Hallo Hr.Dr.Busse.
Mein Sohn (1,5 Jahre) verweigert sehr oft das Essen.
In der Kita ißt er selbstständig (Frühstück,Mittag,Vesper) und ohne Probleme.Zu Hause sind die Mahlzeiten sehr schwierig.
Wir nehmen alle Mahlzeiten gemeinsam ein.
Er verweigert z.B. zur Zeit fast alle Mahlzeiten.Frühstück ißt er kaum vielleicht 2 Löffel Müsli wenn überhaubt.Brot...verweigert er dann auch.Mittagessen (selbstgekocht) dasselbe.Bis auf ein paar Löffel geht garnichts.Abendbrot kann er sich selbst aussuchen am Tisch.Von Brot,Käse,Wurst...bis Gemüse.Bis auf wenige Bissen (wenn wir Glück haben) ist er auch da nichts.Verlangt gleich nach dem Nuckel.
Er ist zu Hause bis auf Brot und Obst auch nicht selbstständig.Wenn wir ihn sitzen lassen ohne ihn zu füttern ißt er garnichts.
Wir sind echt am verzweifeln,da er ja in der Kita supergut ißt und nur zu Hause nicht und wir nicht wissen woran es liegen kann.
Er mag auch zwischen durch nichts.
Er ißt und mag überhaupt nichts Süßes.
Wir versuchen es ihm auch nicht reinzuzwingen,da es ja immer heißt,das Kinder merken wieviel sie an Essen brauchen.
Aber er muss ja irgendwann mal Hunger haben und warum klappt es in der Kita und zu Hause nicht.
Vielen Dank im Vorraus für ihre Hilfe
von
Mikas mama
am 09.02.2013, 11:27
Antwort auf:
Was kann ich tun bei Essensverweigerung?
Liebe M.,
können Sie sich vorstellen, dass Ihr KInd gelernt hat, wie wunderbar das Thema Essen dazu geeignet ist, "um es den Eltern endlich mal zu zeigen...." - denn es merkt ja, wie wichtig das Ihnen ist? Obwohl Sie wissen müssten und ja auch sehen, dass es nicht vor vollem Teller verhungert? Das Problem liegt also bei den Eltern und nicht beim Kind und wenn Sie sich endlich trauen, Essen und Trinken entspannt zu sehen, ihrem Kind die selbständige Entscheidung zutrauen, wann es wieviel Hunger hat und in Zukunft Essen nur noch als freundliches Angebot am Familientisch betrachten, erst dann wird sich das alles ändern.
ALles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 09.02.2013
Antwort auf:
Was kann ich tun bei Essensverweigerung?
Huhu,
dass es am Esstisch zu Hause nicht klappt, liegt meist daran, dass aus dem Essen dort viel mehr geworden ist als nur Essen an sich: Es ist überfrachtet mit einem Machtkampf zwischen Eltern und Kind, oder das Kind hat die Essensverweigerung als eine Möglichkeit entdeckt, absolut zuverlässig (negative) Aufmerksamkeit von den Eltern zu bekommen. Auch ist Dein Sohn im sog. Selbständigkeitsalter, er will sich jetzt auch öfters mal dem Elternwillen verweigern. Und wenn er merkt, wie scharf Ihr darauf seid, dass er isst - dann ist es für ihn fast unwiderstehlich, das eben mal NICHT zu tun.
Naja, und weil wir Eltern instinktiv immer die Sorge haben, ob unser Kind genug Nahrung aufnimmt (ein Relikt aus mageren Zeiten), sind wir hier eben nicht sehr gelassen. Isst ein Kind wenig, schrillen sofort die Alarmglocken. Mir ging das auch so, als meine Tochter zu Hause im Kleinkindalter fast "nichts" gegessen hat. Fast automatisch fängt man an, aufs Kind einzureden, es zum Essen zu drängen, ihm Essen in den Mund zu schieben. (Fürchterlich, denn gerade der Mund sollte ein unverletzbarer, privater Bereich sein dürfen. Doch auch mir fiel es schwer, das nicht zu machen.)
Und weil Dein Sohn in der Kita diese überhöhte Aufmerksamkeit und diese Überfrachtung des Essens mit elterlicher Sorge, Machtkampf usw. eben NICHT hat - deshalb isst er dort völlig problemlos. Er geht dort in der Menge unter, bekommt keine überhöhte Aufmerksamkeit, dort ist Essen für ihn nur Essen - und das, was es sein soll: etwas Genussvolles, Schönes.
Uns hat damals geholfen, das Essverhalten unserer Tochter wirklich knallhart zu ignorieren (auf Rat der Ärztin). Wir haben sie nicht gelobt, wenn sie etwas gegessen hat, und nicht getadelt, wenn sie nichts gegessen hat (auch nicht indirekt, durch eine gereizte Stimme oder enttäuschte Miene). Ich habe das Essen hingestellt und es danach nicht mehr thematisiert. Wir haben uns alle unterhalten, über den Tag gesprochen, unsere Tochter natürlich mit einbezogen, jeder hat ein bisschen erzählt, wir haben gelacht usw. Das Essen oder Nichtessen unserer Kleinen wurde bewusst übersehen.
So kann allmählich die ganze Last vom Kind abfallen, die ganze Überbedeutung des Essens sich auflösen. Das Kind kann überhaupt wieder spüren, ob es hungrig ist. Irgendwann fangen die Mäuse dann (unauffällig) wieder an zu essen - auch das sollte man nicht positiv beachten, nicht loben, nicht kommentieren. Essen ist etwas Natürliches, Selbstverständliches, Genussvolles - man muss dazu nicht angehalten oder überredet werden.
Nach Ende der Mahlzeit werden alle Teller abgeräumt, auch der volle des Kindes. Es wird nichts dazu gesagt. Als Zwischenmahlzeit kann man Obst anbieten, aber nichts Gehaltvolles, so dass bei den Mahlzeiten Appetit möglich ist. Es ist aber nicht schlimm, wenn das Kind auch zwischendurch nichts isst.
Ich weiß, es ist unheimlich schwer, das durchzuhalten. Du sagst, Ihr habt es auch schon versucht, nicht zu drängen, aber Dein Sohn hätte dann eben nichts gegessen. Ihr habt es aber vermutlich nicht lange durchgehalten, sondern rasch aufgegeben aus Sorge. Man muss es wirklich durchziehen und auch Vertrauen lernen. Vertrauen vor allem ins Kind, das ganz sicher nicht vor gefülltem Teller verhungern wird! Wir müssen nicht jeden natürlichen Vorgang zu manipulieren, zu kontrollieren, zu optimieren versuchen (indem das Kind für jeden freiwilligen Bissen noch einen unfreiwilligen extra reingeschoben bekommt). Auch Dein Mann muss mitziehen und darf das Essen nicht mehr thematisieren. Wichtig ist eine lockere, fröhliche, gelassene Stimmung am Tisch.
Es lohnt sich, denn irgendwann klappt das Essen dann wieder. Man muss sich aber davon verabschieden, eine bestimmte Menge ins Kind hineinbekommen zu wollen. Die zierlichen Mäuse bleiben meist schwache Esser, aber das macht nix (zumal Dein Sohn ja in der Kita gut isst). Meine Tochter aß auch jahrelang wie ein Vögelchen, war dabei aber kerngesund.
Ungefähr im frühen Grundschulalter wurde sie zur guten Esserin, auch wenn sie bis heute eher zierlich ist.
LG
von
Astrid
am 09.02.2013, 12:22