Frage: Nachts Halli Galli

Lieber Dr. Busse, meinn Sohn (13 Monate) schläft ohne Probleme alleine in seinem Bett ein (19.30H). Seit ca. 1,5 Wochen wacht er IMMER gegen 0 Uhr auf und schreit dann 1-4 Stunden. Wenn ich ihn rausnehme, ist er ruhig, wenn ich ihn zu mir ins Bett hole, fängt er an zu spielen und zu brabbeln. Sobald er wieder in seinem Bett liegt, geht das Geschrei los. Weil ich das Gefühl habe, dass es eher schlimmer wird, wenn ich alle 10 Minuten reingehe, lass ich ihn dann lieber schreien, bis er einschläft, aber das kann dauern... Muss man wirklich alle 10 Minuten reingehen, wenn er schreit? Danke für den Rat Ribanna

von ribanna2 am 29.11.2010, 20:33



Antwort auf: Nachts Halli Galli

Liebe R., solche Phasen im Rahmen der raschen Entwicklung sind nicht ungewöhnlich und Ihr KInd braucht dann natürlich nachts ihren raschen Beistand. Das muss aber nicht damit enden, dass Sie ihn in ihr Bett holen und er dann die Nacht zum Tage macht und das lustig findet. Sie können ihn durchaus auch in seinem Bett trösten, in diesem Alter wäre es aber besser, wenn Sie dazu wirklich so lange daneben bleiben würden bis er sich beruhigt. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 30.11.2010



Antwort auf: Nachts Halli Galli

Hallo! Dr. Busse wird Dir wahrscheinlich zur Konsequenz raten und Absolution erteilen. Ich und viele andere Mütter auch, tun das nicht! Dein Kind steckt wieder in einem großen Wachtums- u. Entwicklungsschub und braucht einfach Deine Nähe und Begleitung. Meine Tochter hatte auch eine Phase - exakt um diesen Zeitpunkt herum - in der sie nachts einfach hellwach war. Auch sie weinte und schrie, als ich erst noch nicht wusste, was los ist und sie immer wieder durch die üblichen Beruhigungsmittel, wie stillen, tragen, stillend tragen, singen usw. zum schlafen bewegen wollte. Sie KONNTE aber einfach nicht mehr schlafen und so spielte ich eben mit ihr und war eine zeitlang wach. Ich startete dann den Versuch und ging mit ihr in der Trage an die frische Luft, was die Wachzeit stark verkürzte und sie wieder gut einschlafen ließ. Es war einfach eine Phase, die ca. 3 Wochen anhielt. Sie war nicht jede Nacht wach, aber jede 2.-3. Eine solche Phase hatten wir 2mal und dann nie wieder! Du verziehst oder verwöhnst Deinen Sohn also nicht, indem Du ihn "gewähren" lässt, sondern zeigst ihm einfach, dass er im Fall der Fälle auf dich zählen kann und Du unterstützend als liebende Mutter an seiner Seite bist. Die Kleinen lernen so viel dazu, bekommen Zähnchen, entdecken neue Fähigkeiten usw, da ist es ganz normal, dass sie auch nachts mal am Rad drehen und keine Ruhe mehr finden. Stelle Dir mal vor, Du hättest von heute auf morgen Flügel und wüsstest, Du kannst damit fliegen. Es will Dir einfach noch nicht gelingen und Du würdest am Liebsten auch in der Nacht üben. Du wachst auf und der Gedanke daran, dass das Fliegen jetzt vielleicht hinhauen könnte, lässt Dich nicht los. Du MUSST es einfach ausprobieren...... Wir Erwachsenen haben doch auch ab und an Phasen im Leben, in denen wir nachts wach liegen und nicht mehr einschlafen können. Wir können frei entscheiden, was wir tun (lesen, TV gucken, einfach da liegen, an den PC gehen usw.). Unsere Kinder sind auf uns angewiesen und brauchen unsere Unterstützung. Sie lernen die Welt und das Leben gerade erst kennen. Wie würde es Dir wohl gehen, wenn Du die Nähe Deines Partners bräuchtest, weil Du Zahnschmerzen hast und Dir Ablenkung erhoffst, weil Du Kummer hast und alleine nicht damit fertig wirst usw. und er Dir sagen würde, dass er keinen Bock hat, mit Dir wach zu sein und das durchzustehen und Dich einfach zu dem Zeitpunkt, zu dem Du ihn dringend als Stütze gebraucht hättest "sitzenlassen" würde? Du wärest wohl wahnsinnig enttäuscht u. würdest wohl auch ein Stück weit das Vertrauen in ihn verlieren. Was würdest Du tun, könnte Dein Söhnchen zu Dir sagen: "Mama, ich fühle mich gerade so alleine und unsicher, außerdem tut es in meinem Mund irgendwie weh. Kannst Du bitte mit mir zusammen sein und mich ablenken, bis ich wieder schlafen kann? Du bist doch meine Mama und hast mich lieb und ich habe Dich lieb und brauche Dich. Bitte bleib bei mir, ja!?" Brächtest Du es dann über´s Herz, ihn schreiend alleine zu lassen? Die Kleinen können sich eben noch nicht ausdrücken, wie wir es können und das wird ihnen oft zum Verhängnis. Man meint, sie schreien lassen zu müssen, dass sie etwas "kapieren", dass sie zu verstehen noch gar nicht in der Lage sind. Die Jahre, in denen wir so stark - gerade in der Nacht - von unseren Kleinen gebraucht werden, sind so schnell vorüber. Wir sollten uns diese Zeit für unsere Kinder nehmen. Besuche mal die Seite www.ferbern.de und lies da nach. Und ja, es wird schlimmer, wenn Du alle 10 Minuten ins Zimmer gehst, weil Dein Sohn denkt, dass Du nun endlich für ihn da bist und er das noch lautstärker zeigt aus Angst, Du gehst wieder. Aber das heißst keinesfalls, dass Du etwas Gutes tust, wenn Du gar nicht mehr hingehst. Im Gegenteil solltest Du ihn erst gar nicht gezielt zu Trainings- oder Erziehungszwecken alleine weinen lassen. Alles, was wir für unsere Kinder tun müssen ist, ihnen Liebe im Übermaß zu schenken und ihnen Vorbild sein. Mehr braucht es nicht. Das ein oder andere Buch kann mal eben hilfreich sein, wenn wir verunsichert sind, aber da muss stark selektiert werden. (z. B. In Liebe wachsen / Von der Kunst, liebevoll zu erziehen / Tao te king für Eltern / Auf der Suche nach dem verlorenen Glück / Dein kompetentes Kind /) Ich wünsche Dir, dass Du Dein Söhnchen mit seinen jetzigen Schlaf"problemen" annehmen kannst und die für euch richtige Entscheidung triffst. Frage doch auch mal im Sandmännchenforum nach oder am Montag bei Dr. Posth. Ach ja, ein weiterer Versuch, wäre, mit Deinem Sohn tagsüber ganz viel raus an die frische Luft zu gehen. (Im Tragetuch z.B. kann er viel sehen und hat er´s schön warm - Du übringens auch ;-) ) Auch kurz vor dem Schlafengehen würde ich zu einem ausgiebigen Spaziergang raten. Gerade die schöne Winterluft, die wir jetzt haben, macht müde und lässt gut schlafen. Vielleicht hat er den Tag über auch nicht genug "Action", aber das kann ich nicht beurteilen. Frischluft half bisher fast allen Kleinen, besser zu schlafen und nebenbei tun wir Eltern auch etwas für unsere Bewegung und Gesundheit. Viele Grüße Andrea

von aspira am 29.11.2010, 23:07



Antwort auf: Nachts Halli Galli

Erinnere dich mal an die Zeit zurück, als du zum ersten Mal das Baby in deinem Bauch gespürt hast. Wie sehr hast du dich damals gefreut. Und als es geboren war, du es in deinen Armen gehalten, es gerochen, seine warme, zarte Haut gespürt hast, hast du bestimmt den Wunsch verspürt, diesen kleinen Menschen zu beschützen, ihn lieb zu haben und ihm dein Bestes zu geben. Kannst du dich erinnern an diese Gedanken, an das Gefühl? Was ist passiert, dass du deinem Kind jetzt vermittelst, dass es dir egal ist? Dass du es nicht beschützen wirst, wenn es Angst hat, dass du nicht für es da bist, wenn es dich braucht und deine Liebe nicht groß genug ist, schwierige Zeiten gemeinsam durchzustehen? Denn das sagst du ihm, wenn du ihm nicht antwortest, wenn er nach dir schreit.

von Kuscheling am 30.11.2010, 23:46