Frage: Zweisprachig?

Hallo Herr Dr. Busse, wie sollen wir am besten mit unserem Sohn (fast 19 Monate) reden? Wir sind beide Türken. Ich rede automatisch vieles auf deutsch. Mein Mann vieles auf türkisch. Er verfällt aber immer wieder auch ins Deutsche. Einige sagen, dass ein Elternteil türkisch und das andere deutsch reden soll. Aber das ist gar nicht so einfach das so einzuhalten. Was meinen Sie? Können wir beide Sprachen sprechen oder lernt unser Sohn deutsch bzw. türkisch auf diese Art nicht gut genug? Wenn ich mit ihm nur türkisch rede, denke ich, dass er im Kindergarten kein Wort deutsch kann und sich schwer tun wird. Wie verfahren die Mütter? Vielen Dank!

Mitglied inaktiv - 10.09.2009, 19:51



Antwort auf: Zweisprachig?

Liebe K., Ihr KInd sollte zunächst seine Mutterspache wirklich richtig lernen und dazu sollten Sie beide am besten nur türkisch reden mit ihm. Deutsch lernt er dann im Kindergarten oder wenn Sie jettz schon KOntakt mit deutschen Familien pflegen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 11.09.2009



Antwort auf: Zweisprachig?

Hallo, bin natürlich kein Arzt, wollte aber auch gern etwas dazu sagen, nur so als Orientierung, weil ich Sprachwissenschaftlerin bin: Dass ein Elternteil die eine, der zweite die andere Sprache sprechen soll, gilt ja nur, wenn einer von beiden z. B. Deutsche ist, der andere Türke. Jeder soll nämlich in seiner Muttersprache sprechen. Spricht keiner von beiden Deutsch als Muttersprache, sollte man sich für eine Schwerpunkt-Sprache entscheiden. Da das Kind in Deutschland lebt, aufwächst und zur Schule gehen muss, ist das in diesem Fall das Deutsche. Es sollte in Eurem Alltag die größte Rolle spielen. Ihr könntet es zum Beispiel so regeln, dass die anderen Verwandten (Geschwister von Euch oder die Großeltern) mit Eurem Sohn türkisch sprechen, Ihr aber möglichst deutsch sprecht. Wenn Ihr beide Sprachen aber ständig vermischt, kommt es leicht zu einem großen Problem: Dann kann es passieren, dass Euer Sohn als Erwachsener weder die eine, noch die andere Sprache 100prozentig richtig gut spricht. Das ist ein recht häufiges Phänomen. Und das ist sehr schlecht, nicht nur für die Schule. Sondern auch für die Seele: Das Kind ist in keiner Sprache wirklich gut und zutiefst zu Hause. Es reicht dann zwar für den Alltag und für oberflächliche Gespräche, aber nicht für ein tiefer gehendes Wissen. Es ist sicher nicht schlimm, wenn Euch ab und zu ein paar türkische Worte rausrutschen, das kann man wohl kaum vermeiden. Schwerpunkt sollte aber das Deutsche sein. Übrigens noch ein Hinweis: Es ist leider eher selten, dass ein Kind irgendwann beide Sprachen gleich gut spricht. Das kommt meist nur dann vor, wenn das Kind in beiden Ländern längere Zeit gelebt hat. Normalerweise spricht das Kind diejenige Sprache besser, die in seiner Umgebung, von seinen Freunden, in der Schule gesprochen wird. Ihr solltet daher in Kauf nehmen, dass Euer Sohn eher im Deutschen zu Hause sein wird. Wenn Ihr zuviel mischt, kann es passieren, dass er nicht beide Sprachen gleich gut spricht - sondern beide gleich schlecht. Grüßle, Astrid

Mitglied inaktiv - 10.09.2009, 20:20



Antwort auf: Zweisprachig?

Hej! Ich bin normal eigentlich nur im Mehrsprachenforum unterwegs, neuerdings aber häufen sich die Hinweise, daß es auch anderswo interessant ist - lächel. Hier mal erstens der Tip an die Urspungs-Fragesteller, sich doch bitte, bitte mal im mehrsprachigen Forum schlauzulesen, dort bekommt man jede Menge Hilfe und redet vor allem mit Menschen, die Praxis mit dem Thema haben. Einen Tip/Hinweis hierzu hätte ich mir von Dr Busse als Forums-Moderator durchaus gewünscht (kleiner Wink). Natürlich ist es absoluter Unsinn, erstmal eine Fremdsprache mit einem Kind zu reden, nur damit es die Umgebungssprache lernt. Sogenannte oder selbsternannte Experten und wohlmeinende Familienmitglieder und Nachbarn geben leider immer wieder diesen Rat - und ich laufe die Wände hoch, denn es ist inzwischen sogar in einschlägiger Literatur, aber vor allem in der Praxis erwiesen, daß das Nonsens ist. Mal abgesehen davon, daß es in manchen Fällen gar nicht möglich ist - aber das istdann auch was anderes. Wichtig ist, daß man dem Kind Kontakte zur Umgebungssprache ermöglicht. D.h. wer in einem türkischen "Ghetto" lebt, also nur türkische Nachbarn hat, nur tükische Bücher leiht, nur trürisches Fernsehen / Radio einschaltet, wer nur beim Türken einkauft etc. --- der kann sein Kind natürlich leider nicht mit der Umgebunngssprache (in Eurem Falle Deutsch) konfrontieren. Wer aber "gemischt" lebt, d.h. beide Sprachen wechselweise in seinem Alltag und Umfeld praktiziert, der kann sich ohne Angst vor Nachteilen, im (Gegenteil!!) zuhause eine türkische Oase schaffen. Das ist sogar wichtig, weil die Umgebungssprache spätestens mit dem Eintritt in eine deutschen KIGA sehr mächtig wird. Dafür gibt es sogar in meinem Freundeskreis viele schlagende Beweise. Selbst wenn das Kind bei KIGA-Beginn noch kaum oder gar nicht die Umgebungssprache spricht, lernt es diese sehr schnell - d.h. die Eltern dürfen gerne und und sollten sogar ihre Muttersprache mit dem Kind sprechen, damit es diese von Anfang an lernt! Macht Euch unabhängig von den gutgemeinten, aber falschen Tips anderer, die oft genug sich mit Mehrsprachigkeit so gut wie nie beschäftigt haben (wenn überhaupt mit Sprache und Spracherwerb.) Es gibt inzwischen genug Eltern, die man im Internet, aber auch im realen Leben treffen kann, die weitaus mehr Ahnung haben - denn sie leben mit dieser Fragestellung Tag für Tag und sehen,wie es gut geht und wie nicht. Redet weiter Türkisch mit Eurem Kind, wenn Ihr Euch damit wohlfühlt. Seid überzeugt, daß es die Umgebungssprache auch lernen wird, wenn Ihr sie nicht von ihm fernhaltet . Und im Zweifelsfalle sitzen wir im mehrsprachigen Forum bereit, Euch von unseren Erfahrungen zu erzählen. Gruß Ursel, DK - mit 2 fließend zweisprachigen Teenagern

Mitglied inaktiv - 13.09.2009, 20:11



Antwort auf: Zweisprachig?

Hej astrid! Mein voriger Beitrag hat Dir ja nun schon heftig widersprochen - ich bin zwar keine Sprachwissenschaftlerin, lebe aber täglich mit 2 Sprachen, bin sehr sprachlich vorbelastet (Bibliothekarin mit Schwerpunkt Literatur), bin in etlichen mehrsprachigen Foren und Mailinglisten unterwegs und habe mit meiner Familie bereits an Sprachstudien teilgenommen. Zudem kenne ich viele mehrsprachige Familien persönlich. Ich möchte nicht mehr wiederholen, wieso es absoluter Quatsch ist, türkischen Eltern in Dtld. zu empfehlen, deutsch mit ihrem Kind zu sprechen un d das Türkische der Verwandtschaft zu überlassen. (Du meine Güte!) Traurig ist auch, daß Du dies als Sprachwissenschaftlerin empfiehlst - unsichere Menschen verleitet dies noch mehr, Dich als Expertin auch auf dem Gebiet der Mehrsprachigkeit zu betrachten, als die Du Dich leider eben gerade nicht qualifiziert hast. Mich würde wirklich interessieren, worauf Deine Empfehlungen beruhen. Dein letzter Absatz aber widerspricht genau dem, was Mehrsprachigkeit ist: Du schreibst: "Übrigens noch ein Hinweis: Es ist leider eher selten, dass ein Kind irgendwann beide Sprachen gleich gut spricht. Das kommt meist nur dann vor, wenn das Kind in beiden Ländern längere Zeit gelebt hat. Normalerweise spricht das Kind diejenige Sprache besser, die in seiner Umgebung, von seinen Freunden, in der Schule gesprochen wird. Ihr solltet daher in Kauf nehmen, dass Euer Sohn eher im Deutschen zu Hause sein wird. Wenn Ihr zuviel mischt, kann es passieren, dass er nicht beide Sprachen gleich gut spricht - sondern beide gleich schlecht." Nein, nein , nein. Es gibt durchaus Studien, die belegen, daß die meisten Kinder eine Schwerpunktsprache, meisten Umgebungssprache, haben. Trotzdem sprechen sehr viele Kinder beide Sprachen fließend, oft auch auf hohem Niveau - nicht nur meine eigenen Kinder sind dafür gute Beispiele. Sehr viele der mehrsprachigen Kinder, die ich kenne, sind sogar ausgesprochen gut in der Schule, auch in der Umgebungssprache! (Woher die schlechten Sprachkenntnisse bei manchen Kindern in beiden Sprachen kommen, habe ich oben erwähnt, Stichwort Ghetto). Aber Du erklärst den türkischen Eltern noch einmal sehr schön, warum sie unbedingt Türkisch reden soltlen: WEIL eben die Umgenugssprache so dominant ist, ist es doppelt wichtig, mit der Nicht-Umgebungssprache dagegenzuhalten. Sonst lernen sie die nämlich nie!!! (Ich war die einzige, die mit den Kindern Deutsch gesprochen hat, vo nBesuchern aus Dtld. oder besuchendort mal begsehen,die ja nun nicht zum Alltag gehören. Wer anderes als ich hätte es ihnen denn beibringen sollen?????) Mischen bedeutet nun wieder etwas ganz anderes, auch das kannst Du mal im Mehrsprachenforum nachlesen. Was verstehst DU darunter? Was qualifiziert Dich für (solche/Deine) Aussagen zum Thema mehrsprachige Erziehung? Wieviele wirklich mehrsprachige Kinder, Familien und Methoden kennst Du? Fragen, die alle Eltern an die stellensoltlen, die meinen, ihnen gute Ratschläge geben zu wollen. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 13.09.2009, 22:10



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