Frage: Antibiotikum-eine Grundsatzfrage

Lieber Herr Dr. Busse, gestern bekam meine 2jährige Tochter nach dem Kindergarten einen heißen Kopf, schlief 2 Stunden und erwachte mit über 40 Fieber und in schlechtem Zustand. In der Ambulanz stellte der Oberarzt stark geschwollene Mandeln und eine Ohrenentzündung fest.Ein Scharlach-Test war negativ. Er riet zu einem Antibiotikum, das wir ihr auch abends gegeben haben, nachts war sie noch fiebrig, aber heute früh schon in viel besserer Verfassung, was für mich deutlich zeigte, dass es angezeigt war und angeschlagen hat. Aus meinem familiären Umfeld bekam ich aber viele Bedenken zu hören, das schwäche doch das Kind, die Abwehr etc.Ich gehe bestimmt nicht leichtfertig damit um, bin aber in bestimmten Fällen dankbar, dass es diese Mittel gibt und vertraue dem fachlichen Einschätzungsvermögen eines Kinderarztes, fühle mich aber auch unter Druck gesetzt. Es ist ihr 2. Antibiotikum überhaupt. Muss ich mir nun Gedanken machen? Herzlichen Dank und mit freundlichen Grüßen-H.

Mitglied inaktiv - 29.09.2010, 10:17



Antwort auf: Antibiotikum-eine Grundsatzfrage

Liebe H., diese "Mittel" haben in der Tat mehr Menschen in den letzten 100 Jahren das Leben gerettet als alle anderen Medikamente zusammen und viele Eltern haben kurz nach dem Krieg auf dem Schwarzmarkt Unsummen bezahlt, um ihr Kind zu retten. Wie bei vielen Dingen gibt es auch bei Antibiotika nicht "gut" oder "schlecht", entscheidend ist der richtige Gebrauch. Der Kinderarzt wird also immer abwägen und zu klären versuchen, ob es sich wirklich um einen bakteriellen Infekt handelt, wie schwer krank das Kind ist, wie hoch das Risiko der Verschlimmerung ist, wenn man erst mal abwartet - und natürlich auch wie hoch das Risiko der Nebenwirkungen des Antibiotikums ist. So wird man z.B. einen Säugling mit Mittelohrentzündung sofort antibiotisch behandeln, weil bei ihm eine drohende Ausbreitung auf den Knochen oder das Gehirn häufiger vorkommt als bei Kindern über 2 Jahren, bei denen man durchaus einen Tag abwarten kann, wie sich der Infekt entwickelt. Dass es - weniger bei Kinderärzten als bei anderen Ärzten - unnötig viele Verordnungen von Antibiotika gab und gibt. ist natürlich schlecht und kann nur durch gute Aus- und Weiterbildung der Ärzte geändert werden. Und auch manche Patienten müssen Geduld lernen und nicht unzufrieden sein, wenn Ihr Arzt erst mal zu Hausmitteln und Kontrolle in 1 bis 2 Tagen rät und nicht gleich ein Antibiotikum aufschreibt. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 30.09.2010



Antwort auf: Antibiotikum-eine Grundsatzfrage

Meine Meinung? Richtig angewandt, sind Antibiotika eins der besten Dinge, die die Menschheit erfunden hat (was anderes, wenn's wegen jedem Sch... gegeben wird, wo es nicht noetig oder angezeigt ist). Das Antibiotikum hat angeschlagen, deine Tochter ist auf dem Weg der Besserung. Gib es wie empfohlen bis zum Ende durch, und ignoriere die Holzkoepfe in deiner Verwandtschaft. LG Connie

Mitglied inaktiv - 29.09.2010, 12:43



Antwort auf: Antibiotikum-eine Grundsatzfrage

Solang du nicht wegen jedem Pups Antibitika gibst, kannst du nichts falsch machen! Der Körper kann eine Resistenz entwickeln, wenn dieser zu oft Antibitika bekommt. Um mal Zahlen zu nennen: 4x im Jahr über 2-3 Jahre wäre definitiv zu viel Antibiotika. LG

Mitglied inaktiv - 29.09.2010, 16:21



Antwort auf: Antibiotikum-eine Grundsatzfrage

Das stimmt so nicht. Nicht der Körper wird resistent, sondern die Bakterien die mit dem Antibiotikum bekämpft werden sollen: http://de.wikipedia.org/wiki/Antibiotikum-Resistenz

Mitglied inaktiv - 29.09.2010, 20:58



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