Immer wieder mal Beinschnerzen

PD Dr. med. habil. Holger Mellerowicz Frage an PD Dr. med. habil. Holger Mellerowicz Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

Frage: Immer wieder mal Beinschnerzen

Hallo, Ich habe eine Frage. Unser Sohn ist jetzt 8 Jahre und seit ca. 1 Jahr hat er immer mal wieder kurzzeitige Beinschmerzen, eher in Bewegung. Tagsüber nie nachts. Vor einem Jahr war er stark am humpeln, da hatte er ein Knochenmarködem bei dem Oberschenkelknochen zur Hüfte hin. Das war nach 10 Tagen wieder gut und das MRT war nach 3 Monaten wieder in Ordnung. Er hat aber immer mal wieder kurzzeitige Fußschmerzen, mal ein paar Stunden, mal nur Mini kurz. Dann ist es wieder gut. Eher so im Bereich Unterschenkel. Eigentlich immer rechts. Letzte Woche hat er wieder 2 Tage stärkere Schmerzen gehabt und humpelt. War nach 2Tagen vorbei. Röntgen des rechten Unterschenkel und des Knies war ohne Befund. Ich habe wahnsinnige Angst, daß er Knochenkrebs hat. Heute tat im wohl in der Schule der linke Unterschenkel weh. Wachstumsschmerzen gibt es ja nur Abend und nachts in Ruhe. Wir sind ratlos. LG Miriam

von Mimi1512 am 10.09.2020, 13:32



Antwort auf: Immer wieder mal Beinschnerzen

Liebe "Mimi1512", bei kurzfristigen und nicht anhaltenden Beinschmerzen ist keine weitere kinderärztliche oder kinderorthopädische Abklärung notwendig. Bei anhaltendem Humpeln und Beinschmerzen (über Nacht bis zum nächsten Tag) und insbesondere bei gleichzeitigem Fieber oder anderen Entzündungszeichen möglichst zeitnah. Allerdings sind Beinschmerzen nicht nur im Wachstum mit typisch beidseitigem Auftreten und abends und nachts auch einmal tagsüber vorhanden insbesondere in den Wachstumsphasen auch wechselnd. In diesen Phasen können gerade bei hohen Belastungsspitzen auch die von Ihnen bereits genannten Knochenödeme auftreten teilweise auch als Überlastungszeichen im Knochen als Zeichen eines Umbaus und Adaptation an eine höhere Belastung. Dieses kann allgemein in einer MRT Aufnahme gesehen werden wobei hier bei Kindern in der Regel dafür eine Narkose notwendig ist und daher zu Rückhaltung geboten wird und dieses nur im Einzelfall zur Anwendung kommt. Standard ist eher hier vielmehr die Röntgenuntersuchung nach einer klinischen Untersuchung. Mit Knochenkrebs ist in ihrem Fall in aller Regel nicht zu rechnen: Knochenkrebs ist einerseits sehr selten, andererseits würde hier der Schmerz in aller Regel kontinuierlich zunehmen und im Röntgen typische Befunde zu sehen sein, die dann weitergehend durch ein Kernspintomogramm (MRT) abzuklären wären. Knochenschmerzen sind auch nicht selten durch einen Vitamin D Mangel bedingt. Entsprechend halten wir es für notwendig eine ausreichende Menge Vitamin D zu substituieren (geben) insbesondere zwischen Oktober und Ostern z. B. in diesem Alter 2000 IE Vitamin D3 pro Tag nach dem Essen und dieses durch eine Blutuntersuchung (25-OH-D3) im Blut hinsichtlich der Dosierung zu überprüfen. Letzteres ist eine relativ kostspielige Untersuchung (ca. 35€), so dass dieses häufig von den Kinderarztpraxen abgelehnt wird und auch von den Privatkassen nicht bezahlt wird, da es sich hier um eine notwendige Nahrungsergänzung handelt. Alles Gute! PD. Dr. Holger Mellerowicz

von PD Dr. H. Mellerowicz am 21.09.2020