Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lohmann,
unsere Tochter wurde vom 2.-5. Lebensmonat mit einer Tübinger Hüftbeugeschiene behandelt. Dies war für uns alle eine sehr anstrengende Zeit, sie hat sich oft gegen die Schiene gewehrt und viel geweint (der korrekte Sitz wurde vom Arzt und Orthopädietechniker überprüft). Wir haben die Behandlung mit viel Geduld, Liebe und einigen grauen Haaren mehr konsequent durchgehalten und wurden nach 12 Wochen mit Werten im Normbereich und Beendigung der Therapie belohnt. Seit dieser Zeit wehrt sich unsere nun mittlerweile 18 Monate alte Tochter (ganz im Gegensatz zu ihren beiden älteren Geschwistern in jenem Alter) gegen alles, was ihre Bewegungsfreiheit auch nur gering einschränkt. Sie ließ sich nie in einer Trage oder im Tuch tragen, strampelt jede Decke weg, toleriert keinerlei Sicherheitsgurte wie im Kinderwagen oder im Auto. Das Autofahren ist somit eine absolute Katastrophe und schränkt unseren Alltag sehr ein. Wir vermuten einen Zusammenhang mit der schwierigen Tragezeit der Schiene. Haben Ihnen Eltern eventuell nach einer Hüftdysplasiebehandlung ihres Kindes schon einmal Ähnliches berichtet oder sind Ihnen Untersuchungen/Studien bekannt, die solche Verhaltensänderungen nach Hüftdysplasiebehandlung untersuchen?
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank im Voraus
S.Oswald
von
sylwald
am 15.02.2018, 22:59
Antwort auf:
Sind psychische Folgen nach Hüftdysplasiebehandlung bekannt?
Mir sind solche Verhaltensänderungen in Bezug zur Hüftdysplasiebehandlung bisher noch nicht berichtet worden - ich verstehe Ihre Verunsicherung, aber die Behandlung der Hüftdysplasie für eine Normalisierung der Hüftform ist alternativlos.
Mit freundlichen Grüßen, C. Lohmann
von
Prof. Dr. med. Christoph Lohmann
am 17.02.2018
Antwort auf:
Sind psychische Folgen nach Hüftdysplasiebehandlung bekannt?
Guten Tag Frau / Herr Oswald,
leider musste ich diese Behandlung in meiner frühesten Kindheit auch über mich ergehen lassen. Auch berichteten mir meine Eltern von ähnlichen Verhaltensweisen - ablehnendes Verhalten bezüglich körperlichen Einschränkungen, ein gewisses Wegstoßen, wohl um mir Freiraum zu verschaffen.
Fakt ist, dass durch solche eine Behandlung die natürliche Bewegung massiv eingeschränkt wird und dadurch beispielsweise das Körpergefühl / die Körpersensibilität negativ beeinflusst wird.
Natürlich empfehle ich Ihnen für Ihr Kind viel freie Bewegung und auch so früh wie möglich irgendeine Sportart auszuüben.
Eine Möglichkeit wäre natürlich auch Physiotherapie oder eine Körpertherapie mit Ihrem Kind zu versuchen. Natürlich immer sachte, ohne Zwang....
Denn ich wünsche es weder Ihrem Kind noch Ihnen, dass sich zeitversetzt Probleme herauskristallisieren, die auf die Behandlung zurückzuführen sind.
So leide ich bis heute unter Muskelverkürzungen, einer muskulär schwachen Hüfte, auch verfestigte sich bei mir diese Abwehrhaltung gegen alle möglichen Einschränkungen meiner Bewegungsfreiheit und breitete sich auf weitere Lebensfelder aus.
Liebe Grüße
Gast12345
von
Gast12345
am 10.03.2018, 02:03
