Frage: Psychologe oder nicht ?

Hallo Herr Dr. Busse, mein Sohn Steffen ist 7,5 und sehr aktiv (bis zu 14 Stunden am Tag) und zwar schon von klein auf. Er schläft abends schwer ein (selten vor 22 Uhr), ist aktiv, sportlich, fröhlich, dabei zuverlässig und verantwortungsbewußt, sehr intelligent/begabt und gut in der Schule. Ein Traumkind ! Aber: er kaut gerne an Ärmeln, Reißverschlüssen o.ä., ist ständig in Bewegung, sitzt selten still, unordentlich bis zum Chaos (auch in der Schule an seinem Tisch), ist sehr sensibel und braucht nachts noch einen Windelslip. Er hat KEIN ADHS. Wenn er mal schläft, schläft er so fest, daß man ihn an den Füßen aufhängen könnte. Wenn man ihn nicht weckt, schläft er oft bis in den Vormittag, steht aber werktags ganz fix auf und ist dann sofort wach und fröhlich. Unsere Kinderärztin meint, wenn wir wissen wollen, warum er so ist wie er ist, könnten wir zum Kinderpsychologen. Ich frage mich aber, ob das nicht Streß pur für ihn bedeutet, weil der Psychologe sicher viele Sitzungen braucht - und dann bleibt fraglich, ob er da eine Ursache feststellen kann. Ich persönlich hätte gerne die Nachtwindel los - ihn stört's nicht. 1) Stimmt es, daß da evtl. ein Stoff fehlt, der die Urinmenge nachts regelt ? Wie kann man das überprüfen ? Gibt's da ein Medikament ? 2) Wie kann ich mir so ein psychologisches Diagnoseverfahren vorstellen ? Danke für Ihre Mühe, Iris mit Steffen

Mitglied inaktiv - 31.05.2008, 21:08



Antwort auf: Psychologe oder nicht ?

Liebe S., das ist das Temperament und die Begabung Ihres Sohnes - und so lange er damit glücklich und erfolgreich ist, keine sozialen Probleme hat und die Familie damit ebenfalls kein wirkliches Problem hat, gibt es doch keinen Grund, das als Krankheit zu sehen und ihn psychologisch behandeln zu lassen. Auch wenn Sie sagen, er habe kein ADHS, klingt das für mich doch sehr nach "hyperkinetischem Verhalten", was er offensichtlich durch seine sonstigen Fähigkeiten sehr gut kompensieren kann. Eventuell würde ich gemeinsam mit dem Kinderarzt überlegen, wie man ihm helfen könnte, sein "Chaos" besser in den Griff zu bekommen, indem er z.B. "Progressive Muskelrelaxation nach Jakobson" oder Joga lernt. Auch der Alltag sollte gut strukturiert sein für ihn als Orientierungshilfe. Das nächtliche noch nicht trocken sein muss man sicher getrennt von dem anderen sehen und wenn er möchte, könnte man es mit einer "Klingelhose" versuchen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 01.06.2008