Laufen lernen

Dr. med. Wolfgang Remus Frage an Dr. med. Wolfgang Remus Kinderorthopäde

Frage: Laufen lernen

Sehr geehrter Herr Dr. Remus, unsere Tochter ist 18,5 Monate alt. Sie wurde mit 2020 g und 45 cm geboren (4 Wochen vor Termin). Durch nicht erkannte Gestose hat meine Plazenta sie nicht richtig versorgt und somit war ihre körperliche Entwicklung ca. auf dem Stand 8 Wochen zu früh geboren (lt. Ärzten). Sie wurde nach einer Not-Sectio kurze Zeit beatmet und einige Tage im Inkubator, aber die Ärzte hatten versichert, dass nichts schiefgelaufen ist bei der Sauerstoff-Versorgung. Sie entwickelt sich von Anfang an sehr langsam. Robben ab 13 Monaten, kurze Zeit später freies Sitzen, mit ca. 15 Monaten gekrabbelt. Nun zieht sie sich hoch, kann an Möbeln entlang laufen, läuft an Händen, aber sehr ungern und sie wackelt, "eiert" sehr herum. Ihre Füsse haben eine sehr ausgeprägte Knick-Senk-Stellung lt. Orthopäde, aber er meint, dass das nicht der Grund sei, dass sie nicht laufen könne. Er hat dann festgestellt, dass der ISG? blockiert war und hat diesen gelöst. Er meint, wenn sie innnerhalb 4 Wochen nicht laufen kann, muss er sie mit Atlastherapie therapieren. Was halten Sie davon? Ich bin wenig überzeugt. Außerdem sagte er mir, dass damals vermutlich doch etwas schiefgelaufen ist bei der Sauerstoffversorgung und ihre Entwicklung typisch dafür sei. Es ist keine Behinderung lt. ihm, aber eine Entwicklungsverzögerung, die sich vermutlich fortsetzen wird. Deshalb drängelt er nun darauf, dass sie das Laufen erlernt, denn er meint, mit jedem "verlorenen" Monat wird sich auch alles folgende immer weiter nach hinten schieben. Ich persönlich finde, dass sie sich schon toll entwickelt hat, immerhin war sie ein Frühchen und dann noch unterversorgt. 14 Tage nach der Geburt hatte sie eine Late-Onset-Infektion und lag 10 Tage in der Kinderklinik und bekam Antibiose. Kann das auch die Verzögerung ausgelöst haben? Manchmal macht man sich Sorgen, aber manchmal denkt man, dass das schon werden wird. Ich weiss, dass Sie mir aus der Ferne keine Antwort geben können, aber vielleicht eine Einschätzung geben, ob sie wirklich therapiert werden muss, weil sie noch nicht läuft? Außerdem ist sie auch von den körperlichen Maßen her hinterher. Weiss ja nicht, ob es etwas damit zu tun hat, aber sie wiegt gerade 8 kg und ist nur 70 cm groß. Ihre Füsse sind sehr klein, sie hat max. Größe 17. Der Orthopäde meinte nämlich, dass wir ihr Schuhe kaufen sollten, die über den "Schaft" gehen, damit sie eine Stütze bekommt. Das war kaum möglich mit ihren kleinen Füssen. Ist die Größe der Füsse vielleicht auch ein Problem, weshalb sie keinen "Halt" bekommt? Wir gehen zur KG seit sie 10 Monate alt ist, aber es bringt meiner Meinung nach überhaupt nichts, zumal meine Tochter eine sehr starke Fremdenfurcht hat, die sie nur ablegen kann, wenn ihr die Personen sehr vertraut sind. Bei der Krankengymnastin hat es leider nie geklappt, so dass ihre Bereitschaft mitzumachen gleich Null ist. Ist eine KG weiterhin sinnvoll? Dass Ihre Füsse "komisch" aussehen, finde ich schon seit sie 3 Monate alt ist. Sie "läuft" sehr stark im Charlie-Chaplin-Gang, was ja laut Ihrer Meinung überhaupt kein Problem ist, oder? Ich habe das Gefühl, dass sie dadurch nicht genügend Standfestigkeit bekommt und deshalb so wackelt. Den linken Fuss krampft sie immer so bzw. krallt ihn so nach innen. Herrjeh, ich könnte immer weiterschreiben. Entschuldigen Sie bitte dieses Chaos an Fragen. Ich hoffe dennoch, dass Sie mir irgendetwas sagen bzw. mir irgendetwas raten können. Vielen Dank und viele Grüße, Zoé

Mitglied inaktiv - 21.09.2009, 21:57



Antwort auf: Laufen lernen

Hallo, auf der einen Seite werden Sie unnötig beunruhigt und auf der anderen Seite haben Sie selbst eine feste Meinung, bleiben Sie dabei. Tatsache ist, dass die Charlie-Chaplin-Stellung zu diesem anfänglich, unsicheren Gangbild führt. Auf die Atlastherapie und ISG-Blockade gehe ich nicht ein, weil ich davon nichts halte. Es kommt häufig vor, dass Kinder die Krankengymnastik nicht tolerieren und das zeigt auch die gesunde Willenskraft der Kinder. Was mit in Ihrer Beschreibung fehlt und ich als sehr wichtig finde, ist nicht die Untersuchung durch einen Kinderorthopäden, sondern die Untersuchung durch einen mit der Neurophysiologie und Kindern vertrauten Neurologen. In der der Klinik sind das die neurophysiologischen Abteilung. Dort kann man genau den Status der psycho-motorischen Entwicklung eines Kindes abklären und kann dann gezielt eine Therapie anwenden. Beruhigend kann ich bemerken, dass es auch immer wieder Nicht-Frühchen gibt, die sich auch nur etwas zögerlich entwickeln. Weiterhin viel Erfolg. Mit freundlichen Grüßen Dr. Remus

von Dr. Wolfgang Remus am 22.09.2009



Antwort auf: Laufen lernen

Hallo Herr Dr. Remus, erstmal vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Um auf Ihre Anmerkung zurückzukommen bezüglich der neuropädiatrischen Untersuchung, kann ich Ihnen sagen, dass der Kinderarzt mir dazu geraten hat, eine neurologische Kinder-Klinik in Pelzerhaken aufzusuchen. Dort bekomme ich allerdings erst in einem halben Jahr einen Termin lt. Klinik, da sie völlig überfüllt ist. Entschuldigen Sie bitte, das hatte ich in meiner "Schreibwut" ganz vergessen zu sagen. Ein halbes Jahr finde ich sehr lange für so ein kleines Kind. Ich hatte mich dann nicht weiter um diese neurologische Untersuchung gekümmert, weil ich sowieso den Eindruck hatte, dass der Kinderarzt davon wenig überzeugt war und die lange Wartezeit dazu kam. Aber da Sie nun auch dazu raten, werde ich mal versuchen einen anderen Kinderneurologen zu finden, wo es nicht so lange Wartezeiten gibt. Kennen Sie andere gute Kinderneurologen in Schleswig-Holstein? Nun ja, damit sollen Sie sich ja nicht beschäftigen. Ich frage einfach nochmal den Kinderarzt. Sie haben mir sehr weitergeholfen mit Ihrer Antwort. Ich werde jetzt den neurologischen Weg einschlagen. Falsch machen kann ich damit ja sicher nichts. Vielen Dank und ein Lob an Sie, Zoé

Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 12:39



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