aussendrehung des rechten fusses

Dr. med. Wolfgang Remus Frage an Dr. med. Wolfgang Remus Kinderorthopäde

Frage: aussendrehung des rechten fusses

Sehr geehrter Herr Dr. Remus, meine Tochter, inzwischen 16 Monate alt, läuft noch nicht lange frei, eineinhalb Wochen sind es jetzt (erst). Sie ist dabei im Haus (meistens lass ich sie barfuss laufen, oder aber Rutschesocken) sehr sicher, ist so gut wie nie hingefallen. Auch das Aufstehen mitten im Raum hat sie kurze Zeit darauf gelernt. Auffällig ist aber ihr Gangbild. Dass ein Kleinkind in diesem Alter seine Füsse noch nicht abrollt und daher wohl zwangsläufig mit etwas steifen Knien läuft, hab ich dank des Internets, welches ja Fluch und Segen zugleich ist, schon herausgefunden. Sorgen bereitet mir jedoch ihr rechtes Bein bzw. rechter Fuss. Während sie den linken Fuss gerade aufsetzt, stellt sie den rechten beim Laufen immer nach aussen. Und als wäre das nicht alles, dreht sie ihn bei jedem Schritt auch noch auswärts (wie man es mit einem Gipsfuss machen würde, nur nicht auf dem Hacken, sondern vorne auf dem Ballen). Dadurch wirkt es, als ob sie ein insgesamt steiferes rechtes Bein nachzieht. Auch läuft sie noch breitbeinig. Mit Schuhen wird das Ganze noch deutlicher. Ich bin doch stark verunsichert. Ein solches Gangbild kenne ich von anderen Kleinkindern nicht. Hinzu kommt die Verunsicherung durch die Verwandten, so glaubt meine Mutter ja, das Bein der Kleinen müsste geschient werden, damit es endlich mal gerade steht. Ich muss dazu sagen, dass die Haltung des rechten Fusses schon im Babyalter immer auffällig war. Saß meine Kleine beispielsweise in ihrem Autositz, zeigte der linke fuss annähernd nach vorne, der rechte aber stark nach rechts. Damals meinte die Kinderärztin, ich solle abwarten, bis sie läuft. Nun, da es soweit ist, habe ich für Januar einen Termin, wollte mich aber vorher bei Ihnen als Spezialisten schon mal erkundigen. Besteht Hoffnung, dass sich das mit der Zeit gibt, immerhin läuft sie ja noch nicht lange? Ich selbst musste übrigens in meinen ersten Lebenswochen eine Spreizhose tragen. Die U3 meiner Tochter im letzten Jahr hat bei der Hüftsonographie keine Abnormitäten ergeben, zumindest wurde mir nichts dergleichen gesagt. Bitte entschuldigen Sie, dass es so lang geworden ist. Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar! Mit freundlichen Grüßen

Mitglied inaktiv - 30.11.2009, 14:45



Antwort auf: aussendrehung des rechten fusses

Guten Morgen, Sie haben mit der Gangart wie in einem Gips, das sehr gut beschrieben. Dennoch muss es nichts anormales sein. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Die Kinder haben oft familiär bedingt und normal sehr unterschiedliche Hüftdrehung, entweder laufen die Kinder sehr stark über den „Großen Onkel“ oder das Gegenteil wie Charlie-Chaplin, d. h. die Füße nach außen gedreht. Dies kann auch einseitig vorkommen. Am besten setzen Ihr Kind vor sich hin, lassen es die Beine strecken und dann drehen Sie einmal die Beine nach innen und einmal nach außen, dabei gucken Sie mal auf die Kniescheiben. Liegt es an der Hüftdrehung, dann würde die linke Kniescheibe beim einwärts drehen mehr nach innen zeigen, während die rechte Kniescheibe nicht so stark nach innen zeigt. Dreht man dann die Beine nach außen, würden Sie das linke nicht soweit nach außen drehen können, aber das rechte Bein lässt sich sehr stark nach außen drehen. Wenn Sie das beobachten, so ist es eine familiäre Komponente, die zu einer normalen Entwicklung dazu gehört und sich von alleine begibt. Passend dazu ist aber nicht, dass im Sitzen der Fuß nach rechts außen guckt. Hier sollte man sich dann doch einen ärztlichen Rat einholen, ob im Unterschenkel ein Rotationsfehler vorliegt, d. h. ist die Achse des Innen- und Außenknöchels auf der linken Seite parallel zum Boden und rechts mehr nach außen gedreht. Die letzte Möglichkeit wäre eine motorische Störung, die man neurophysiologisch abklären könnte. Also im Moment brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, aber abklären lassen würde ich das schon. Mit freundlichen Grüßen Dr. Remus

von Dr. Wolfgang Remus am 01.12.2009