Kleine Engel

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Diese geschichte kenne ich hier noch von früher. Hab sie nochmal kopiert...

Thema: Diese geschichte kenne ich hier noch von früher. Hab sie nochmal kopiert...

Joschi fühlte sich unwohl. Eben noch war er gemütlich und warm in seiner kuscheligen Hängematte gelegen, da sah er plötzlich viel zu grelle Farbblitze, er wurde sehr traurig, fühlte sich einsam und jetzt war alles anders. Kühl irgendwie, nicht mehr gemütlich... Fast hätte er angefangen zu weinen, da hörte er ein Gemurmel. Er blinzelte und erkannte eine Gestalt,- nein, es waren zwei, aber die kleinere war fast durchsichtig und kaum erkennbar. "Hallo Joschi", hörte er jemanden sagen. Er öffnete seine Augen ganz. "Ich bin Phil, und das", Phils Hand zeigte auf die zweite, fast durchsichtige Person, "das ist Mara!" Sie setzten sich neben ihn, ganz dicht, damit ihm ein bisschen wärmer wurde. "Ich fühle mich so allein", flüsterte Joschi. "Wir sind jetzt bei dir! Aber wir wissen, wie es dir geht, wir haben das alles schon erlebt", meinte Mara. Joschi verstand gar nichts, aber langsam wurde ihm wärmer. Phil und Mara sahen sich an. Sie würden ihm etwas Zeit lassen und ihm dann alles zeigen und erklären, was sie schon herausgefunden hatten. Nach einiger Zeit blinzelte Joschi wieder und fühlte sich deutlich wohler. Er sah sich Mara und Phil genauer an. Mara lächelte. "Du hast sicher viele Fragen, komm wir zeigen dir was." Alle drei verließen die höhlenartige, warme Dunkelheit. "Wir führen dich zu Laura, dort bist du bisher gewesen!" Ein bisschen verwirrt sah Joschi Phil an, aber er folgte den beiden. Bald sahen sie eine Frau. Mara erklärte: "Das ist Laura!" Joschi betrachtete die Frau und ein Gefühl der Wärme durchflutete ihn. "Bei ihr war ich?", fragte er. Mara und Phil nickten. Nun lächelte Joschi, erinnerte sich an das wohlige Gefühl und dachte mit einem liebevollen Blick auf Laura: ´Meine Hängematte!´ Und langsam verstand er! Laura war seine Mutter. Er war gemütlich in ihrem Bauch gelegen, war gewachsen und hatte ihre Freude darüber gespürt. Doch dann kam das Schicksal dazwischen. Er musste sie viel zu früh verlassen... Er winkte und rief: "Ich bin wieder bei dir, guck doch mal!" Mara aber sagte: "Sie weiß noch nicht, dass wir bei ihr sind, schau mal in ihre Augen!" Joschi sah darin tiefe Schatten. Er konnte erkennen, dass in Lauras Seele Kisten und Schachteln standen, die zugeklebt und beiseite geschoben waren. Und sie hatte die Tränenbremse fest zugezogen. Solange das so war, konnte Laura nichts fühlen von den dreien, die immer bei ihr waren. Es hatte so viel Mühe gekostet, die Kisten zu packen und wegzuschieben. Wie schwer war es gewesen, die Tränenbremse zu ziehen. Und es gab nur wenige Personen, gegenüber denen sie sich hätte öffnen können. Wie viel bequemer war es da, "tapfer" zu sein! Bequemer auch für all die anderen, die zwar Lauras Traurigkeit ahnten, aber froh und erleichtert waren, wenn Laura sich "ganz normal" gab. Daher sprachen sie Laura auch nie direkt auf ihre Erlebnisse an. Wieder ein Grund für sie, die Tränenbremse und Kisten unangetastet zu lassen. Doch die Schatten in ihrem Blick sprachen für sich und Mara, Phil und Joschi wussten, wie sehr Laura sie vermisste. Ungestüm meinte Joschi: "Können wir ihr denn nicht helfen?" Aber Mara und Phil waren vor kurzem schon nahe bei Laura gewesen. Laura hatte die beiden gespürt, die Tränen flossen und die Kisten waren fast alle ausgeräumt. Dann wurde sie wieder schwanger. Es hatte sie so viel Kraft gekostet, nach dem Verlust von Mara und dann von Phil wieder optimistisch und zuversichtlich zu sein. Es war ihr zwar gelungen, aber als sie dann auch noch Joschi verlor, flüchtete sie in ihre jetzige Gefühlslage. Sie erzählten Joschi ihre Geschichten und er verstand langsam, dass die beiden sozusagen seine Geschwister waren. "Wir wollen dir bald noch was zeigen!", meinte Mara geheimnisvoll. Es wurde Abend und Laura las in einem Buch, um sich abzulenken. Da kam Chris nach Hause und setzte sich zu ihr. Lauras Augen strahlten und die Schatten darin wichen zurück. Sie sprachen über Untersuchungen und Adoption, aber die drei Kleinen hörten nicht zu. Joschi sah sich fasziniert Chris an. Das war also sein Papa! Er grinste Phil von der Seite an und lachte: "Du hast die selben Hängeaugen!" Stolz meinte dieser: "Ja, und Mara hat das gleiche breite Scheunentorlachen wir Laura!" Natürlich musste jetzt auch Mara ihren Senf dazu geben: "Dafür ist Joschis Nase so groß wie die von Chris und seine Nasenflügel so breit wie Lauras!" Alle drei kicherten vergnügt und sahen ihre Eltern an. Auch in der Nacht waren sie bei ihnen. Laura schlief sehr schlecht, seit sie Joschi hatte hergeben müssen. Nachts öffneten sich die Kisten einen kleinen Spalt und traurige Erinnerungen krochen heraus. So schlichen sich Träume ein, die weh taten und verwirrten. Oft lag sie einige Zeit wach und morgens brauchte sie lange, um die Träume in den Kisten zu verstauen und diese wieder fest zuzukleben. Da ihre drei Kleinen immer elfenähnlich bei ihr waren, bekamen sie auch mit, wie die Ferien zu Ende gingen und Laura voller Vorfreude wieder zur Arbeit fuhr. Sie beobachteten sie beim Reden, Lächeln, manchmal auch Schimpfen, beim Zuhören und Trösten ihrer Schüler. Am Abend dieses Tages löste sich plötzlich die Tränenbremse. Die Gefühle drängten aus den Kisten, alles war sehr chaotisch, aber nach einiger Zeit legte sich dieser Sturm. Durch die nassen Augen sah Laura für einen kurzen Moment, dass drei kleine Wesen um sie schwirrten. Sie fühlte sich wohl wie schon lange nicht mehr und wusste, dass sie ihre Kinder nicht wirklich verloren hatte. Sie waren nur nicht ganz so bei ihnen, wie sie und Chris es sich gewünscht hatten. Mara, Phil und Joschi waren überglücklich! Sie spürten, wie durch ihre Kraft in Laura neue Hoffnung wuchs, die Hoffnung auf weitere Kinder, die sie und Chris vielleicht auf andere Art bekommen würden und dann auch nicht mehr viel zu früh in eine andere Welt abgeben mussten.

von Klemmchen78 am 17.01.2013, 15:44



Antwort auf Beitrag von Klemmchen78

Huh, das finde ich gruselig. Ich bin froh, dass ich nicht glaube, dass meine Sternchen noch irgendwo um mich herum "festhängen". Ich wollte überhaupt nicht, dass irgendein Verstorbener mich beobachtet, sei es sorgenvoll oder kritisch.

Mitglied inaktiv - 17.01.2013, 15:47



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Ich finde das gar nicht grusseleig, eher im gegenteil. Für mich ist mein geliebter Sohn immer bei mir und meine Sternchen irgendwie auch. Zwar nicht so nah wie mein Zwilli, den ich ja schon fast 6 Monate in mir hatte, aber auch irgendwie da.... Danke für die Geschichte :) Jo

von mr.bing am 17.01.2013, 19:43



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"Da" ja - aber eben so da, wie alles im Universum immer "da" ist, nicht wie Geisterkinder, die mich umschweben.

Mitglied inaktiv - 17.01.2013, 21:11



Antwort auf Beitrag von Klemmchen78

ich finde diese Geschichte tröstlich. Und finde es ist zuzmindest für mich ein schöner Gedanke, meine 2 Krümel irgendwie bei mir zu haben!

von Klemmchen78 am 18.01.2013, 13:30



Antwort auf Beitrag von Klemmchen78

Ich finde an dieser Geschichte tröstlich sich vorzustellen, dass die Kleinen nicht alleine sind, sondern dass sich andere Sternenkinder um sie kümmern und sie zusammen sind. Die Vorstellung, meine Kleine ist irgendwo ganz alleine, finde ich persönlich fürchterlich!

von Else2011 am 18.01.2013, 16:52



Antwort auf Beitrag von Else2011

Wunderschön und ja, so wünsche ich mir, daß mein Sternchen bei mir ist...

von eumeline am 19.01.2013, 22:11