Willen des Kindes berücksichtigen?

 Gaby Ochel-Mascher Frage an Gaby Ochel-Mascher Vorsitzende des Vereins Tagesmütternetz Oberberg e.V.

Frage: Willen des Kindes berücksichtigen?

Hallo! Mein Sohn, 3,5 J. , hochsensibel, geht an 4 Tagen von 9-12 in den Kiga, an einem Tag bis 14 Uhr (incl. Mittagessen). Ich würde ihn gerne noch an einem weiteren Tag bis um 14 Uhr anmelden. Allerdings geht er nicht gerne in die Kita, jeden Mittwoch gibt es Diskussionen , wenn er dort zu Mittag essen soll. Ich muss dazu sagen, dass er sich mit anderen Kindern schwer tut, bei Erwachsenen ist er offen. Er hat nach einem dreiviertel Jahr noch immer keine Freunde im Kiga. Sollte ich seine "Abwehr" gegen den Kiga ernst nehmen u. ihm diesen weiteren "langen" Tag ersparen? Oder die Betreuung erweitern , in der Hoffnung, dass er sich dann vielleicht noch besser eingewöhnt!? Danke u. liebe Grüße Bella...

von Bella1999 am 23.07.2014, 09:35


Antwort auf: Willen des Kindes berücksichtigen?

Hallo Bella, Ihr Sohn weiß was er will und versucht auch Sie von seiner Einstellung gegen das Mittagessen zu überzeugen. Einzelkinder brauchen schon mal eine ganz lange Weile um sich an neue Lebensumstände zu gewöhnen. In der Gruppe zu essen ist für ihn eine neue Erfahrung, an die er sich - wie ich Ihren Zeilen entnehmen kann - nur schwer gewöhnen kann. Fragen Sie einfach mal in einer ruhigen Minute - ohne Ihren Sohn dabei zu haben - seine Erzieherin, was sie davon hält, wenn er einen weiteren Tag zum Essen dabei bleibt. Die Erzieherin kennt Ihren Kleinen nun bereits eine Weile und wird die nötige Geduld mitbringen, ihm das Essen in der Gruppe näher zu bringen. Stimmen Sie es mit Ihr ab und entscheiden Sie es mit ihr zusammen. Mein Kinderarzt hat mir damals gesagt: " Am gedeckten Tisch ist noch kein Kind verhungert!" Das sehe ich genau so. Die Gruppendynamik trägt ihren Teil dazu bei. Irgendwann wird ihm das Essen in der Gruppe dort auch Spass machen. Er braucht eben seine Zeit, um dies selber zu bejahen. Loben Sie ihn immer wieder, wenn die Erzieherin Ihnen erzählt, dass er heute gut gegessen hat. Lassen Sie sich jedoch nicht mit ihm auf Diskussionen ein, wenn er Ihnen begründet wie doof er das alles findet. Echte Freundschaften schließen unsere Kleinen erst kurz vor dem Schuleintrittsalter. Sie lernen von 3 bis 6/7 Jahren sich auf die verschiedenen Kinder und deren Charakteren einzustellen. Es dauert eine ganze Weile bis aus kleinen Sympathien Freundschaften sich entwickeln können. Da in den ersten Monaten nach Kitabeginn er sich mit der neuen Umgebung, mit dem total anderen Stundenabläufen, den Erzieherinnen und den noch fremden Kindern auseinander setzt, dauert es eine ganz lange Weile, bis er seinen eigenen Platz dort sicher gefunden hat. Wenn er sehr sensibel ist, bedeutet dies, dass er noch mehr Zeit benötigt. Seine Fortschritte in der Gruppe können Sie nur von den Erzieherinnen erfahren. Scheuen Sie sich nicht, diese immer mal wieder zur Seite zu nehmen - aber am besten, ohne Ihren Sohn in direkter Nähe. Sie dürfen ihn gerne mit dazu nehmen, wenn die Erzieherin ihn zusammen mit Ihnen loben kann. Freundliche Grüße Gaby O-Mascher

von Gaby Ochel-Mascher am 05.08.2014