Hüftdysplasie- welche Schiene?

Dr. med. Wolfgang Remus Frage an Dr. med. Wolfgang Remus Kinderorthopäde

Frage: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Sehr geehrte Her Dr. Remus, wir brauchen Ihren Rat hinsichtlich der Entscheidung mit welcher Schiene oder Bandage unsere Tochter behandelt werden soll. Bei der U3 wurden auffällige Hüften diagnostiziert (rechte Seite Alpha 59° und Beta 63°; linke Seite Alpha erst 56°, dann 54° und bei 50° wurde aufgehört zu messen, Beta 73°: Einstufung rechts eine Ib und links eine IIa Hüfte) Insgesamt also nicht die allerbesten aber auch nicht die schlechtesten Aussichten. Ich wurde gebeten darauf hin bis zur Kontrolle nach 4 Wochen breit zu wickeln. 3 Tage nach der Diagnose habe ich dann noch zusätzlich mit der Vojta -Therapie angefangen. Die Therapeuten haben die Hüften meiner Tochter als prinzipiell nicht schlecht eingestuft und waren der Meinung, dass man eventuell mit weiter unterstützenden Maßnahmen und dem Vojta die Hüften sicherlich in 3-5 Monaten hinbekommen würde. Bei der Kontrolle kam folgendes Ergebnis zustande: rechts besser, nun eine Ia Hüfte (alpha 63°, beta wurde mir nicht mitgeteilt); links leider immer noch alpha 50° aber beta 69°. Angeblich wäre der Hüftkopf jedoch am dezentrieren. Es bestünde akuter Handlungsbedarf. Vermutlich sogar eine OP! Das war natürlich ein Schock für uns. Einstufung Typ mind. IIc evtl. eher d! Uns wurde die Behandlung mit der Pavlik-Bandage für mind. 6 Monate angeraten. Deshalb haben wir die Hüften bei einem anderen Arzt erneut untersuchen lassen. Ergebnis: rechte Seite in Ordnung - kein Handlungsbedarf; links alpha 51° Von diesem Arzt wurde uns die Behandlung mit der Tübinger Hüft-Beuge-Schiene empfohlen. Aufgrund der unterschiedlichen Meinungen, habe ich im Internet angefangen zu recherchieren. Hierbei bin ich sehr häufig auf die Aussage gestoßen, dass es für eine erfolgreiche Therapie vor allem notwendig ist, dass die Einstufung richtig erfolgt ist. Mehrfach habe ich gelesen, dass man mit der Tübinger-Schiene z.B. bei einer 2c - Hüfte auch sehr viel kaputt machen kann, weil sie nicht das geeignete Mittel wäre!! Wie soll ich das verstehen? Ich möchte meinem Kind doch helfen und es nicht mit der falschen Behandlung auf den OP-Tisch bringen!! Genauso war häufig die Information zu entnehmen, dass auch die Pavlik-Bandage mit Vorsicht zu genießen sei! Was sollen wir denn nun tun? Die Hüfte unserer Tochter scheint ja grenzwertig zu sein und ich habe nun sehr große Angst davor mehr falsch als richtig zu machen! Ich bin jetzt natürlich sehr verunsichert, da auch die Ärzte unterschiedliche Behandlungswege vorschlagen. Ich würde Sie bitten, dass Sie mir Ihre Einschätzung einmal mitteilen und zu folgenden Fragen Stellung beziehen: 1) Wie kann es sein, dass ein Arzt eine beginnende Dezentrierung feststellt und der andere nicht? Wie kann ich sicher gehen welches Ergebnis stimmt? 2) Falls wir uns zu einer Behandlung mit der Tübinger-Schiene entscheiden. Kann man denn bspw. nach 4 Wochen bereits erkennen, ob sie das geeignete Mittel ist. Ich meine können bereits nach 4 Wochen Veränderungen eintreten oder ist das zu ein kurzer Zeitraum? Ich habe nämlich wahnsinnige Angst davor, dass meiner Tochter monatelang diese Schiene verordnet wird und danach festgestellt wird, dass man es doch mit der Pavlik-Bandage probieren sollte und man dann auf die Idee kommt ihr einen Fettweisgips zu verpassen und letztlich doch nichts hilft! 3) Ist es ratsam gleich die Pavlik-Bandage zu verwenden, da diese auch den nötigen Druck auf den Hüftkopf ausübt? 4) Wie sind Ihre Erfahrungswerte hinsichtlich der Länge der Behandlung? Meine Tochter ist jetzt 10 Wo alt (also schon recht alt für den Beginn mit der Behandlung) 5) Ist denn davon auszugehen, dass sie überhaupt sitzen, krabbeln, robben, stehen oder sogar laufen kann? Die Ärzte geben mir auf meine Fragen nicht wirklich Antworten. Ich habe eher das Gefühl eine Nummer zu sein, die nach Schema-X behandelt wird. 6) Wie ist das mit diesen Orthesen? Können sich die Kinder dabei überhaupt noch bewegen? Ist beispielsweise das Drehen lernen überhaupt möglich? Ich habe nämlich gelesen, dass die Kinder mit den Orthesen auf keinen Fall auf den Bauch gelegt werden dürfen, weil dies der Hüfte schaden würde! 7) Was würde denn passieren, wenn ich jetzt erst einmal gar keine Schritte einleiten würde? Vielen Dank für Ihre Antwort Viele Grüße Gerberablume

Mitglied inaktiv - 17.01.2011, 12:36



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Hallo, ich glaube Ihnen Ihre Beschreibung, aber es ist schon sehr abenteuerlich. Tatsache ist, dass wohl links von Anfang an eine behandlungsbedürftige Hüfte vorlag, die weder mit breit wickeln, noch mit Vojta-Therapie erfolgreich behandelt werden kann. Nun zu Ihren Fragen im Einzelnen: 1. Da es sich um eine Winkelmessung des Ultraschallbildes handelt, wird Ihnen jeder erfahrene Prüfer sagen, dass bei zwei Ärzten um einige Grade unterschiedliche Messungen herauskommen können. Da aber bei beiden Ärzten eine Gradzahl Alpha über 50° bzw. 51° kann die Hüfte nicht am dezentrieren sein, Prof. Graf hat festgelegt, dass eine Hüfte dann am dezentrieren ist, wenn Alphawinkel bis 49° und der Betawinkel über 77°. Ich würde im Zusammenschluss beider Aussagen die Hüfte in den nächsten Tagen noch als II a minus Hüfte bezeichnen, denn ab dem 3. Lebensmoment ist es eine II b Hüfte, weil man damit zum Ausdruck bringt, dass die Hüftbehandlung dann sehr spät begonnen wird und somit schwieriger wird. 2. Wenn Sie sich zur Behandlung mit der Tübinger Schiene entscheiden würden und das kann man durchaus versuchen, sollte man mindestens nach vier Wochen eine Kontrolle durchführen, um zu sehen, ob diese Behandlungsform greift. Der Unterschied zwischen Tübinger Beugeschiene und Pavlikbandage ist im großen und ganzen der, dass die Tübinger Hüftbeugeschiene zum Baden des Kindes entfernt werden kann, die Pavlikbandage aber die ganze Zeit dran bleiben muss. An dieser Stelle muss ich betonen, dass die Entscheidung der Behandlungsart Tübinger Schiene o. Pavlikbandage voraussetzt, dass der Arzt das System beherrscht und er weiß, wann und warum er es macht. Ich kann das also so im Einzelnen nicht beantworten. Wenn zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Behandlung von einem erfahrenen Arzt durchgeführt wird, dann kann man davon ausgehen, dass kein Fettweißgips notwendig werden muss und eine Operation schon gar nicht. 3. siehe 2. 4. Auch diese Frage ist so nicht einfach zu beantworten, es kann sein, dass die Behandlung ein Viertel Jahr dauert, aber es kann auch ein halbes Jahr dauern. Wichtig ist, dass sie durchgeführt wird, damit die Hüfte normal wird. 5. Mit den heutigen Behandlungsmethoden muss Ihr Kind sich später normal entwickeln können, auch wenn es zwischendrin durch die Behandlung zu Verzögerungen kommt. 6. Die Kinder kommen meist mit den Systemen gut zurecht, dass man als Eltern damit Schwierigkeiten hat ist normal, mir würde es als Laie genauso gehen. 7. Die Frage erübrigt sich, weil Sie ja möchten, dass Ihr Kind ins Leben nicht mit einen frühzeitigen Hüftschaden geht. Also gar nichts zu machen ist nicht möglich. Mit freundlichen Grüßen Dr. Remus

von Dr. Wolfgang Remus am 17.01.2011



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Sehr geehrter Dr. Remus, vielen, vielen Dank für die schnelle und auch sehr ausführliche Antwort. Ihrer Aussage entnehme ich jetzt, dass es vor allem entscheidend ist einen erfahrenen Arzt zu haben. Tja, und da liegt doch schon der Teufel im Detail! Wo und wie finde ich genau diesen Arzt, dem ich vertrauen kann? Gerade hinsichtlich der Arztwahl bin ich selbst ein mehrfach gebranntes Kind (viele falsche Diagnosen, die Folgeerkrankungen und sehr lang dauernde Therapien mit sich brachten...) Kann ich mich da auf mein Bauchgefühl verlassen oder ist es prinzipiell immer besser in eine Klinik zu gehen? Ist es fahrlässig jetzt vielleicht noch einmal 2 Wochen zu zuwarten, einen weiteren Arzt aufzusuchen und dann zu entscheiden? Ich habe einfach nur sehr große Angst davor, dass es meiner Tochter genauso ergeht wie mir (sie falsch behandelt wird und dadurch noch größeren Schaden nimmt) Auf der anderen Seite entnehme ich Ihrer Antwort aber auch, dass man nach 4 Wochen Tübinger Schiene durchaus ein Ergebnis sehen müsste, dass anzeigt, ob die Behandlung greift oder nicht. Entsprechend wäre es also einen Versuch wert. Schaden kann meine Tochter dadurch nicht nehmen. Mich beschäftigt dennoch folgende Frage: Sie sagen selbtst, dass es bei dem Ultraschall schnell zu einigen Grad Differenz kommen kann. Es wäre demnach durchaus denkbar, dass der alpha-Winkel womöglich bei 48 oder 49 ° steht- dann wäre es ja eine Hüfte, die am Dezentrieren wäre (also mindestens 2c) oder ist dies bei einem beta-Winkel von 69° (der ja aber auch falsch gemessen worden sein kann) überhaupt nicht möglich? Wie sind denn die Prognosen und Ihre eigenen Erfahrungswerte, dass sich das Problem mit der Tübinger Schiene beheben lässt? Anders gefragt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Hüfte während der Benutzung der Tübinger Schiene verschlechtert und der Hüftkopf vielleicht doch aus der Pfanne rutscht? Wie bemerkt man denn eine Luxation? Kann das Kind das Bein dann überhaupt noch bewegen? Ich meine, kann ich davon ausgehen, dass es noch zu keiner Luxation gekommen sein kann, wenn meine Tochter noch intensiv strampelt? Und wie verhält sich das mit der Faltenasymmetrie? Bedeutet: keine Faltenasymmetrie auch keine Luxation? Fragen über Fragen- entschuldigen Sie bitte. Vielleicht finden Sie ja noch einmal die Möglichkeit auf meine Fragen einzugehen. Ich finde es übrigens toll, dass sich ein Arzt bereit erklärt in so einem Forum Rede und Antwort zu stehen! Vielen Dank dafür! Grüße Gerberablume

Mitglied inaktiv - 18.01.2011, 09:28



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Guten Morgen, ich merke, was verständlich ist, dass Sie sich viele Gedanken machen und bin auch der Meinung, dass Ihre Überlegungen logisch sind. Ich werde mich bemühen, Ihre Fragen zu beantworten. Ich muss nur betonen, dass ich lediglich aufgrund Ihrer Beschreibung antworten kann, was bei dem komplexen Thema äußerst schwierig ist. Wenn man abwartet, passiert nicht sofort was, aber in der Hüftbehandlung zählt jeder Tag, je eher desto besser. Wenn ein Hüftkopf am dezentrieren ist rutscht er nicht aus der Pfanne, dass ist anatomisch auch gar nicht möglich, sondern das am dezentrieren bedeutet, dass er sich mit der Zeit raus entwickeln kann, wenn nicht richtig behandelt wird. Liegt eine Hüftluxation vor, so ist u. a. die Pavlikbandage das geeignete Mittel, damit der Hüftkopf wieder in die Pfanne zurückgeht (reponieren). Im Anschluss daran macht man immer einen Fettweißgips. Wenn die Hüfte am dezentrieren ist und Ihre Überlegungen sind richtig, dass die paar Grad natürlich falsch gemessen sein können, dann würde ich empfehlen und das wird jetzt sicher ein Schock für Sie ein, würde ich sofort einen Fettweißgips anlegen, weil wir nach vielen anderen Methoden bei dieser Methode die schnellste und physiologischste Entwicklung herbeiführen können. Für die Eltern ist das ein Schock, aber die Kinder kommen damit sehr gut klar. Das ganze sollte natürlich in einer erfahrenen Klinik in der richtigen Abteilung und von einem Arzt durchgeführt werden, der Erfahrung hat und zu dem Sie Vertrauen haben. Ich denke, Sie können das ganz gut einschätzen. Mit freundlichen Grüßen Dr. Remus

von Dr. Wolfgang Remus am 19.01.2011



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Nur so zum Mutmachen: Ich habe mich mit Fettweisgips als Baby in den Stand hochgezogen und bin damit gekrochen. Meine Eltern sagen, ich war ein froehliches und bewegungsfreudiges Kind.

Mitglied inaktiv - 19.01.2011, 15:19



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Guten Morgen Dr. Remus, vielen Dank für Ihre sehr ausführlichen Antworten. Mit dem Thema Gips habe ich mich in der Zwischenzeit fast schon angefreundet. Ich wollte Ihnen auf diesem Wege den neuesten Stand durchgeben. Wie Sie bereits gemerkt habe, mache ich mir sehr viele Gedanken. Die ganze Zeit hatte ich einfach auch ein ungutes Gefühl, ob es sich bei der Hüfte meiner Tochter tatsächlich noch um eine (schlechte) 2er Hüfte handelt oder ob es "Messfehler" gab. Daraufhin bin ich noch einmal zu einem Orthopäden, der speziell auch Säuglingshüften behandelt. Die Diagnose war vernichtend- die linke Hüfte war luxiert; Typ 3a nach Graf! Ein Schock für uns. Mein ungutes Gefühl hatte sich bestätigt. Dieser Arzt entließ uns mit dem Hinweis, dass die Hüfte wohl nicht ganz zu retten sei, da unsere Tochter bereits 10 Wochen alt ist, aber dass nun dringend Schadensbekämpfung betrieben werden müsste. Der nächste Schock, der mich beinahe verzweifeln ließ! In der Klinik konnte dann allerdings bedingt Entwarnung gegeben werden- die Hüfte war zwar luxiert konnte aber ohne weiteres manuell reponiert werden. Die Ärztin in der Klinik gab uns auch zu verstehen, dass die Hüfte sehr wohl zu retten sei und sie bei konsequenter Behandlung ganz ausheilen kann. Sie meinte, dass dies zwar durchaus ein halbes Jahr dauern könne, aber es sei noch nichts verloren. Die Ärztin legte meiner Tochter nach dem Einrenken die Tübinger Schiene an. Diese soll sie zunächst 4 Wochen 24 h am Tag tragen. Baden dürfen wir nicht und auch zum Umziehen und Wickeln dürfen wir sie nicht abnehmen. Daran halten wir uns auch konsequent. Auf meine Frage hin, warum sie nicht die Pavlik-Bandage nimmt, gab sie mir leider keine Antwort. Wir diskutierten auch darüber, ob es nicht sinnvoller sei einen Fettweisgips anzulegen. Die Ärztin war jedoch der Meinung, dass wir im Zweifelsfall unserer Tochter 2 Narkosen ersparen würden, wenn wir es erst mal mit der Tübinger Schiene probieren würden. Außer Zeit würden wir nichts verlieren. Außerdem stünden die Chancen, dass es mit der Schiene klappt bei deutlich mehr als 50%, so dass es der Versuch wert wäre. Ich habe mich damit erst einmal abspeisen lassen. Sie bat mich ihr zu vertrauen (und Sie wissen, dass mir das sehr schwer fällt) Jetzt kommen mir jedoch schon wieder Zweifel, ob ich mich richtig verhalten habe und würde gern Ihre Meinung hören. Ich lese immer wieder, dass die Tübinger Schiene eigentlich nur zum Nachreifen benutzt wird. An diesem Punkt sind wir doch noch gar nicht, oder? Die Hüfte muss doch zunächst einmal stabil werden oder ist sie durch das manuelle Einrenken automatisch wieder stabil geworden? Kann ich bei der Schienenkontrolle nach 2 Wochen darauf bestehen noch einmal einen UItraschall zu machen oder ist das nicht sinnvoll, da sich in 2 Wochen nicht wirklich viel entwickelt? Wäre die Pavlik-Bandage eine Alternative oder wird diese von den Kindern nicht so sehr akzeptiert (mit der Tübinger Schiene hat meine Tochter Gott sei Dank keine Probleme. Sie hat sie binnen 48 h akzeptiert) Aber: hat meine Tochter in der Tübinger Schiene nicht zu viel Spielraum? Mit den Unterschenkeln kann sie nämlich ganz schön strampeln. Ich habe einfach nur Angst, dass die Hüfte wieder luxiert und dann vielleicht nicht mehr manuell einrenkbar ist und sie dann gestreckt werden muss... Über Ihre Stellungnahme würde ich mich sehr freuen! MfG Gerberablume

Mitglied inaktiv - 24.01.2011, 10:49



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Hallo, Ihre Handlungsweise und Ihr kritisches Denken sind sehr lobenswert. Ich gehe jetzt davon aus, dass Ihr Kind eine Hüftluxation, also eine so gen. III a Hüfte hat, dann ist, wenn die Therapie richtig durchgeführt wird, die Hüfte völlig zu normalisieren. Was ist die richtige Therapie? Jedenfalls nicht die Tübinger Hüftbeugeschiene. Wenn die Hüfte luxiert ist, d. h. ausgerenkt und wird eingerenkt, dann muss mit einem System behandelt werden, dass die Hüfte in der Pfanne hält. Hierfür gibt es 2 Methoden, die eine ist die Pavlikbandage und das andere ist der Hockgips nach Fettweiß. Erst wenn man nach mindestens 6 Wochen in dieser Hüftstellung (Retention) eine Besserung hat, kann man auf die Hüftbeugeschiene nach Bernau übergehen. Nimmt man die Beugeschiene von Anfang an, ist die Gewähr, dass die Hüfte nicht wieder raus springt nicht gegeben. Wenn man Glück hat vielleicht, aber das würde ich nicht riskieren. Mit freundlichen Grüßen Dr. Remus

von Dr. Wolfgang Remus am 25.01.2011



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Hallo Herr Dr. Remus, vielen Dank für Ihre Antwort. Es ist demnach wie ich es befürchtet habe... Wir verschwenden mit der Tübinger Schiene nur Zeit. Ich habe den nächsten Termin erst in 9 Tagen und vorher bekomme ich auch keinen (habe ich versucht- vergeblich). Ist denn davon auszugehen, dass sich die Hüfte wohl noch verschlechtert, wenn ich die Schiene jetzt direkt abnehme? Ich sollte sie wohl besser bis zum nächsten Termin dran lassen. Noch mal zum Verstehen: während meine Tochter nun also die Schiene trägt ist es dennoch möglich, dass die Hüfte immer wieder luxiert, weil die Bewegungsfreiheitt in der Tübinger Schiene zu groß ist (auch wenn sie 24h am Tag getragen wird)??? Wieso verpasst dann bitte die Leiterin einer Kinderorthopädischen Abteilung innerhalb einer Uniklinik(!!) meinem Kind so eine Schiene? So etwas macht mich sehr wütend und traurig und bestätigt mal wieder mein ungutes Gefühl Ärzten gegenüber. Entschuldigen Sie bitte, Sie können da ja nichts dafür, aber man ist in solchen Situationen so hilflos! Mich ärgert vorallem, dass wir über das Anlegen eines Fettweisgipses diskutiert haben und mir ja gesagt wurde, dass wir das in 4 Wochen immer noch machen könnten, wenn es nicht funktioniert. Ihrer Ansicht nach ist dies sehr wahrscheinlich. Mir wurde gesagt, dass die Chancen deutlich über 50% stehen, dass es klappt. Das war dann also gelogen... Wobei: die Ärztin erzählte mir etwas von einem Dr. Tönnis, den ich auch gegoogelt habe und von dem ich auf einige Artikel im Netz gefunden habe. Dort konnte man auch an manchen Stellen lesen, dass die Tübinger Schiene sogar bei 2c, 2d, 3a und manchmal sogar 3b -Hüften positive Effekte erzielt. Nur bei stark instabilen Hüften sollte auf alle Fälle der Fettweisgips angelegt werden. Meine Frage: Handelt es sich denn um eine stark instabile Hüfte, wenn sie manuell reponierbar war? Bzw. die Ärztin muss beim Tasten ja wohl zu der Überzeugung gekommen sein, dass der Hüftkopf wieder in die Pfanne zurückspringt und dort auch nicht zu leicht wieder rausspringt, oder? Dieses ständige in Frage stellen, ob man alles richtig macht, macht mich wirklich fertig! Allen Überlegungen zum Trotz: ich werde dann wohl bei unserem nächsten Termin auf den Gips bestehen müssen und diesen meine Tochter für 6 Wochen tragen lassen, auch wenn sie dafür 2 Vollnarkosen braucht. Sie würden vermutlich den Gips bevorzugen und nicht die Pavlikbandage, oder? Ist denn mit dem Gips gewährleistet, dass alles innerhalb 6 Wocheb stabil wird? Eine abschließende Frage: Angenommen der Hüftkopf wäre immer noch in der Pfanne, trotz Tübinger Schiene, dann können Labrum, Kapsel und knorpelige Pfanne sich aber weiter entwicklen und den Hüftkopf umschließen, oder? Ab welchen Werten ist denn von einer stabilen Hüfte auszugehen? Nicht, dass zu früh gewechselt wird. Ich möchte einfach nur alles richtig machen und meiner Tochter und uns unnötig vergeudete Zeit ersparen. Nicht, dass wir doch geradewegs noch auf die OP zu steuern. Es kann doch nicht sein, dass man sich als Laie als dieses Wissen anlesen muss, um die richtige Therapie für sein Kind zu bekommen! Über eine erneute Antwort würde ich mich sehr freuen! Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie diesen Service im Internet anbieten! Mit freundlichen Grüßen Gerberablume Kann es denn jetzt bereits schon zu Schädigungen am Labrum oder an anderen knöchernen bzw. knorpeligen Strukturen gekommen sein? Ich meine, könnte es sein, dass es sich jetzt bereits um eine 3b oder sogar 4er Hüfte handelt?

Mitglied inaktiv - 25.01.2011, 15:16



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Hallo, wenn die Bernauschiene Tag und Nacht getragen wird und nicht abgemacht wird, besteht die Möglichkeit, dass die Hüfte reponiert bleibt und sich positiv entwickelt, aber diese Methode ist nicht so sicher, wie die beiden anderen. Sie liegen mit Ihrer Vermutung richtig, dass ich den Gips bevorzuge, weil der Umgang mit der Pavlikbandage eine langjährige Erfahrung erfordert. Ob eine Hüfte stabil ist, kann ein erfahrener Untersucher beim Ultraschall feststellen. Geht man von der Gradzahl aus, so müsste der Alphawinkel mindestens die Gradzahl von 50° erreicht haben. Weiterhin Alles Gute. Mit freundlichen Grüßen Dr. Remus

von Dr. Wolfgang Remus am 27.01.2011



Antwort auf: Hüftdysplasie- welche Schiene?

Hallo Herr Dr. Remus, vielen Dank für Ihre Antwort. Sie helfen mir wirklich diese doch für mich schwierige Zeit zu durchstehen! DANKE! Also, wir waren gestern zur Kontrolle in der Klinik- sieht soweit ganz gut aus. Der Hüftkopf ist noch reponiert und die Ärztin war optimistisch. In 2 Wochen wird entschieden, ob gegipst wird oder nicht. Sie meinte, es gäbe keinen Grund direkt zu gipsen, da bei meiner Tochter die Voraussetzungen gut seien, dass es mit der Tübinger Hüftbeugeschiene klappt. Jetzt muss ich wieder zwei Wochen hoffen. Allerdings haben wir gute Chancen, sollte doch gegipst werden, dass keine Extension erfolgen muss. Das erleichtert mich schon ungemein. Meinen Sie, dass lediglich von einer 4-wöchigen Gipsphase auszugehen ist, um die Hüfte zu stabilisieren. Wie sind Ihre Erfahrungswerte hinsichtlich der Ausheilung einer 3a -Hüfte (evtl. Tragedauer von Gips und Schienen)? Ein schönes Wochenende und erneut vielen Dank, dass Sie diesen "Diennst" anbieten. Viele Grüße Gerberablume

Mitglied inaktiv - 04.02.2011, 11:20



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