Chiropraktiker

Dr. med. Jan Matussek Frage an Dr. med. Jan Matussek Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

Frage: Chiropraktiker

Liebe Experten, Unser Sohn ist 10 Wochen alt. Wir waren wegen Blockaden bereits 2x beim Osteopathen und haben nächstes Woche einen weiteren Termin. Unser Sohn ist seit ca 2 Wochen schief. Er hält das Köpfchen in Rückenlage an der linken Schulter, es ist ihm unangenehm, wenn man ihn "zurecht rückt". Die Kinderärztin möchte, dass wir zum Chiropraktiker gehen. Ich möchte dort eigentlich nicht so gerne hin, da ich nur Gruselgeschichten vom Einrenken kenne. (Aussage der Ärztin "Ach Quatsch, ich habe nichts gespürt"... ich werde einfach nicht warm mit der Dame und habe nach diesem Termin die Praxis gewechselt. Sie hatte uns beim ersten Termin schon mal Kortisonsalbe verschrieben, die für Erwachsene war und sagte ganz lapidar, dass ich damit dann halt vorsichtig sein muss. Eine schreckliche Frau. Einen neuen Arzt haben wir, kennen ihn aber noch nicht) Sollte ich mit meinem schiefen Kind den Termin beim Osteopathen abwarten oder lieber direkt einen Termin bei einem Orthopäden vor Ort ausmachen? Woran kann es liegen, dass er neue Blockaden und Verspannungen bekommt? Für Hilfe bin ich sehr dankbar

von NorSch am 25.01.2021, 12:37



Antwort auf: Chiropraktiker

Liebe Familie, liebe besorgte Eltern, Natürlich ist dies ein wichtiges Thema und es werden jetzt Weichen gestellt für die spätere Entwicklung des Kindes. Wichtig ist mir noch mal eine Begriffsklärung: Ein osteopathische im besten Falle ein Krankengymnast, der eine spezielle Ausbildung bei der Behandlung von Kleinkindern und Säuglingen hat. Ein Chiropraktiker ist eine alte Bezeichnung und betrifft auch Leute, die eine zweifelhafte Ausbildung haben, im besten Fall natürlich auch sich auskennen. Für die gymnastische Behandlung eines Schiefhalses und einer Schiefstellung im Nackenbereich ist die Erfahrung eines Krankengymnasten oder Physiotherapeuten notwendig, der viel mit Säuglingen und Kleinkindern arbeitet. Die Aufgabe kann auch eine Osteopath mit entsprechender Ausbildung übernehmen. Jetzt zu ihrem Kind: Aus ihren Aufzeichnungen entnehme ich, dass bis zur 8. Woche diese Schiefstellung des Köpfchens nicht sichtbar war oder? Das spricht dafür, dass es sich um einen erworbenen Schiefhals handelt, der entweder auch wieder mit dem Begriff "Schokoladenseite" zu beschreiben wäre oder aber der eine tatsächliche Blockierung in den Kopfgelenken darstellt. Letzteres ist ein Phänomen, wenn das Köpfchen z.B. zur Nahrungsaufnahme hauptsächlich in eine Richtung gedreht wird: Zum Beispiel beim Anlegen an die Brust. Oder bei generellen Lagerungen im Bettchen oder in einer Tragetasche. Wie es auch beim Erwachsenen vorkommt der längere Zeit seinen Kopf immer in eine Richtung gedreht oder geneigt hält, so ist dieses Phänomen auch beim Kind zu sehen, und meist mit Verspannungen und Blockierungen quittiert. Der Therapeut muss also zunächst vorsichtig unter Zug das Köpfchen bewegen und schauen, wo das Problem liegt, das heißt, wo die Blockierung lokalisiert ist. Das macht man manual mit den Händen und mit seinem Fingerspitzengefühl. Hierbei ist wichtig, dass der Therapeut eine ausgewiesene Erfahrung mit Säuglingen hat. Hier im Berliner Raum könnte ich Ihnen Leute wärmstens empfehlen, in ihrer Region kenne ich mich natürlich nicht aus. Ob die betreuende Ärztin nun freundlich oder nicht ist, tut hier nichts zur Sache. Versuchen Sie durch Rücksprache mit der Hebamme, die meistens wissen, wer solche Dinge behandelt in ihrer Region, die richtigen Personen ausfindig zu machen. Natürlich müsste das auch der Kinderarzt wissen. Ein Erwachsenen Orthopäde ist im Allgemeinen für diese Tätigkeiten nicht ausreichend ausgebildet. Mit freundlichen Grüßen und der sicheren Überzeugung, dass ihrem Kind geholfen werden kann, Ihr Jan Matussek

von Dr. J. Matussek am 27.01.2021



Antwort auf: Chiropraktiker

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

von NorSch am 27.01.2021, 19:40



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