzugeben fühlt sich furchtbar an. Ich wünsche dir alles Liebe

von CorinnaA am 08.03.2020, 02:07



Antwort auf Beitrag von CorinnaA

Auf Grund von Schmerzen und stärker werdenden Blutungen bin ich heute Spätnachmittag zur Kontrolle in die Notaufnahme unseres Krankenhauses. Ca 3 Stunden später wurde ich notoperiert. Unser Baby hatte aber schon losgelassen und sich langsam auf den Weg gemacht. Ich bin froh, dass ich noch nach Hause gehen durfte, ich glaube ganz alleine in diesem Zimmer mit dieser Endgültigkeit, dass unser Krümel nun weg ist...Ich mag nicht dran denken. Es tut grade einfach nur weh, aber ich wünsche unserem Krümel seinen Platz im Himmel zu finden.

von CorinnaA am 08.03.2020, 02:17



Antwort auf Beitrag von CorinnaA

Hallo Du Arme! Mir hat reden geholfen, ich saß sonst so allein in meinem Loch und um mich herum waren gerade viele schwanger. Also, ich wollte jetzt nicht dauernd jeden vollheulen, aber ich wollte, dass mein enges Umfeld bescheid weiß, damit ich - jetzt mal übertrieben gesagt - im Zweifelsfall heulend hätte rausrennen können, wenn mal wieder jemand seine Schwangerschaft verkündet hat, ohne dass sich wer wundert (so weit ist es dann aber nie gekommen, gerade weil der Druck des Schweigens gebrochen war). Bei uns hat es ja auch fast zwei Jahre bis zur ersten jetzt wohl erfolgreich verlaufenden Schwangerschaft gedauert, lag bei mir an der Schilddrüse und ggf. Progesteron. Zweimal auch 5./6. Woche spontan und dann eine M.A. in der achten. Ich hatte das Glück, leicht schwanger zu werden, aber dann über so lange Zeit immer wieder die Vollbremsung, da kann man nicht mehr einfach immer drüber weglächeln. Das war, was mir geholfen hat. Auch, weil dann fast jeder plötzlich eigene Erfahrungen hatte oder zumindest im engen Freundes- und Familienkreis. Das war dann nochmal weniger einsam und "normaler".

Mitglied inaktiv - 06.05.2020, 19:06