Hallo Dr. Busse,
ich würde gern mal Ihre persönliche Meinung zu unserem Problem hören.
Unsere Tochter (3,5) hat schon immer schlimme Mittelohrentzündungen und sämtliche andere Atemwegsinfekte. Sie hat Paukenröhrchen, von denen eins schon raus ist sei zwei Wochen und das andere im Gehörgang liegt, also auch nicht mehr arbeitet.
Nun haben wir vor kurzem mit einer homöopathischen Behandlung begonnen, um ihr Immunsystem zu stärken, da die üblichen Tipps (gesundes Essen, frische Luft etc.) nicht geholfen haben und sie eh von Anfang an sehr gesund gelebt hat.
Lt. Homöopath sollte sie möglichst kein Antibiotikum mehr bekommen. Als sie dann (typischerweise *g*) über die Feiertage ne eitrige Mittelohrentzündung hatte, bei der auch die Flüssigkeit rauskam aus dem Ohr, haben wir Cefaclor bekommen vom Arzt im KH. Er sagte aber ausdrücklich, dass wir das nur geben sollen, wenn die Kleine Fieber oder Schmerzen hat. Und das war nicht der Fall.
Der Homöopath, den wir dann anriefen, gab uns aber ein homöopathisches Mittel. Das gaben wir ihr dann auch, und ihr gings auch gut.
Gestern waren wir zur Kontrolle beim HNO, weil immer noch ein wenig Flüssigkeit aus dem Ohr kam (lt Homöopath aber normal). Der HNO machte uns die Hölle heiß, weshalb wir das Cefaclor nicht gegeben haben. Wir verwiesen dann auf den Arzt im KH, der ja sagte, nur bei Fieber und Schmerzen.
Nun sollen wir das Cefaclor doch geben, der Homöopath meinte das ist alles Unfug, wir sollen ein neues homöopatisches Mittel nehmen.
Wir sind total verunsichert, weil wir ja einerseits das Immunsystem nicht weiter "schwächen" wollen und die Konstitutionsbehandlung auch nicht gefährden wollen, aber andererseits natürlich das Ohr nicht weiter geschädigt werden soll.
Ich muss dazu sagen, dass die Konstitutionsbehandlung auch aufgrund der starken Neurodermitis durchgeführt wird.
Mir ist ja bewusst, dass Antibiotikum manchmal unerlässlich ist, aber unsere Tochter hat in ihrem kurzen Leben fast 20 Behandlungen hinter sich, und kann einige Sorten gar nicht mehr nehmen, weil sie resistent ist.
Haben Sie vielleicht einen Tipp oder können Sie uns einfach nur beruhigen?
Viele Grüße
Sylvia
Mitglied inaktiv - 04.01.2008, 12:05
Antwort auf:
Homöopathie vs. Antibiotikum ??? (lang)
Liebe Sylvia,
das sollte man nicht so dogmatisch sehen. Ob die Homöopathie wirklich kann, was behauptet wird, lassen wir mal einfach dahingestellt. Aber auch sonst muss nicht jede Mittelohrentzündung bei Kindern über 2 Jahre mit einem Antibiotikum behandelt werden und die Strategie, erst mal nur Schmerzen bekämpfen und abwarten war sehr sinnvoll. Nur bei einer deutlichen Verschlechterung hätte ich dann natürlich unbedingt zum Antibiotikum geraten. Jetzt nachträglich macht das eher keinen Sinn mehr und man kann einfach Geduld haben - ob mit oder ohne homöopathische Behandlung.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 04.01.2008
Antwort auf:
Homöopathie vs. Antibiotikum ??? (lang)
Hallo,
bin nicht Doc Busse, wollte aber auch gern was dazu sagen, wenn ich darf. Ein Freund von uns ist Arzt und seit vielen Jahren ausgebildeter klassischer Homöopath. Er sagt, Antibiotika schwächen keineswegs das Immunsystem! Auch mit einem Antibiotikum muss der Körper einen Infekt trotzdem noch in großen Teilen selbst heilen. Das Antibiotikum hält ihm dabei nur die Bakterien vom Hals - die ganze Entzündung, der Eiter etc. - alles wird vom Körper selbst bewältigt und beseitigt. Dabei kann übrigens auch die Homöopathie ergänzend helfen.
Es sei daher absolut unseriös, wenn Heilpraktiker und Homöopathen die Leute verunsicherten mit der Behauptung, Antibiotika seien bei gelegentlicher Einnahme schädlich, denn das stimmt nicht. In manchen Fällen seien Antibiotika die bessere Wahl. Er selbst wendet die Homöopathie lieber zur Vorbeugung (bei häufigen Infekten oder chronischen Erkrankungen) an, und als Ergänzung der Akutbehandlung.
Er gibt auch zu bedenken, dass viele akute Infektionen im Hals oder den Ohren sehr schmerzhaft für ein Kind sind. Viele Erwachsene erinnern sich leider nicht mehr daran, wie gemein Ohrenschmerzen weh tun, sie sind mit das fieseste, was ein Kind aushalten muss. Die meisten Eltern würden - hätten sie selbst Ohrenschmerzen - nicht eine einzige Stunde zögern, ein Antibiotikum zu nehmen. Nur um bald wieder schmerzfrei zu sein. Es sei daher wirklich quälend für das Kind, wenn man es unter einer dicken MO-Entzündung tagelang leiden lasse.
Mein Sohn musste eine Zeitlang auch öfters ein Antibiotikum gegen MOE nehmen. Er hat deshalb aber nicht häufiger Infekte als andere Kinder. Es ist einfach so, dass die Häufigkeit von solchen Infekten im Laufe der Jahre weniger wird. Schulkinder bekommen sie schon viel seltener. Ob sie vorher ab und zu Antibiotika genommen haben, beeinflusst die Häufigkeit wohl nicht.
Grüßle,
Bonnie
Mitglied inaktiv - 04.01.2008, 13:41