Vorgehen bei künstlichem Kryozyklus mit vorliegender Gerinnungsstörung

Prof. Dr. med. Barbara Sonntag Frage an Prof. Dr. med. Barbara Sonntag Frauenärztin

Frage: Vorgehen bei künstlichem Kryozyklus mit vorliegender Gerinnungsstörung

Guten Tag Frau Prof. Dr. Sonntag Ich befinde mich seit etlicher Zeit im künstlichen Zyklus (ZT21). Nach Beginn des Zyklus hat meine Ärztin die Behandlung stark verändert, da die Hämatologin dann doch noch mal mit ihr telefoniert hat. Vor Beginn sagte sie mir noch, dass ein künstlicher Zyklus gar kein Problem darstellen würde mit der Gerinnungsstörung. Zunächst die Fakten: Bei mir wurde Prothrombin Polymorphismus nachgewiesen (Homozygot). Außerdem erhöhte Thrombozytenaggregation nach Epinephrin. Ich hatte nie eine Embolie oder Thrombose. Habe aber Migräne mit Aura und wiederkehrende Hörstürze, die von allein weggehen und dessen Ursache unbekannt ist. Ich war niemals auch nur ein bisschen schwanger und wir versuchen es jetzt seit 3 Jahren. Wir sind beide 36 Jahre alt und das Spermiogramm war immer 1a. Die erste IVF wurde nach PU beendet, da ich 28 Follikel und einen Östrogenwert von 15000 hatte. Wir haben mit Triptofem ausgelöst und es ging mit danach blendend. Ich habe dann auch erfahren, dass ich schon Prgesteron gebildet hatte und ein Transfer daher eh ausgeschlossen war. Es wurden 22 Eizellen befruchtet und 16 davon sind dann noch brauchbar gewesen (die anderen hatten 1 oder 3 Vorkerne). Ich habe vorab in der Stimulation kein Heparin gespritzt o.Ä. lediglich nach der PU sollte ich spritzen. Meine Gebärmutterschleimhaut war im natürlichen Zyklus mal bei 7,5mm zum ES und sonst bei auslösen für IUI immer bei 6-6,5mm. dreischichtig, aber nicht riesig. Meine Periode ist immer sehr schwach und mit viel Schmierblutungen davor und danach. Ansonsten ES regelmäßig und zweite ZH 14 Tage. Fast immer Schmierblutungen um ZT 20-22. Hormone seien ok. AMH bei 4,8 FSH leicht erhöht (12) so weit ich weiß. Man redet mit mir nie über genaue Daten, wenn ich nicht ganz deutlich nachfrage. Nun zur Behandlung: Wir haben mit Estramon 100 Pflastern alle 2 Tage angefangen. ich spritze täglich Clexane. Kurz vor dem ersten Kontrolltermin an ZT 8 Habe ich auf 2 Pflaster erhöht. Mein Östrogenspiegel lag bei 2000, weshalb ich wieder reduzieren sollte auf 1 Pflaster. Gebärmutterschleimhaut bei 5mm. ZT12 GSH 6mm Östrogen 768. Alles weiter wie bisher. ZT16 GSH 6mm Östrogen 1700 ich soll nur noch alle 3 Tage das Pflaster wechseln. ZT20 GSH 6,5mm Östrogen 830 ich soll nur noch Estramon75 alle 3 Tage nehmen. Nächster Termin ist in einer Woche an ZT27 ASS lehnt meine Ärztin ab. Konnte mir nicht genau sagen warum, da ja gegen meine erhöhte Thrombozytenaggregation derzeit nichts gemacht wird, so wie ich sie verstanden habe. Diese würde ich aber auch im Bezug auf Migräne und Hörstürze gerne mal angehen. Nun zu meiner eigentlichen Frage: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die einzige Frau mit einer derartigen Gerinnungsstörung bin, bei der ein künstlicher Zyklus gemacht wurde. Ist das in einem derartigen Fall das typische Vorgehen und wirklich notwendig? Ich hätte gerne das Vorgehen meiner Ärztin mit dem eines anderen verglichen um eine Arzt Zweitmeinung zu erhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses ganze Hin und Her und dieser so massiv in die länge gezogene Zyklus wirklich sinnvoll ist. Außerdem frage ich mich, wann meine GSH denn mal so weit sein soll, wenn wir immer weiter die Pflaster reduzieren und nur auf meinen Östrogenwert achten, zudem meine SH ja sonst auch nie wirklich hoch war. Außerdem frage ich mich, wieso ich bei Östrogenwerten von 5600-15000 im IVF Zyklus nicht spritzen sollte und jetzt ist alles so "gefährlich". Außerdem gibt es ja auch Frauen, die im natürlichen Zyklus Östrogenwerte von bis zu 1700 haben, oder nicht? Was mir aufgefallen ist, ist dass ich bei den Werten von 2000 das erste mal wirklich guten Zervix hatte. Sonst habe ich das im natürlichen Zyklus nur wirklich selten und auch nur 1 Tag lang. Jetzt ist es wieder sehr wenig geworden, trotz meiner hohen Östrogenwerte. Wie wären sie vorgegangen? Sehen sie in den Östrogenwerten durch die Pflaster wirklich ein so hohes Risiko, dass es rechtfertigt, die Behandlung derartig zu verlängern? Laut Bericht soll eine Prophylaxe in Gefährdungssituationen erfolgen und die Gerinnungsstörung ist ja auch nicht unbekannt. Ist nicht auch ASS bei meiner Indikation sinnvoll? Hätten Sie bezüglich der schwachen Periode und der Schmierblutungen diagnostisch noch etwas gemacht? ich weiß, das ist jetzt viel Text geworden und viele Fragen, aber ich bin langsam echt mürbe, weil es nicht voran geht und denke über einen Wechsel der Klinik und/oder auch einen Abbruch des Versuchs nach und möchte da nicht vorschnell entscheiden. Die Gerinnungsspezialistin ist für mich nicht erreichbar, sonst hätte ich da noch mal nach Beweggründen gefragt. Danke für Erfahrungen und Empfehlungen! Liebe Grüße Ladybird

von Ladybird1984 am 27.01.2021, 14:19



Antwort auf: Vorgehen bei künstlichem Kryozyklus mit vorliegender Gerinnungsstörung

Zunächst schützt das Clexane sie ja schon einmal, was gut ist, und einen Schaden sehe ich dadurch eher nicht. Ob ASS zusätzlich wäre in Rücksprache mit der Gerinnungsärztin zu klären. Haben Sie einen Prothrombin-Polymorphismus oder eine -Mutation? Die Pflaster unter Clexane-Einnahme sind eine gute Wahl, da die Anwendung über die Haut besser für das Gerinnungssystem ist - zur Steigerung der Schleimhauthöhe könnten Sie evtl. zusätzlich noch eine Östrogentablette vaginal einlegen. Ich kann leider nicht erkennen, ob das Ziel Ihrer Ärztin die Absenkung der Östrogenspiegel oder die Zunahme der Gebärmutterschleimhaut ist - aufgrund der vorbekannten Schmierblutungen und niedrigerer Schleimhaut könnte auch eine Gebärmutterspiegelung und Schleimhautprobe zum Ausschluss von Verwachsungen und einer chronischen Entzündung erfolgen. Ob vor dem allerersten Embryotransfer ist fraglich.

von Prof. Dr. Barbara Sonntag am 27.01.2021



Antwort auf: Vorgehen bei künstlichem Kryozyklus mit vorliegender Gerinnungsstörung

Vielen lieben Dank schon mal für die schnelle Antwort! Bzgl. der Gebärmutterspiegelung kann ich nachvollziehen, dass man damit zunächst wartet. Ich habe Prothrombin Polymorphismus. Das war exakt die Bezeichnung der Hämatologin. Sie sagte, ich müsse mich damit jetzt nicht krank fühlen, aber man solle darüber bescheid wissen und in Risikosituationen zu Profilaxe greifen. Den künstlichen Zyklus machen wir auf meinen Wunsch hin, da mir zu Beginn des Zyklus die ganzen Komplikationen nicht bewusst waren und ich in einem künstlichen Zyklus den Vorteil der Planbarkeit gesehen habe (Die Klinik ist am Wochenende nicht erreichbar und macht nur Mo/Mi/Fr Transfer und PU's) Seit Beginn des Zyklus ist meine Ärztin nur darauf fokussiert, meinen Östrogenspiegel unten zu halten und sagt, die Schleimhaut baue sich schon irgendwann auf, wir bräuchten nur Geduld und alles andere wäre zu riskant. Meine Intention ist natürlich der Aufbau der Schleimhaut, sonst kommen wir ja nie zu einem Transfer. Das alles wegen des Prothrombin Polymorphismus. Ansonsten gibt es keine weiteren Risikofaktoren. Sehen sie da auch ein so hohes Risiko, dass einen derart lang gezogenen und für mich sehr frustrierenden Zyklus und die ständige Reduktion der Pflaster rechtfertigt, nur weil ich scheinbar mit schnell steigendem Östrogenspiegel im Blut auf die Pflaster reagiere? Meine Schleimhaut reagiert ja scheinbar auch erst bei sehr hohem Östrogenspiegel und ich verliere langsam die Hoffnung, dass wir die angestrebten 7mm auf diesem Weg noch erreichen. Und dann höre ich lieber jetzt auf, als mich weiter zu quälen. Immerhin spritzen wir ja auch Clexane. Mit mir sprechen Gerinnungsspezialisten leider nicht, aber ich werde ja kaum die einzige Frau im künstlichen Zyklus mit dieser Störung sein, oder? Ich hoffe, ich frage nicht zu viel, aber ich bin langsam wirklich verzweifelt...

von Ladybird1984 am 27.01.2021, 17:34



Antwort auf: Vorgehen bei künstlichem Kryozyklus mit vorliegender Gerinnungsstörung

Aus meiner Sicht bringt es nichts, sich an einzelnen mm oder Östrogenwerten abzuarbeiten - klären Sie mit Ihrer Ärztin ganz direkt nochmal, was jetzt das Konzept ist.

von Prof. Dr. Barbara Sonntag am 28.01.2021



Antwort auf: Vorgehen bei künstlichem Kryozyklus mit vorliegender Gerinnungsstörung

Vielen Dank! Ich glaube dann kann ich den Zyklus nur abbrechen, denn genau das ist das Konzept meiner Ärztin. Auf 7mm SH warten und dabei den östrogenSpiegel unter 700 halten. So ihre Aussage. Wenn ich da nicht mitgehen kann, muss ich abbrechen. Mir war nur wichtig zu wissen, ob dieses Vorgehen typisch ist, denn dann würde ich bei einem Wechsel der Klinik ja vom Regen in die Traufe kommen.

von Ladybird1984 am 28.01.2021, 08:19



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