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wie lange ist die Mutter im Schock?

Thema: wie lange ist die Mutter im Schock?

Der 2,5-jährige Sohn meiner Freundin ist vor 2 Wochen verstorben. Sie hat ihn nachts tot in seinem Bettchen gefunden, er hatte erbrochen. Die Todesursache ist noch nicht bekannt. Die Eltern sollen einen Antrag stellen, um die Todesursache zu erfahren. Ist das normal? Gestern war die Beerdigung und ich habe geheult wie ein Schlosshund. Meine Freundin dagegen war zwar traurig, hat aber sogar ein paar Zeilen für ihren Sohn vorlesen können. Sie wirkt total normal, sie meint das Leben muss ja weiter gehen, vorallem wegen ihrer Tochter die sie noch hat. Meine Frage ist nun: Befindet sie sich noch im Schock oder gibt es wirklich Mütter, die trotz des Todes ihres Kindes positiv in die Zukunft blicken können? DANKE für eure Einschätzungen und Entschuldigung wenn ich irgend jemandem mit meinem Posting zu Nahe getreten bin oder mich falsch ausgedrückt habe. Ich bin unerfahren in diesem sensiblen Thema.

von JaMei am 27.01.2012, 19:56



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Hallo, Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen. Ich denke mal, dass sie das für sich selbst verarbeitet. Ich bin auch vor anderen die Starke, aber wenn ich alleine bin, Fall ich in ein Loch.

Mitglied inaktiv - 27.01.2012, 20:29



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geht mir genauso. als damals meine tochter gestorben ist, war ich wie in trance. ich habe funktioniert, für meinen mann, für meinen sohn. ich kann mich nur ganz dunkel an die beerdigung erinnern. viele meinten, ich war so stark und man hat mir fast nix angemerkt. ich hab sogar meinen mann getröstet während der trauerfeier. ich hatte wohl einen schock :( wenn ich allerdings alleine bin, auch heute noch nach 17 jahren, fang ich oft an zu weinen. öffentlich kann ich das nicht. vielleicht bekam sie auch medikamente? kann gut möglich sein. mein arzt hatte mir auch welche angeboten. manche brauchen das, andere nicht.

Mitglied inaktiv - 28.01.2012, 18:30



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Ich nehme an auf der Beisetzung meines Sohnes haben einige mich auch nicht deuten können. Bei der Trauerrede weinte ich immerzu, ich saß direkt vor seinem Bild. Der Weg bis zum Grab... ich war wie mit Tunnelblick fixiert aber es gab keine Träne mehr. Ich habe danach ganz viele Menschen in den Arm genommen und sie angelächelt. Nicht weil ich happy war oder weil ich positiv dachte sondern, weil ich nicht allein war in dem Moment. Es gibt Momente da kommen keine Tränen mehr und manchmal ergießen sie sich über Stunden... Ich sehe in die Zukunft, auch positiv, weil ich noch mehr Kinder habe. Meine Jungen betreffend kann ich nur sagen, dass ganz viel positives mit ging. Versuche nicht zu interpretieren, warum sie anders trauert als du oder gar sicht bar weniger... wenn ich einen würde wie ich trauere könnte ich kein Leben mehr führen vor lauter Weinen.

von never_regret am 27.01.2012, 23:52



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Wie nah bist du dieser Freundin?Siehst du sie momentan täglich für mehrere Stunden? Kannst du beurteilen, wie ihre Trauer aussieht? Dass sie auf der Trauerfeier gefasst wirkte, hat nichts mit dem Grad ihrer Trauer zu tun. Auch ich habe damals bei der Trauerfeier für meinen Sohn eine Passage aus dem Kleinen Prinzen vorgelesen, die ich wenige Tage vor seinem Tod mit ihm gelesen hatte. Es ging um die Stelle, wo der Kleine Prinz von der Schlange gebissen wird, damit er wieder zu seiner Rose zurück kehren kann - mein Sohn unterbrach mich und fragte, ob so der Tod wäre... glaube mal, dass ich diese Stelle bis heute noch nicht ein einziges Mal wieder einem meiner beiden jüngeren Kinder vorgelesen habe. Aber damals habe ich es unter Aufbietung all meiner Kraft geschafft, mit sanfter Betonung zu lesen als würde ich diese Zeilen nur für mein kind gelesen haben... das Weinen der anderen Menschen im Raum habe ich nicht wahrgenommen. Ich habe meine Sohn selber in der Pathologie für den Sarg angezogen... auch das hatte seinen Preis, aber ich habe ihn wissend in Kauf genommen, weil es ein letzter Liebesdienst für mein Fleisch und Blut war. Auch ich habe Unverständnis entgegen gebracht bekommen... aber ich wollte für mein bis dahin einziges Kind stark sein, denn er hätte nicht gewollt, dass ich an seinen Tod zerbreche. Drei Monate habe ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln gekämpft... dann ging nichts mehr. Hätte mich nicht Jemand, der seit dem einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist, aufgefangen... vielleicht hätte ich den Kampf gegen die abgrundtiefe Einsamkeit, die sich in einem Menschen ausbreitet (auch wenn er de fakto nicht wirklich alleine ist) verloren. Wenn deine Freundin dir wichtig ist, kümmere dich um sie und sei da, wenn sie Hilfe braucht... das tiefe Loch wird kommen.

von donnalüttchen am 28.01.2012, 02:40



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und dann kommen keine Tränen... LG

Mitglied inaktiv - 28.01.2012, 10:09



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wir haben auch einen Obduktionsbericht verlangt - wussten auch nicht woran unser Sohn verstorben war (22 Monate) März 2011 auch ich habe bei seinem Begräbnis einige Worte gesagt, mein Mann auch Es war uns einfach ein Bedürfnis uns "ordentlich" von ihm zu verabschieden. Ich habe auch die Urne selber zum Grab getragen. Nach außen hin ist man immer stark - ich kann, und will mich vor anderen auch nicht derart öffnen, entblößen Wir haben auch einen 6-jährigen Sohn - den mussten wir am Tag nach dem Tod in den KIGA bringen - ER wollte es so Wir haben ALLES getan um sein Leben so normal wie möglich weiter zu gestalten - es klingt komisch, aber - ER lebt nocht, ER braucht uns noch - ER ist auf uns angewiesen weinen kann und tu ich alleine - für mich

von Palomera am 28.01.2012, 10:22



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"....gibt es wirklich Mütter, die trotz des Todes ihres Kindes positiv in die Zukunft blicken können?..." Das weiß ich nicht, ich glaube das ist eine Frage, die nich in OB, sondern in WANN gestellt werden kann. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Tod meines kleinsten festgestellt wurde, ergriff eine eiserne Hand, mein Herz, alles erstarrte, fror ein... Es gab, trotz des 2ten Kindes in mir, kein Anzeichen irgendwelcher Emotionen in mir, nur Kälte und Leere, die mir die Luft zum atmen nahm.... Ich funktionierte und mein Lebenswille reichte gerade noch so, Dank liebevoller Menschen die für mich da waren. Jo

von mr.bing am 28.01.2012, 14:15



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Was ich damit sagen wollte ist, das jeder Mensch anders Trauert. Bei mit hat es eine Weile gedauert, bis sich die Emotionen mit aller Kraft ihren Weg bahnten und sich voller Wucht zeigten....

von mr.bing am 28.01.2012, 14:18



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für eure zahlreichen Antworten. Jetzt weiß ich, dass ich mich um meine Freundin kümmern muss. Und dass ich keine Angst haben muss, sie zu stören. Innerlich ist sie bestimmt froh wenn ich da bin. Ich danke euch für eure Offenheit!

von JaMei am 05.02.2012, 10:31