Sehr geehrter Herr Doktor, meine Tochter ist mittlerweile 2 jahre und 4 monate!Sie trinkt noch Milch aus der Flasche und isst kaum!! Was soll ich machen???Einmal habe ich ihr den ganzen tag keine flasche gegeben trotzdem wollte sie nichts essen und schlief sogar hungrig ein!! ! Immer wenn sie was ist nur eun paar loeffel und nach ein paar loeffel mehr macht sie das so mit absicht das sie brechen muss!!! Damit ich ihr nicht mehr gebe!!!Bitte Helfen sie mir!!!Ich bin verzweifelt!!!!
Mitglied inaktiv - 24.04.2008, 10:26
Antwort auf:
Meine Tochter will nicht essen
Liebe A.,
das Prinzip wäre, dass Ihre Tochter keine Flasche mehr und bei 5 Mahlzeiten das angeboten bekommt, was Sie zubereiten und was die Familie isst. Kein drängen aber auch keine Extras oder etwas anstatt. Und zu trinken außer 1/3 Liter MIlch aus dem Becher nur Wasser.
Wenn die Situation so verfahren ist, dann schafft man diese Konsequenz oft nicht und ich kann Ihnen nur raten, sich wegen Hilfe an Ihren Kinderarzt zu wenden.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 24.04.2008
Antwort auf:
Meine Tochter will nicht essen
Hallo,
der Tisch ist ja der häufigste Ort, wo Machtkämpfe zwischen Eltern und Kindern entstehen oder ausgetragen werden - auf Kosten des Genusses, der Fröhlichkeit und der Unbeschwertheit, die eigentlich zum Familientisch dazu gehören. Meine Tochter hat zwar in diesem Alter nicht nur von Milch gelebt wie Deine, aber sie aß auch nur wie ein Spatz...
Wenn Du Deine Kleine zum Essen drängst, reagiert sie mit Brechreiz als Ausdruck ihres Widerwillens und ihres Protestes, das tun die meisten Kinder, meine Tochter damals auch. Hier geht es dann längst nicht mehr ums Essen, sondern darum, dass das Kind sich auf diese Weise gegen zuviel Erwartungsdruck seitens der Eltern wehrt und sich behaupten möchte.
Kluge Experten raten deswegen zu einer auf den ersten Blick paradoxen Verhaltensweise: das Essen nämlich überhaupt nicht zu thematisieren, null, mit keinem Wort. Wenn Deine Tochter sich nicht mehr ausschließlich von Milch ernähren kann (weil Du ihr nämlich davon nur noch einmal täglich eine kleine Menge gibst und sie ansonsten nur stark verdünnte Saftschorlen oder Tees bekommt), wird sie nach wenigen Tagen ganz von selbst mehr Appetit und Neugier auf normales Essen haben - sofern sie keinen heimlichen Erwartungsdruck mehr Eurerseits spürt. Hab' Geduld, falls das einige Tage dauert. Ein gesundes Kind verkümmert nicht vor vollen Tellern, wie Kinderärzte betonen, und soviel Vertrauen müssen Eltern in ihr Kind schon haben.
Wir sind damals dem Rat unserer Ki-Ärztin gefolgt. Das ging so: Biete ihr bei jeder Mahlzeit einen ganz kleinen, bunten Teller verschiedenster Nahrungsmittel an. Lass sie dann am Tisch "unbeobachtet", indem Du locker über alles mögliche sprichst, plauderst, Dich Deinem eigenen Essen widmest etc. Es darf alles getan und thematisiert werden, nur nicht das Essverhalten des Kindes aufs Korn genommen werden.
Ist die Mahlzeit vorbei, wird das Essen komplett abgeräumt, und zwar ohne Unmut, Kritik, heimlichen Vorwurf, ärgerliche Blicke, falls nichts gegessen wurde. Es gibt aber konsequent keine Zwischenmahlzeiten außer Obst. Zur nächsten Hauptmahlzeit bietet man wieder einden "kleinen gemischten Speisenteller" an, mit wenig, aber vielseitigem Essen.
Nur, wenn das Essen keine verborgene Doppel-Ebene mehr hat aus elterlicher Erwartung, Druck, Machtkampf, Unmut, Kritik, Aufforderungen, doch endlich etwas zu essen - DANN kann ein Kind sich allmählich offen und interessiert dem Essen zuwenden. Und entdecken, dass Essen Spaß macht und Genuss bedeutet. Und darum geht es.
Grüßle,
Astrid
Mitglied inaktiv - 24.04.2008, 11:33