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Könnt ihr das verstehen?

Thema: Könnt ihr das verstehen?

Hallo! Ich habe noch nie hier geschrieben.... verglichen mit den furchtbar schrecklichen Schicksalen vieler hier erscheint unseres ziemlich banal. Vielleicht ist es trotzdem in Ordnung, wenn ich hier schreibe. Habe lange deshalb überlegt. Ich hatte mehrere Fehlgeburten, u.a. im Sommer 12. SSW und vor kurzem Zwillinge 9.SSW und mir liegt etwas auf dem Herzen. Zur Ausschabung hatte ich mit der aufklärenden Ärztin besprochen, dass wir gern keine genetische Untersuchung möchten, stattdessen aber beide "Embryos" mit nach Hause nehmen wollen. Dies geht, hatte uns die Ärztin bei Aufnahme ausführlich erklärt. Es wäre kein Problem. Ich müsse das nur sagen. Sie war sehr verständnisvoll, erzählte auch, dass sie selbst eine FG hatte. Leider war nach der Ausschabung eine andere Ärztin da, die total erschrocken und entsetzt von unserem Wunsch war und diesen gleich kategorisch abglehnt hat. Ihren entsetzten, angewiderten Blick werde ich nie vergessen. Der hat sich total eingebrannt. Ich bin sonst nicht auf den Mund gefallen, aber ich war nach einer schlaflosen Nacht, diesen ganzen Gefühlen und dem Eingriff so dermaßen fertig, dass ich es nicht geschafft habe, mich zu wehren. Damit, dass unser Wunsch nicht erfüllt wurde habe ich mich jetzt arrangiert und abgefunden. Was mich nicht los lässt ist die entsetzte Reaktion der Gynäkologin. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns für verrückt hielt mit unserem Wunsch. Ist das so verrückt und speziell? Ich kann ehrlich gesagt nichts Schlimmes dran finden, wenn Eltern auch in so frühem Stadium diesen Wunsch haben. Findet ihr das irre? Unangemessen? Oder könnt ihr das verstehen? Ich danke euch! VG, Glücksfee

von Glücksfee am 07.02.2018, 17:42



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Ich kann dich total verstehen. Ich hatte nur eine Fehlgeburt vor 17jahren und ich war damals sehr jung (17), mich haben sie schon komisch angeschaut das ich vor der Ausschankinger geweint habe.... auch wenn ich jung war ich hab mich auf meinen Punkt gefreut....... Damals gab es nicht Mal Sternenkindergräber, ich hatte noch nicht mal den Mutterpass bekommen. Alles was ich hatte und immer noch habe ist ein paar söckchen und eine nuk Flasche. Die hat auch nie eines meiner Folgewunder bekommen. Ich drücke dich und hoffe das du dein Glück bald bekommst

von misses-cat am 07.02.2018, 17:54



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Hallo. Deine Verluste tun mir leid!! Ich finde das von der Ärztin ziemlich unprofessionell. Was guckt die euch so doof an? Ich finde ihr hättet ein gutes Recht darauf gehabt, eure "Kinder" mit nach Hause zu nehmen. Tut mir leid dass ihr das so erlebt habt. Ich drück dich ganz fest und wünsche dir dass du den blöden Blick irgendwann nicht mehr vor deinem inneren Auge siehst. Lg

von Sandra_1990 am 07.02.2018, 18:57



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Ich kann doch sehr gut verstehen! Ich hatte eine Fehlgeburt in der 9 ssw. Ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt ins KH zu fahren als ich merkte das es “losging“! Ich wollte nicht das mein Baby ausgekratzt wurde! Ich habe eine richtige kleine Geburt gehabt und dann ist mir mein Baby in die Hände gerutscht. Nein es war kein “schöner “ Anblick, aber es war mein Baby! Wir haben es in ein Kistchen gelegt und 2 Tage später in ein Grab im Garten gelegt! Die zwei Tage habe ich das Kistchen kaum aus den armen gelegt! Es war keine schöne zeit aber es hat so gut getan mich richtig verabschieden zu können! Ich weiß genau wo es liegt und kann es jederzeit besuchen. Von daher kann ich gut verstehen das du es mit nach Hause nehmen wolltest und die Frauenärztin hat wohl völlig den Beruf verfehlt!

Mitglied inaktiv - 07.02.2018, 19:08



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Nein, ich finde deinen Wunsch nicht unangemessen. Das Verhalten der Ärztin war in der Tat unsensibel. Darf ich dich dennoch fragen, ob du für deine Engel eine Beisetzung bekommen hast? Mir war es immens wichtig zu wissen, wo meine kleine Tochter hinkommen wird. Als der Punkt geklärt war, war für mich ein großes Problem gelöst. Das hat mir irgendwie Ruhe gegeben. Wir hatten dann eine Beisetzung auf der Sternenkinderwiese. Somit habe ich jederzeit einen Ort, wo ich hingehen kann, um sie zu besuchen.

von good4nothing am 07.02.2018, 19:13



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Es gibt für alle Fehlgeburten und vor der Bestattungspflicht geborenen Kinder in dieser Klinik eine Sternenkinderbestattung. Die war eigentlich schon "schön", aber dennoch..... Wir hätten dennoch liebend gern alle unsere Kinder an "einem Fleck" im Garten in unserer Nähe gehabt, diese beiden Kinder eben auch. Vielleicht schreibe ich mal eine Email an den Klinikchef. Uns nützt es nichts mehr, aber vielleicht anderen Eltern. Ich finde eigentlich man sollte Eltern eher zu solchen Schritten ermutigen. Aber wahrscheinlich ist es dazu noch zu sehr ein Tabuthema. Ich danke euch sehr für eure Antworten! Es hat mir sehr geholfen zu lesen, dass meine Gefühle normal sind und auch andere so empfinde. Mein Bauchgefühl hatte mir das eigentlich auch schon gesagt, aber dieser Blick der Ärztin..... noch dazu kannte sie mich, wir sind Kollegen und haben vor Jahren mit durchaus einigen Berührungspunkten zusammen gearbeitet Danke euch ganz sehr!

von Glücksfee am 07.02.2018, 19:54



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Liebe Glücksfee, du kennst die richtige Antwort! Ich finde es immer wieder traurig wie schnell man sich dann verunsichern lässt durch die Reaktionen anderer. Und damit meine ich gar nicht unbedingt dich sondern spreche aus eigener Erfahrung. Man weiß es doch eigentlich besser und trotzdem lässt man sich irgendwie berühren von den Worten und dem Verhalten anderer. In diesem Sinne: selbstverständlich ist es mehr als in Ordnung und auch normal, wenn man seine Kinder eben nicht in den Klinikmüll entsorgen sondern zuhause bestatten will. Nicht umsonst gibt es hierzu ja inzwischen auch eine ganz klare gesetzliche Vorgabe! Möglicherweise ist es nicht der Standardfall in der eher frühen Woche einer Schwangerschaft. Aber es gibt ja auch kein Standardleben und die eigenen Kinder gehören sozusagen ausschließlich den Eltern und nicht irgendwelchen - möglicherweise jungen, kinder- und erfahrungslosen - Ärzten und Ärztinnen. Es tut mir aufrichtig leid, dass du diese sehr bittere Erfahrung machen musstest. Gerade beim Verlust des eigenen Kindes oder der eigenen Kinder ist man besonders sensibel. Solche Reaktionen treffen einen in so einer verletzlichen Situation daher ganz besonders hart. Und zwar zu recht. Leider habe ich auch nicht nur positive Erfahrungen gemacht bei und nach der stillen Geburt meiner ersten Tochter. Ich versuche es unter der Hilflosigkeit und der absoluten Lebensunerfahrenheit mancher Menschen zu verbuchen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen einen unerschütterlichen Glauben an die Richtigkeit deiner Gefühle und Gedanken, einen Rückblick mit Liebe und Versöhnung auf deine drei kleinen Sterne, Mut und Hoffnung für die Zukunft. Liebe Grüße, Hannah

von Hannah79 am 07.02.2018, 20:03



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Es tut mir sehr leid, dass Du das erleben musstest und eine eMail an den Klinikchef halte ich für eine gute Idee. Nach dem Tod unseres Kindes, er war lebend geboren und war krank, hab ich viele offene Fragen in einem Gespräch mit dem Chefarzt beantwortet bekommen und ich konnte ihm Feedback geben, über den Umgang mit solch Situationen in seiner Klinik. Wir fanden beide dieses Gespräch bereichernd. Ich kann verstehen, dass Du Deine Kinder gern zu Hause beerdigt hättest und ich werde ein paar Worte darüber schreiben, warum ich meine, dass es nicht genehmigt wurde. Ich habe jahrelang im gyn Bereich gearbeitet. Keine Ahnung, wie gut Du vor der OP aufgeklärt worden bist und ob es so gesagt wurde, wie es nunmal leider ist. Nach einer Ausschabung ist der Zustand des Babys ein komplett anderer, als wenn man bei einem Spontanabort eine vaginale Geburt von einem kleinen Embryo hat.. Wenn Du das noch mehr erklärt haben willst, dann schreib mich an.

von BB0208 am 07.02.2018, 20:44



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Liebe BB0208, danke für dein Angebot, das ist sehr lieb. Ich bin Pathologin und habe jahrelang im gleichen Haus gearbeitet. Ich kenne daher das Procedere sehr gut und weiß, dass es trotz des möglicherweise nicht unversehrten Zustandes umsetzbar gewesen wäre, und zwar relativ problemlos und ohne große Umstände. Dies wurde auch von der mich aufnehmenden Gynäkologin bestätigt. Es wäre kein wirkliches Problem gewesen, da sämtliches zunächst in die Pathologie eingesandtes "Gewebe" sowieso zurück in die Klinik kommt, wo es für die Sammelbestattung der Sternenkinder aufbewahrt wird. Bei den vorherigen FG war dies (andere Klinik, aber gleiches Procedere mit Pathologie usw.) übrigens erfolgreich möglich gewesen, allerdings haben wir da das Kind sogar gleich mitgenommen und in die Patho wurde nur Placenta usw. geschickt. Im Prinzip habe ich mich jetzt schon damit arrangiert, dass es ist wie es ist. Mich ärgert nur das Verhalten der Ärztin so sehr. Die hat geguckt als wären wir Aliens. Danke!

von Glücksfee am 07.02.2018, 20:56



Antwort auf Beitrag von BB0208

Eins meiner Sternchen musste ich Anfang der 10 SSW hergeben- ich hatte unstillbare Blutungen, es musste eine Ausschabung gemacht werden. Am nächsten Tag sagte der Arzt das es unversehrt sei - daraufhin habe ich es mir bringen lassen. In meinen Augen war es schon perfekt. Mit nach Hause nehmen durfte ich es nicht , aber es wurde würdevoll in einem kleinen Baumsarg auf einen Sternenkinderfeld bestattet.

von iriselle am 07.02.2018, 21:55



Antwort auf Beitrag von Glücksfee

Hallo Glücksfee, mein aufrichtiges Beileid für den Verlust eurer Schwangerschaften. Ich bin auch Kollegin (Neonatologin) und wir erleben regelmäßig „ungewöhnliche“ Wünsche der Eltern, so dass euer Wunsch hier sicher nicht auf Unverständnis getroffen wäre. Ohne dich verletzten zu wollen, ich glaube nicht, dass die Ärztin wie andere hier schreiben deswegen eine totalversagerin mit verfehltem Beruf ist. Sondern sie ist auch nur ein Mensch. Wenn sie euch wie Aliens angesehen hat, dann war euer Wunsch scheinbar genau das, wie nicht aus dieser Welt. Ist es auszuschließen, dass sie das vielleicht zum ersten Mal gehört hat? Und euer Wunsch für sie unvorstellbar war? Ich möchte sie nicht in Schutz nehmen, aber ich weiß nicht, wie mein Gesichtsausdruck war, als ich zum ersten Mal gefragt wurde, ob der lebende Zwilling zu Hause neben dem verstorben in einem Bett liegen dürfe. Damals war schon der Wunsch, das verstorbene Baby mitnehmen zu wollen befremdlich, ein lebendes neben ein totes Kind zum schlafen zu legen zu wollen war außerhalb meiner Vorstellungskraft. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich meinen Beruf verfehlt habe und es mir an Empathie mangelt sondern einfach, dass man als Ärztin irgendwann zum ersten Mal vor fragen gestellt wird, die einen professionell und menschlich überfordern. Ich denke, dass ich die Situation damals einigermaßen gut auflösen konnte, aber für euren Fall: Auch, oder gerade wenn du dich nun damit abfinden konntest, such doch das Gespräch mit ihr. Sie wird sicher daraus lernen und im Idealfall profitiert ihr beide davon. Ich wünsche euch für eure Zukunft alles Gute!

von Ani.Me am 08.02.2018, 13:47



Antwort auf Beitrag von Ani.Me

Ich denke, sie wußte vielleicht auch nicht, dass die betroffene Patientin vom Fach ist und sehr wohl weiß, wie das Resultat einer Kürettage aus einer solchen Woche aussieht. Jemand, der da ganz naiv und unvoreingenommen diesen Wunsch äußert, dem kann man nicht ein Marmeladenglas mit dem Gebärmutterinhalt hinstellen - DAS wäre unsensibel und empathielos. Ich denke, es war ihr erstes mal, dass sie um sowas gebeten wurde. In 13 Berufsjahren hab ich es nie erlebt und hier im Umkreis bieten die Kliniken noch nicht mal Sammelbestattungen an- das finde ich extrem traurig!!

von BB0208 am 08.02.2018, 14:26



Antwort auf Beitrag von Ani.Me

Da ist wirklich schade. Hätte nicht gedacht, dass es das noch gibt. Ich denke wie gesagt, dass die allerwenigsten Eltern ihre früh verstorbenen Embryos mit nach Hause nehmen. Wenn es keine Form von Sammelbestattung gibt, bleibt ja nur entsorgen... In unserer Klinik und auch in den umliegenden werden sehr schöne feiern abgehalten und die Gedenkstätten sind sehr schön geworden. Arbeitest du dort noch? Kannst du nicht so etwas initiieren? Mit der Seelsorge sprechen?

von Ani.Me am 08.02.2018, 15:58



Antwort auf Beitrag von Ani.Me

Nein, ich habe der Gynäkologie und Geburtshilfe den Rücken gekehrt, nachdem ich unseren Sohn mit einer Lungenfehlbildung in den Himmel verabschieden mußte. Wir haben noch große Zwillinge, wovon einer einen angeborenen schweren Herzfehler hat. Ich konnte diesen Anblick der dicken Bäuche nicht ertragen. Von Herzen gönne ich jedem ein gesundes, lebendes Kind, aber ich hatte zuviel mit Frauen zu tun, die ein Kind nach dem anderen bekamen, aus schwierigen Verhältnissen, u.s.w. Auch die Zahl der Abbrüche ist nicht auszuhalten, wenn man am Nachmittag am Grab des eigenen Kindes steht.

von BB0208 am 08.02.2018, 21:23



Antwort auf Beitrag von BB0208

Ihr LIeben wir hatten den Wunsch damals auch geäussert und uns wurde wörtlich erklärt das wäre infektiöses Material das man in den Klinikmüll geben müsste. Alleine die Aussage mit dem Müll und würde verbrannt hat uns schwer geschockt aber wir mussten und haben es dann akzeptiert... dagmar

von Ellert am 08.02.2018, 23:37



Antwort auf Beitrag von Ellert

Es ist kein infektiöses Material, sondern rein rechtlich "Klinikmüll", was aber von vielen Kliniken mittlerweile gesammelt und als Sternenkinderbestattung beerdigt wird. Immerhin. Die Plazenta nach einer normalen Geburt nehmen auch viele mit nach Hause. Das ist ja nichts anderes. VG und danke nochmal für eure lieben Antworten.

von Glücksfee am 09.02.2018, 09:57



Antwort auf Beitrag von Ellert

https://mzg.shg-kliniken.de/index.php?id=4602 Da liegt auch mein Sternchen (ssw13) und wenn wir in dem Ort sind, besuche ich den kleinen immer! Damals habe ich mir so Vorwürfe gemacht, da ich den kleinen nicht sehen wollte... aber ich hatte keine Kraft dazu! Die Nierenschale die mit einem weißen Tuch ausgelegt war stand nach der Vollnarkose nur 2m entfernt. Meine Hebamme fragte mich ob ich den kleinen sehen wollte aber nein nein nein ich hatte Angst davor. Wirklich Panik und Angst. Dann brachte meine Hebamme den kleinen Menschen raus und erklärte mir was nun geschieht. ich war so dankbar über die "Beerdigung" und das mein Kind in Frieden ruhen darf aber nicht vergessen wird.

von Tämelebäbchi am 05.03.2018, 10:31



Antwort auf Beitrag von Glücksfee

Hallo aus aktuellen Anlass hab ich mich in der Zeit ganz viel damit beschäftigen müssen.da meine Freundin vor der Entscheidung steht spätabort oder nicht lebensfähiges Baby weiter tragen bis es stirbt spätestens bei der Geburt. Für 48 Std darf jedes Fehlgeborenes Kind mit nach Hause zu ihren Eltern und Kinder unter 500g darf man sogar alleine im garten bestatten. Je nach Bundesländern muss aber die Übergabe von Klinik zu Eltern oft durch einen bestatter erfolgen. Die Aussage es wäre nach Richtlinien der Klinik nicht möglich ist rein rechtlich nicht haltbar.dann müssen Sie es möglich machen. Allerdings wissen es die wenigsten und noch weniger haben die Kraft und nerven darum zu kämpfen. LG nita

von nita83 am 06.04.2018, 08:07



Antwort auf Beitrag von Glücksfee

Ich habe meine alle zuhause bekommen und hätte es nie übers Herz gebracht, sie einfach zu entsorgen. Diese Ärztin ist falsch in ihrem Job! Jeder empfindet anders, aber ich finde es höchst unprofessionell dem Patienten gegenüber, wenn man sein persönlich Empfinden offen zeigt! Ich finde es gesund und normal, dass du so fühlst!! Lg und weiterhin viel Kraft!

von Heidi E. am 09.02.2018, 16:43