Stagnation in der Hüftbehandlung / Osteotomierisiko

Prof. Dr. med. Christoph H. Lohmann Frage an Prof. Dr. med. Christoph H. Lohmann Kinderorthopäde

Frage: Stagnation in der Hüftbehandlung / Osteotomierisiko

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lohmann, zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre tolle Arbeit hier im Forum. Durch die zahlreichen Antworten rund um die Hüftbehandlung und andere Säuglingsthemen, habe ich schon oft beruhigende Antworten gefunden. Nun habe ich aber doch eine Frage zur Hüftbehandlung meiner 5 Monate alten Tochter, die ich im Forum so noch nicht beantwortet gefunden habe. Erlauben Sie mir, kurz die Vorgeschichte zu schildern: U2 (3 Tage alt): Hüftsonographie auf Grund erblicher Vorbelastung in Kinderradiologie. Diagnose re 1a nach Graf, li 2a nach Graf >> 2 Wochen breit wickeln, dann Kontrolle 2 Wochen alt: keine Besserung der li 2a Hüfte und Überweisung zur Orthopädie. Dort neue Diagnose re 2a (alpha 53 grad) und li 2C stabil (alpha 45 grad) >> Therapie erstmal Tübinger Hüftbeugeschiene, falls erfolglos Becken Beingips nach Fettweis. 5 Wochen alt: Diagnose re 2a (apha 55 grad) links 2D (alpha 43 grad, beta über 80 grad) mit beginnender Dezentrierung >> 6 Wochen Becken Beingips nach Fettweis 11 Wochen alt: Entfernung Gips. Sonographie: Typ 2a/b (da an der Dreimonatsgrenze) beidseitig alpha je 58 grad, beta je 76 grad. >> Therapie mit Tübinger Schiene 21 Wochen alt: nach 10 Wochen Tübinger Schiene re erfreuliche 1a Hüfte, links Stagnation mit alpha 58 grad und leichte Besserung des betawinkels auf 60 grad somit weiterhin 2b Hüfte nach Graf. >> Weiterführung der Schienentherapie, nächste Kontrolle nach 4 Wochen. Nun bin ich etwas konsterniert, da ich befürchte, dass eine Restdysplasie bleibt und meine Tochter doch irgendwann operiert werden muss. In der behandelnden Uniklinik wurde ich leider nicht ausführlich aufgeklärt, es wurde nur angedeutet, dass lediglich bis zum alter von 6 Monaten mit der Schiene behandelt wird. Was bei gleichbleibendem Befund als Therapie zu erwarten ist, wurde nur mit weiterer Kontrolle beantwortet. Daher nun meine Fragen an Sie: 1. Wie ist Ihre Erfahrung? Kann eine seit 10 Wochen stagnierende Hüfte sich in 4 Wochen zur 1er Hüfte entwickeln? 2. Wenn nicht, welche Therapie erfolgt dann ab einem Alter von 6 Monaten? Wieder ein Gips? Eine andere Schiene oder Bandage? Gar keine Therapie? doch eine OP? 3. Wie dramatisch ist eine Restdysplasie mit den o.g. Werten (gute 2b Hüfte)? Kann man damit gut leben? 4. Wann ist der konservative Behandlungsweg erschöpft und eine Pfannendachplastik oder Korrekturosteotomie indiziert? 5. Ist es empfehlenswert, nach der langen Behandlungsdauer noch eine zweite Meinung einzuholen? Herzlichen Dank für Ihre Mühe, Christiane

von Glückskrümel am 03.05.2012, 13:47



Antwort auf: Stagnation in der Hüftbehandlung / Osteotomierisiko

Sehr positiv ist doch, dass sich die doch ausgeprägte Dysplasie erheblich gebessert hat. Ich habe mir erlaubt, Ihre Fragen zu kopieren und der Reihe nachzu beantworten: 1. Wie ist Ihre Erfahrung? Kann eine seit 10 Wochen stagnierende Hüfte sich in 4 Wochen zur 1er Hüfte entwickeln? > Ja, das ist durchaus noch möglich. Bitte haben Sie noch Geduld. 2. Wenn nicht, welche Therapie erfolgt dann ab einem Alter von 6 Monaten? Wieder ein Gips? Eine andere Schiene oder Bandage? Gar keine Therapie? doch eine OP? > Man muss dann abwarten, ob eine Restdysplasie verbleibt. Je nach Ausprägung wird dann über eine OP ab ca. dem 2. Lebensjahr gesprochen. 3. Wie dramatisch ist eine Restdysplasie mit den o.g. Werten (gute 2b Hüfte)? Kann man damit gut leben? > Ja, damit kann man gut leben, der Winkel von 60 Grad ist ja schon sehr nah an einer 1-er Hüfte. 4. Wann ist der konservative Behandlungsweg erschöpft und eine Pfannendachplastik oder Korrekturosteotomie indiziert? > Mit ca. 1 Jahr auch abhängig von der Entwicklung der Hüpftkopfkerne ist eine konservative Therapie weitgehend abgeschlossen. Korrekturosteotomien ab dem 2. Lebensjahr. 5. Ist es empfehlenswert, nach der langen Behandlungsdauer noch eine zweite Meinung einzuholen? > Ein 2. Meinung ist immer ok. Jedoch glaube ich, dass SIe in sehr guter Behandlung sind, wenn ich auf den von Ihnen geschilderten Behandlungsverlauf schaue. Ich meine, Sie sollten nicht verunsichert sein. Mit freundlichen Grüßen, C. Lohmann

von Prof. Dr. med. Christoph Lohmann am 04.05.2012