Sehr geehrter Herr Dr. Busse,
ich bin auf einen interessanten Artikel gestoßen, der mich stutzen ließ, scheint es doch belegt zu sein, daß das Schreienlassen des Babys nicht nur psychische, sondern auch körperlich Folgen hat. Sie als Mediziner können mir die folgenden Zusammenhänge vielleicht erklären? Ich verstehe nach dieser Lektüre nicht, wie es ratsam sein sollte, mein Kind nicht aufzunehmen, wenn es weint. Das bringt mich natürlich in einen Konflikt. Danke!
"Die scheinbar simple Frage, ob ein hilflos schreiendes Baby hochgenommen werden sollte oder nicht ist angesichts dieser Erkenntnisse nicht mehr eine Frage des Erzeihungsstils. Unbestrittene Tatsache ist, dass Babys ihren eigenen Stress nicht abbauen können - sie können sich nicht bewußt ablenken, wenn sie erregt sind. In dieser Situiation produziert der Hypothalamus Signalstoffe, die zur Ausschüttung des Stresshormons Kortisol führen. In späteren Jahren reagiert das Hirn dann in Stresssituationen entweder mit hormoneller Überproduktion (Ängste und Depressionen sind Folge) oder mit Unterversorgung (emotionale Kälte und Aggression)."
Aus: Braun, Walter: Früher Stress bremst das Gehirnwachstum, in Psychologie Heute, Nov. 2004, S. 12
MfG,
Michaela
PS. Alle anderen werden sicher verstehen, dass diese Frage AUSSCHLIEßLICH medizinischer Natur ist und ich mich zu Kommentaren/Anfeindungen nicht äußern sollte/werde.
Mitglied inaktiv - 24.08.2010, 12:07
Antwort auf:
Kortisolspiegel/Schreien lassen
Liebe M.,
das Thema ist leider sehr viel komplexer als es der von Ihnen zitierte Artikel ausdrückt. Und vor allem ist Schreien ja nicht gleich Schreien und schon gar nicht immer "hilfloses" Schreien. Wenn Sie sich ausführlicher mit dem Thema beschäftigen wollen, dann empfehle ich Ihnen das Buch der "großen alten Dame der Entwicklungspsychologie", Frau Prof. Papousek über "Regulationsstörungen in der frühen Kindheit".
Alles GUte!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 24.08.2010
Antwort auf:
Kortisolspiegel/Schreien lassen
Du weißt doch, wie es richtig ist, also mach es doch so (machst du ja auch, weiß ich). Du weißt es besser als der Kinderarzt, weil Du Dich im Gegensatz zu ihm mit der entsprechenden Fachliteratur auseinandersetzt.
Was willst Du denn nun von Dr. Busse hören? Dass er Dir den Sieg zugesteht und sagt: " Ja liebe DieMichaela, Sie haben Recht!" Ist es das was Du hören möchtest? Brauchst Du denn immer diese Selbstbestätigung? Mensch Du machst doch alles richtig...
Du wirst den Dr. Busse nicht ändern. Er wird Dir wahrschenlich eh wieder nur antworten, dass er sich nicht weiter zu dem Thema äußer wird.
Herzliche Grüße
Mitglied inaktiv - 24.08.2010, 12:50
Antwort auf:
Kortisolspiegel/Schreien lassen
Danke für den Buchtip! Ich lese wirklich gerne und bin dankbar für jeden Tip!
Jedoch ist es als junge Mutter schwer die Zeit zu finden, ein solches Buch von vorne bis hinten durchzuwälzen...Vielleicht können Sie mir sagen, wo in diesem Buch steht, dass man ein weinendes Kind in der Wiege liegen lassen und nur ruhig auf es einreden soll?
Weinen ist nicht gleich Weinen, darf ich dann davon ausgehen, dass Sie bei "richtigem" Weinen raten, das Kind doch aus der Wiege zu nehmen und zu trösten?
Darf ich dann auch davon ausgehen, dass man erst ein langes Gespräch mit den Eltern führen muß, um herauszufinden, weshalb das Kind weint und ob man es "herausnehmen darf"?
Eventuell könnten Sie mir auch sagen, wo ich in diesem Buch einen Hinweis darauf finde, weshalb ich ein Kind weinen lassen sollte, ist weinen, ob laut, hilflos, kurz, lang oder aus Trotz doch immer ein Zeichen negativer Emotion.
Danke für Ihre Mühen!
M.
Mitglied inaktiv - 26.08.2010, 11:06