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Darf ich euch mal was fragen?

Thema: Darf ich euch mal was fragen?

Schon von Anfang an war bei mir die Frage wie gehe ich damit um. Ich habe vor 10Jahren ja mein Sternchen verloren, schon in der Frühschwangerschaft, trotzdem quält mich die Frage... wie bzw wann sage ich es den Geschwistern? Ich bin wenige Monate später mit meiner Tochter schwanger geworden und 3Jahre später kam mein Sohn. Beide wissen nicht das es da noch jemand gibt. Meine Tochter ist sehr labil und ich weiß nicht ob sie es verkraften würde.. zumal es sie nicht gäbe..... Wie macht ihr das? Ich hoffe die Frage stößt nicht auf Unverständnis und ihr könnt meine Gedanken nachvollziehen? Es gibt leider kein Grab da mein Sternchen noch zu klein war. Trotzdem ist es ein Teil von mir.

von asclepiatina am 28.03.2019, 11:29



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ich würde sagen, dass mama vor den beiden schonmal ein baby im bauch hatte und das baby verloren hat aber würde es nicht so gross thematisieren, denn für die kinder ist es nicht greifbar. vieleicht mal einen schönen baum im wald suchen und dort ab und zu blumen ablegen oder ne kerzchen am todestag anzünden. eine ehemalige kollegin verlor ihr baby in der 21. ssw, bzw. es wurde mit einem gendefekt geboren und starb stunden später. die zwei kinder, die danach kamen, wissen dass sie einen bruder hatten, sie reden oft über ihn, sie besuchen das grab und zünden am todestag eine kerze an. es sind auch fotos in der wohnung von ihm. meine mutter verlor ihr erstes kind, danach kam gleich ich, im 7. monat. der junge war ne frühgeburt und starb 2 tage später, sie hat es nie gesehen, da es damals nicht üblich war in dem land aus dem sie kommt. hat auch nie wirklich darunter gelitten, aber trotzdem hat sie es uns nie verschwiegen, wir wissen Bescheid mein Bruder und ich und wissen auch, wie er hiess. ich habe einen Bruder obwohl ihn niemand sah und kannte. mein mann hatte wohl eine schwester, denn er hatte mal bilder gesehen von einem kleinen weissen sarg mit rosa schleife drauf, das war vor seiner geburt, er hat die mutter aber nie drauf angesprochen und dort wurde das thema totgeschwiegen, das finde ich nicht so gut. die mutter meiner babysitterkinder hatte nach ihrem 2. kind eine totgeburt in der 38. ssw. auch dort wissen alle, dass es ein baby gab, sie hat inzwischen 5 kinder.

von kleinedame_34 am 28.03.2019, 12:32



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Bei mir gibt es eben auch nichts und es war wie gesagt das erste.. hab angst die Kinder damit zu überfordern, will es aber auch nicht verheimlichen..

von asclepiatina am 28.03.2019, 18:30



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Ich persönlich würde es vielleicht ab 14 mal zum Thema machen. Kleine Kinder (sorry!!) interessiert das nicht, meine ich. Vielleicht liege ich da auch falsch. Bei uns war der Kleine schon groß, unsere 5 jährigen Zwillinge hatten ihn im Arm, waren bei der Beerdigung ect. Er ist noch nach 3 Jahren täglich Thema bei ihnen. Eine frühe Fehlgeburt ist für Kinder nicht greifbar. Bei Teenies sieht es schon anders aus, denke ich.

von BB0208 am 28.03.2019, 14:25



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Wie alt sind die Kinder? Kleine Kinder überforderst du damit vermutlich. Was sollen sie denn mit dem Wissen anfangen? Später, so im Teeniealter, würde ich es erzählen, wenn's passt. Du sagtest ja, das Kind ist Teil von dir. Für deine (kleinen) Kinder hat es keinerlei Bedeutung . Ich würde es nicht thematisieren.

von As am 28.03.2019, 20:02



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Aktuell sind die Kinder 9&6.. also denk au noch ist es zu früh..

von asclepiatina am 29.03.2019, 13:21



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Ich glaube, ich würde es ihnen auch erst sagen, wenn sie älter sind. Ich habe mein erstes Kind in der 18.SSW still zur Welt gebracht. Elf Monate nach der stillen Geburt war ich wieder zu meinem zweiten Kind schwanger. Er ist mittlerweile 5 Jahre alt. Da wir mit ihm oft zum Friedhof gegangen sind, um Kerzen anzuzünden und Blumen hinzubringen, hab ich es ihm mit ca. 3 Jahren gesagt. Also dass er einen Bruder hat, der leider viel zu früh zur Welt kam und deshalb nicht bei uns sein kann, sondern im Himmel ist. Mehr habe ich nicht erklärt, denn es hat ihn nicht sonderlich interessiert und er hat auch nicht nachgefragt. Voriges Jahr war ich zu Zwillingen schwanger, habe sie leider aber bereits in der 26.SSW zur Welt bringen müssen und einer der beiden hat es nicht geschafft und hat den Kampf um sein Leben mit 6 Wochen verloren. Das war schon viel greifbarer für meinen 5-jährigen. Denn er hat immerhin mitbekommen, dass ich zwei Babys im Bauch hatte und dass sie zur Welt gekommen sind und wir um ihr Leben gezittert und mit ihnen gekämpft haben. Es gab Fotos, die er gesehen hat und er hat täglich mitbekommen, dass ich immer ins KH musste und dass wir von den beiden gesprochen haben. Das hat ihn auch ziemlich mitgenommen, dass einer seiner kleinen Brüder gestorben ist und er hat viele Fragen dazu gestellt, auch beim Begräbnis. Auch hier gehen wir regelmäßig zum Friedhof und kümmern uns um das Grab, pflanzen Blumen, bringen Kerzen hin und dieser Bruder ist auch für meinen 5-jährigen immer Thema. Wenn Außenstehende zu ihm sagen, dass er jetzt ja einen kleinen Bruder bekommen hat, korrigiert er sie immer und sagt, er hat zwei Brüder. Tim ist hier bei uns und Nico ist leider im Himmel. Er wird Nico auch immer miteinbeziehen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Nico gehört für ihn genauso zur Familie wie Tim, auch wenn er nicht hier bei uns sein darf. Den älteren Bruder von ihm erwähnt er jedoch nicht. Da merkt man einfach, dass das für ihn nicht greifbar und nicht so verständlich ist. Und das ist auch in Ordnung für mich. Irgendwann wenn er mal größer ist und mehr dazu wissen will, werde ich ihm natürlich Näheres erklären. Aber jetzt ist es schon schwer genug für ihn, dass sein kleiner Bruder nicht da ist. Deshalb würde ich, wenn es dir wichtig ist, sagen, dass es ein Baby vor deinen Kindern gab, das aber leider zu früh wieder gehen musste und im Himmel ist (oder wie auch immer, du es für dich bezeichnen willst bzw. an was du glaubst) und dass ihr gemeinsam für dieses Baby Kerzen anzünden könnt. Mehr würde ich nicht sagen, außer es wird ausdrücklich nachgefragt. Ich habe meinem Sohn nie zu viel gesagt, nur wenn Fragen kamen, habe ich sie kindgerecht und in kurzen Sätzen erklärt. Zu den Zwillingen kamen viele Fragen von ihm, er hat mich auch oft gefragt, ob Tim auch sterben wird, aber zu seinem "großen" Sternenbruder bis lang gar keine. Ich wünsche dir alles Liebe! Dani

von sunnydani am 28.03.2019, 20:57



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Hallo, ich habe mein 3. Kind auch in der Frühschwangerschaft verloren und denke oft an das Kind. Wie Du schreibst - es ist ein Teil von mir, ein Kind, MEIN Kind, das es leider nicht ins Leben geschafft hat. Meine Kinder waren damals 1 und 3 Jahre alt und ich habe ihnen nichts davon erzählt (bis heute nicht mit fast 7 und 4 Jahren) und werde es ihnen auch nicht von mir aus erzählen. Später vielleicht, wenn sie selbst Kinder bekommen / um ungeborene Kinder bangen. Aber so sehe ich nicht die Veranlassung. Zumal Kinder in dem Glauben aufwachsen, dass alte Menschen sterben und nicht Kinder in Mamas Bauch. Gerade da ich 2 chronisch kranke Kinder habe, die schon viel durchgemacht haben, möchte ich ihnen die Angst vor dem frühen Tod nicht vor Augen führen. LG, Philo

von Philo am 28.03.2019, 21:31



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Wenn mein Sohn irgendwann mal fragen sollte, warum er Einzelkind ist, und ich ihn für reif und stabil genug halte, werde ich ihm sagen, dass er eigentlich drei ältere Geschwister hätte, die aber alle nicht das Licht der Welt erblicken durften. Ohne einen solchen Anlass werde ich es ihm nicht erzählen. Ich wüsste nicht, was ihm diese Information bringen sollte. Dinge, die vor unserer eigenen Geburt passiert sind, sind nun einmal sehr abstrakt und haben, wie sunnydani auch schreibt, einfach nicht den Stellenwert wie Ereignisse, die man tatsächlich miterlebt.

von Mörchen17 am 29.03.2019, 10:49



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Vielen Dank euch für die vielen Antworten. Also ich selbst bin die Jüngste von 3 und liebe meine Geschwister sehr. Ich würde es wissen wollen! Aber ich denke meine Kinder sind auch noch nicht alt genug dafür. Finde das “Totschweigen“ nicht richtig und meine Kinder werden es auf alle Fälle einmal erfahren, nur wann ist eben das Schwierige! Klar wenn die Kinder es direkt mitbekommen lässt sich das Wissen von Klein auf nicht vermeiden, aber was ist der Unterschied? Haben die Kinder nicht das Recht zu wissen: ich hatte ein Geschwisterkind, egal ob jünger oder älter?

von asclepiatina am 29.03.2019, 14:35



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Klar haben sie ein Recht darauf zu wissen, ob es vor ihnen noch Geschwister gab. Und es ist sicher in Ordnung und womöglich für sie auch wichtig, dass du es ihnen irgendwann erzählst. Aber ich denke einfach, dass sie das in einem jungen Alter einfach nicht so begreifen oder verstehen können. Das hab ich mit meinem Beispiel gemeint. Mein 5-jähriger hat es auch nicht wirklich begriffen, dass er schon einen älteren Bruder hat, obwohl es bei uns keinesfalls totgeschwiegen wird und wir auch eine Grabstätte für unser erstes Kind haben, die wir besuchen. Wir haben zu Hause auch eine Gedenkecke für ihn. Das sieht er alles und geht da ja auch mit zum Grab und bringt Kerzen hin, aber trotzdem ist es für ihn nicht so greifbar wie das Erlebnis mit seinem jüngeren Bruder. Da blieb mir ja auch keine Wahl zu überlegen, ob ich es ihm sage oder nicht, denn es wäre nicht möglich gewesen, dass er das nicht mitbekommt. Und da ist mir dann die Ehrlichkeit lieber, denn ich will ihm nichts vormachen und vor allem kann man die Kinder leider auch nicht beschützen, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, dass er sich in so einem jungen Alter nicht schon so hautnah mit dem Tod auseinander setzen hätte müssen. Das hat nämlich in ihm natürlich schon auch etwas ausgelöst. Aber natürlich musst du es für dich selber einschätzen, wann der beste Zeitpunkt für dich und deine Kinder gekommen ist. Und ich wünsche dir, dass es dann für euch alle stimmig ist. Alles Liebe, Dani

von sunnydani am 29.03.2019, 22:00



Antwort auf Beitrag von Mörchen17

Ich hatte auch eine frühe fehlgeburt (12. Ssw) vor meiner tochter. Meine tochter ist erst knapp 1 aber ich würde es ihr erst erzählen wenn das thema 'fehlgeburt' aufkommt oder sie es anspricht bzw thematisiert. Wie schon einige geschrieben haben ist ds nichts greifbares für sie und könnte nur ängste oder unsicherheit fördern. Kinder werden häufig schon von ganz allein und viel zu früh mit dem thema tod konfrontiert (evtl krebserkrankungen im umfeld, erkrankte oder alternde großeltern etc), da halte ich es für unnötig das thema früher als nötig anzusprechen. Meine mutter hatte nach mir 3 fehlgeburten bevor meine schwester geboren wurde und ich muss sagen dass mich das extrem mitgenommen und für meine eigenen ss verunsichert und in freude gedämpft hat, ob wohl ich von 2 fehlgeburten erst in der tennager-zeit erfahren habe. Ich wünsche dir und deiner familie alles gute :)

von stephi0390 am 30.03.2019, 10:07



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Ich hatte 4 frühe Fehlgeburten und denke auch oft an diese Babies. Meinen lebenden Kindern werde ich aber so früh nichts davon erzählen. Ich denke auch, dass es ihr Weltbild zerstört, wenn sie sich damit auseinander setzen müssen. Ich denke, im Teenie-Alter wäre es ok. Ich bin auch damit aufgewachsen, dass meine Mutter ihre Fehlgeburten nebenher thematisiert hat, als.ich älter war. Wenn es verständige Teenies sind, kann man mit ihnen darüber reden, wenn sie Fragen haben, und ich finde es zb auch wegen eines möglichen späteren Kinderwunsches meiner Kinder wichtig, dass sie es wissen.

von Tiffy_78 am 29.03.2019, 20:52



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Meine Kinder sind aktuell 3 1/2, fast 6 und fast 8 und wissen, dass ich zwei Fehlgeburten vor ihrer Zeit hatte. Die Kinder hatten eine Phase da wollten sie genau wissen, wer von wem die Mama ist, Oma und Opa und welche Tanten/Onkel (warum ist die Tante von mir deine Schwester?) in welchem Bauch gewesen. Zeitgleich hatte eine Freundin eine Fehlgeburt. Da habe ich den Kindern ganz einfach erklärt, dass das passieren kann und mir das zweimal passiert ist. Und dass es Frauen gibt, die einfach nie schwanger werden und dann ein Baby adoptieren. So wie die Oma und der Opa und die beiden haben Papa (also meinen Mann) adoptiert. Die beiden älteren waren da 3 und 5. Immer mal wieder ist das Thema. Jetzt wo die Kleine sich mit 3 1/2 auch dafür interessiert wie das so mit den ganzen Familienangehörigen ist. Das ist somit für unsere Kinder ganz normal. Mein Mann und ich waren uns darüber immer einig, dass wir es irgendwann erzählen, wenn es grad passt. Auch, dass mein Mann adoptiert ist. Ich würde es jetzt aber nicht einfach so ganz grundlos erzählen. Auch nicht wenn die Kinder volljährig sind, nach dem Motto „so jetzt setzen wir uns zusammen und ich Weihe euch ein“. Aber irgendwann gibt es vielleicht genau den richtigen Moment. Das kann sein, wenn deine Kinder Sexualkundeunterricht haben, wenn sie dich mal fragen, wie war das eigentlich als ihr Eltern euch kennen gelernt habt und wie war das Leben vor unserer Geburt. Vielleicht bekommen sie auch mal von wem mit, der eine Fehlgeburt hatte. Gibt es ja durchaus, dass man Bekannte hat, denen das passiert oder einer Freundin oder einem selbst.

von HSVMarie am 30.03.2019, 19:27



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Hallo, ich bin vielleicht ein bisschen spät dran, aber der Thread greift ein Thema auf, das mich auch beschäftigt. Obwohl meine Tochter erst ein halbes Jahr alt ist. :) Sie wird ein Einzelkind bleiben. Vor ihr hatte ich eine Fehlgeburt. Wenn sie nach einem Geschwisterchen fragt, wird mir das immer auf der Zunge und im Herzen liegen. Aber wird es sie nicht belasten, nicht nur kein Geschwister zu haben, sondern ein totes? Ich weiß auch nicht, ob ich damit umgehen könnte, wenn sie Außenstehenden davon erzählt, denn ich leide immer noch unter der Fehlgeburt. Aber es für immer zu verheimlichen kommt mir auch falsch vor. Freunde haben ein Kind adoptiert, das war wenige Wochen alt, und sie gingen von Anfang an offen auch dem Kind gegenüber damit um. Das finde ich richtig und prima. So gibt es gar keine Chance für einen "Schock" zu irgendeiner Zeit. Aber mit einem Fehlgeburts-Geschwister? Besser überhaupt nie sagen? Aber das würde mich auch belasten, weil es sich für mich dann anfühlen würde, wie eine Art schmutziges Geheimnis, was es nicht sein sollte! Der Fötus war auch einzigartig, er war auch mein Kind, das käme mir falsch vor! Ich muss sagen, obwohl meine Tochter noch so sehr klein ist, beschäftigt mich das oft. Wahrscheinlich, weil ich oft an die Fehlgeburt denke. Eine Bekannte war parallel mit mir schwanger und jetzt sehen wir uns öfter und ihr Kind lebt, wenn ich es sehe, denke ich an meine Fehlgeburt. :( LG Esmeralda

von Esmeralda am 01.04.2019, 22:07



Antwort auf Beitrag von Esmeralda

So hart das klingt ich denke es ist tatsächlich ein Unterschied zwischen selbst erlebtem oder was vorher war und ich denke auch- und das bei allem Respekt Gefühlen gegenüber - ein Unterschied ob die lebensfähigkeit, also mindestens 24. Ssw überhaupt schon erreicht war. Bangt Man um ein Frühchen ist das doch ganz realistisch und greifbar, eine frühe Fehlgeburt ist für die Mutter schlimm, aber für andere eben oft nicht so greifbar, daß war kein Kind was im inkubator lag und besucht wurde oder was man zu Hause hatte. In dem Sinne würde ich bezweifeln ob Kinder sie als echte Geschwister so wahrnehmen würden.

Mitglied inaktiv - 02.04.2019, 13:47



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Ich würde meine Kinder nie mit etwas belasten, was in der Vergangenheit war und wozu sie keinen Bezug haben. Bei einem lebend geborenen oder auch weit ausgetragenen Geschwister mag das anders sein. Doch auch hier würde ich meinen Schmerz nicht auf meine Kinder übertragen wollen. Aber eine Fehlgeburt ist nichts Greifbares. Meine drei sehr großen Teenies wissen bis heute nicht, dass meine dritte Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt endete. Zu welcher Gelegenheit soll man das erzählen? Vielleicht, wenn meine Kinder selbst einmal diese traurige Erfahrung machen müssten. Aber auch dann ist ja die Frage, ob es hier um ihre Situation oder meine längst vergangene geht. Es mag aber auch sein, dass ich in der Hinsicht eher rational eingestellt bin. Ich habe drei gesunde Kinder, die Fehlgeburt wird ihren Grund gehabt haben. Warum soll ich das ewig mit mir herum tragen?

von Tai am 03.04.2019, 08:21



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Wir haben eine ähnliche Situation und ich habe mich entschieden, es den Kindern zumindest vorerst nicht zu erzählen. Sie können es nicht begreifen und vor allem haben sie überhaupt keinen Bezug zum Kind. Selbst mein Mann hat den ja kaum, auch wenn er die US-Untersuchungen und den Schmerz als das Herz dann plötzlich nicht mehr schlug alles mitbekommen hat - inklusive Ausschabung und allem drum und dran. Dieses Kind, das nicht sein sollte hat unsere Familie gegründet, denn letztendlich war alles, was um seine Nicht-Geburt herum passiert ist etwas, das uns fester zusammengeschweißt und auch den endgültigen Entschluss zur Hochzeit gegeben hat. Es hat das Nest bereitet für seine Brüder und ich werde es immer im Herzen tragen. Ich habe einen Briefumschlag mit einem Abschiedsbrief für mein Sternchen, in dem auch noch ein - vermutlich längst verblasstes - US-Bild von ihm ist. Und vielleicht bekommen meine Kinder die Geschichte irgendwann zu hören, wenn sie selbst diesen Weg gehen mussten. Damit sie wissen, dass auch am Ende eines schweren Weges, das Glück liegen kann. Denn ohne ihr großes Geschwisterchen wären sie vielleicht beide nicht da.

von basis am 03.04.2019, 13:59



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Ich glaube, ich würde nie "von mir aus" damit anfangen. Frühe Fehlgeburten sind für Kinder schwer zu greifen - was sollen sie mit der Fast-Existenz von Geschwistern anfangen? Ich war 7x schwanger, Schwangerschaften 1, 2, 5 und 7 endeten in einer Fehlgeburt, Schwangerschaft 4 in einer Totgeburt, Nr. 3 und 6 sind bei uns. Der verstorbene Bruder ist kein Tabu, die Große hat es mit damals sehr verständigen 2 3/4 Jahren schon recht gut mitbekommen. Die Kleine nimmt es halt so hin, dass wir zum Friedhof gehen und eine Kerze anzünden, wenngleich sie den Hintergrund noch nicht in voller Weite versteht. Aber die Fehlgeburten werden vielleicht (!) mal nebenbei thematisiert, wenn sie groß /erwachsen /keine Ahnung wie alt... sind.

von blattlaus am 03.04.2019, 21:10



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Ich hatte zwar selbst auch schon zwei Fehlgeburten und bin gerade das dritte Mal schwanger, aber ich weiß wirklich nicht, ob und wenn ja wann ich das später diesem Kind erzählen werde, dass es vor ihm schon zwei Kinder in Mamas Bauch gab... Meine Mutter hatte in ihrer ersten Schwangerschaft vor mir eine Totgeburt in der 38. Woche und hat das erst spät erzählt. Damals durften Totgeborene noch nicht in einem eigenen Grab bestattet werden, daher liegt mein älterer Bruder bei Mamas Opa am Fußende des Grabes. Wir sind früher oft zu diesem Grab gegangen und haben Blumen hingelegt und Kerzen angezündet. Irgendwann, ich war vielleicht 10 Jahre alt, habe ich sie dann mal gefragt, warum sie denn immer noch jedes Mal weinen muss, wenn wir am Grab ihres Opas stehen, obwohl der schon seit mehr als 15 Jahren tot ist und ja "nur" ihr Opa war. Da hat sie dann von dem ersten Kind und der ganzen Geschichte drumrum erzählt, also warum sein Name nicht auch auf dem Grab steht und so. Ich denke von sich aus hätte sie das nie angesprochen, aber mein jüngerer Bruder und ich haben sie dann entsprechend gelöchert und wollten alles über unseren Bruder wissen. Erst heute, nachdem ich selbst (deutlich frühere) Fehlgeburten erlebt habe, kann ich wirklich nachvollziehen, wie es meiner Mutter damals gegangen sein muss und was sie alles durchgemacht hat. Das hat unsere Beziehung noch einmal gestärkt und ich bin ihr dankbar, dass sie daraus nie ein Geheimnis gemacht hat, auch wenn ich mit 10 ja schon relativ alt war, als ich es erfahren habe. Ein anderes Paar im Bekanntenkreis hat zu Hause eine Engel-Figur als Erinnerung an ihr erstes Kind stehen, dass im 6. Monat als Totgeburt zur Welt kam. Auch bei ihnen haben irgendwann die danach geborenen Kinder gefragt, warum bei dem Deko-Engel ab und zu Kerzen brennen. Dann haben die Eltern ihnen von dem älteren Geschwister erzählt und seitdem stellen sie jedes Jahr am Todestag gemeinsam Kerzen beim Engel auf. Ich denke, wenn Kinder von sich aus das Thema ansprechen oder Fragen zu Ritualen, Erinnerungsstücken oder so haben, dann kann man ruhig über Fehlgeburten vor ihrer Zeit mit ihnen sprechen. Ich denke nicht, dass das dann traumatisierend ist.

von Dorothy_in_Oz am 03.04.2019, 22:43



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Hallo ich bin selbst so ein Kind, das nicht wäre wenn.... Meine Mutter hat damals mit 18 ein Mädchen zur Welt gebracht, das leider nur ein paar h leben durfte. Ein paar Jahre danach kam meine Schwester, wieder ein paar Jahre danach dann ich. Damals war meine Mutter schon 34 - da sie aber 2 Kinder wollten gibt es mich. Wäre das 1. Kind am Leben geblieben gäbe es mich nicht. Erfahren habe ich es als ich so im Schulalter war. Für mich war es nicht weiter schlimm, da meine Eltern mir versichert haben dass sie sehr glücklich waren als sie dann 2 gesunde Kinder hatten. Was will man da sagen? Ja aber eig. wolltet ihr nicht mich??? Der liebe Gott wollte es so - haben sie mir versichert..... Von daher: Mut zum sagen, auch mit einer zurechtgelegten Erklärung warum man glücklich mit genau diesen Kindern ist..... viele Grüße

von RR am 04.04.2019, 19:32



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Ich denke, Mut zum erzählen. Wenn die Situation gerade passt. Kinder haben ein Gespür dafür, wenn es der Mama gerade nicht so gut geht, sie nachdenklich ist. Da kann man auch ruhig erzählen, man denkt gerade an dieses Kind. Kurz und knapp, ans Alter der Kinder angepasst. Wichtig, mit dem Hinweis, wie glücklich man darüber ist jetzt die Kinder zu haben. Und wie sehr man sich über sie freut, wie sehr man sie liebt. Meine Kinder wissen, dass ich Sternchen hatte. Manchmal sprechen sie ganz allein von ihnen. Darauf antworte ich dann. Sternchen müssen und sollten kein Geheimnis sein. Und auch kleine Kinder verstehen gut, dass Mama mal nachdenklich ist. Belastend wird es erst, wenn es zu häufig oder falsch vermittelt wird. Das schlechteste Beispiel ist meine eigene Mutter, immer wenn ich etwas falsch machte oder gerade "nicht lieb" war, sagte sie zu mir: "Dich hätte es eigentlich nie gegeben! Meine wahren Kinder hätten so etwas nie gemacht! Meine Kinder hätten mir immer geholfen! Meine echten Kinder wären immer lieb, artig und brav!" Das war schrecklich für mich. Ich war nicht ihr Kind, nicht ihr echtes Kind,... Oft habe ich mich gefragt, was ich für sie bin. Vor meiner Geburt hat meine Mutter zwei Kinder verloren. Eines 10 Monate vor meiner Geburt. So also bitte niemals, aber das versteht sich ja von selbst.

von Luna Sophie am 05.04.2019, 13:40



Antwort auf Beitrag von Luna Sophie

Oh gott du arme.. sowas darf man nicht mal denken.. Meine Kinder sind durch Gendefekte auch nicht einfach aber das hat nichts mit dem Sternchen zu tun. Es ist schwer für mich aber ja sie werden es mal erfahren, aber wann weiß ich noch nicht...

von asclepiatina am 07.04.2019, 17:17



Antwort auf Beitrag von Luna Sophie

Mein kleines Sternchen habe ich letzte Woche durch eine Ausschabung nun gänzlich verloren. Die 7 Wochen Schwangerschaft waren nicht hübsch, es war von Anfang an zu klein. Dann kam gerade so ein Herzschlag, der 3 Tage später nicht mehr zu sehen war. Die Ärzte wissen mehr über meinen Krümel als ich. Bis zur Ausschabung wurden 9 Ultraschall gemacht, die letzte Untersuchung mit US Nummer 10 kommt noch. Ich musste mich zwingen positiv zu denken, insbesondere bei dem Spruch der Ärztin "es kann normal sein, es kann aber auch sein, dass es zu klein ist". An Strampler und Wiege war da nicht zu denken. Meine Gyn gab mir noch nicht mal ein Foto, zum Mutterpass hat es nicht gereicht, den Impfpass wollte sie nicht sehen und war völlig interessenlos diesem kleinen Leben gegenüber. Den Spruch "so ist die Natur eben", kann ich nicht mehr hören. Alte senile Menschen, die sich im Bett nicht mehr drehen können, geschweige denn äußern können, die lässt man nicht sterben. Aus meiner Sicht kann man respektvoller mit so einem kleinen Wesen umgehen. Das alles hängt tief in meinem Herzen, da ich so schon von meiner Mutter nicht gut als Mädchen vorbereitet wurde. Mit 14 erzählte sie mir von ihren Abgängen und wie schrecklich im Krankenhaus alles war. Auch vom Schwangerschaftsabbruch erzählte sie mir und das sie nie Mädchen als Kinder haben wollte, da sie selbst von Periodenschmerzen geplagt war. Quasi wollte sie es ihren Mädels ersparen. Die ganzen Infos haben bei mir Ängste ausgelöst. Deshalb wollte ich nie Kinder haben. Geburtsängste haben mir jahrelang Alpträume bereitet. Nun kam mein "kleiner Unfall" und alles lief schief. Einen bewussten Anlauf traue ich mir einfach nicht zu, wegen dieser Macke die mir meine Mutter verpasst hat. Meine jetzige Situation würde ich nie mit ihr besprechen, da sie vermutlich nur einen dummen Spruch auf Lager hätte. Nach dem Motto, sei froh, dass es vorbei ist. Und diese Frau hat 4 Kinder! Bitte überlegt gut, ob es sinnvoll ist, euren Kindern in dieser verletzlichen Zeit (Pubertät) diese Dinge zu erzählen. Natürlich ist es Auslegungssache was und wie man etwas sagt. Aus meiner Sicht, ist es unter 16 nicht sinnvoll. Die meisten Mädels wissen über dieses Thema schon super viel, aber wenn es die eigene Familie betrifft, reagiert man immer anders. Die Beziehung ist eine völlig andere und die Infos nehmen meist emotionale Ausmaße eines Universums an. Bedenkt, wenn ihr nur von einem Sternchen erzählt, dass Fragen auf euch zu kommen könnten, die um einen Stern drum herum fliegen. Seid ihr dafür bereit?

von Madeira am 06.05.2019, 16:48