Wie verkraftet ein Baby 11h Tagesmutter am Tag?

 Gaby Ochel-Mascher Frage an Gaby Ochel-Mascher Vorsitzende des Vereins Tagesmütternetz Oberberg e.V.

Frage: Wie verkraftet ein Baby 11h Tagesmutter am Tag?

Mein Babysitterkind ist jetzt 11 Monate alt. Im Juli wird sie 1 Jahr. Mit 6 Wochen startete ihre Eingewöhung bei der Tagesmutter. Mit 8 Wochen war sie komplett drin für ca.6-10h (je nach Tag). Papa war dann in Elternzeit (hat dann Teilzeit, 30h, gearbeitet) und ab den 15.12. heißt es 10-10,5h Tagesmutter (jeweils von 7-17/17:30 Uhr), weil Papa wieder Vollzeit arbeiten ging. Seit den 1.6. ist sie jetzt 11h täglich da (immer von 7-18 Uhr oder 6:30-17:30 Uhr). Ist es förderlich ein Baby so früh für 11h fremd betreuen zu lassen? Welche "Schäden" kann es davon tragen? Noch ein paar Worte zum Baby: Die Kleine macht es mit, aber ich merke ihr an, dass sie nach 11h Tagesmutter ko ist und an sich nur noch Mama und Papa will. Seit Mai weint sie auch, wenn Mama und Papa abends gehen (1.2xWoche der Fall, dann bin ich nämlich da, meist so ab 18-19 Uhr). Geweint hat sie vorher nie. Somit ist sie jetzt auch in der Fremdelphase, würde ich sagen. Die Kleine geht um 21/22 Uhr ins Bett, jenachdem wie viel sie am Tag geschlafen hat. Je nach Situation kann es aber auch schon mal 20 Uhr sein. Sie kommt einmal in der Nacht, zurzeit aber wesentlich öfter, so die Eltern. Mama und Papa versuchen sich die Zeit für ihre Kleine zu nehmen, wenn sie zu Hause sind, was aber vor 18 Uhr nicht ist. Da auch noch ein älteres Kind in der Familie lebt (wird bald 5) wird um 18/18:30 Uhr (jenachdem wann die Kinder zu Hause sind) auch zu Abend gegessen und dann kommt der Große ins Bett. Der ist dann auch so ko und liegt spätestens um 19:30 Uhr im Bett. Wenn nur ein Elternteil während dieser Zeit da ist (weil der andere länger arbeitet), dann ist es automatisch so, dass dem Großen in diesen 1,5h mehr Aufmerksamkeit als der Kleinen gewidmet wird. Sind beide Elternteile da teilt es sich auf. Bin ich da klammert sich die Kleine meist erst an mich und ich darf nicht den Raum verlassen ohne sie mitzunehmen. Verabschieden ihre Eltern sich schreit sie, beruhigt sich aber nach max. 5 Minuten wieder und ist an mich geklammert. Lösen ja, aber so, dass sie mich immer sehen muss. Einschlafen ist so eine Sache bei ihr. Alleine eigentlich gar nicht. Wenn dann nur, wenn sie wirklich richtig müde ist. Inzwischen mache ich es schon oft so, dass ich sie in ihre Schlafkleidung nehme, aufs Sofa lege und sie entweder auf dem Bauch lege (und dabei in den Armen halte) oder aber sie neben mir lege (auf die Lehnenseite und andere Seite bin ich) und sie dann einschläft. Beide mal halte ich mind. eine Hand von ihr. Umbetten wenn sie tief und fest schläft geht (dafür muss sie aber mind. 1h geschlafen haben). Ich gebe zu, ich genieße es ja auch irgendwo, sie auf den Arm einschlafen zu lassen, aber es zieht sich alles in die Länge (zeitlich) und sie wird jetzt 1 Jahr. Die Eltern sind strikt dagegen, dass die Kleine auf dem Arm einschläft. Sehen sie es bekomme ich verbal was zu hören. Wobei ich das Gefühl habe, dass die Kleine einfach diese Nähe braucht. Gibt es denn Alternativmöglichkeiten? Die Kleine schläft auch alleine in einem Zimmer. Ich glaube auch, dass die Eltern einfach Bedenken davor haben, weil der Große nur auf dem Arm eingeschlafen ist und die Eltern erst nach dem 3.Geburtstag das beendet haben. Und da gab es viel Geschrei und schlaflose Nächte. Was meinen sie als Expertin dazu: Ist es gut für ein Baby 11h fremd betreut zu werden? Und hängt ihr "Klammern" und "Nicht alleine einschlafen wollen" damit zusammen? Bei der Tagesmutter schläft sie im Übrigen alleine ein.

von Ani123 am 06.06.2012, 21:19


Antwort auf: Wie verkraftet ein Baby 11h Tagesmutter am Tag?

Hallo Anni 123, es ist schade, wenn dem Beruf der Eltern höhere Priorität eingeräumt wird, als den eigenen Kindern. Es werden Arrangements getroffen, die die Betreuung der Kinder sichert. Die Kinder gewöhnen sich an ihre weiteren Bezugspersonen, neben Mama und Papa. Früher waren Oma, Opa, Tanten und Onkel weitere Ansprechpartner für die Kinder, heute sind das eher Tagesmütter und Babysitter. Das Kind sollte Zeit haben, sich an diese Personen zu gewöhnen und Beziehung aufbauen. Daher ist es wichtig, dass diese Bezugspersonen für längere Zeit verlässlich betreuen und kein ständiger Wechsel der Betreuungspersonen stattfindet. Kleinkinder brauchen Beständigkeit um ihre Beziehungsfähigkeit und Vertrauen zu entwickeln. Freundliche Grüße Gaby O-Mascher

von Gaby Ochel-Mascher am 10.06.2012


Antwort auf: Wie verkraftet ein Baby 11h Tagesmutter am Tag?

Haben die Eltern denn finanziell überhaupt die Wahl, als das Kind fremd betreuen zu lassen? War es organisatorisch überhaupt anders möglich?

von Nijsseni am 08.06.2012, 21:55


Antwort auf: Wie verkraftet ein Baby 11h Tagesmutter am Tag?

Dass manche Kinder so ein absolutes Minimum an elterlicher Zeit, Aufmerksamkeit und Fürsorge erhalten, macht mich echt traurig. Für die Kleine ist es egal, ob sich die Eltern aussuchen können, ob sie so früh so viel arbeiten gehen, oder nicht. Körpernähe zähle ich auch nicht zu "Luxus" sondern zu den Grundbedürfnissen von Babys. Liebe Grüße

von chrpan am 16.06.2012, 00:56


Antwort auf: Wie verkraftet ein Baby 11h Tagesmutter am Tag?

Liebe Ani123, ich finde es toll, dass Du Dir Gedanken um das Mädchen machst. Was Du geschrieben hast, hat mich sehr erschüttert. Manchmal ist es ja so, dass beide Eltern arbeiten müssen und dann muss für das Kind eine möglichst gute Lösung gefunden werden. Ich glaube aber, dass das in diesem Fall nicht so optimal ist, auch wenn ich natürlich nicht über andere Lebensentwürfe urteilen möchte. Was ein Baby in den ersten Lebensmonaten und -jahren benötigt sind verlässliche Bezugspersonen, zu denen das Kind eine sichere Bindung aufbauen kann (im Forum zur Entwicklung findest Du dazu viele Beiträge). Dazu gehört auch, dass diese Personen in der Regel verfügbar sind und schnell und feinfühlig Bedürfnisse befriedigen. Und diese Bedürfnisse betreffen nicht nur das Stillen von Hunger und Durst, sondern vor allem Nähe, Kontinuität und Verlässlichkeit. All das bekommt das Mädchen augenscheinlich nicht. Selbst nach der Fremdbetreuung gibt es noch Unbeständigkeit in der Betreuung. Aber vielleicht ist es sogar gut, dass du dann kommst! Denn Du scheinst ihr zumindest in Ansätzen das zu geben, was sie braucht, nämlich Nähe. Einschlafen auf dem Arm ist total in Ordnung! Es ist natürlich schwer, an den Überzeugungen der Eltern etwas zu verändern. Aber vielleicht kann man gut mit ihnen reden und ihnen das Thema "Bindung" näher bringen? Und auch das Thema "Bindungsstörungen, welche (später) zu psychischen Problemen führen können? Dazu gibt es auch gute Elternbücher, die leicht zu lesen sind. Oft geschieht allzu leichtfertiges Handeln ja nur aufgrund von Unwissenheit. Bevor ich angegriffen werde, möchte ich noch einmal betonen, dass mir schon klar ist, dass manchmal Fremdbetreuung sein muss und auch eine gute Lösung sein kann. Dennoch sollte ein KInd nicht darunter leiden müssen. Liebe Grüße Leana

von Leana223 am 09.07.2012, 13:40


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