Sehr geehrter Herr Doktor,
Bei meiner heute sechs Wochen alten Tochter
Wurde im Krankenhaus am 5. Lebenstag ein Hüftultraschall durchgeführt (ist hier in Österreich Standard). Heraus kamen 2a Hüften(li 56°, re58° alpha)- ohne Kosequenz, nicht einmal breit wickeln sollte ich.
Die U3 mit fünf Wochen ergab rechts noch 53° und links bereits 44°. Konsequenz: Tübinger Schiene. In Eigenregie suchte ich einen Kinderorthopäden auf, rechts war mittlerweile 60°, links eine 3a mit 43°, luxiert. Diesmal wurde eine Pavlik- Bandage verordnet, wenn sich nach zwei Wochen keine Reposition zeigt, droht die Overhead Extension mit anschließender Gipsruhigstellung.
Nun meine Fragen:
1.
Wie kann es sein, dass aus einer 2a Hüfte eine 3a wird? Kann falsches Handling die Ursache sein? Oder kann es sich um einen gravierenden Messfehler handeln? Kann ein Kinderarzt eine fast gesunde Hüfte mit einer luxierten Hüfte verwechseln? Oder kann eine leichtgradige Dysplasie innerhalb von fünf Wochen zu einer Luxation werden?
Immerhin haben wir die ersten sechs effektivsten Wochen keine Behandlung durchführen können, was sich extrem nachteilig auf den Heilungsverlauf auswirken kann.
2. Wie schätzen sie die Chance auf eine Repositionierung durch die Pavlik-Bandage innerhalb von zwei Wochen ein? Der Kinderorthopäde zeigte sich sehr optimistisch, wollte aber auch nicht konkret werden.
Vielen Dank
von
Hexenmama123
am 23.06.2020, 14:07
Antwort auf:
Hüftluxation übersehen
Liebe Familie, liebe Eltern, liebe besorgte Mutter, die Beantwortung ihrer Frage wurde ein ganzes Buch füllen, aber wir wollen uns hier auf die wichtigsten Fakten konzentrieren:
Es gilt der Grundsatz, dass im Ultraschall eine schlechte Hüfte nicht gut geschallt werden kann, aber umgekehrt eine gute Hüfte durch schlechte Ultraschalltechnik im Bild als schlecht dargestellt werden kann.
Und ja: eine initial recht gute und leidlich als normal bezeichnete Reifungsverzögerung Typ Graf 2A kann sich im Verlauf verschlechtern: das kann verschiedene Gründe haben, möglicherweise Asymmetrien in der Beweglichkeit der Hüftgelenke durch Kontrakturen der Muskulatur, falsche Lagerung des Kindes zum Beispiel durch Einpacken der Hüftgelenke beim Pucken. Oder aber auch genetische Gründe einer familiären Vorbelastung.
Die Behandlung solcher Hüftgelenke mit einer Pawlikbandage ist auch bei uns Standard.
Eine Overhead Extension ist altmodisch und heute in der Früh-Behandlung von Hüftdysplasien eigentlich nicht mehr Standard, außer im Rahmen von langfristig luxierten Gelenken.
Ich denke, Sie haben mit einer sechswöchigen Pavlik Bandagen Behandlung und nachfolgender weiterer Nutzung einer zum Beispiel Tübinger Abspreiz- Schiene eine gute Chance, die NachReifung der Hüftgelenke zu forcieren.
Ich wäre da, wie ihr KinderOrthopäde, auch optimistisch.In seltenen Fällen reicht die Pawlik Bandage nicht aus , und man würde in einer kurzen Narkose oder aber unter Sedierung einen so genannten Fettweis-Gips anlegen.
Herzliche Grüße und mit besten Wünschen, Ihr Jan Matussek
von
Dr. J. Matussek
am 25.06.2020
Antwort auf:
Hüftluxation übersehen
Sehr geehrter Herr Dr. Mattusek,
herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Nun bin ich einerseits erleichtert, dass Sie eine Verbesserung mittels Pavlik-Bandage auch in Betracht ziehen, andererseits mache ich mir Vorwürfe, da wir unsere Tochter tatsächlich gepuckt haben- schließlich wurde uns zu keinem Zeitpunkt davon abgeraten.
Nun habe ich die Ultraschallbilder von der U2 Untersuchung angefordert, um diese von unserem behandelten Arzt beurteilen zulassen.
Tatsächlich sind Sie der erste Arzt, den ich in diesem Falle konsultiere, der eine derartige Verschlechterung für möglich hält.
Vielen Dank nochmals.
von
Hexenmama123
am 26.06.2020, 11:08