Frage: Zweisprachigkeit

Sehr geehrter Herr Dr. Busse, können Sie mir eine geeignete Lektüre nennen zum Thema zweisprachige Erziehung? Ich weiß gar nicht so recht, ob da ein Kinderarzt überhaupt der richtige Ansprechpartner ist, es ist ja kein medizinisches "Problem" (das schon gar nicht...)? Aber wen könnte ich dazu sonst noch befragen? Unser Sohn ist 16 Monate alt und wächst grundsätzlich mit der deutschen Sprache auf, da mein Mann und ich sie beide sprechen. Allerdings ist mein Mann zweisprachig (dt/it), wobei er Deutsch als seine "Muttersprache" empfindet und auch so spricht. Trotzdem fänden wir es schön, wenn unser Sohn mehr als nur Urlaubskenntnisse des Italienischen hätte, wenn er schon den Pass dazu hat. Im Moment beschränkt sich das allerdings auf gelegentlich italienische Kinderbücher und die Konversation mit den Großeltern, die fast ausschließlich italienisch mit ihm sprechen (können). Ich frage mich nun, wann man anfangen müsste/sollte/dürfte, ihn mit der Zweitsprache in Kontakt zu bringen? Es soll ihn ja keinesfalls verwirren. Wobei wie gesagt Deutsch ganz klar seine Muttersprache wird und er bisher auch nur deutsch spricht (na ja, 8 Wörter und sehr viel nachgeamte Lautmalerei..). Vielen Dank für Ihre Einschätzung!

von Maibaby2019 am 01.09.2020, 20:28



Antwort auf: Zweisprachigkeit

Liebe M., es ist eine sehr gute Idee, Ihr Kind 2-sprachig aufwachsen zu lassen, denn so hat es später ohne Mühe 2 "Muttersprachen". Je früher Sie anfangen, umso besser. Ideal ist es, wenn eine Bezugsperson konsequent eine Sprache benützt, also Sie Deutsch und der Papa Italienisch. Auch hier bei uns finden Sie ein entsprechendes Forum, wo Sie gute Tipps bekommen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 02.09.2020



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Hast du hier im Mehrsprachigkeit Forum schon geschaut?Da sind viele Eltern die sich damit sehr gut auskennen.

von Itzy am 01.09.2020, 21:55



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Hallo, ich bin keine Ärztin, aber ich bin Germanistin, Sprachwissenschaftlerin und selber Bilingual aufgewachsen. Bilingualismus bei Kindern war auch ein Thema während des Studiums. Ich habe ein Hauptseminar dazu besucht :) Generell ist das ein Thema, bei dem es viele Mythen und Falschinformationen gibt und das auch sehr emotional bewertet wird. Hier ist ein Link zu einem Fachartikel, der aktuelle Studien wirklich gut und prägnant zusammenfasst: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6168212/ Ich hoffe, dein Englisch ist gut :) Kurz zusammengefasst: 1) Bilingualismus ist weit verbreitet. In vielen Ländern ist es völlig normal, dass Kinder mehrere Sprachen bzw. Dialekte lernen (Schweiz, Kanada, Belgien, Asien, Afrika, etc.) 2) Je eher man mit bilingualer Erziehung anfängt, desto besser! Selbst wenn Kinder anfangen die Sprache innerhalb eines Satzes zu mixen (Code Switching), ist das völlig NORMAL. Studien haben gezeigt, dass Code Switching sogar grammatikalischen Regeln unterliegt und ein Beweis dafür ist, dass das Kind Sicherheit in Bezug auf die Sprachsysteme entwickelt (war mein Seminararbeit-Thema - hochgradig spannend!) Einige vertreten die Theorie, dass es hilfreich ist, wenn je ein Elternteil ausschließlich eine Sprache mit dem Kind spricht. Das würde die kognitive Trennung der Sprachsysteme für das Kind erleichtern. Das würde sich bei euch ja ohnehin anbieten. Schaden sollte es jedenfalls nicht. 3) So toll Bilingualismus ist, seine angeblich positive Wirkung auf die Intelligenz des Kindes wurde in den letzten Jahrzehnten etwas zu stark aufgebauscht. Wie sich das letztlich auf die kognitive Entwicklung des Kindes auswirkt, ist noch nicht restlich geklärt, allerdings darf man sich davon sicherlich keine Wunder erwarten. Der Artikel oben sollte weitere Fragen klären. Ansonsten gibt es dazu haufenweise Literatur! :) Viel Erfolg!

Mitglied inaktiv - 01.09.2020, 22:02



Antwort auf: Zweisprachigkeit

@Puderzucker: Danke für den Link! Ich hoffe, ich komme bald dazu, es ganz zu lesen... Wir wollen das gar nicht so hoch hängen und ganz gewiss nicht auf diesem Wege Baby Einstein heranziehen ;-) Mir ist schon von Berufs wegen die deutsche Sprache wichtig, das Italienische ist eher die Kür. Es hat vor allem praktische Gründe... die Großeltern sprechen nur sehr schlecht deutsch, der Rest der italienischen Verwandtschaft gar nicht, wir werden mit dem Kleinen immer mal wieder Zeit dort verbringen - da fänden wir es einfach gut, wenn er sich verständigen könnte (anders als ich....).

von Maibaby2019 am 01.09.2020, 23:14



Antwort auf: Zweisprachigkeit

Ja, das kann ich gut nachvollziehen :) Wenn es um Mehrsprachigkeit geht, dann wird auch sehr oft emotional argumentiert, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Der Einfluss auf die Intelligenz wird dabei auch fast immer als Pro-Faktor genannt, deswegen habe ich es so explizit erwähnt. War also mehr (willkürlich) aus meiner eigenen Erfahrung heraus eingebracht, als dass ich dir irgendwelche „Hintergedanken“ ankreiden wollte :)

Mitglied inaktiv - 01.09.2020, 23:56