ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin..

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
Antwortet von Samstag - Mittwoch

Frage: ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin..

Hallo Dr. Busse, es geht um meine 10 Jahre alte Tochter. Ich weiß nicht, ob Sie mir helfen können, es geht um eine psychologische Sache. Aber hier im Expertenforum gibt es ja niemand spezielles für Jungend- und Kinderpsychatrie. Meine Tochter hatte, als sie so 6 - 7 Jahre alt war, eine Phase, in der sie komische Gedanken hatte. Dann verspürte sie den Zwang, diese Gedanken mir zu erzählen. Denn wenn sie es nicht tat, belastete sie das so sehr, bis sie Bauchschmerzen davon bekam. Und wenn sie darüber sprach sagte sie ständig weinend, ich will so etwas nicht denken, aber es kommt von ganz alleine. Z.B. sage sie oft, dass sie schlimme Sachen zu mir sagt, in Gedanken. Sie beschimpfte mich mit üblen Schimpfwörtern und dann tat es ihr Leid, dass sie so dachte. Oder sie dachte sehr oft an sexuelle Sachen. Z.B. erzählte sie einmal, dass sie einmal auf dem Schulhof alleine gespielt hatte, sich vorgestellt hatte, die Straßenlaterne auf dem Schulhof wäre ein Mann und sie umschlang die Laterne mit Beinen und Armen und stellte sich vor sie hätten Sex :(((????? Dann hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sich so was vorgestellt hatte und verspürte den "Zwang" es mir zu erzählen. Das ging wochenlang so. Es war so, als ob ein richtig dreckiges Luder in ihr stecken würde. Ich konnte kaum glauben, dass das meine 6-jährige Tochter ist. Sie hatte ständig "böse" Gedanken (so wie sie es bezeichnete) und meinte immer, sie will nicht so denken und weinte und weinte. Es war extrem schlimm, sie kam dann manchmal 5 mal am Tag mit "Mami ich muss dir was sagen..." Ich habe den Scheiß ein paar Tage mitgemacht und versucht ihr einzureden, dass das normal ist, dass man in Gedanken mal sauer auf Mami ist, und sie gerne deswegen beschimpfen mag. Das habe ich auch getan als ich ein Kind war und sauer auf meine Mutter war. Da habe ich halt in Gedanken meiner Wut freien Lauf gelassen. Dann war mir das zu viel. Ich habe dann total blockiert und wollte nicht mehr wissen, was sie mir zu erzählen hatte. Ich weiß nicht in wie fern das richtig oder falsch war. Sie kam dann noch ein paar mal, dann war Schluss. Ich weiß nicht, ob sie das in ihren Gedanken auch abgeschaltet hat. Aber der Zwang, mir alles erzählen zu müssen, war nicht mehr da. Wir haben damals in einem kleinen ruhigen Dorf gelebt. Sie ging da in den Kindergarten und mit Freundinnen traf sie sich nur nach Absprache (wie heutzutage so gängig ist). Also sie spielte nicht auf der Straße, sondern im Haus oder Garten bei der entsprechenden Freundinn. Zu Hause haben wir mit Oma und Opa gelebt, eine sehr liebevolle Umgebung. Mein Mann ist Akademiker und kam nur am Wochenende nach Hause. Deshalb hat meine Tochter 6 Jahre lang bei mir im Bett geschlafen (Ausnahme: am Wochende, da war mein Mann da) Was ich damit sagen will, wir haben eine sehr innige Beziehung gehabt, ich habe mein Kind nie geschlagen und nie misshandelt. Aber aus erziehungsgründen, muss man als Mutter auch mal was verbieten oder Grenzen ziehen. Und das waren dann diese Momente, in denen sie mich dann gedanklich beschimpfte. Warum sie diese sexuellen Gedanken ständig hatte, weiß ich nicht. Das höchste was ich mir vor meinen Kindern mit meinem Mann erlaube ist eine Umarmung und ein flüchtiger Kuss. Meine Schwiegermutter hat viel Fernsehen geschaut. Die Kiste lief den ganzen Tag und meine Tochter bekam viel aus diesen Serien mit. Anders kann ich es mir nicht erklären. Naja. Auf jeden Fall hörte das nach einer Weile auf. Zumindestens das mit dem "Mama ich muss dir was sagen" Und jetzt ist sie 10 Jahre alt und seit 3 - 4 Tagen fängt das schon wieder an!!! Inzwischen wohnen wir in einer anderen Gemeinde (auch sehr schön und ruhig) und ich lasse meine Tochter alleine nirgends hin. Nur mit Freundinnen. Und es sind Kinder aus anständigen Familien. Sie hat Musikunterricht, geht turnen trifft sich mit den Mädels zum inliner fahren oder einfach nur so. Jetzt nicht mehr so oft nur noch zu Hause, sondern öfter mal draußen. Sie geht im Nachbarort auf die Realschule. Wirklich alles o.k. Aber sie fängt mit dem Scheiß an "Mama ich muss dir was erzählen" - "nein, musst du nicht, ich will es nicht wissen" - "doch ich MUSS, wenn ich es nicht tue, dann bekomme ich so Bauchschmerzen!" Sie steht dann und erzählt mir dann tränenüberströmt, was für schlechte Gedanken sie wieder hatte usw. Sie hat den Zwang, mir alles beichten zu müssen. Ich habe dann gesagt "Du MUSST mir nichts erzählen. Erzähle es mir nur, wenn du es wirklich willst und wenn es so etwas ist wie diese "schlechten Geheimnisse" ist über die ihr in der Schule und wir zu Hause geredet haben. Wenn es etwas ist, was schlecht für dich ist, dann erzähle es mir. Aber ich will nicht wissen, was du über mich oder deine Schwester gerade gedacht hast". Dann weint sie ständig und sagt, es wäre als ob jemand schlechtes böses in ihr wäre, dass sie solche Sachen denkt, und sie verbietet diesem jemand dann so zu denken. Es wäre so, wie wenn jemand neben ihr wäre, mit der sie dann reden würde.???? Ich mache mir jetzt echt Sorgen. Was soll das? Was hat sie nur? Warum hat sie diesen Zwang mir immer alles beichten zu müssen und warum denkt sie ständig böse Sachen, obwohl sie das nicht will. Das ist wahrscheinlich so etwas wie "du darfst jetzt nicht an einen Teddy denken" und dann bekommt man diesen Teddy nicht mehr aus den Gedanken. Auch ein Zwangsverhalten. Wie kann ich denn das abstellen? Wie soll ich reagieren. Sie jammert nur noch rum "Warum bin ich nur so? Was ist mit mir los?" Ich sage dann "Nichts ist mir dir los, das geht wieder vorbei" habe aber Angst, dass sie sich immer mehr hineinsteigert. Ich wäre froh, wenn sie mir ein paar Tipps geben könnten.

Mitglied inaktiv - 23.09.2010, 17:44



Antwort auf: ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin..

Liebe N., ich kann Ihnen nur dringend raten, dass Sie einen Termin bei einem Kinder- und Jugendpsychiater vereinbaren und mit ihm das Problem zu klären versuchen. Zögern Sie bitte nicht, denn Ihre Tochter kommt jetzt ja in die Pubertät und da würde es immer schwieriger an sie heranzukommen und ihr zu helfen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 24.09.2010



Antwort auf: ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin..

Ich würde an deiner Stelle den Dr. Posth fragen, das ist eher SEIN Gebiet... Am Besten die Frage bis Montag-Vormittag stellen... Mach dir nicht soviele Sorgen, wird schon ;-) LG

Mitglied inaktiv - 23.09.2010, 20:12



Antwort auf: ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin..

Hallo, obwohl ich mich eigentlich nicht in ein anderes Forum "einmische" würde ich Ihnen gerne als Psychologin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin kurz antworten. Ihre Tochter scheint, so wie Sie es beschreiben, an einer ausgeprägten Zwangsstörung zu leiden. Eine Zwangsstörung kann in einer Zwangshandlung bestehen (man kennt es z.B. vom Drang, sich die Hände waschen zu müssen etc.) als auch, genau so wie Sie es beschreiben, in Zwangsgedanken zu bestehen. Diese Gedanken sind für den Betroffenen sehr belastend. Dass diese Gedanken häufig einen obszönen Inhalt haben, ist typisch für die Erkrankung und bedeutet keinesfalls, dass ihre Tochter Diesbezügliches erlebt hat. Sie sollten sich unbedingt kompetente Hilfe bei einem Kinder- und Jugendpsychiater oder einem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten holen. Zwangsstörungen kann man in erfahrenen Händen sehr gut behandeln. Ich verstehe gut, dass man sich als Mutter den Kopf zerbricht, was die Erkrankung ausgelöst hat; Sie schreiben ja ausführlich über Ihre Lebenssituation. Dies bekommt man häufig nicht heraus, Sie sind sicher nicht "schuld", es werden in der Forschung verschiedene Modelle diskutiert, wie z.B. auch eine genetische Veranlagung. Dies alles sollten Sie in kompetenter therapeutischer Begleitung besprechen. Ihre Reaktion, Ihrer Tochter die Berichte über ihre Gedanken zu "verbieten" ist nachvollziehbar, hilft ihr aber nicht - leider ist es nicht mit einfachen Tipps getan, um die Sie bitten, sondern Sie müssen sich wirklich kompetente Hilfe holen. Fragen Sie doch als ersten Ansprechpartner evtl. Ihren Kinderarzt nach einem Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in Ihrer Nähe, sonst finden Sie Adressen in Ihrer Nähe auch im Internet (ganz wichtig ist es, zu einem Kinderpsychiater -also einem Arzt - oder einem approbierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zu gehen). Mit freundlichen Grüßen, Charlotte Schuhmann

Mitglied inaktiv - 24.09.2010, 02:07