Todesfall in der Familie, kurz vor Geburt

Dr. phil. Dipl-Psych. Almut Dorn Frage an Dr. phil. Dipl-Psych. Almut Dorn Psychologische Psychotherapeutin

Frage: Todesfall in der Familie, kurz vor Geburt

Hallo, Ich bin zur Zeit sehr verzweifelt. In ca drei Wochen entbinde ich mein zweites Kind per Kaiserschnitt. Mein Mann und ich freuen uns sehr auf die Geburt und auf die Zeit danach. Mein Mann hat in den ersten zwei Monaten Elternzeit genommen um mich, das Baby und unseren zweijährigen Sohn zu unterstützen und damit wir diese intensive Zeit gemeinsam genießen können. Nun ist vor einer Woche sehr unerwartet und plötzlich mein Schwiegervater verstorben. Meine Schwiegereltern wohnen 500km entfernt und mein Mann ist ihr einziger Sohn. Mein Schwiegervater hinterlässt ein Unternehmen, in dem es noch keine Nachfolgeregelung o.ä. gab. Aufgrund der Entfernung ist mein Mann auch nur mit dem nötigsten vertraut. Er ist natürlich direkt zu seiner Mutter gefahren und bleibt erstmal dort, um sich um alles zu kümmern und zu organisieren. Dieses ist natürlich nicht in ein paar Tagen geschafft und eine extreme Belastung von der wir die Ausmaße noch nicht im geringsten erahnen können. Nun bin ich zur Zeit eine Alleinerziehende, hochschwangere Mutter. Körperlich geht es mir zum Glück gut, sodass ich zur Zeit noch alles ganz gut bewältigen kann. Aber ich habe extreme Angst davor, wenn das Baby da ist. Außerdem plagen mich Existenzängste und ich mache mir große Sorgen, ob unsere Ehe das aushält. Wir führen eine tolle Ehe, können über alles reden und unterstützen uns wo wir nur können. Auch in dieser schwierigen Zeit. Trotzdem sind da immer wieder diese Ängste. Mein Mann sagt zwar, dass er es so organisiert, dass er bei der Geburt und in der Zeit danach da sein wird solange es nötig ist. Aber trotzdem wird es nicht so sein wie vorher. Die immense Doppelbelastung erschöpft ihn sehr. Er weint viel und sieht kein Licht am Ende des Tunnels. Sehr ähnlich geht es auch mir. Meine Schwangerschaft rückt aufgrund der Sorgen und der vielen Organisation völlig in den Hintergrund. Ich habe große Angst, dass ich mein Baby nicht annehmen kann. Oder das ich mit der Versorgung von Haushalt, Baby, Kleinkind und mir selbst völlig überfordert sein werde. Wir haben tolle Freunde und auch meine Familie unterstützt mich, wo sie nur kann. Trotzdem habe ich riesige Angst vor der bevorstehenden Zeit. Können Sie mir Tipps geben, wie wir diese Überstehen? Was wir tun können, damit unsere Ehe das alles aushält? Vielleicht können sie mir auch einfach nur ein wenig Mut machen, Mit freundlichen Grüßen

von Katiekate am 01.06.2020, 20:56



Antwort auf: Todesfall in der Familie, kurz vor Geburt

Dein Mann hat vollkommen überraschend seinen Vater verloren. Das alleine ist für ihn emotional sicher sehr schwer. Dazu kommt dann noch die Situation mit der Firma. Wichtig ist jetzt, dass du ihn emotional unterstützt. Wenn du mit ihm telefonierst oder skypest, dann jammere nicht, dass du “alleinerziehend” bist. Denn dann bekommt er ein schlechtes Gewissen und zerreißt innerlich. Das wäre nicht gut für eure Ehe. Du bist “nur” schwanger, nicht krank, und jetzt musst du stark sein. Dafür wird er dich nach der Geburt sicher stützen! Denn du bist nicht alleinerziehende Mutter! Hast du die Möglichkeit, ebenfalls in die Heimat deines Mannes zu reisen und dort mit ihm diese schwere Zeit zu überstehen? Ihr könntet euch dort eine Ferienwohnung nehmen; du könntest den Kaiserschnitt dort durchführen lassen; deine Schwiegermutter profitiert sicher auch von der Anwesenheit ihrer Enkelkinder und du hättest durch sie zusätzliche Hilfe. Da eine Geburt auch mal früher losgehen kann, hättest du so die Gewissheit, dass dein Mann bei der Geburt dabei sein kann. Und mit der Mutter deines Mannes auch eine zuverlässige Betreuung für euer großes Kind. Alles Gute!

von 3wildehühner am 01.06.2020, 22:55



Antwort auf: Todesfall in der Familie, kurz vor Geburt

Danke für die Antwort. Auch wenn ich diese leider tatsächlich aus mehreren Gründen wenig professionell und nicht sehr hilfreich finde. Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass ich meinen Mann „volljammer“ ganz im Gegenteil stehe ich ihm bei Und unterstütze ihn wo ich nur kann und stelle meine Bedürfnisse völlig hinten an. Mir dort mit meinem Sohn der aufgrund der Entfernung kaum ein Verhältnis zu seiner Oma hat und einem Neugeborenen „mal eben„ eine Ferienwohnung zu nehmen kommt aufgrund mehrerer Faktoren ganz sicher nicht in Frage und würde das Problem in kleinster Weise einfacher machen. Trotzdem bedanke ich mich für Ihre Antwort und hoffe, dass die Expertin mir vielleicht noch etwas Mut machen kann.

von Katiekate am 02.06.2020, 13:15



Antwort auf: Todesfall in der Familie, kurz vor Geburt

Hier dürfen ja auch leihen antworten; meine Antwort ist nicht professionell, sondern lebenspraktisch. Ich kann nicht beurteilen, ob du deinen Mann voll jammerst. Aber du schreibst davon, dass du viel weinst, dass du dich als alleinerziehende hochschwangere Mutter siehst, die Angst hat, ihr Baby nach der Geburt nicht annehmen zu können, und das macht einen durchaus labilen Eindruck. Rede mit Freunden und /oder deiner Familie darüber-die werden dich sicher emotions unterstützen. Wenn dich dieses Alleinesein so sehr mitnimmt, dann ist es eine praktikable Lösung, dass du dir im Heimatort deines Mannes eine Ferienwohnung suchst. Alternativ könntest du sicherlich auch in seinem Elternhaus unterkommen. Das wäre doch eine ganz tolle Möglichkeit für die Oma, endlich mehr Kontakt zu ihrem Enkel zu haben und direkt den neuen Erdenbürger gut kennenzulernen. Deinen Mann würde diese Lösung extrem entlasten und dich ebenso. Deshalb verstehe ich nicht, warum du es so kategorisch ausschließt. Er hätte nicht neben seiner Trauer und den Verpflichtungen als einziger Sohn in Bezug auf die Firma, aber auch das emotionale Wohl seiner Mutter, auch noch due Verpflichtung, so viele hundert Kilometer pendeln zu müssen. So könnte er euer anderes Kind täglich sehen. Falls die Geburt jetzt doch früher losgehen sollte, was beim zweiten Kind ja gar nicht mal so selten ist, dann kann es im blödesten Fall sein, dass du die Geburt ganz alleine wuppen ( oder mit einer Freundin/Verwandten)musst, weil dein Mann es nicht schafft, pünktlich bei dir zu sein. Für deinen Mann ist diese Situation sicherlich ganz ganz schlimm, deshalb ist es wichtig, dass du ihn unterstützt und ihm auch das Gefühl gibst, dass du seine Trauer verstehen kannst. Bedränge ihn nicht, dass er nach Hause kommen muss; das möchte er selber sicher auch. Falls ihr einen Jungen bekommt, könnt ihr auch zum Beispiel den ZweitNamen nach dem Vater deines Mannes benennen. Das zeigt dann, dass sich der kleine Kreis des Lebens, Sterben und geboren werden, schließt und der Papa deines Mannes und Opa der Kinder immer dabei ist, auch wenn er leider das Enkelkind nicht mehr kennenlernen konnte. Dass du dein neugeborenes Baby nicht annehmen kannst, das glaube ich allerdings nicht. Mache dir da keine Sorgen.

von 3wildehühner am 02.06.2020, 14:48



Antwort auf: Todesfall in der Familie, kurz vor Geburt

Ich meine natürlich Laien

von 3wildehühner am 02.06.2020, 15:11



Antwort auf: Todesfall in der Familie, kurz vor Geburt

3wildehühner hat absolut recht! Ich denke, es gibt keinen anderen Satz, der geschrieben werden könnte. Wenn du weitere Hilfe benötigst, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. (Ist nicht bös gemeint)

Mitglied inaktiv - 11.06.2020, 08:17