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ewige Trauer ...

Thema: ewige Trauer ...

Bei mir sind es nun bald ein Jahr, dass ich mein Kind tot geboren habe. Es vergeht kein einziger Tag, an dem ich nicht weine und nicht an sie denke. Es ist immer noch jeder Morgen, an dem ich aufstehe, dass mein erster Gedanke meine Tochter ist und wenn ich ins Bett gehe, dann ist es auch sie, an die ich denke ... Manchmal bewältige ich den Tag wirklich "ganz gut" und meistens geht das nicht lange, dann ist alles wieder so schwer und so traurig. So unendlich traurig. Vorher habe ich gerade ein Mail gesehen, das ich vor einem Jahr geschrieben habe ... das erste was ich dachte war, "da war die Welt noch so in Ordnung". Mir kommt vor, als hätte meine persönliche Zeitrechnung neu begonnen. Die Zeit vor und nach der Totgeburt. ... und auf einmal ist das ganze Leben so anders. Ich kann keine richtige Freude mehr empfinden. Ich höre mich zwar lachen, aber ich fühle nichts. Und wenn etwas trauriges passiert, dann weine ich, aber in Gedanken bin ich bei meinem Kind. Als wäre das gesamte Gefühl für mein Kind reserviert ... ... und nach Außen hin lebe ich mein Leben weiter. Ich glaube, wer mich und meine Geschichte nicht kennt, man würde es mir nicht ansehen. Von außen nicht. In mein Inneres kann ja niemand sehen .... Wie schwer so vieles (das sonst einfach wäre) ist nun so schwer. Beim Anblick von Schwangeren durchzuckt es mich und ich muss mich zusammenreißen nicht loszuheulen. JA! Ich freue mich für jedes Kind, das geboren wird und für jede Mama, die ein Kind bekommt. Aber es holt mich immer wieder in meine eigene Realität zurück. Es tut gut das zu schreiben. BIRGIT

von Birgit P am 27.04.2011, 10:27



Antwort auf Beitrag von Birgit P

kenn ich.. meine tochter starb am 27.9.1994... es gibt die zeit vor Franziska und die zeit nach franziska. noch heute muss ich schlucken, wenn ich die zahl 1994 seh. das war für mich das schwärzeste jahr überhaupt. ich denk auch jeden tag an sie, aber ich muss nicht mehr weinen. das hat nach einiger zeit aufgehört. wann genau weiß ich nicht mehr und das ist wohl auch bei jedem menschen verschieden. meine tochter wäre jetzt fast 17 jahre alt und die trauer ist noch da, bei mir. wie es bei den anderen ist, weiß ich nicht. ich merk nur, daß sie selbst am geburtstag nicht mehr dran denken, erst wenn ich sie erinnere. ich hab bilder zuhause, da bin ich mit ihr schwanger. diese bilder kann ich nicht angucken. da denk ich jedesmal: gott, wenn wir da schon gewußt hätten was auf uns zukommt, krankenhaus, intensivstation, beerdigung... grab. bei dir ist es erst ein jahr her. mit der zeit wird es "besser".. es heißt zwar immer, die zeit heilt wunden, aber in unserem fall muss es heißen: mit der zeit verändert sich die trauer.

Mitglied inaktiv - 27.04.2011, 14:36



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Liebe Birgit, die Wunde, die nur du siehst. Diese riesige Wunde. Ja, von außen merkt man uns oft nichts an. Keiner, der nicht selbst betroffen ist, kann es nachfühlen, wie schwer das Leben ist ohne sie. 1 Jahr. Schon und doch gestern erst. Ich bin eine ganze Zeit lang morgens aufgewacht und habe gedacht, ich wäre noch schwanger und meine Kinder bewegen sich. Am schlimmsten war es, als noch die Sonne dabei schien und die Vögel sangen und die Frösche quaken. Dann kommt es mir so unwirklich vor, dass sie nicht mehr da sind. Und das sie nie wieder kommen. Auch ich kenne das Leben davor - und das danach. ich wünsche dir viel Kraft. Die Trauer ändert sich, ja, sie wird etwas leichter. Bei mir ist es nun fast 3 Jahre her, dass ich Thade & Yannick hergeben musste. Traurige Grüße, Claudia

von Clavi am 29.04.2011, 16:43



Antwort auf Beitrag von Birgit P

Hallo Birgit, ja, so wie du es schreibst, ich kann es so gut nachvollziehen... Bei mir ist es jetzt knapp 9 Monate her, dass ich meine Tochter 4 Tage vor ET tot geboren habe... Der Schmerz sitzt tief, mal scheint die Wunde zu heilen und manchmal bricht alles wieder auf und es fühlt sich so schlimm an wie in dem Moment als ich erfahren habe, dass meine Maus zu den Engeln gegangen ist. Auch mir sieht ein Fremder nicht an, was mir passiert ist. Für alle läuft das Leben normal weiter nur für einen selbst eben nicht. Es gibt die Zeit vor meiner Tochter und die danach. Und oft ist es auch bei mir so, dass ich das Gefühl habe keine Gefühle mehr zu haben. Mein Bauchgefühl ist weg, auf das ich mich sonst immer recht gut verlassen konnte. Das macht es für mich sehr schwer und ich bin oft verunsichert. Auch mir geht es so, der Anblick von Schwangeren, und vor allem der Anblick kleiner Babys oder von Babys, die jetzt so alt sind wie meine Tochter nun wäre. Es ist oft einfach unerträglich... Man stellt sich unweigerlich die Frage, warum dürfen die ihr Kind haben und ich nicht. Auch wenn man so ein Schicksal wohl niemandem wünscht... Die Zeit wird diese Wunde wohl nie heilen, aber man lernt sicherlich mit dem Unbegreiflichen zu leben! Ich wünsche dir ganz viel Kraft für den ersten Sternengeburtstag deiner Tochter! Traurige Grüße von Isabel mit meiner Pusteblume *+ 9.8.2010 in der 40. SSW für immer tief im Herzen

von easymaus am 27.04.2011, 15:47



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ja natürlich ist es so, dass dieser schicksalsschlag das leben für immer verändert. dein KIND ist gestorben! auch meine freundin kann keine leichtigkeit mehr empfinden. Ihren sohn hat sie vor knapp 7 jahren verloren. ich hoffe, du hast langfristig menschen an deiner seite, die deine tochter nicht vergessen und mit dir über sie und deine erinnerungen reden, mit dir weinen, wenn du magst. viel kraft! nadja

von jojoja-zauberzwerge am 27.04.2011, 19:37



Antwort auf Beitrag von Birgit P

Liebe Birgit! ein kleines Gedicht, passend zu deinen Zeilen: Ich habe gelernt Leid zu ertragen. Schmerzen zu verbergen und mit Tränen in den Augen zu lachen. Nur um den Anderen zu zeigen, dass es mir gut geht und um sie glücklich zu machen! Diese Rückblicke sind ganz furchtbar. Wenn ich an den Tag von Phillips Geburt denke und auf die Zeiten sehe, dann weiß ich "jetzt ging es ihm noch gut. jetzt lebte er noch. jetzt war dies und jetzt war das.... und jetzt!..... ist die zeit stehen geblieben. jetzt ist mein kind tot..... Bis eben war doch noch alles in Ordnung! Und nun?! Es ist unglaublich schwer immer wieder diese Gedanken zu ertragen. Eben war noch alles überglücklich... und einen Wimpernschlag später steckt man mitten drin im Albtraum. Liebe Birgit, ich sende dir eine warme Umarmung und hoffe, dass du auch schöne Gedanken an dein kleines Baby hast und sie genießt. Ganz lieben und traurigen Gruß Manja

von PhiSa am 27.04.2011, 20:16



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Liebe Manja, Diese Rückblicke sind ganz furchtbar. Wenn ich an den Tag von Phillips Geburt denke und auf die Zeiten sehe, dann weiß ich "jetzt ging es ihm noch gut. jetzt lebte er noch. jetzt war dies und jetzt war das.... und jetzt!..... ist die zeit stehen geblieben. jetzt ist mein kind tot..... --------------------------------------------------------------- ohja.... ich kenne das... 28.05.08 - Kindergartenfest. Ich glücklich mit meiner Kugel. 30.05.08 - Geburtstag von meinem besten Freund. Ich mit Babys im Bauch glücklich über die Käseplatte herfallend... Ostern 08 - was war ich glücklich, hatte mir noch einen Film über Zwillinge angeschaut. 03.06.08 - Alles vorbei. Nichts mehr ist, wie es war. Und das wußte ich erst am 05.06., als ich selber aus dem Koma erwachte. Furchtbar. Wenn ich auf der Arbeit ins Auftagsbuch blickte und irgendwelche Daten VOR dem 03.06.08 las, kam mir immer wieder der GEdanke: Da ging es mir noch gut. Da waren sie noch bei mir. Schrecklich. Wie lange das wohl andauern mag??? LG, Claudia

von Clavi am 29.04.2011, 16:50



Antwort auf Beitrag von Clavi

Es hört niemals auf, daß man Daten vergleicht.Immer noch denke ich, Ferdi wäre jetzt..., jeden Tag, mal mehr , mal weniger. Das Schlimme ist, das alle anderen denken, uns ginge es gut, wir sind wieder die " Alten". Das sind wir nicht mehr, ich jedenfalls nicht.Seine Geschichte trägt jeder im Herzen, und nur wir lesen sie auch immer und immer wieder. Claudia, wie geht es dir mit deinen süßen Mäusen?? Laurenz ist nun schon 17 geworden, 1,96 m groß. Nele 13 und Greta 10. Lg , meld dich mal, ich freue mich!! Lg Uli

von Ortliebu am 30.04.2011, 08:51