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Erfahrungsbericht - Warten auf natürlichen Abgang

Thema: Erfahrungsbericht - Warten auf natürlichen Abgang

Hallo zusammen, am 6.12.21 hielt ich endlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Wir hatten es seit 6 Monaten versucht und waren überglücklich. Beim Ultraschall in der 7. Woche sah man wunderbar den Dottersack. Ein Embryo daneben nur als Punkt zu erahnen. Wir schauten eine Woche später erneut: der Punkt war etwa 3mm groß ohne Herzschlag. Eine weitere Woche später: fraglicher Embryo von 5mm Größe lag mitten in der Fruchthülle, kein Dottersack mehr zu sehen, keine Herzaktivität. Außerdem erfuhr ich, dass mein HCG in der vorigen Woche innerhalb von 48 Stunden nur von 48.000 auf 50.000 gestiegen war. Ich wurde zwecks einer Ausschabung in eine Klinik überwiesen. Dort lies ich noch am selben Tag eine Untersuchung durchführen. Das Bild war das gleiche, aber der Arzt wollte sich ohne Vergleich nicht festlegen. Also folgte eine weitere Untersuchung 2 Tage später. Die Fruchthülle verlor bereits ihr runde Form. Ergebnis HCG: 44.000 und 38.000. Klare Sache, aber endlich hatte ich Gewissheit. Wochenlang bangten wir um unser „Kind“. Nur gab es nie ein Kind, außer in unseren Träumen. Meine Frauenärztin und der Arzt in der Klinik hielten es für selbstverständlich, dass eine Ausschabung durchgeführt wird. Die konnten mir den Buckel runter rutschen… Ich habe telefonischen Rat bei einer ganz lieben Hebamme gesucht und diese hat mir Mut zugesprochen. Solange der Kreislauf stabil bleibt und ich keine außergewöhnlichen Blutungen oder Schmerzen bekomme, kann ich selbstverständlich der Natur ihren Lauf lassen. Mein Mut wurde belohnt: etwa 2 Wochen, nachdem mein HCG zu sinken begann, setze eine leichte Schmierblutung ein. Sie wurde von Tag zu Tag stärker, es kam viel roter Schleim, meistens aber auf der Toilette. Nach 3 Tagen bekam ich nachts starke Unterleibschmerzen, aber weiter passierte nichts. Am Vormittag darauf hatte ich leichte menstruationsartige Schmerzen, halb so wild. Auf der Toilette ging dann, ohne Vorwarnung, die Fruchthülle ab. Sie fühlte sich ziemlich fest an, war rot und fast schwarz und auch ein heller Fleck war zu sehen. Etwa 2cm im Durchmesser und 4,5cm lang, ziemlich unförmig. Mein Freund und ich haben abgeklatscht, wie einfach das über die Bühne ging. Aber nach 2 Stunden ging der Spaß erst los. Ich bekam Unterleibschmerzen, sodass ich nicht mehr sitzen konnte. Es war ein unglaubliches Ziehen, vor allem im unteren Rücken! Ich wurde sehr unruhig und bekam Schmerzschübe. Nach jedem Schub kamen Blutklumpen und ich kam für die nächsten 3 Stunden nicht mehr aus dem Badezimmer heraus. Zunächst saß ich auf der Toilette, aber durch die Schmerzen rutschte ich vor und zurück und sah bald, dass der Sitz bereits voller Blut war. Ich bin also in die Badewanne gestiegen, machte von der aus die Toilette sauber (ich wollte meinen Freund nicht verstören), und duschte mich zunächst ab. Das heiße Wasser tat sooo gut, dass ich beschloss, ein Bad zu nehmen. Die Schmerzen waren so wirklich viel erträglicher, aber ich weiß echt nicht, ob das überhaupt so gut war. Fördert Wärme nicht Blutungen? Ich machte also nicht zu lange und duschte mich auch einmal kalt ab, für den Kreislauf. Ich fühlte mich nun auch in der Lage, das Badezimmer zu verlassen. Ich hatte schon einiges an Blut aus mir kommen sehen, definitiv viel mehr als bei meiner stärksten Periode. Meine Binden musste ich 1x die Stunde wechseln. Ich habe gelesen, bei 2x die Stunde wird es kritisch, also blieb ich entspannt, obwohl meine Blutwerte bei der Untersuchung im Krankenhaus schon grenzwertig waren. Das lag an den ständigen Blutabnahmen, und ich weiß, dass mein Körper dann zu Eisenmangel neigt. Ich hatte ab da schon täglich Eisentabletten zu mir genommen… ein Glück, sonst wäre ich vielleicht kollabiert, denn einmal wäre ich am Abend fast ohnmächtig geworden. Die Blutung hörte auf, es kam wieder nur roter Schleim. Zwei Tage danach war ich bei meiner neuen Frauenärztin (auch eher Team Ausschabung ) und der Ultraschall ergab, dass fast alles raus war. Ich konnte es selbst sehr gut erkennen, und ich war total erleichtert. Die Ärztin fand noch ein Myom, das wir uns beim nächsten Mal erneut anschauen werden. Ich soll nach der nächsten Blutung kommen, um unter anderem den HCG-Wert zu bestimmen. Der Abgang ist nun 4 Tage her. Mein 25er Schwangerschaftstest, den ich mitten am Tag gestern machte, war nur noch schwach positiv Nun haben wir beschlossen, diesen ersten Zyklus auszusetzen. Zum einen soll meine Gebärmutter einmal zeigen, ob sie trotz Myom gut funktioniert. Zum anderen kann ich in 4 Wochen dann meine Booster Impfung erhalten, bevor ich wieder schwanger werde. Ich hoffe, ich konnte der einen oder anderen mit diesem Bericht helfen. Mir selbst haben die Erfahrungen anderer betroffenen Frauen erst die Motivation gegeben, mich für den natürlichen Abgang zu entscheiden. Leider ist es in Deutschland (und wohl sonst nirgendwo auf der Welt) üblich, in jede Fehlgeburt operativ einzugreifen, ohne auch nur ein paar Tage abzuwarten. Wie der Arzt im Krankenhaus mit mir gesprochen hat… als wäre ich ein Ding und ohne Gefühle. Das hat meine Überzeugung natürlich weiter gestärkt Also meine Lieben, egal wie ihr euch entscheidet: lasst euch nicht beirren! Möchtet ihr es allein schaffen, sucht euch eine unabhängige Hebamme und hört auf euer Bauchgefühl. Es gibt auch Ärzte, die einen unterstützen, aber nicht da wo ich wohne

von Frankie91 am 28.01.2022, 00:59



Antwort auf Beitrag von Frankie91

Es ist nicht überall auf der Welt so, dass Ausschabung das erste Mittel ist. In Deutschland ist das etwas extrem. Sicherlich kommt es immer auf die Gesamtsituation an und je nachdem kann sicherlich eine Ausschabung angebracht sein. Meine Erfahrung ist, dass zumindest in zwei Nachbarländern von Deutschland etwas entspannter damit umgegangen wird. Ich drücke die Daumen, dass wirklich alles gut ist - und dass die Seele es auch, wenn auch vielleicht mit mehr Zeit, gut übersteht.

von Grisu! am 08.02.2022, 22:37